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von Reinhard Wien » Fr 12.04.24 22:37
Guten Abend allerseits. Es ist mein erster Post in diesem Forum, hoffe, ich habe alle Details richtig verstanden und der Text wird korrekt formatiert wiedergegeben.
Ich bin durch Zufall auf diesen Thread gestoßen, da ich wegen einer (angeblich) römischen Militärpfeife recherchieren wollte. Gerne werde ich das Ergebnis meiner Internetrecherche mit euch teilen, vorab noch einige Informationen. Die mir vorliegende Pfeife sieht exakt so aus, wie fast alle bei eBay oder sonstigen Quellen aufzufindenden derartigen Trillerpfeifen, die in den allermeisten Fällen dort mit "Römische Kaiserzeit" datiert werden. Die Länge erscheint mit 3,6 cm verhältnismäßig klein, entspricht aber genau den anderen Größenangaben, die ich bei solchen Stücken gefunden habe. Das Material dürfte Blei sein, auch das Gewicht spricht dafür, die Patina ist grau und leicht korrodierend, es gibt stellenweise weißliche Ausblühungen.
Der Gegenstand wurde bereits Ende der 1980er-Jahre auf einem Feld (Acker), im Bereich einer römischen Villa Rustica von einem Heimatforscher bei einer sog. Oberflächenbegehung - dem Vernehmen nach mit freiem Auge - gefunden. Bemerkenswert ist, dass es sich dabei zwar einerseits um einen römischen Bauernhof gehandelt haben dürfte, wobei trotzdem davon auszugehen ist, dass diese Art von Landwirtschaftsbetrieben in Ostösterreich von Veteranen der nahegelegenen Militärlager betrieben wurden.
Soviel zu den grundlegenden Fakten, soweit mir bekannt, aber jetzt wird es erst interessant, um eine Aussage zur Herkunft derartiger Trillerpfeifen zu treffen: Bei den Recherchen habe ich auch nach "whistle" in englischsprachigen Quellen gesucht und habe dabei fast idente Stücke aus den USA gefunden, die dort mit 1850 datiert wurden (wahrscheinlich teilweise von den Schlachtfeldern des amerikanischen Bürgerkriegs etwa aus 1860/1865), bei anderen Stücken stand dabei, dass man sie für viktorianisch hält. Also keine guten Nachrichten für all jene, die hier gerne eine Trillerpfeife aus der Römerzeit zu erkennen glauben wollten.
Die Fundhäufigkeit in Europa im Umfeld antiker Schlachtfelder, Siedlungen oder Militärlager könnte darauf zurückzuführen sein, dass dort vorzugsweise geforscht wird.
Omnia Romae cum pretio. (Iuv. 3,183f.)