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Mittelbronzen: Imitationen aus antiken Hilfsmünzstätten des 1. Jahrhunderts

Verfasst: Fr 17.06.22 04:41
von cmetzner
Habe diesen alten Thread gefunden, prima :D

Könnte diese Münze ein Limesfalsum sein oder ist es eine moderne Fälschung :?

26 mm, 6,673 g
Prototyp RIC I Tiberius 82

Av.: DIVVS AVGVSTVS PATER Kopf des Divus Augustus mit Strahlenkrone r.
Rv.: Adler frontal auf Globus stehend, mit nach rechts gewandtem Kopf, zwischen S-C.
Divus Augustus-Av.jpg
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Divus Augustus-Rv.jpg
Divus Augustus-Rv.jpg (16.63 KiB) 737 mal betrachtet
Grüße
Christiane

Re: Limesfalsa

Verfasst: Fr 17.06.22 06:08
von Mynter
Spontan möchte ich sagen, dass das Stück modern ist. Wohnst Du in Chicago? Dann könntest Du Mal bei Harlan Berk vorbeigehen.

Re: Limesfalsa

Verfasst: Fr 17.06.22 06:31
von Lucius Aelius
Ich sehe das völlig anders.
Für mich die Imitation aus einer antiken Hilfsmünzstätte. Aufgrund des niedrigen Gewichts vielleicht in Britannien hergestellt, ansonsten nach Grossgallien zu verorten. Ausgabegrund: Kleingeldmangel bei den Legionen in den beiden germanischen Provinzen. Ein hübsches Pendant zu den Agrippa-Assen aus exakt der gleichen Zeit. Ich glaube, ich hatte hier schon mal irgendwann Beispiele von Imitationen gepostet, die gekoppelte Vorder- und Rückseiten von Agrippaassen und deinem Astypus zeigen. Prägezeit deines Stückes somit ca. 35 - 45 n.Chr. Auch Farbe und Schrötlingsfehler sprechen für eine antike Prägung und nicht für ein modernes Exemplar.
Den Begriff "Limesfalsa" halte ich bei solchen Stücken übrigens für irreführend, "Notgeld" wäre angebrachter.

Re: Limesfalsa

Verfasst: Fr 17.06.22 07:35
von cmetzner
Lucius Aelius hat geschrieben:
Fr 17.06.22 06:31
Ich sehe das völlig anders.
Für mich die Imitation aus einer antiken Hilfsmünzstätte. Aufgrund des niedrigen Gewichts vielleicht in Britannien hergestellt, ansonsten nach Grossgallien zu verorten. Ausgabegrund: Kleingeldmangel bei den Legionen in den beiden germanischen Provinzen. Ein hübsches Pendant zu den Agrippa-Assen aus exakt der gleichen Zeit. Ich glaube, ich hatte hier schon mal irgendwann Beispiele von Imitationen gepostet, die gekoppelte Vorder- und Rückseiten von Agrippaassen und deinem Astypus zeigen. Prägezeit deines Stückes somit ca. 35 - 45 n.Chr. Auch Farbe und Schrötlingsfehler sprechen für eine antike Prägung und nicht für ein modernes Exemplar.
Den Begriff "Limesfalsa" halte ich bei solchen Stücken übrigens für irreführend, "Notgeld" wäre angebrachter.
Das ist echt ein einmalige, aufschlussreiche Erklärung. Vielen Dank Lucius Aelius. :D
Ich habe stunden, tage und wochenlang im Internet nach ähnlichen Münzen gesucht, aber ohne Erfolg.
Mynter hat geschrieben:
Fr 17.06.22 06:08
Spontan möchte ich sagen, dass das Stück modern ist. Wohnst Du in Chicago? Dann könntest Du Mal bei Harlan Berk vorbeigehen.
Auch dir Mynter, vielen Dank für deinen Vorschlag.
Ich wohne in Oak Park, eine Ortschaft bei Chicago die möglicherweise für viele unbekannt ist (Village of Oak Park, Cook County) deshalb gebe ich Chicago an, kann aber gern meinen genauen Wohnort in meinen Daten angeben. Wenn ich mal wieder downtown in Chicago bin, werde ich Harlan Berk aufsuchen, doch Lucius Aelius Erklärung ist echt sehr aufschlussreich und überzeugend.

Dankbare Grüße :D
Christiane

Re: Mittelbronzen: Imitationen aus antiken Hilfsmünzstätten des 1. Jahrhunderts

Verfasst: Sa 28.09.24 00:44
von Homer J. Simpson
Hier wird ein ramponiertes, aber sehr seltenes Stück angeboten: ein As mit den Porträts von M. Aurelius und Divus Verus:
https://www.biddr.com/auctions/hjbltd/b ... &l=6060609
Als ungewöhnlich wird vermerkt, daß die Münze bei normalem Gewicht nur 23 mm groß ist (und zwar nicht zu kleiner Schrötling für den Stempel, sondern Stempel und Schrötling proportional zu klein).
Einzig das normale Gewicht spricht für mich gegen ein hybrides "Limesfalsum"; normalerweise sind diese Stücke zu klein UND zu leicht. Aber sonst wäre das für mich die plausibelste Erklärung - und ob die Münze geprägt oder gegossen ist, vermag ich bei der Erhaltung wirklich nicht zu sagen.

Homer