Unpublizierter Aelius?
Verfasst: Mi 29.06.22 22:54
Mit dem Begriff „unpubliziert“ wird ja viel Schindluder getrieben; wenn ich nur im Kankelfitz nachschaue, habe ich viele Münztypen, die unpubliziert sind.
Anders ist es, wenn ein Feld so frisch und gründlich beackert ist wie das der Reichsmünzen des Hadrian, wo der neue RIC erst drei Jahre ist; da ist doch das Allermeiste drin. Daß man mal eine neue Büstenvariante zu einem Typ findet, okay; aber hier habe ich, wie’s aussieht, einen bisher (mir und den RIC-Autoren) nicht bekannten Sesterzentyp des Aelius.
Vs. L AELIUS – CAESAR
Büste re. mit bloßem Kopf, drapiert und gepanzert von der Seite gesehen
Rs. TR POT – COS II (wahrscheinlich kein SC!)
Fortuna nach li. stehend, sie hält ein Steuerruder, das auf einem Globus steht, und ein Füllhorn
29 mm, 18,81 g, Stempelachse 6 Uhr
Ex Solidus 101, Nr. 1412
Spes und Fortuna spielen in der Münzprägung eine recht große Rolle; es gibt Rückseiten mit Spes und Fortuna einander gegenüberstehend (RIC 2683ff.), mit einer Göttin, die Attribute beider vereint (mit Blume, Füllhorn und Steuerruder: RIC² 2689ff.) sowie mit Spes alleine in typischer Pose (RIC² 2695ff.). Bloß Fortuna alleine fehlte uns noch; hier ist sie nun. Evtl. hatte man die Varianten gerade fast durch mit Spes+Fortuna, Spes/Fortuna, Spes, und war gerade dabei, die Prägung mit Fortuna zu beginnen, als Aelius am 1. Januar 138 plötzlich starb?
Ich habe die Münze dieser Tage frisch bekommen; nach den Bildern mußte ich ein bißchen zocken, da sie nicht so leicht zu beurteilen sind bei der etwas unregelmäßigen Patinafarbe. Mit der Münze in der Hand kann ich folgendes sagen:
- Die Münze hat völlig authentische Oberflächen und absolut echte, unberührte Patina, da ist nichts geglättet oder geschnitzt. Beachte: Kleiner Patina-Absprung auf der Vs. bei 2 Uhr, so typisch für die spröde Patina auf Messingmünzen der Zeit.
- Der Stil des Porträts wie der Buchstaben ist sehr fein, eine inoffiziell-barbarische Prägung scheidet aus trotz des relativ niedrigen Gewichtes, desgleichen ein gegossenes Limesfalsum (Details zu scharf).
- Die Büstendetails sind am unteren Rand der Vs. etwas schlecht zu erkennen, es scheint aber eine drapierte und gepanzerte Büste zu sein.
- Es kann keine hybride Münze sein, da zu dieser Zeit die Titulatur nur für Aelius paßt. Zwei Jahre später gibt es seltene Sesterzen des Antoninus mit dieser Rs.-Legende; Strack 755-760 kennt Rückseiten mit Annona, Fides, Pax und Victoria, aber nicht mit Fortuna.
- Die Grundlinie der Rs. steht sehr tief, deutlich unterhalb des Schriftkreises; darunter scheint der Stempel zu Ende zu sein. Wenn der Stempel groß genug wäre, daß darunter noch ein SC stünde, hätte man den gesamten Schriftkreis größer machen können. Überhaupt habe ich auf den Tafeln im RIC² ein SC im Abschnitt für Aelius nur bei Rückseiten mit zwei Figuren gesehen.
Viele Grüße,
Homer
Anders ist es, wenn ein Feld so frisch und gründlich beackert ist wie das der Reichsmünzen des Hadrian, wo der neue RIC erst drei Jahre ist; da ist doch das Allermeiste drin. Daß man mal eine neue Büstenvariante zu einem Typ findet, okay; aber hier habe ich, wie’s aussieht, einen bisher (mir und den RIC-Autoren) nicht bekannten Sesterzentyp des Aelius.
Vs. L AELIUS – CAESAR
Büste re. mit bloßem Kopf, drapiert und gepanzert von der Seite gesehen
Rs. TR POT – COS II (wahrscheinlich kein SC!)
Fortuna nach li. stehend, sie hält ein Steuerruder, das auf einem Globus steht, und ein Füllhorn
29 mm, 18,81 g, Stempelachse 6 Uhr
Ex Solidus 101, Nr. 1412
Spes und Fortuna spielen in der Münzprägung eine recht große Rolle; es gibt Rückseiten mit Spes und Fortuna einander gegenüberstehend (RIC 2683ff.), mit einer Göttin, die Attribute beider vereint (mit Blume, Füllhorn und Steuerruder: RIC² 2689ff.) sowie mit Spes alleine in typischer Pose (RIC² 2695ff.). Bloß Fortuna alleine fehlte uns noch; hier ist sie nun. Evtl. hatte man die Varianten gerade fast durch mit Spes+Fortuna, Spes/Fortuna, Spes, und war gerade dabei, die Prägung mit Fortuna zu beginnen, als Aelius am 1. Januar 138 plötzlich starb?
Ich habe die Münze dieser Tage frisch bekommen; nach den Bildern mußte ich ein bißchen zocken, da sie nicht so leicht zu beurteilen sind bei der etwas unregelmäßigen Patinafarbe. Mit der Münze in der Hand kann ich folgendes sagen:
- Die Münze hat völlig authentische Oberflächen und absolut echte, unberührte Patina, da ist nichts geglättet oder geschnitzt. Beachte: Kleiner Patina-Absprung auf der Vs. bei 2 Uhr, so typisch für die spröde Patina auf Messingmünzen der Zeit.
- Der Stil des Porträts wie der Buchstaben ist sehr fein, eine inoffiziell-barbarische Prägung scheidet aus trotz des relativ niedrigen Gewichtes, desgleichen ein gegossenes Limesfalsum (Details zu scharf).
- Die Büstendetails sind am unteren Rand der Vs. etwas schlecht zu erkennen, es scheint aber eine drapierte und gepanzerte Büste zu sein.
- Es kann keine hybride Münze sein, da zu dieser Zeit die Titulatur nur für Aelius paßt. Zwei Jahre später gibt es seltene Sesterzen des Antoninus mit dieser Rs.-Legende; Strack 755-760 kennt Rückseiten mit Annona, Fides, Pax und Victoria, aber nicht mit Fortuna.
- Die Grundlinie der Rs. steht sehr tief, deutlich unterhalb des Schriftkreises; darunter scheint der Stempel zu Ende zu sein. Wenn der Stempel groß genug wäre, daß darunter noch ein SC stünde, hätte man den gesamten Schriftkreis größer machen können. Überhaupt habe ich auf den Tafeln im RIC² ein SC im Abschnitt für Aelius nur bei Rückseiten mit zwei Figuren gesehen.
Viele Grüße,
Homer