120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Verfasst: So 02.04.23 14:27
Liebe Freunde antiker Mythologie!
Dies ist ein Zusatz zum letzten Mythologie-Artikel und soll den Fokus auf ein besonders wichtiges Detail lenken.
Ich bin stolz darauf, jetzt ein Geheimnis um eine der ungewöhnlichsten Münzen des Commodus aus Nikopolis gelüftet zu haben. Dies gelang durch die Qualität der folgenden Münze, die bei einer Vergrößerung neue, bisher unbekannte Details ans Licht brachte.
Die Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Commodus, 177-192
AE - AE 18, 3.33g
Av.: AVT M AVPH - KOMOΔOC
Belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: NEIKOΠOΛI Π - POC EICTP(sic!) (beide P revers)
Pan, nackt, mit Fichtenkranz, n. r. gehend, mit der erhobenen Rechten ein Lagobolon
schulternd und mit der Linken ein Weingefäß vor den Bauch haltend.
Ref.: a) AMNG I/1, 1242 (1 Ex., Wien)
b) Varbanov 2181
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) No.8.10.8.3corr.
nicht häufig, fast VZ 120 Jahre altes Rätsel um die "Hörner" gelöst!
Bei meinen Recherchen habe ich 7 weitere Münzen gefunden. Bei denen wird die nackte Figur auf der Rückseite u.a. als Pan, Dionysos und sogar als Flußgott bezeichnet.
Der große Behrendt Pick kannte 1895 nur 1 Ex. 18mm, und nennt als Quelle Wien Arneth Sitzungsber. 9, 898, 7. Die Rs. dieser Münze ist abgebildet unter Nr. 13 auf Taf. XIX. Behrendt Pick (1861-1940) war wohl der größte deutsche Numismatiker. Seine Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind ein bis heute unerreichtes Vorbild. Zuletzt war er Honorarprofessor in Jena, wo er 1934 im Rahmen der Judenverfolgung in den Ruhestand versetzt wurde. Er starb 1940. Seine Frau nahm sich aus Furcht vor den Verfolgungen durch die Nazis 2 Jahre später das Leben.
Er schreibt zu dieser Münze: Die Benennung der sehr roh gearbeiteten Figur ist unsicher, weil die Attribute undeutlich sind. Der Gegenstand, der von der r. Hand über die Schulter fort nach hinten geht, scheint ein langer Stab zu sein, was auf Pan schliessen liesse; dazu würden auch die auf dem Kopf erscheinenden beide Spitzen passen, die eher Hörner als Enden eines Kranzes sind.
Diese Beschreibung wurde von fast allen übernommen, aber die “Hörner” bleiben immer etwas unklar. Aber jetzt kann jeder selbst sehen, daß es sich bei diesen "Hörnern(?)" tatsächlich um Fichtenzweige handelt! Pan bekränzt mit Tannenzweigen
Es ist also wirklich Pan, und das 120 Jahre alte Rätsel um die "Hörner" ist gelöst: diese Darstellung gehört zur Mythologie von Pan und der Nymphe Pitys. Was kann einem Sammler Schöneres geschehen?
Übrigens: Kennt jemand eine andere Münze, die Pan mit einem Fichtenkranz zeigt?
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Dies ist ein Zusatz zum letzten Mythologie-Artikel und soll den Fokus auf ein besonders wichtiges Detail lenken.
Ich bin stolz darauf, jetzt ein Geheimnis um eine der ungewöhnlichsten Münzen des Commodus aus Nikopolis gelüftet zu haben. Dies gelang durch die Qualität der folgenden Münze, die bei einer Vergrößerung neue, bisher unbekannte Details ans Licht brachte.
Die Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Commodus, 177-192
AE - AE 18, 3.33g
Av.: AVT M AVPH - KOMOΔOC
Belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: NEIKOΠOΛI Π - POC EICTP(sic!) (beide P revers)
Pan, nackt, mit Fichtenkranz, n. r. gehend, mit der erhobenen Rechten ein Lagobolon
schulternd und mit der Linken ein Weingefäß vor den Bauch haltend.
Ref.: a) AMNG I/1, 1242 (1 Ex., Wien)
b) Varbanov 2181
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) No.8.10.8.3corr.
nicht häufig, fast VZ 120 Jahre altes Rätsel um die "Hörner" gelöst!
Bei meinen Recherchen habe ich 7 weitere Münzen gefunden. Bei denen wird die nackte Figur auf der Rückseite u.a. als Pan, Dionysos und sogar als Flußgott bezeichnet.
Der große Behrendt Pick kannte 1895 nur 1 Ex. 18mm, und nennt als Quelle Wien Arneth Sitzungsber. 9, 898, 7. Die Rs. dieser Münze ist abgebildet unter Nr. 13 auf Taf. XIX. Behrendt Pick (1861-1940) war wohl der größte deutsche Numismatiker. Seine Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind ein bis heute unerreichtes Vorbild. Zuletzt war er Honorarprofessor in Jena, wo er 1934 im Rahmen der Judenverfolgung in den Ruhestand versetzt wurde. Er starb 1940. Seine Frau nahm sich aus Furcht vor den Verfolgungen durch die Nazis 2 Jahre später das Leben.
Er schreibt zu dieser Münze: Die Benennung der sehr roh gearbeiteten Figur ist unsicher, weil die Attribute undeutlich sind. Der Gegenstand, der von der r. Hand über die Schulter fort nach hinten geht, scheint ein langer Stab zu sein, was auf Pan schliessen liesse; dazu würden auch die auf dem Kopf erscheinenden beide Spitzen passen, die eher Hörner als Enden eines Kranzes sind.
Diese Beschreibung wurde von fast allen übernommen, aber die “Hörner” bleiben immer etwas unklar. Aber jetzt kann jeder selbst sehen, daß es sich bei diesen "Hörnern(?)" tatsächlich um Fichtenzweige handelt! Pan bekränzt mit Tannenzweigen
Es ist also wirklich Pan, und das 120 Jahre alte Rätsel um die "Hörner" ist gelöst: diese Darstellung gehört zur Mythologie von Pan und der Nymphe Pitys. Was kann einem Sammler Schöneres geschehen?
Übrigens: Kennt jemand eine andere Münze, die Pan mit einem Fichtenkranz zeigt?
Mit freundlichen Grüßen
Jochen