Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 02.03.08 21:05

Homonoia-Prägungen

Wir hatten bereits einmal eine Homonoiaprägung im Forum. Leider hat sie sich dann als eine Touristenfälschung herausgestellt. Hier möchte ich eine neue Münze aus meiner Sammlung vorstellen und dann etwas über diese merkwürdigen Prägungen erzählen.

Münze:
Ionien, Ephesos, Gordian III., 238-244
Av.: AVT K.M.AN - T.GORDIANOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r
Rv.: EFECIWN / TYXE / KAI A - LEZ - AN - DREWN
Stadtgöttin (Tyche), mit hohem Kalathos, n.l. lehnend, hält im li Arm Cornucopiae und in
der ausgestreckten Rechten Kultstatue der Artemis Ephesia mit den typischen
Kultbändern
Ref.: BMC 425; Nolle Homonoia 450 (nur 1 Ex.)
Sehr selten (wahrscheinlich 2. bekanntes Ex!), SS, blaugrüne Patina

Diese faszinierende Münze belegt eine Allianz oder ein gemeinsames Fest von Ephesos und Alexandria. Ägypten war die Kornkammer der römischen Welt und Ephesos, die bedeutendste Stadt in Kleinasien, hatte starke kommerzielle Verbindungen zu Alexandria. So gab es in Ephesos, dicht am Theater und nicht weit vom alten Hafen entfernt, einen imposanten Serapistempel. Dieser zusammen mit der Serie der Homonoia-Prägungen, die Ephesos für Alexandria ausgab, und einer Anzahl von archäologischen Gegenständen, die aus Ägypten stammten, sind ein Beweis dafür, daß es in Ephesos eine größere Kolonie von ägyptischen Händlern gegeben haben muß (G)

Die Homonoia:

In augusteischer Zeit findet in den griechische Städten Kleinasiens der Münztypus der Homonoia-Prägungen große Verbreitung. Mit diesen Münzen propagierte die jeweils prägende Stadt ihre Partnerschaft mit einer anderen, ebenfalls auf der Münze genannten Stadt. Das Schlagwort hierfür lautete Homonoia: Eintracht. Eine Homonoia konnte die Beendigung eines Disputs feiern, aber auch aus wirtschaftlichen oder kulturellen gründen erfolgen. Die Darstellung von Handschlägen war z.B. ein beliebtes Motiv... Homonoia-Münzen wurden in Kleinasien in einer Zeit geprägt, in der eigenständige Politik für die Städte in Roms Machtbereich nicht mehr ohne weiteres möglich war. Womöglich ist die Homonoia eine Nachfolgerin der Isopolitie in einem durch römischen Machteinfluß veränderten politischen Umfeld. Jedoch ist für Homonoiai kein festgelegter, juristischer Inhalt nachzuweisen, es handelte sich eher um lockere Verbindungen zwischen den Staaten, die zwischen einheit und Zank schwankten. Aufgrund der zahlreichen konkreten Vorteile, welche mit dem ideellen Wert der Homonoia einhergingen und von zeitgenössischen Rednern in den höchsten Tönen gepriesen wurden, blieb das Streben nach Homonoia bestehen. Auch von Feiern anläßlich einer Homonoia wissen wir. Nolle und Nolle halten den Handschlag für ein zentrales, feierliches Ritual bei solchen Anlässen. Allerdings handelt es sich hier wohl nicht um einen staatsrechtlichen Akt bei einem konkreten Vertragsabschluß, sondern nurmehr um ein Zeichen von Verbundenheit (Silke Knippschild)

Homonoia-Prägungen sind uns aus insgesamt 87 Städten Kleinasiens und der thrakischen Randgebiete ((Kerngebiet: Ephesos, Smyrna, Pergamon, Laodikeis und Hierapolis) erhalten, wobei es sich meistens um Prägungen für Nachbarstädte handelt. Überregionale Prägungen erfolgten für Athen, Sparta, Delphi und Alexandria in Ägypten, sowie für Rom.

Bedeutung der Homonoia:
Besonders bei Dion Chrysostomos finden wir die Lobpreisung der Homonoia als Basis alles Großen, Guten und Schönen. Weiter bezeichnet sie der Redner als einzige praktikable Möglichkeit für die griechischen Städte, sich vor Übergriffen durch römische Beamte zu schützen, als Weg zu größerer Rechtssicherheit in Asien, da sich Verbrecher nicht mehr der Strafverfolgung in einer Stadt durch das Asyl einer verfeindeten Stadt entziehen könnten, und betont die wirtschaftlichen Vorteile, die allen Beteiligten aus der Homonoia erwüchsen. Entsprechend einer solch positiven Sicht der Homonoia erfolgte ihre Verwendung als Propagandamittel auf Münzen.
Es ist verständlich, daß Rom solche Zusammenschlüsse kleinasiatischer Städte mit Mißtrauen verfolgte, da es ein Machtkonglomerat befürchtete. Allerdings gab es auch das Gegenteil, als Gordian III. eine Homonoia zwischen Side und Pere ausdrücklich anordnete, weil er durch den Streit dieser beiden Städte um den Vorrang in Pamphylien eine Störung von Roms militärischen Unternehmungen fürchtete. Auffallenderweise gab es nie eine Homonoia zwischen Ephesos und Smyrna, deren Eifersucht aufeinander berüchtigt war.

Isopolitie:
Dies ist ein Begriff aus dem griechischen Staatsrecht. Man versteht darunter den Vertrag, den zwei unabhängige griechische Städte eingingen. Sie verabredeten in ihm eine Zusammenarbeit auf verschiedenen politischen Feldern, ohne dabei ihre eigene staatliche Souveränität einzuschränken. Im Vergleich zu dieser Isopolitie wird die hier besprochene Homonoia oft nur als schwacher Abklatsch bezeichnet.

Quellen:
(1) der Kleine Pauly
(2) Silke Knippschild, "Drum bietet zum Bunde die Hände", Rechtssymbolische Akte in zwischenstaatlichen Beziehungen im orientalischen und griechisch-römischen Altertum
(3) CNG

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von loron » So 02.03.08 21:34

Lieber Frank,

besten Dank für die stete Arbeit an dieser Rubrik. Ich bin stiller Genießer, möchte aber zum aktuellen Beitrag eine kleine Bemerkung liefern. Du schreibst:
"Homonoia-Münzen wurden in Kleinasien in einer Zeit geprägt, in der eigenständige Politik für die Städte in Roms Machtbereich nicht mehr ohne weiteres möglich war."
Das finde ich ein wenig irreführend, denn der Verlust der Freiheit der griech. Städte war ja bereits im 1. Jh. v. Chr. vollends besiegelt. Eigenständige Politik kaum möglich. Dies wiederum ist eine nach wie vor geeignete Begründung für das Aufkommen der reichhaltigen städt. Prägungen überhaupt, nicht aber speziell für die Homonoia-Münzen. Da müsste man doch anders argumentieren und das Ganze in Bezug setzen zum im frühen 2. Jh. aufkommenden "Prahlen" mit allen möglichen Titeln u.ä. Mein Literaturtipp (den du sicher schon kennst) zum Weiterlesen für alle Interessierten: P.-R. Franke, M. K. Nollé: Die Homonoia-Münzen Kleinasiens und der thrakischen Randgebiete. Saarbrücken 1997.

Beste Grüße:

Florian

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Beitrag von Peter43 » Mo 03.03.08 00:04

Danke für den Beitrag! Das tolle ist, daß Franke/Nolle online ist bei books.google.de!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von loron » Mo 03.03.08 09:31

Danke für den Tipp! Könntest du mir den link schicken? Ich konnte es nicht finden!

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Beitrag von payler » Mo 03.03.08 19:19

loron hat geschrieben:Danke für den Tipp! Könntest du mir den link schicken? Ich konnte es nicht finden!
http://books.google.de/books?q=Franke%2 ... ern+suchen

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Beitrag von loron » Di 04.03.08 09:45

Lieber payler,

bei deinem Link erscheinen nur 4 bibliographische Zitate des besagten Buchs!

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Beitrag von Peter43 » Di 04.03.08 10:21

Hallo Loron!

Jetzt habe ich das auch gesehen, schade!
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Beitrag von Peter43 » Sa 08.03.08 15:25

Die Legio XIIII Gemina Martia Victrix

Die Provinzialmünzen aus Nikaia (Nicaea) mit den Standarten auf der Rückseite gehören zu den häufigsten Provinzialmünzen überhaupt. Umso bemerkenswerter ist es, wenn man dann auf Überraschungen stößt. Dies ist mir hier geschehen. Ob diese Verbindung wirklich den Tatsachen entspricht, kann ich allerdings nicht beweisen.

Bithynien, Nikaia, Severus Alexander, 222-235 .Chr.
AE 22, 5.31g
Av.: M AVR CEVH ALEZANDROC AVG (VG ligiert)
Bloßer Kopf, belorbeert, n.r.
Rv.: NI-K-A-I, im Abschnitt EWN
zwischen 3 Feldzeichen, die beiden äußeren mit je einem Capricorn an
der Spitze
Ref.: SGI 3287 var. (andere Legendentrennung auf der Rs.)
seltenere Variante mit EWN im Abschnitt und Capricorn-Signa
SS, mittelbraune Patina

Die Capricorn-Feldzeichen repräsentieren wahrscheinlich die Legio XIIII Gemina Martia Victrix, die Legion, die Severus zum Kaiser ausrief und und ihn im Kampf um den Purpur unterstützte. Während Alexander Severus durch Julia Domna entfernt mit Severus verwandt war, und deshalb nach ihm benannt war, scheint er doch das Gerücht unterstützt zu haben, daß er in Wirklichkeit ein illegitimer Sohn des Caracalla und damit der Enkel des Severus sei. Diese Münze zeigt dann eine interessante und raffinierte Propaganda.

Die Lego XIIII Gemina war von Augustus aufgestellt worden. Das Epitheton Gemina zeigt, daß sie wahrscheinlich durch die Zusammenlegung zweier anderer Legionen entstanden ist, von denen die eine die Legio XIII gewesen ist, die bei Alesia gekämpft hatte. Martia Victrix war ein Ehrenname, den sie von Nero nach dem Sieg über Boudicca in Britannien erhalten hatte. Ihr Emblem war das Capricorn, wie bei vielen Legionen des Augustus.

Seit 9 n.Chr. war sie in Moguntiacum (Mainz) in Germania superior stationiert. dann war sie eine der 4 Legionen, mit den Aulus Plautius und Claudius 43 die Invasion in Britannien unternahmen. 60/61 nahm sie teil an der Unterwerfung des Aufstandes unter Boudicca. 68 n.Chr. war sie stationiert in Gallia Narbonensis.

89 rebellierte Lucius Antonius Saturninus, der Statthalter von Germania superior, mit Hilfe der Legio XIIII und XXI Rapax gegen Domitian. Die Rebellion wurde jedoch niedergeworfen.

Als 92 n.Chr. die Legio XXI verlorenging, wurde die Legio XIIII Gemina nach Panonnien geschickt, um sie zu ersetzen, und wurde in Vindibona (Wien) stationiert. Nach dem Krieg gegen die Sarmaten und Trajans Dakerkriegen 101-106 n.Chr. wurde sie nach Carnuntum verlegt, wo sie für 3 Jahrhunderte blieb. Einige Teileinheiten kämpften unter Antoninus Pius in den Kriegen gegen die Mauren, und sie nahm teil am Feldzug des Lucius Verus gegen die Parther. Während seines Krieges gegen die Markomannen svchlug Marcus Aurelius sein Hauptquartier in Carnuntum auf.

Nach dem Tod des Pertinax 193 n.Chr. wurde Severus, der Befehlshaber der Legio XIIII Gemina, von den panonnischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, wobei natürlich seine eigene Legion am meisten beteiligt war. Die Legio XIIII kämpfte danach für ihren Kaiser auf dem Weg nach Rom, um den Usurpator Didius Julianus anzugreifen, trug erheblich bei zum Sieg über Pescennius Niger 194 n.Chr., und kämpfte wahrscheinlich mit im Krieg gegen die Parther, der mit der Eroberung ihrer Hauptstadt Ktesiphon endete (Wikipedia)

Mit freundlichem Gruß
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nikaia_sev_alex_SNG3287var.jpg
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Beitrag von beachcomber » Sa 08.03.08 19:21

illegitimer Sohn des Elagabal
du meinst natürlich des caracalla!
grüsse
frank

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Beitrag von Peter43 » Sa 08.03.08 20:17

Schon korrigiert! Danke!
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Beitrag von Peter43 » Sa 15.03.08 23:02

Eine Caracallamünze aus Nikopolis ad Mestum

Nikopolis am Mestus war eine kleine thrakische Stadt, die nur in der Zeit der Severer Münzen geprägt hat. Bekannt sind Vs. für Caracalla, Geta und Julia Domna. Sie gelten alle als selten. Umso glücklicher bin ich, hier einen Caracalla präsentieren zu können.

Thrakien, Nikopolis ad Mestum, Caracalla, 211-217
AE 28, 15.80g
geprägt 209-212
Av.: AVT KM AVRH - ANTWNINOC
Bärtiger Kopf, belorbeert, n.r.
Rv.: OVL NIKOPOLEW - C PROC / MECTW
Adler mit offenen Flügeln auf girlandengeschmücktem Altar frontal stehend, Kopf n.r.,
im Schnabel Kranz, re und li je ein Feldzeichen, oben jeweils mit einem Kranz.
Ref.: Komnick 31 (V6/R30, 2 Ex.); in dieser Stempelkombination nicht Varbanov (Vs. #4331,
Rs. #4332)
Extrem selten, SS, grüne Patina, Randdefekt

Aufgrund des Imperatorentitels kann diese Münze nicht vor 198 n.Chr. geprägt worden sein. Da das Cognomen CEVHROC fehlt, das Caracalla erst nach dem Tod des Geta (nach Mitte Dezember 211) seinem Namen hinzugefügt hatte, setzt dies die zeitliche Obergrenze. Die Annahme dieses Cognomens muß nach einer Papyrosurkunde vor dem 5.Juni 212 erfolgt sein. Eine weitere Einengung ergibt sich durch das bärtige Portrait. Es ist unwahrscheinlich, daß ein Portrait eines Kaisers, der noch keine 20 Jahre alt ist, mit Bart dargestellt wird (Caracalla wurde 188 in Lugdunum geboren). Auf den imperialen Münzen aus Rom erscheint Caracalla erst ab der Gesamtherrschaft von Severus, Caracalla und Geta (Sept./Okt. 209) mit vollem Bart, wie P.V.Hill gezeigt hat. Damit ergibt sich eine zeitliche Einordnung dieser Münze in den Zeitraum, der von Sept./Okt. 209 bis nach Mitte Dez. 211/vor 5.Juni 212 reicht!

Der Adler tritt nur auf den Münzen des Caracalla auf. Er ist als König der Lüfte das Attribut des Zeus, in dessen Auftrag er auch als Bote auftritt. Diese Machtübertragung wird in der Regel durch Blitzbündel oder Globus ausgedrückt, den der Adler in seinen Klauen hält. Auf den Münzen von Nikopolis aber trägt der Adler einen Kranz im Schnabel, meint also keine göttliche Machtübertragung, sondern steht eher in Verbindung mit dem Kaiserkult. Der Kranz im Adlerschnabel drückt die Sieghaftigkeit des römischen Heeres aus, dessen Oberbefehlshaber der Kaiser ist, dessen Portrait sich auf der Vs. findet. Eine ähnliche Botschaft hat auf imperialen Münzen eine Aquila, die sich zwischen zwei Feldzeichen findet.

Quelle:
Holger Komnick, Die Münzprägung von Nicopolis ad Mestum

Mit freundlichem Gruß
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nikopolis_ad_nestum_caracalla_Komnick31.jpg
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Beitrag von Peter43 » Sa 03.05.08 01:34

Verschoben in den Mythologiethread!
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 15.09.11 00:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Peter43 » Fr 09.05.08 14:02

Überprägung eines Caligula-Asses durch Claudius!

Claudius, 41-50 n.Chr.
AE - As (Überprägung), 28.5mm, 10.3g
geprägt wahrscheinlich 41/41 n.Chr.
Av.: TI CLAVDIVS CAES - ERMANICVS IMP PP
Bloßer Kopf des Claudius n.l.
Rv.: LIBERTAS - AVG
im li und re Feld S - C
Libertas n.r. stehend, mit Pileus in der re Hand und ausgestreckter Linker
Ref.: RIC 113; C.47; RCV 1860
sehr selten, gut S

Propaganda-Überprägung eines As, Caligula RIC 38:
Auf der Vs. ist die Legende verstümmelt zu ERMANICVS. Auf der Rs. ist das große C von SC am re Rand erhalten und die Rücklehne des Throns der Vesta. Die Caligulamünze ist wahrscheinlich kurz nach ihrer Prägung überprägt worden. In Bezug auf den schlechten Stil muß die Münze nach ihrer Entwertung in großer Eile überprägt worden sein, vielleicht durch eine Provinzauthorität und durch einen unerfahrenen Stempelschneider.

Curtis Clay hat zu dieser Münze geschrieben:
Wir wissen von Dio Cassius, daß Claudius, obwohl er seinen Neffen und Vorgänger nicht offiziell verdammte, doch dem Senat erlaubte ihn zu verdammen und Caligulas Bronzemünzen neu zu prägen.
Ich glaube, daß Claudius selbst erhebliche Anstrengungen unternahm, um inoffiziell Caligulas Münzen einzuziehen und für Neuprägungen zu benutzen: das war wahrscheinlich der Hauptzweck der Extramünzstätten für Bronze sowohl wie für Gold- und Silbermünzen, die im ersten Jahr von Claudius' Regierung hauptsächlich in den Provinzen tätig waren, bevor er dem Senat offiziell erlaubte, Caligulas Bronzeprägung zu verdammen.
Im allgeneinen wurden Caligulas Münzen nicht überprägt, sondern eingeschmolzen, und das Metall wurde wiederbenutzt um neue Münzen für Claudius zu prägen. Jedoch gibt es eine kleine Serie von Claudius-Assen von zweitklassigem Stil, die direkt auf Caligula-Assen geprägt wurden zu der auch diese Münze gehört.
Es ist schwierig u entscheiden, ob dies eine offizielle Ausgabe in kleinem Maßstab war, vielleicht ausgeführt in einer Provinzstadt oder in einem militärischen Außenposten, oder vielleicht die inoffizielle Initiative irgendeines Händlers, der nicht belästigt werden wollte durch den Transport der Caligula-Asse zur nächsten offiziellen Münzstätte!

Mit freundlichem Gruß
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claudius_113_Überprägung.jpg
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Beitrag von Peter43 » Sa 14.06.08 22:03

Britannicus

Münzen, die Britannicus darstellen, sind äußerst selten und sehr teuer. Die einzige Chance gibt es eigentlich nur bei Provinzialmünzen. Die Ansichten darüber, wer auf meiner Münze dargestellt wird, sind nicht einheitlich. Meistens wird Britannicus genannt, aber es kann auch der jugendliche Nero sein. Jedenfalls gibt sie mir Gelegenheit, etwas über Britannicus zu schreiben.

Ionien, Smyrna, Britannicus, Zeit des Claudius, 41-54
AE 16, 3.89g
Geprägt 50-54 unter den Magistraten Philistos (Stephanephoros) und Eikadios (Strategos)
Av.: Jugendliche Büste des Britannicus, barhäuptig und drapiert, n.r.
Rv.: EPI FILICTOV - EIKADIO / C
Nike, n.r. fliegend, hält Tropaion über der li Schulter
Ref.: RPC 2476 (Nero); BMC 283 (Britannicus); KLOSE 233, 37 (Britannicus)
Sehr selten, SS+ (eines der schönsten Exemplare!)

Britannicus wurde als Sohn des Claudius und der Messalina am 12.2.41 n.Chr. geboren und hieß eigentlich Tiberius Claudius Germanicus. Claudius war zu der Zeit gerade seit einem Monat Kaiser. Nachdem Claudius 43 n.Chr. Britannien erobert hatte und den Titel Britannicus abgelehnt hatte, verlieh der Senat diesen Titel seinem Sohn, der von da an Tiberius Claudius Caesar Britannicus hieß. Claudius feierte die Geburt seines Sohnes und dessen Geburtstage nicht auffallend und groß, weil es zu der Zeit andere Nachfolgeregelungen gab.

Es gibt die Geschichte, daß, als Britannicus noch ein Kind war, ein Physiognom gerufen wurde, der seinen Charakter und seine Zukunft lesen sollte. Dieser erklärte, daß Britannicus niemals Kaiser werden würde, sondern ein anderes Kind, daß anwesend sei. Dieses Kind war Titus, dessen Vater Vespasian am Hof des Claudius in Ehren stand, und der oft mit Britannicus zusammen war. Diese Geschichte ist aber wohl erst erfunden worden, als Titus bereits Caesar war.

Das Schicksal des kleinen Britannicus war unsicher, besonders dann, wenn sein Vater Claudius sterben sollte. Messalina hatte eine Lösung für dieses Problem. 48 ließ sie sich von Claudius scheiden und heiratete den designierten Consul Gaius Silius. Er sollte dann Britannicus adoptieren, Claudius ersetzen und dadurch dessen Zukunft und ihre eigene sichern.

Claudius hatte wohl von diesen Plänen Wind bekommen und beide wurden noch vor der Hochzeit hingerichtet. 49 heiratete Claudius seine Nichte Agrippina. Dadurch wurde deren Sohn Lucius Domitius Ahenobarbus, der 4 Jahre älter war als Britannicus, zu dessen Stiefbruder. Claudius adoptierte ihn kurz danach und er erhielt den Namen Nero. Zusammen mit Britannicus wurde er zum Thronfolger erklärt. Aber Britannicus war jetzt nur noch der kleinere Bruder. So entstand zwischen den beiden eine große Konkurrenz. 47 sorgte Agrippina bei einem Reiterspiel dafür, daß Nero den größeren Beifall bekam.

Mit 13 Jahren erhielt Nero die Toga virilis. Dies machte ihn fähig, die Nachfolge des Claudius anzutreten. Tacitus berichtet, daß sich Agrippinas Gegner und die ehemaligen Anhänger der Messalina um Britannicus scharten. Diese beschuldigten Agrippina, sie würde ihren Sohn fördern auf Kosten von Britannicus. Als Britannicus seinen Stiefbruder noch nach Jahren mit dem Geburtsnamen Domitius oder Ahenobarbus ansprach, benutzte Agrippina dies dazu, Britannicus' Erzieher von Claudius hinrichten zu lassen.Aber obwohl die Erziehung des Britannicus vernachlässigt wurde und Agrippina alles tat, um ihren Sohn zum Nachfolger aufzubauen, hatte Britannicus einige unbestreitbare Vorteile. So war er der leibliche Sohn des Herrschers und der Enkel des im Volk immer noch beliebten Germanicus. Andererseits hatte seine Mutter Messalina einen üblen Leumund gehabt. Man kann sich gut vorstellen, welche Intrigen es am kaiserlichen Hof gegeben haben muß.

54 erhielt auch Britannicus die Toga virilis und war als Nachfolger dem Nero wieder ebenbürtig. Es wird berichtet, daß Claudius inzwischen seine Ehe mit Agrippina und die Adoption ihres Sohnes bereute, und überlegte, wie er dieses wieder rückgängig machen konnte. Als er ein neues Testament verfaßte, war klar, daß Agrippina handeln mußte. Im Oktober 54 starb Claudius durch vergiftete Pilze und Agrippina wurde als Täterin beschuldigt. Allerdings gibt es auch die Auffassung, daß die Geschichtsschreiber Agrippina beschuldigten, um Claudius selbst am Aufstieg des Nero unschuldig ersheinen zu lassen.

Nach dem Tod des Claudius beeilte sich Agrippina, die Prätorianergarde auf Nero einschwören zu lassen, während sie Britannicus und seine Schwester Octavia eingesperrt hatte. Zunächst wurde sie als Mutter des neuen Kaisers in hohen Ehren gehalten, doch bald begann sich Nero von ihr zu entfremden. Daraufhin wandte sie ihre Aufmerksamkeit Britannicus zu, der imer noch Anhänger hatte. Die beiden jungen Männer aber setzten ihre Streitereien weiter fort. Nach einem Jahr kam Nero zur Überzeugung, daß er sich des Britannicus für immer entledigen müsse. Er betrachtete ihn als eine fortwährende Bedrohung. Deshalb engagierte er einen bekannten Vergifter, der ihn nach einem ersten vergeblichen Versuch bei einem Essen mit Freunden mit Gift tötete, sodaß er vor den Augen seiner Gefährten starb. Auch Titus war anwesend. Dieser Mord wurde als epileptischer Anfall ausgegeben. Britannicus wurde trotz eines heftigen Unwetters sofort beerdigt, um die verräterischen Spuren des Gifts zu verdecken. Es gab sogar das Gerücht, daß Nero ihn kurz vor seinem Tod noch vergewaltigt habe, weil es als Schande galt, eine Jungfrau zu töten.

Dies war das schreckliche Ende dieses unglücklichen Prinzen.

Aber es gibt noch ein Nachspiel. Diese Ereignisse und ihre Umstände waren noch im Bewußtsein der Flavier. Als sie ihre Dynastie begründeten, konnten sie nicht an Nero anknüpfen, sondern nahmen die Claudier als Vorbild und im Gegensatz zu Nero war Britannicus das Vorbild der Legitimität. Als Titus 79 Kaiser wurde, errichtete er seinem Freund aus der Kindheit eine Statue.

Quellen:
- Sueton, Vita Caesarum
- Tacitus, Annalen
- Cassius Dio, Römische Geschichte
- Donna Hurley, Britannicus in: http://www.roman-emperors.org/britty.htm
- Wikipedia

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smyrna_britannicus_RPC2476.jpg
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 17.07.08 17:45

Antonia minor wurde 37 v. Chr. geboren und starb 36 n. Chr. durch Selbstmord. Sie war eine Tochter des Marcus Antonius und der Octavia, der Schwester Octavians, des späteren Kaisers Augustus.
Aus ihrer Ehe mit Nero Claudius Drusus, dem Sohn der Livia aus deren erster Ehe, gingen neben anderen Kindern Germanicus und der spätere Kaiser Claudius hervor.
Schon mit 28 Jahren wurde sie Witwe und mußte sich fortan allein am kaiserlichen Hof behaupten. Im Jahr 31 unterrichtet sie Tiberius über die verbrecherischen Machenschaften des Sejanus, der ursprünglich das volle Vertrauen des Kaisers genossen hatte. Sejanus war für mehrere Morde verantwortlich und wurde schließlich mit seiner Familie auf Befehl des Tiberius hingerichtet.
37 n. Chr. zwang Antonias Enkel Caligula, der gerade erst Kaiser geworden war, sie zum Selbstmord, nachdem er sie zuvor noch zur Augusta erhoben hatte..

Abb. 1: Marcus Antonius und Octavia

Abb. 2: ANTONIA JUNIOR (gest. 39; Neronis Claudii Drusi, Mater Claudii Augusti)
Æ Dupondius Rom unter Claudius
Av.: ANTONIA AVGVSTA - Drapierte Büste rechts mit Zopf
Rv.: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IMP S C - Verschleierter Claudius nach links stehend, in der Rechten Simpuvium
RIC 92 (Claudius)
11,68 g

Abb. 3: Antonias Gatte Nero Claudius Drusus, Vater ihrer Söhne von Abb. 4

Abb. 4: Antonias Söhne Germanicus und Claudius

Abb. 5: Ihr Enkel und Mörder Caligula

Zu Antonia s. auch diesen Link! http://www.numismatikforum.de/ftopic632 ... tml#209618

Gruß

chinamul
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germanicus und claudius.jpg
nero claudius drusus.jpg
antonia as.jpg
m anton - octavia.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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