Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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richard55-47
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von richard55-47 » Sa 09.04.11 17:16

Horst, hast du neben Latein und Griechisch auch noch Biologie studiert?
Bei deinem Sesterz kam mir die Bestellung schon etwas komisch vor. Bei den beiden erstgezeigten nicht. Die "Kleinigkeit" war mir nicht aufgefallen.
do ut des.

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kc
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von kc » Sa 09.04.11 19:39

Bereits an anderer Stelle hatte ich mich gefragt, warum das "S C" im Abschnitt auf einigen Bronzeausgaben zur Jahrtausendfeier Roms vertauscht ist, wie es die Münze von Franz uns zeigt. Ergibt sich daraus ein anderer Sinn, war die Schreibweise egal oder hat der Stempelschneider einen Fehler begangen?

Für die ludi saeculares "verwendete" Philippus I. Tiere und Gladiatoren, welche ursprünglich für den Persertriumph Gordians III. bereitgestellt worden waren. Zum einen sollten die Tierdarstellungen und Tierspiele der römischen Bevölkerung die Vielfalt der im Römischen Reich existierenden Tierarten zeigen und so die weltumspannende Herrschaft Roms zum Ausdruck bringen. Zum anderen wird Rom so als Herrin über die wilden Tiere und damit die Natur, die sie durch ihre Herrschaft befriedet hat, dargestellt.


Grüße

kc

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quisquam
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von quisquam » Sa 09.04.11 22:26

In meinen Augen ist das CS statt SC im Abschnitt ein Versehen des Stempelschneiders.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von kc » Sa 09.04.11 22:59

quisquam hat geschrieben:In meinen Augen ist das CS statt SC im Abschnitt ein Versehen des Stempelschneiders.

Grüße, Stefan
Hi Stefan,

das wird die logischste Erklärung sein.

Dann wurden allerdings mehrere fehlerhafte Stempel hergestellt, siehe z.B. hier:

http://www.acsearch.info/record.html?id=417245

Vielleicht steckt doch noch was anderes dahinter, weil mir diese Vertauschung nur von den Saculares-Prägungen
bekannt ist. Oder ein und derselbe Stempelschneider hat beide Stempel hergestellt. Wäre das etwas besonderes?


Grüße

kc

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quisquam
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von quisquam » So 10.04.11 07:10

Ich war auch überrascht, wie viele Exemplare man auf ACS findet:
http://www.acsearch.info/record.html?id=189396
http://www.acsearch.info/record.html?id=250794
http://www.acsearch.info/record.html?id=277197
http://www.acsearch.info/record.html?id=388863
http://www.acsearch.info/record.html?id=89069
http://www.acsearch.info/record.html?id=124782

Da sind etliche stempelgleiche Rückseiten dabei. Wieviele Rs-Stempel es sind habe ich noch nicht gezählt, zwei sind es aber mindestens (was ja nach dem Exemplar von Franz und deinem Link schon klar war).

Auf den anderen Münztypen zur Saecularfeier habe ich keine Beispiele mit CS finden können.

Grüße, Stefan
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von kc » So 10.04.11 07:21

Guten Morgen Stefan,

die Exemplare stammen von mindestens 2 Stempeln und nur die Elefantenausgabe hat dieses CS. Also werden wohl alle Stempel aus der Hand oder Anleitung eines Stempelschneiders stammen.

Grüße

kc

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von aquensis » So 10.04.11 10:00

Da diese Schreibweise auf so vielen Münzen auftritt, glaube ich nicht an einen Fehler des Stempelschneiders es muß eine Absicht dahinterstehen.
Als Nicht-Lateiner, mit nur rudimentären Kenntnissen, spinne ich trotzdem mal folgenden Gedankengang:
Könnte man nicht die Buchstaben C. S. mit CONGIARIUM SAECULUM über bzw. gleichsetzen, also Geschenk zur Jahrtausenfeier ?
Das ergäbe doch einen Sinn. Was meinen die Lateiner dazu ?

Grüsse Franz

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von chinamul » So 10.04.11 12:24

Hallo aquensis!

Abgesehen von der grammatisch nicht korrekten Auflösung (denkbar wäre allenfalls CONGIARIUM SAECULARE) ist das wohl stärkste Argument gegen diese Deutung, daß die Aes-Prägungen des Reiches sämtlich das SC tragen als eine inzwischen allerdings reine Leerformel für den Respekt vor dem Senat. Wenn die Vertauschung der beiden Buchstaben tatsächlich eine spezielle Bedeutung hätte haben sollen, wäre diese dem Volk als Adressat dieser ziemlich kryptischen Botschaft vermutlich genauso verborgen geblieben wie uns. Und welchen Sinn hätte das dann wohl gehabt? Es gibt zwar jede Menge eingeführte Abkürzungen, die allgemeinverständlich waren, wie etwa das S C, das TR P, das COS, aber auch die Namenskürzel L für Lucius, M für Marcus, C für Gaius u. v. a. Ein C S gehört aber wohl eher nicht zu diesen geläufigen Chiffren.
Ohne natürlich im Besitz der letzten Wahrheit zu sein, möchte ich hier doch am ehesten von einem Versehen des Stempelschneiders ausgehen. Einen vergleichbaren Fall haben wir auch schon an anderer Stelle ausführlich diskutiert. Damals ging es um alexandrinische Tetradrachmen des Gallienus, bei denen auf unterschiedlichen Versionen desselben Typs das Datum jeweils retrograd geschrieben ist. Seinerzeit kamen wir mit Curtis' Hilfe zu dem Schluß, daß das Versehen wohl dadurch zu erklären sei, daß hier Arbeitsteilung beim Stempelschnitt vorlag, so daß möglicherweise einige Datumsstempel auf Vorrat falsch herum graviert worden waren und erst im Laufe der Zeit die Rückseitendarstellungen hinzugefügt wurden. (s. den folgenden Link)
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ck#p186482

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von quisquam » So 10.04.11 12:32

Und von der Bedeutung ist es wohl auch egal ob es Senatus Consulto oder Consulto Senatus heißt. Eine neue Bedeutung würde ich da nicht suchen wollen.

Grüße, Stefan
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » So 10.04.11 14:21

Wenn ein alter Römer das wirklich zur Kenntnis genommen hat, hat er wohl gegrinst und sich wahrscheinlich das römische Äquivalent zu "Grammatik gelernt bei Yoda du hast!" gedacht.

Homer
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 07.07.11 17:59

Ein neuer Dreier für Diadumenian

Neben den Dreiern aus Markianopolis mit dem Gamma im li Feld gibt es auch Dreier ohne das Gamma. Bekannt sind Julia Domna HrJ 6.17.13.1-2 und ein sehr seltener für Gordian III. HrJ 6.36.13.1 (ohne Bild). In Picks Tabelle wird noch Commodus erwähnt, dessen Dreier aber nirgends gelistet ist, selbst in AMNG nicht.

Nun ist es mir gelungen, einen neuen Dreier für Diadumenian an Land zu ziehen, ebenfalls ohne Gamma im Feld.

Markianopolis, Diadumenian, 217-218
AE 24 (sog. Dreier), 7.08g
Av.: M OPELLION(sic!) ANTWNEINOC KAICAR
Büste, drapiert und cürassiert, barhäuptig, n.r.
Rv.: MARKIANO - POLEITWN
Artemis in kurzem Chiton und mit Chlamys hinter ihr herflatternd, n.r. eilend, den Bogen
in der vorgestreckten Linken und mit der Rechten einen Pfeil aus dem Köcher über ihrer
re. Schulter ziehend; zu ihren Füßen ein Hund nach re. springend
im Feld ohne Gamma!
Ref.: a) nicht in AMNG
kein Dreier ohne Gamma gelistet
b) nicht in Varbanov/Jekov:
kein Dreier ohne Gamm gelistet
c) Hristova/Jekov No. 6.25.13.4
d) nicht in Pfeiffer
Selten, S+

Warum es unter Diadumenian neben den verschiedenen Dreiern mit einem Gamma im Feld noch einen Typ ohne Gamma gibt, wissen wir nicht. Ebenso ist unbekannt, warum es gerade unter Diadumenian diese Häufung verschiedener Typen gegeben hat.

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
markianopolis_diadumenian_HrJ6.25.13.4.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 28.08.11 20:43

Der sog. 'Bielefelder Michel'

Ich weiß schon, daß diese Münze nicht antik ist. Aber ich befürchte, daß sie unter 'Medaillen' nicht genügend beachtet werden würde, und ich habe mir für diesen Artikel wirklich viel Arbeit gemacht. Sollte er hier nicht richtig aufgehoben sein, kann ein Moderator ihn ja an die ihm zustehende Stelle verschieben.

Diese Münze ist wohl die komplexeste und ausgeklügelste des deutschen Notgeldes. Ausgegeben wurde sie 1923 von der Stadtsparkasse in Bielefeld. Diese einzigartige Münze zeigt einige Höhepunkte der handwerklichen Kunst und des Designs, die man auf Notgeldmünzen findet. Zudem ist sie ein wundervolles und beeindruckendes Beispiel für die Nachkriegspropaganda, die mehrere Gründe sichtbar macht für die andauernde Unzufriedenheit der Deutschen mit der erniedrigenden Niederlage im 1. Weltkrieg.

Der 'Bielefelder Michel' wurde im Forum bereits einmal von vMadai erwähnt:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... eld#p61088 vMadai 24.8.2004

(1) Münze:

AE - Messing vergoldet, 31.75mm, 13.79g, 0°
geprägt von der Stadt-Sparkasse Bielefeld, 1923
Vs.: Umschrift "Michel unbesiegt aber betrogen" - "NOT / Goldmark"
Portrait Bismarks als Deutscher Michel n.r.
In die einzelnen Buchstaben von 'GOLDMARK' sind kleine Buchstaben
eingraviert, die zusammen den Satz bilden
"Germanen liebet Deutschland mit Andacht Reinheit Kraft".
Zwischen "betrogen" und "GOLDMARK" Wappen mit der Inschrift "WILSON /
14 PUNKTE / WAFFEN- / STILL- / STAND / 1918"
Rs.: Umschrift "Einig und gleich ein Volk ein Reich" - "Stadt Bielefeld".
Zwischen "Einig" und "Stadt" "Ruhr- / hilfe" und zwischen "Bielefeld" und
"Reich" "11.8. / 1923".
Li der Schmied von Bielefeld in Arbeitskleidung auf Amboß vornüber gebeugt n.r.
sitzend und sich auf einem großen Hammer abstützend, re, etwas tiefer, der franz.
Ministerpräsident Poincare als Teufel nackt n.l. hockend.
Auf dem Amboß oben Legende "SCHMIED / von BIELEFELD", in der Mitte
"SIRACH / 30 VERS 12", unten "MIN IST ER / SE VE / (Ring)".
Im Schwanz des Teufels "POINCARE" und in einer Art von Emanation aus dem
Kopf aufsteigend "SIRACH - 23 - VERS 7"
Ref.: Funck 633.1; Menzel 2776.1
MS, in Originaltütchen

(2) Das Tütchen:

H I L F R H E I N U N D R U H R !

1
li. daneben: FRANKREICHS / WUNSCH / Sirach / Kap. 23 Vers 7
re. daneben: DEUTSCHLANDS / WILLE / Sirach / Kap. 30 Vers 2
G...O...L...D...M...A...R...K
E........I....E....I...N...E...R
R........E...U....T...D...I...A
M.......B....T........A...N...F
A.......E....SCH.....C...H...T
N.......T....LAND...H...E
E......................T...I
N..........................T

EINLÖSUNG NACH AUFRUF NUR
MIT DIESER HÜLLE ZUM GOLDKURSE BIS
HÖCHSTENS 000 MARK DURCH
Stadt-Sparkasse. Bielefeld. (handschriftlich)
C.R.G.M. lt. Bekanntgabe (Schreibmaschinenschrift)
Oben handschriftlich: Kral
unten: 2804

Das Buchstabenrätsel wird aufgelöst zu "GERMANEN O LIEBET DEUTSCHLAND MIT ANDACHT REINHEIT KRAFT" (hier sind leider die Spalten verrutscht!)
Rs. runder Stempel (grün) Wappen von Bielefeld, STADTSPARKASSE / BIELEFELD (nicht abgebildet!)

(3) Die Sage vom Schmied von Bielefeld:
In Bielefeld lebte einst ein Schmied, der seine Kunst wie kein anderer verstand. Um immer noch Besseres zu leisten und in den Besitz aller geheimen Künste zu kommen, ging er einen Bund mit dem Teufel ein. Da wurde er so berühmt, daß auch St. Petrus, der einmal in das Land hinunter mußte und dessen Pferd ein loses Hufeisen hatte, zu ihm ging. Auf die Frage nach seiner Schuldigkeit erhielt Petrus die Antwort des Schmiedes, Geld wolle er nicht, aber der Apostel möge ihm einen Beutel, aus dem ihm stets das Geld fortkäme, segnen. Das tat Petrus.
Bald darauf war die Vertragsfrist mit dem Teufel abgelaufen, welcher kam, den Schmied zu holen. Als der Teufel anklopfte, sagte ihm der Schmied, die Tür brauche er ihm nicht zu öffnen, er möge durch das Schlüsselloch hereinfahren. Das tat der Teufel, geriet aber in den innen davorgehaltenen Beutel des Schmieds, der ihn schnell verschloß und dann auf dem Amboß den Teufel derart bearbeitete, daß der bereit war, auf den Schmied zu verzichten.

Als der Schmied nun seinen Tod nahe fühlte, ließ er sich sein altes Schurzfell umtun und ging so, als der Tod erfolgt war, zur Himmelstür, wurde aber von Petrus abgewiesen wegen seines früheren Vertrages mit dem Teufel, der ihn aber wegen der vom Schmied bezogenen Prügel bei seinem Versuche, in der Hölle Unterschlupf zu finden, auch abwies. So ging er zur Himmelstür zurück und warf, als Petrus einer frommen Jungfrau die Tür öffnete, sein Schurzfell hinein. Petrus verwies ihm das und hieß es ihn wieder hinauszuholen. Aber einmal im Himmel, setzte sich der Schmied auf sein Schurzfell und weigerte sich zu gehen, Petrus erinnerte sich, daß der Schmied gern den Armen gegeben hatte und ließ ihn auf seinem Platze, wo er heute noch sitzt.

(4) Anmerkungen:

Michel unbesiegt aber betrogen:
Diese Inschrift wiederholt die sog. Dolchstoß-Legende. Diese teuflische Lüge von
deutschen Generalen und später von Ebert(!) und dem Reichspräsidenten Hindenburg
wiederholt, war eine wichtige Ursache für den Niedergang der Weimarer Republik.

11.8.1923
Jahrestag der Weimarer Verfassung. Anläßlich der Feier rief Friedrich Ebert zu Geschlossenheit und Einigkeit auf.
Am selben Tag überreichte die britische Regierung eine Note an Frankreich und Belgien,
in der die Besetzung des Rheinlandes als illegal bezeichnet wurde.

Otto von Bismark
1815-1898, preußischer Politiker, Gründer des Deutschen Reiches 1871, Reichskanzler bis 1890

Deutscher Michel:
Abwertender Spottname für die Deutschen, in der Regel von ihnen selbst gebraucht. Meint eine naive, blauäugige, unpolitische Figur. Der Ursprung war die Zeit der Restauration nach der Niederlage gegen Napoleon, die sogenannte Zeit des Biedermeiers.

14-Punkte-Friedensplan von Wilson
Um den 1. Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, zu beenden, veröffentlichte US-Präsident Woodrow Wilson einen Plan mit 14 Punkten für einen Verständigungsfrieden. Dieser Plan, der zu dem deutschen Waffenstillstand führte, wurde aber nicht beachtet, sondern ersetzt durch den Vertrag von Versailles, einen Rache-Vertrag, der deshalb von den USA niemals unterzeichnet wurde.

Das Buch Jesus Sirach
Das Buch Jesus Sirach gehört zur jüdischen Weisheitsliteratur. Es ist das einzige Buch der Spätschriften, dessen Autor bekannt ist: Jesus, der Sohn Sirachs aus Jerusalem, schrieb es um 180 v.Chr. Das Buch enthält vor allem Lebensregeln in Form von Spruch­weisheiten.

(1) Sirach Kap. 30 Vers 2: "Ihr Söhne, vernehmt die Unterweisung über das Reden; /
wer sie beachtet, verfehlt sich nicht
(2) Sirach Kap. 23 Vers 7: "Beug ihm den Kopf in Kindestagen; / schlag ihn aufs
Gesäß, solange er noch klein ist, sonst wird er störrisch und widerspenstig gegen
dich / und du hast Kummer mit ihm.

Raymond Poincare
1860-1934, französischer Politiker, Vertreter einer nationalistischen, antideutschen Politik. Er förderte den Zusammenschluß der 'triple entente' von Frankreich, Britannien und Rußland. Als Staatspräsident bestärkte er 1914 bei einem Besuch in St. Petersburg Rußland in seiner Unterstützung für Serbien in seiner Politik gegen Österreich-Ungarn. Eine Woche später verkündete Rußland die Generalmobilmachung.
1920 wurde er Vorsitzender der Reparationskommission im französischen Senat und trat für die kompromißlose Erfüllung des Versailler Vertrages ein.
1922 bewirkte er die Entlassung von Aristide Briand wegen dessen Verständigungspolitik mit Deutschland.
1923 ließ er wegen einer Verzögerung der deutschen Reparationszahlungen das Ruhrgebiet besetzen

Minister Carl Severing
Deutscher Politiker, Sozialdemokrat des rechten Flügels. 1914 war er ein Befürworter des Krieges, aber 1917 gegen den Diktatfrieden von Brest-Litowsk, der eine Verletzung der deutschen Forderung nach einem Verständigungsfrieden war.
1923, nach der französischen Besetzung des Ruhrgebietes, spielte er eine wichtige Rolle. Er trat ein für einen gewaltlosen Widerstand und war ein Gegner des gewaltsamen Kampfes gegen die französischen Truppen. Als Innenminister verbot er deshalb die rechtsextreme DVFP. Dadurch machte er sich auf der rechten Seite des politischen Spektrums verhaßt. Gegen die rechten Milizen schmiedete er ein Bündnis mit von Seeckt, dem Chef der Reichswehr. Dieses Bündnis erleichterte andererseits den Aufbau der Schwarzen Reichswehr, ein Versuch den Versailler Vertrag zu unterlaufen. Wegen der explodierenden Inflation mußte allerdings der gewaltlose Widerstand beendet werden.

Der Ruhrkampf:
Der Ruhrkampf war ein poltisch-militärischer Konflikt im Ruhrgebiet im Jahre 1923. Um die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches nach dem Versailler Vertrag zu sichern und um die französische Hegemonie über das Deutsche Reich zu behaupten, besetzten belgische und französische Truppen am 11. Januar 1923 das gesamte Ruhrgebiet und übernahmen die Kontrolle über die Industriebetriebe und die öffentlichen Behörden (Poincare: "Politik der Produktivpfänder"). Die deutsche Regierung in Übereinstimmung mit dem Reichstag und den Gewerkschaften rief zum gewaltlosen Widerstand auf. Dieser Aufruf wurde von Frankreich beantwortet mit der Ausweisung der deutschen Eisenbahn- und Postbeamten (ca. 140.000 Personen) und mit einem Wirtschaftsboykott. Durch Terror- und Sabotageakte durch Banden ehemaliger Freicorpsmitglieder, durch nationalistische Agitation der KPD und auf der anderen Seite durch Todesurteile und Racheakte der französischen Seite eskalierte der Konflikt. Insgesamt wurden 140 Personen von den Franzosen hingerichtet, unter ihnen Leo Schlageter, der bei den Nazis später die Rolle eines Märtyrers spielte.
Aber der passive Widerstand gegen die unnachgiebigen Besatzungstruppen konnte auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden. Die Wirtschaftskrise nahm dramatisch zu und die Bezahlung von 2 Millionen unbeschäftigen Personen, die Folge des passiven Widerstands, führte zum Ruin des Staatshaushaltes und zu einer Hyperinflation. Im August 1923 wurde unter Gustav Stresemann als Reichskanzler eine große Koalition gebildet. Der passive Widerstand wurde am 26. September beendet. Unter dem Druck der USA und Groß-Britanniens wurde die französisch-belgische Besetzung 1925 beendet, nachdem die
deutschen Reparationszahlungen im Dawes-Plan neu geregelt worden waren.

Neben der Dolchstoß-Lüge war die kompromißlose Politik Frankreichs gegenüber Deutschland mit der Hyperinflation (auf dem Gipfel im November 1923 war 1$ = 4.2 Trillionen Reichsmark), die zur Enteignung und Verarmung der deutschen Mittelschicht führte, eine der bedeutendsten Gründe für den Aufstieg des Nationalsozialismus.

Die Zitierung von Sirach würden wir heute als schwülstig bezeichnen und als etwas daneben. Aber diese pseudo-religiöse Sprache war bei Teilen des deutschen Volkes nach der Niederlage im 1. Weltkrieg nicht unüblich.

Was viele nicht wissen: Die letzte Zahlung nach dem Vertrag von Versailles bezahlte die Bundesrepublik am 1. Oktober 2010!!!

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrbesetzung
http://www.nrw2000.de/weimar/passiver_widerstand.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Severing

Mit freundlichem Gruß

Edit 21.1.15:
Im Schwanz des Teufels "POINCARE" und in einer Art von Emanation aus dem Kopf aufsteigend "SIRACH - 23 - VERS 7"
Inzwischen habe ich gelesen, daß diese "Emanation" Rübenblätter und der Kopf des Teufels eine Rübe darstellt, die auf dem Notgeld von Bielefeld oft vorkommt. Aber dies ist hier nicht nur eine Anspielung auf den Steckrübenwinter 1916/17 und die Hungerzeit, sondern insbesondere auf Poincare selbst. Siehe dazu das angefügte Bild (Dank an Szarkowsi-Tegtmeier!).

Auch zum Propaganda-Spruch im oberen Teil: "Einig und gleich ein Volk ein Reich" hat Szarkowski-Tegtmeier eine interessante Anmerkung: Das ist nämlich ein Mix aus zwei anderen Parolen, den ich bislang nur hier gesehen habe. Die erste, sie stammt aus der Kaiserzeit, lautet "Das Wort sei frei, das Herze treu - einig und gleich, treu Kaiser und Reich". Die zweite Parole lautet "Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer" und stammt aus der NS-Propaganda. Sie wurde 1938 im Rahmen des Anschluss Österreichs ins Deutsche Reich geprägt. Die Parole vermischt also Vergangenes und Zukünftiges. Und weist schon auf die NS-Zeit hin

Jochen
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bielefelder-michel-poincare.jpg
Bielefeld_Menzel2776.1.jpg
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Sa 03.09.11 18:26

Mondsichel mit dem aschgrauen Mondlicht

Und wieder ein Beitrag zur Erhöhung des intellektuellen Niveaus unseres Forums: :wink:

Die 2. Münze ist heute bei mir eingetroffen und war der Grund, mich etwas näher mit dieser seltsamen Rückseitendarstellung zu beschäftigen. Zunächst hielt ich beide Darstellungen für einen Kreis, aber seht selbst:

1. Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 17, 2.74g, 17.44mm, 195°
Av.: AV KAI - CEVHROC
belorbeerte Büste n.r.
Rv.: NEIKOPOLI PROC ICTRO.
Mondsichel mit geschlossenem Kreis und einem Stern li. oben außerhalb des Kreises
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.14.18.14 (diese Münze)
sehr selten, S+, schmutzig-grüne Patina, an den oberen Stellen beschädigt

2. Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 19, 2.96g, 18.54mm, 225°
Av.: AV LC - CEVHROC
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: NEIKOPOLI PROC ICTRO.
Mondsichel mit geschlossenem Kreis und einem Stern li. oben außerhalb des Kreises
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) nicht in Hristova/Jekov:
Rs. No. 8.14.18.14 (stempelgleich)
Vs. No. 8.14.47.12 (stempelgleich) (Tripod mit Schlange)
sehr selten, S+/fast SS, dunkelgrüne Patina

Wenn man sich diese beiden Münzen genau ansieht, dann erkennt man, daß es nicht einfache Kreise sind, sondern daß der untere Teil verdickt dargestellt ist und einer Mondsichel gleicht. Allerdings ist diese oben kreisförmig geschlossen. Also handelt es sich nicht um eine der üblichen Mondsicheln, sondern um etwas besonderes. Die Beschreibung bei Hristova/Jekov heißt übrigens 'Halbmond und Stern'!

2. Erklärung:
Um die Abbildung auf den Rs. zu verstehen sind etwas astronomische Kenntnisse notwendig: Erdschein oder Erdlicht nennt man das Sonnenlicht, das von der Erde reflektiert wird, und so auch auf von der Sonne unbeleuchtete Flächen des Mondes geworfen wird. Dadurch wird dessen uns zugewandte dunkle Seite fahl beleuchtet und Licht, das dann durch eine weitere Reflexion an der Mondoberfläche uns als aschgraues Mondlicht erreicht, kann bei günstigen Beobachtungsbedingungen auch mit bloßem Auge deutlich zu erkennen sein. Am besten ist der Widerschein des Erdlichts bei schmaler Mondsichel kurz vor und kurz nach Neumond sichtbar, sofern der Winkelabstand zur blendenden Sonne ausreicht. Besonders gut sichtbar ist dies im März (Volkssternwarte Marburg). Beim größer werdenden Mond wird später der Erdschein überstrahlt und diese Erscheinung ist nicht mehr sichtbar.

Dieses Phänomen war bereits in der Antike bekannt, konnte aber nicht erklärt werden.
Frühere Erklärungen waren z.B., (1) daß der Mond selbst ein schwaches Licht aussende, oder (2) daß er transparent sei und das Sonnenlicht durch ihn hindurchschimmere. Eine poetische Umschreibung aus der Zeit vor der richtigen Deutung war der alte Mond in den Armen des neuen. Hübsch, nicht wahr? Dazu trägt auch bei, daß die erleuchtete Mondsichel optisch etwas größer erscheint als der Rest des Mondes.

Die tatsächliche Erklärung aber durch die sekundäre Beleuchtung durch das Restlicht der Erde (Albedo) findet sich zuerst bei Leonardo da Vinci im Codex Leicester, 1506-1510. Hier ist die Übersetzung des entscheidenden Teils dieses Textes:
"Einige haben geglaubt, der Mond habe ein eigenes Licht, aber diese Meinung ist falsch, denn sie stützen sich auf den Schimmer, der in der Mitte zwischen den Hörnern des Neumondes zu sehen ist... Diese Helligkeit stammt zu dieser Zeit von unserem Ozean und den anderen Binnenmeeren - denn sie werden zu dieser Zeit von der Sonne beleuchtet, die dann kurz vor dem Untergang steht, und zwar so, dass das Meer dann für die dunkle Seite des Mondes dasselbe tut wie der Vollmond für uns, wenn die Sonne untergeht...."

Und genau dies wird auf den beiden Münzen dargestellt. Damit ist die Abbildung auf den beiden Münzen nicht nur ein Symbol, wie auf den vielen anderen Münzen mit der Mondsichel, sondern die reale Abbildung eines astronomischen Phänomens!

Hinzugefügt habe ich
(1) ein Bild von Leonardo da Vinci aus dem Codex Leicester, 1506-1510 (manchmal auch
zugeschrieben Michael Mästlin, 1550-1631)
(2) eine Photographie der Mondsichel mit dem aschgrauen Mondlicht vom 1.9.2005
5:24:25Uhr (Wikipedia)

Quellen:
(1) Codex Leicester http://www.amnh.org/exhibitions/codex/2A2r.html
(2) Wikipedia
(3) Website der Volkssternwarte Marburg

Über jedwede Meinung zu dieser Theorie würde ich mich sehr freuen!

Mit freundlichen Grüßen
Dateianhänge
nikopolis_sept_severus_HrJ8.14.48.14+.jpg
nikopolis_sept_severus_HrJ8.14.48.14(rev).jpg
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beachcomber
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von beachcomber » Sa 03.09.11 19:04

deine erklärung finde ich sehr einleuchtend, und es kann gut sein, dass du damit richtig liegst.
grüsse
frank

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chinamul
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von chinamul » Sa 03.09.11 19:52

beachcomber hat geschrieben:deine erklärung finde ich sehr einleuchtend, und es kann gut sein, dass du damit richtig liegst.
"Einleuchtend" ist hier wohl der passende Ausdruck! :wink:
Ich habe den Beitrag ebenfalls mit großem Interesse gelesen und meine wie beachcomber, daß Jochen seine These recht überzeugend dargelegt hat.

Gruß

chinamul
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