Re: Historisch interessante Münzen
Verfasst: Fr 21.01.22 15:06
Lysimachos - General Alexander des Großen
Eine der schönsten Münzen in meiner Sammlung ist diese Silbertetradrachme des Lysimachos aus Lampsakos. Sie hat mich jetzt endlich dazu geführt, mich mit dem Herrscher selbst zu beschäftigen, unter dem dieses Juwel geprägt worden ist. Doch zunächst die Münze. 1. Münze:
Königreich Thrakien, Lampsakos, Lysimachos, 323-281 v. Chr.
AR - Tetradrachme, 28.8mm, 16.854g, 0°
geprägt 286-281 v. Chr. in Lampsakos
Av.: Kopf Alexander des Großen, diademiert und mit Ammonshorn, n. r.
Rv.: BAΣIΛEΩΣ - ΛYΣIMAXOY
Athena Nikephoros, in langer Robe und mit korinthischem Helm, n. l. thronend, li. Arm auf
Schild mit Löwenkopf ruhend, Speer mit der Spitze nach unten quer an der re. Seite lehnend, in
der ausgestreckten Rechten geflügelte Nike haltend, die den Namen bekränzt.
Im li. Feld Monogramm HP (ligiert)
im Abschnitt Mondsichel aufrecht stehend mit Höhlung n. l.
Ref.: Thompson 47; Müller 401; SNG France 2542
VZ, fabelhafter Stil, ein hellenistisches Kunstwerk!
Pedigree:
ex Ebay, Nr. 2224572544
ex Ancient Auction House (Dimitri Genov)
Certificate of Authenticity issued to AAH von David Sear vom 30.12.2003
ex coll. Pete Burbules 2004
ex coll. Alex Boggis, Hongkong, 2007
ex Forum Ancient Coins 2008
Anmerkung:
Thompson bemerkt, daß Lampsakos Lysimachos' größte Münzstätte in Kleinasien war, mit ungefähr 150 verschiedenen Av.-Stempeln. Der Ausstoß von Lampsakos ging erst zurück, als Amphipolis um 288 v.Chr. seine extensive Prägung begann. Die Mondsichel im Abschnitt soll nach Müller das Symbol von Sigeum sein. Sigeion (altgriechisch Σίγειον, lateinisch Sigeum) war in der Antike der Name eines Vorgebirges im Westen der Troas und einer griechischen Stadt auf diesem Vorgebirge an der Einfahrt zum Hellespont (Dardanellen).
Die Tetradrachme zeigt das Portrait Alexander des Großen. Der gehörnte Alexander war der Schutzpatron des Lysimachos. Da er der Weggefährte Alexanders gewesen ist, wird dieses Portrait dem tatsächlichen Bild Alexander des Großen sehr nahekommen. Gibt es aber auch Abbildungen
des Lysimachos? 2. Münze:
Königreich Thrakien, Lysimacheia, c.309-281/79
AE 24, 13.56g, 24.18mm, 0°
Av.: Kopf des Lysimachos, diademiert, n. r.
Rv.: oben ΛYΣI, unten MAXEΩN
Löwe n. r. springend, darunter Monogramm AP
c/m Speerspitze
Ref.: BMC 1; SNG Copenhagen 899; HGC 3, 1496; Jurukova ????; Moushmov 5504
Selten, SS, dunkelgrüne Patina
Anmerkung:
Dieses Portrait gilt als die einzige bekannte Darstellung des Lysimachos auf einer Münze! Das wurde durch die Arbeit von Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann noch einmal bestätigt. Das Porträt trägt zwar keinen Namen, aber es war in hellenistischer Zeit üblich, den Gründer der Stadt auf einer Münze abzubilden. Und das war in diesem Fall Lysimachos. Auffallend an diesem Porträt, wodurch es sich von allen anderen Porträts der Diadochen unterscheidet, ist seine Jugendlichkeit, die nicht dem tatsächlichen Alter des Lysimachos entsprach. Es ist, wie Lichtenberger schreibt, von einer "Alexanderhaftigkeit". Es gibt eine Reihe von Büsten, die Lysimachos darstellen sollen. Aber keine Zuschreibung wird allgemein geteilt. Dazu gehört auch diese Marmorbüste aus dem Ephesos-Museum von Selcuk in der Türkei. Sie zeigt ihn ebenfalls als jugendlichen Herrscher.
(1) Herkunft
Lysimachos wurde 361 als Sohn des Agathokles in Pella/Makedonien geboren (Pauly). Seine Familie stammte aus Thessalien, hatte aber bereits unter Philipp II. das makedonische Bürgerrecht erhalten. Er hatte 2 Brüder.
(2) Unter Alexander dem Großen
Zusammen mit seinen Brüdern begleitete er Alexander den Großen bei seinem Eroberungszug durch Asien. Er gehörte zur Leibwache (Somatophylax) des Königs und nahm mit ihm zusammen bei Löwenjagden bei Sidon und Sogdiana teil. Am Hydaspes war er der persönliche Somatophylax des Königs und wurde bei Singara verwundet. 326 wurde er Triarch und 324 in Susa mit einem Goldkranz belohnt. Bevor Alexander in aufwallendem Zorn seinen Freund Kleitos erstach, hatte Lysimachos diese Katastrophe zu verhindern gesucht. Das Ende des Kallisthenes, der sein Lehrer gewesen war und als Mitwisser der sog. Pagenverschwörung hingerichtet wurde, bedauerte er. Der indische Gymnosophist Karanos schenkte ihm sein nysäisches Pferd, bevor er sich in Susa selbst verbrannte..
(3) Als Diadoche in der Nachfolge Alexander des Großen
Nach dem Tode Alexanders wurde dessen Reich aufgeteilt. Unter der Aufsicht von Antipatros, dem Strategen von Europa, erhielt er Thrakien. Dort war er mit der Niederwerfung der Odrysen unter Seuthes III. be-schäftigt.. Doch bald strebte er eine selbständige Herrschaft an und bekämpfte von da an jede Zentralgewalt. Das führte zu den sogenannten Koalitionskriegen mit wechselnden Bündnissen.
Zunächst verbündete er sich 322 mit Antigonos, Antipatros, dessen Tochter Nikaia er heiratete, Krateros und Ptolemaios gegen Perdikkas, dem Alexander auf dem Sterbebett als gewünschten Nachfolger seinen Siegelring übergeben hatte. Nach dessen Tod wurde Lysimachos 321 in Triparadeisos als Herrscher von Thrakien anerkannt.
319 bekriegten Lysimachos, Antigonos, Kassandros, Ptolemaios und Eumenes den Polyperchon, der nach dem Tod des Antipater Nachfolger des Perdikkas geworden war.
Im 3. Krieg 315 schloß sich Lysimachos Kassandros, Ptolemaios und Seleukos gegen Antigonos an, der Lysimachos durch einen Aufstand in Thrakien und in Kallatis lähmte. Im Frieden von 311 blieb Lysimachos zwar Thrakien, doch mußte er die Autonomie der Griechenstädte anerkennen.
Seine Herrschaft vom Ägäischen Meer bis zur Donaumündung festigte Lysimachos durch Heirat mit einer Odrysin und durch die 309 gegründete Hauptstadt Lysimacheia am Hellespont. Nach dem Vorbild des Antigonos nahm er 305 den Königstitel an, um damit seinen Anspruch auf volle Souveränität als hellenistischer Herrscher sichtbar zu machen. Dem von Antigonos belagerten Rhodos sandte er Getreide.
Im Bunde mit Kassandros, Ptolemaios und Seleukos griff er 302 im 4. Koaltionskrieg Antigonos an, eroberte in Kleinasien durch den Strategen Prepelaos mehrere Plätze, darunter Sardeis, und hielt den überlegenen Antigonos solange hin, bis Seleukos sich 301 mit seinen Kriegselefanten mit Lysimachos vereinigen konnte. Nachdem Antigonos bei Ipsos geschlagen und gefallen war, erhielt Lysimachos aus dem zerfallenen Antigonidenreich Kleinasien bis zum Taurus und kontrollierte mit den Meerengen die Verbindung zwischen Europa und Asien. Dadurch nahm die Rivalität zu Seleukos zu. Lysimachos heiratete in 3. Ehe Arsinoe, die Tochter des Ptolemaios, verbündete sich mit ihm und Kassandra 300 gegen Seleukos und gewann allmählich die von Demetrios Poliorketes besetzten westkleinasiatischen Städte, darunter Ephesos, Milet und Priene. Den ionischen Staatenbund unterstellte er seinen Strategen Hippostratos und Sosthenes. Allerdings verlor er auch Gebiete in Asien, als die Unterwerfung des bithynischen Dynasten Zigotes mißlang.
Durch die Komödiendichter Philippides und Lachares und durch Stiftungen suchte Lysimachos Athen zu gewinnen, was ihm nicht gelang. 294 wurde es von Demetrios besetzt.
Um den Rücken frei zu haben beim Krieg gegen die Geten unter König Dromichaites, mußte er Demetrios als König in Makedonien anerkennen. Unglücklicherweise wurde er 292 von Dromichaites gefangengenommen, konnte sich aber seine Freiheit erkaufen durch Preisgabe der Gebiete nördlich der Donau, behielt aber Stützpunkte südlich des Flusses und übernahm die Schutzherrschaft über Herakleia am Pontos. Demetrios hatte allerdings die Gelegenheit benutzt, um in Thrakien einzufallen. Deshalb vereinigte sich Lysimachos 289 mit Seleukos, Ptolemaios und Pyrrhos gegen Demetrios und teilte sich 287 mit Pyrrhos Makedonien. Nachdem Demetrios von Agathokles, dem Sohn des Lysimachos, in Kleinasien zurückgetrieben und 286 von Seleukos gefangen wurde, verdrängte Lysimachos den bisher verbündeten Pyrrhos aus dem westlichen Makedonien und Thessalien, besetzte Paionien und befreite Phokis. Die Aitoler nannten ihre neugegründete Stadt Lysimacheia. 284 herrschte Lysimachos nun über ein Gebiet, das von Mittelgriechenland imWesten und der Donau im Norden bis zum Taurusgebirge, dem “Tor zu Syrien”, erstreckte. Karte der Diadochenreiche 301 v.Chr.
(4) Niedergang
Im Alter wurde Lysimachos, der sein Reich mithilfe von Verwandten und Vertrauten beherrschte, immer mißtrauischer und handelte willkürlicher. Vom Höhepunkt seiner Macht aber stürzte er durch den Familienstreit, der zwischen Lysandra, der Frau seines Sohnes Agathokles, und Arsinoe, seiner Gemahlin, um das Erbrecht entbrannte. Arsinoe, der er Herakleia, Amastris und Tios als Fürstentum übereignet hatte, bewog ihn zur Hinrichtung seines Sohnes Agathokles, der ein fähiger Nachfolger geworden wäre. Durch weitere Hinrichtungen erschreckt flohen Lysandra und die Anhänger des Agathokles zu Seleukos und forderten ihn zum Krieg gegen Lysimachos auf. Philetairos, der Schatzmeister des Lysimachos, fiel von ihm ab und begründete das Fürstentum Pergamon. Der Kommandant von Sardeis übergab Selleukos Burg und Schätze. Da Ptolemaios kurz vorher gestorben war, konnte er Lysimachos nicht mehr zu Hilfe kommen. Bei Kurupedion nördlich von Magnesia am Sipylos kam es im Februar 281 zur Schlacht und Lysimachos verlor nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben. Er wurde später bei Lysimacheia beigesetzt. Nach dem Tod des Lysimachos endeten die Diadochenkriege und es hatte sich die hellenistische Staatenwelt etabliert.
(5) Zusammenfassung
Zielstrebend hatte Lysimachos ein Reich erobert, das als Wirtschaftsgebiet kleinasiatische Manufakturen und europäische Rohstoffbezirke
glücklich vereinigte. Ephesos verlegte er unmittelbar ans Meer und nannte es um in Arsinoe, nach seiner Frau. Dorthin überführte er die Einwohner von Lebedos und Kolophon. Als Wohltäter oder Gründer wurde er kultisch verehrt in Ephesos, Priene, Kassandra und Samothrake, wo Arsinoe einen Tempel der Kabiren weihte. Seine Münzen wurden auch noch nach seinem Tode in griechischen Handelsstädten für den Verkehr mit den Balkanvölkern nachgeprägt. Die nächste Münze ist aus der Zeit der späten römischen Republik
Es handelt sich um die Nachahmung eines Goldstaters des Lysimachos (323-281 v. Chr.), geprägt zur Bezahlung der thrakischen Söldner, die Brutus anwarb für seinen Kampf gegen Octavian und Marcus Antonius. Gefunden wurden sie zusammen mit den berühmten Kosonstateren in Rumänien
(Harlan J. Berk) 3. Münze:
Königreich Thrakien, Tomis, Marcus Junius Brutus, 85-42 v. Chr.
AV - Goldstater, 8.30g, 20mm, 0°
geprägt 44-42 v. Chr. in Byzantion, Kallatis, Tomis und Istros
Av.: Kopf des vergöttlichten Alexander n. r.,diademiert und mit Ammonshorn, dahinter Punkt und Monogramm
Rv.: BAΣIΛEΩ[Σ] - ΛYΣIMAXOY
dazwischen behelmte Athena Nikephoros n. l. sitzend, hält Nike in der re. Hand, die den Namen des Herrschers bekränzt, stützt den li. Ellbogen auf Schild, hinter ihr schräg der Speer
im li Feld ΘEM, im Feld unter dem Sitz TO, Punkt vor dem Knie
unter dem Thron liegender Dreizack n. l., darüber und darunter je ein Delphin
Ref.: a) AMNG I/2, 2480, Taf. XXI, 6 (Ex. aus London, stempelgleich)
b) Mithridates VI de Callatay S.141, dies D4/R1 (stempelgleich)
c) SNG Copenhagen 1093 (stempelgleich, aber DIO)
d) SNG Stockholm 839 (Vs. stempelgleich)
e) Fabricius 308 (Vs. stempelgleich)
f) Müller 27
g) Moushmov 1785
VZ, mint state
(5) Städtegründungen
Wie sein Vorbild Alexander - und eigentlich alle großen Herrscher - betätigte sich auch Lysimachos als Städtegründer. Zudem gab er mehreren Städten andere Namen, z.B. Antigoneia am Askanios nannte er um in Nikaia und Antigoneia Troas in Alexandreia Troas. Andere Städte benannte er nach Familienangehörigen, z.B. Ephesos nach seiner Frau Arsinoe in Arsinea und Smyrna nach seiner Tochter Eurydike in Eurydikeia. Nach seinem Tod erhielten sie wieder ihre alten Namen. 309 v. Chr. gründete er Lysimacheia als Hauptstadt seines Reiches. An der engsten Stelle des Hellespont gelegen kontrollierte es die Route von Sestos in das Hinterland von Thrakien. Um Einwohner für seine neue Stadt zu gewinnen, zerstörte Lysimachos das benachbarte Kardia und siedelte dessen Einwohner und die anderer Städte des Chersonnesos hierher um. Lysimacheia muß sehr schnell zu großer Pracht und Wohlstand gekommen sein. 277 v. Chr. wurde die Stadt aber durch ein schweres Erdbeben zerstört. Dann litt sie unter dem Krieg der Römer gegen Philipp V. und wurde 144 v.Chr. von den Thrakern zerstört. Von diesen Schlägen konnte sich die Stadt nicht mehr erholen und verfiel in römischer Zeit immer mehr. Pausanias schreibt, daß sich hier das Grabmal des Lysimachos befunden habe.
Quellen:
(1) Strabo
(2) Diodoros
(3) Arrian
(4) Pausanias, Reisen in Griechenland
(5) Plutarch)
Literatur:
(1) Der Kleine Pauly
(2) Harlan J. Berk
(3) Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann, Ein Porträt des Lysimachos? Anmerkungen zu einem anonymen Herrscherbild auf den Münzen von Lysimacheia, in "Asia Minor Studies Band 65, 2008
(4) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Eine der schönsten Münzen in meiner Sammlung ist diese Silbertetradrachme des Lysimachos aus Lampsakos. Sie hat mich jetzt endlich dazu geführt, mich mit dem Herrscher selbst zu beschäftigen, unter dem dieses Juwel geprägt worden ist. Doch zunächst die Münze. 1. Münze:
Königreich Thrakien, Lampsakos, Lysimachos, 323-281 v. Chr.
AR - Tetradrachme, 28.8mm, 16.854g, 0°
geprägt 286-281 v. Chr. in Lampsakos
Av.: Kopf Alexander des Großen, diademiert und mit Ammonshorn, n. r.
Rv.: BAΣIΛEΩΣ - ΛYΣIMAXOY
Athena Nikephoros, in langer Robe und mit korinthischem Helm, n. l. thronend, li. Arm auf
Schild mit Löwenkopf ruhend, Speer mit der Spitze nach unten quer an der re. Seite lehnend, in
der ausgestreckten Rechten geflügelte Nike haltend, die den Namen bekränzt.
Im li. Feld Monogramm HP (ligiert)
im Abschnitt Mondsichel aufrecht stehend mit Höhlung n. l.
Ref.: Thompson 47; Müller 401; SNG France 2542
VZ, fabelhafter Stil, ein hellenistisches Kunstwerk!
Pedigree:
ex Ebay, Nr. 2224572544
ex Ancient Auction House (Dimitri Genov)
Certificate of Authenticity issued to AAH von David Sear vom 30.12.2003
ex coll. Pete Burbules 2004
ex coll. Alex Boggis, Hongkong, 2007
ex Forum Ancient Coins 2008
Anmerkung:
Thompson bemerkt, daß Lampsakos Lysimachos' größte Münzstätte in Kleinasien war, mit ungefähr 150 verschiedenen Av.-Stempeln. Der Ausstoß von Lampsakos ging erst zurück, als Amphipolis um 288 v.Chr. seine extensive Prägung begann. Die Mondsichel im Abschnitt soll nach Müller das Symbol von Sigeum sein. Sigeion (altgriechisch Σίγειον, lateinisch Sigeum) war in der Antike der Name eines Vorgebirges im Westen der Troas und einer griechischen Stadt auf diesem Vorgebirge an der Einfahrt zum Hellespont (Dardanellen).
Die Tetradrachme zeigt das Portrait Alexander des Großen. Der gehörnte Alexander war der Schutzpatron des Lysimachos. Da er der Weggefährte Alexanders gewesen ist, wird dieses Portrait dem tatsächlichen Bild Alexander des Großen sehr nahekommen. Gibt es aber auch Abbildungen
des Lysimachos? 2. Münze:
Königreich Thrakien, Lysimacheia, c.309-281/79
AE 24, 13.56g, 24.18mm, 0°
Av.: Kopf des Lysimachos, diademiert, n. r.
Rv.: oben ΛYΣI, unten MAXEΩN
Löwe n. r. springend, darunter Monogramm AP
c/m Speerspitze
Ref.: BMC 1; SNG Copenhagen 899; HGC 3, 1496; Jurukova ????; Moushmov 5504
Selten, SS, dunkelgrüne Patina
Anmerkung:
Dieses Portrait gilt als die einzige bekannte Darstellung des Lysimachos auf einer Münze! Das wurde durch die Arbeit von Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann noch einmal bestätigt. Das Porträt trägt zwar keinen Namen, aber es war in hellenistischer Zeit üblich, den Gründer der Stadt auf einer Münze abzubilden. Und das war in diesem Fall Lysimachos. Auffallend an diesem Porträt, wodurch es sich von allen anderen Porträts der Diadochen unterscheidet, ist seine Jugendlichkeit, die nicht dem tatsächlichen Alter des Lysimachos entsprach. Es ist, wie Lichtenberger schreibt, von einer "Alexanderhaftigkeit". Es gibt eine Reihe von Büsten, die Lysimachos darstellen sollen. Aber keine Zuschreibung wird allgemein geteilt. Dazu gehört auch diese Marmorbüste aus dem Ephesos-Museum von Selcuk in der Türkei. Sie zeigt ihn ebenfalls als jugendlichen Herrscher.
(1) Herkunft
Lysimachos wurde 361 als Sohn des Agathokles in Pella/Makedonien geboren (Pauly). Seine Familie stammte aus Thessalien, hatte aber bereits unter Philipp II. das makedonische Bürgerrecht erhalten. Er hatte 2 Brüder.
(2) Unter Alexander dem Großen
Zusammen mit seinen Brüdern begleitete er Alexander den Großen bei seinem Eroberungszug durch Asien. Er gehörte zur Leibwache (Somatophylax) des Königs und nahm mit ihm zusammen bei Löwenjagden bei Sidon und Sogdiana teil. Am Hydaspes war er der persönliche Somatophylax des Königs und wurde bei Singara verwundet. 326 wurde er Triarch und 324 in Susa mit einem Goldkranz belohnt. Bevor Alexander in aufwallendem Zorn seinen Freund Kleitos erstach, hatte Lysimachos diese Katastrophe zu verhindern gesucht. Das Ende des Kallisthenes, der sein Lehrer gewesen war und als Mitwisser der sog. Pagenverschwörung hingerichtet wurde, bedauerte er. Der indische Gymnosophist Karanos schenkte ihm sein nysäisches Pferd, bevor er sich in Susa selbst verbrannte..
(3) Als Diadoche in der Nachfolge Alexander des Großen
Nach dem Tode Alexanders wurde dessen Reich aufgeteilt. Unter der Aufsicht von Antipatros, dem Strategen von Europa, erhielt er Thrakien. Dort war er mit der Niederwerfung der Odrysen unter Seuthes III. be-schäftigt.. Doch bald strebte er eine selbständige Herrschaft an und bekämpfte von da an jede Zentralgewalt. Das führte zu den sogenannten Koalitionskriegen mit wechselnden Bündnissen.
Zunächst verbündete er sich 322 mit Antigonos, Antipatros, dessen Tochter Nikaia er heiratete, Krateros und Ptolemaios gegen Perdikkas, dem Alexander auf dem Sterbebett als gewünschten Nachfolger seinen Siegelring übergeben hatte. Nach dessen Tod wurde Lysimachos 321 in Triparadeisos als Herrscher von Thrakien anerkannt.
319 bekriegten Lysimachos, Antigonos, Kassandros, Ptolemaios und Eumenes den Polyperchon, der nach dem Tod des Antipater Nachfolger des Perdikkas geworden war.
Im 3. Krieg 315 schloß sich Lysimachos Kassandros, Ptolemaios und Seleukos gegen Antigonos an, der Lysimachos durch einen Aufstand in Thrakien und in Kallatis lähmte. Im Frieden von 311 blieb Lysimachos zwar Thrakien, doch mußte er die Autonomie der Griechenstädte anerkennen.
Seine Herrschaft vom Ägäischen Meer bis zur Donaumündung festigte Lysimachos durch Heirat mit einer Odrysin und durch die 309 gegründete Hauptstadt Lysimacheia am Hellespont. Nach dem Vorbild des Antigonos nahm er 305 den Königstitel an, um damit seinen Anspruch auf volle Souveränität als hellenistischer Herrscher sichtbar zu machen. Dem von Antigonos belagerten Rhodos sandte er Getreide.
Im Bunde mit Kassandros, Ptolemaios und Seleukos griff er 302 im 4. Koaltionskrieg Antigonos an, eroberte in Kleinasien durch den Strategen Prepelaos mehrere Plätze, darunter Sardeis, und hielt den überlegenen Antigonos solange hin, bis Seleukos sich 301 mit seinen Kriegselefanten mit Lysimachos vereinigen konnte. Nachdem Antigonos bei Ipsos geschlagen und gefallen war, erhielt Lysimachos aus dem zerfallenen Antigonidenreich Kleinasien bis zum Taurus und kontrollierte mit den Meerengen die Verbindung zwischen Europa und Asien. Dadurch nahm die Rivalität zu Seleukos zu. Lysimachos heiratete in 3. Ehe Arsinoe, die Tochter des Ptolemaios, verbündete sich mit ihm und Kassandra 300 gegen Seleukos und gewann allmählich die von Demetrios Poliorketes besetzten westkleinasiatischen Städte, darunter Ephesos, Milet und Priene. Den ionischen Staatenbund unterstellte er seinen Strategen Hippostratos und Sosthenes. Allerdings verlor er auch Gebiete in Asien, als die Unterwerfung des bithynischen Dynasten Zigotes mißlang.
Durch die Komödiendichter Philippides und Lachares und durch Stiftungen suchte Lysimachos Athen zu gewinnen, was ihm nicht gelang. 294 wurde es von Demetrios besetzt.
Um den Rücken frei zu haben beim Krieg gegen die Geten unter König Dromichaites, mußte er Demetrios als König in Makedonien anerkennen. Unglücklicherweise wurde er 292 von Dromichaites gefangengenommen, konnte sich aber seine Freiheit erkaufen durch Preisgabe der Gebiete nördlich der Donau, behielt aber Stützpunkte südlich des Flusses und übernahm die Schutzherrschaft über Herakleia am Pontos. Demetrios hatte allerdings die Gelegenheit benutzt, um in Thrakien einzufallen. Deshalb vereinigte sich Lysimachos 289 mit Seleukos, Ptolemaios und Pyrrhos gegen Demetrios und teilte sich 287 mit Pyrrhos Makedonien. Nachdem Demetrios von Agathokles, dem Sohn des Lysimachos, in Kleinasien zurückgetrieben und 286 von Seleukos gefangen wurde, verdrängte Lysimachos den bisher verbündeten Pyrrhos aus dem westlichen Makedonien und Thessalien, besetzte Paionien und befreite Phokis. Die Aitoler nannten ihre neugegründete Stadt Lysimacheia. 284 herrschte Lysimachos nun über ein Gebiet, das von Mittelgriechenland imWesten und der Donau im Norden bis zum Taurusgebirge, dem “Tor zu Syrien”, erstreckte. Karte der Diadochenreiche 301 v.Chr.
(4) Niedergang
Im Alter wurde Lysimachos, der sein Reich mithilfe von Verwandten und Vertrauten beherrschte, immer mißtrauischer und handelte willkürlicher. Vom Höhepunkt seiner Macht aber stürzte er durch den Familienstreit, der zwischen Lysandra, der Frau seines Sohnes Agathokles, und Arsinoe, seiner Gemahlin, um das Erbrecht entbrannte. Arsinoe, der er Herakleia, Amastris und Tios als Fürstentum übereignet hatte, bewog ihn zur Hinrichtung seines Sohnes Agathokles, der ein fähiger Nachfolger geworden wäre. Durch weitere Hinrichtungen erschreckt flohen Lysandra und die Anhänger des Agathokles zu Seleukos und forderten ihn zum Krieg gegen Lysimachos auf. Philetairos, der Schatzmeister des Lysimachos, fiel von ihm ab und begründete das Fürstentum Pergamon. Der Kommandant von Sardeis übergab Selleukos Burg und Schätze. Da Ptolemaios kurz vorher gestorben war, konnte er Lysimachos nicht mehr zu Hilfe kommen. Bei Kurupedion nördlich von Magnesia am Sipylos kam es im Februar 281 zur Schlacht und Lysimachos verlor nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben. Er wurde später bei Lysimacheia beigesetzt. Nach dem Tod des Lysimachos endeten die Diadochenkriege und es hatte sich die hellenistische Staatenwelt etabliert.
(5) Zusammenfassung
Zielstrebend hatte Lysimachos ein Reich erobert, das als Wirtschaftsgebiet kleinasiatische Manufakturen und europäische Rohstoffbezirke
glücklich vereinigte. Ephesos verlegte er unmittelbar ans Meer und nannte es um in Arsinoe, nach seiner Frau. Dorthin überführte er die Einwohner von Lebedos und Kolophon. Als Wohltäter oder Gründer wurde er kultisch verehrt in Ephesos, Priene, Kassandra und Samothrake, wo Arsinoe einen Tempel der Kabiren weihte. Seine Münzen wurden auch noch nach seinem Tode in griechischen Handelsstädten für den Verkehr mit den Balkanvölkern nachgeprägt. Die nächste Münze ist aus der Zeit der späten römischen Republik
Es handelt sich um die Nachahmung eines Goldstaters des Lysimachos (323-281 v. Chr.), geprägt zur Bezahlung der thrakischen Söldner, die Brutus anwarb für seinen Kampf gegen Octavian und Marcus Antonius. Gefunden wurden sie zusammen mit den berühmten Kosonstateren in Rumänien
(Harlan J. Berk) 3. Münze:
Königreich Thrakien, Tomis, Marcus Junius Brutus, 85-42 v. Chr.
AV - Goldstater, 8.30g, 20mm, 0°
geprägt 44-42 v. Chr. in Byzantion, Kallatis, Tomis und Istros
Av.: Kopf des vergöttlichten Alexander n. r.,diademiert und mit Ammonshorn, dahinter Punkt und Monogramm
Rv.: BAΣIΛEΩ[Σ] - ΛYΣIMAXOY
dazwischen behelmte Athena Nikephoros n. l. sitzend, hält Nike in der re. Hand, die den Namen des Herrschers bekränzt, stützt den li. Ellbogen auf Schild, hinter ihr schräg der Speer
im li Feld ΘEM, im Feld unter dem Sitz TO, Punkt vor dem Knie
unter dem Thron liegender Dreizack n. l., darüber und darunter je ein Delphin
Ref.: a) AMNG I/2, 2480, Taf. XXI, 6 (Ex. aus London, stempelgleich)
b) Mithridates VI de Callatay S.141, dies D4/R1 (stempelgleich)
c) SNG Copenhagen 1093 (stempelgleich, aber DIO)
d) SNG Stockholm 839 (Vs. stempelgleich)
e) Fabricius 308 (Vs. stempelgleich)
f) Müller 27
g) Moushmov 1785
VZ, mint state
(5) Städtegründungen
Wie sein Vorbild Alexander - und eigentlich alle großen Herrscher - betätigte sich auch Lysimachos als Städtegründer. Zudem gab er mehreren Städten andere Namen, z.B. Antigoneia am Askanios nannte er um in Nikaia und Antigoneia Troas in Alexandreia Troas. Andere Städte benannte er nach Familienangehörigen, z.B. Ephesos nach seiner Frau Arsinoe in Arsinea und Smyrna nach seiner Tochter Eurydike in Eurydikeia. Nach seinem Tod erhielten sie wieder ihre alten Namen. 309 v. Chr. gründete er Lysimacheia als Hauptstadt seines Reiches. An der engsten Stelle des Hellespont gelegen kontrollierte es die Route von Sestos in das Hinterland von Thrakien. Um Einwohner für seine neue Stadt zu gewinnen, zerstörte Lysimachos das benachbarte Kardia und siedelte dessen Einwohner und die anderer Städte des Chersonnesos hierher um. Lysimacheia muß sehr schnell zu großer Pracht und Wohlstand gekommen sein. 277 v. Chr. wurde die Stadt aber durch ein schweres Erdbeben zerstört. Dann litt sie unter dem Krieg der Römer gegen Philipp V. und wurde 144 v.Chr. von den Thrakern zerstört. Von diesen Schlägen konnte sich die Stadt nicht mehr erholen und verfiel in römischer Zeit immer mehr. Pausanias schreibt, daß sich hier das Grabmal des Lysimachos befunden habe.
Quellen:
(1) Strabo
(2) Diodoros
(3) Arrian
(4) Pausanias, Reisen in Griechenland
(5) Plutarch)
Literatur:
(1) Der Kleine Pauly
(2) Harlan J. Berk
(3) Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann, Ein Porträt des Lysimachos? Anmerkungen zu einem anonymen Herrscherbild auf den Münzen von Lysimacheia, in "Asia Minor Studies Band 65, 2008
(4) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß