Aemilius Scaurus und Aretas III.
Münze #1
Römische Republik, M. Aemilius Scaurus, gens Aemilia,
und Pub. Plautius Hypsaeus, gens Plautia
AR - Denar, 3.97g, 17.32mm, 215°
Rom, 58 v. Chr.
Av.: oben [M SCAVR] / AED CVR, im Abschnitt REX ARETAS
Der Nabatäerkönig Aretas III. Philhellenos kniet neben einem Dromedar n. r., hält in der Linken die Zügel und in der erhobenen Rechten bebänderten Olivenzweig
im Feld li und re.EX - SC
Rv.: oben P HYPSAEV[S] / AED CVR, re. [CAPTV]
im Abschnitt CHYPSAE C[OS] / [PREIVER]
Jupiter in Quadriga n.l., hält Zügel in der Linken und Blitzbündel in der erhobenen Rechten; vor den Pferden ein Skorpion
Ref.: Crawford 422/1b; Sydenham 913; Aemilia 8; Plautia 8; BMC 3878; Hendin 740
Kratzer im Rev.-Feld bei 9h, sonst fast VZ, kleiner Schrötling
Diese Münze wurde von 2 Münzmeistern zusammen herausgegeben und behandelt 2 unterschiedliche Ereignisse der römischen Geschichte. Die Rückseite erinnert an die Eroberung der volskischen Stadt Privernum in den Latinerkriegen durch C.Plautius Decianus 329 v. Chr. Das Thema dieses Artikels soll aber die Vorderseite sein.
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Marcus Aemilius Scaurus
Die gens Aemilia war eine der ältesten patrizischen Familien Roms. Sie führte sich zurück auf Mamercus, einen Sohn des Numa Pompilius, oder Aemilia, eine Tochter des Aeneas. Sie gehörte zu den angesehensten Familien der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit, bis ihre führenen Mitglieder im 1. Jh. n. Chr. ausstarben (Tacitus, ann.).
Marcus Aemilius Scaurus der Jüngere, der Münzmeister dieser Münze, war der Sohn des M. Aemilius Scaurus des Älteren und der Caecilia Metella. Als sein Vater starb, wurde er von Freunden der Familie erzogen. Pompeius war kurze Zeit mit dessen Schwester Aemilia Scaura verheiratet, nahm aber auch nach ihrem Tod Interesse an der Entwicklung des Scaurus. So forderte er ihn während des 3. Mithridatischen Krieges 89-63 v. Chr. als Militärtribun an.
Während dieses Feldzuges war Scaurus verantwortlich für Judaea. In Judaea war es zu dieser Zeit, nach dem Tod der Salome Alexandra, zu einem Thronstreit zwischen Johannes Hyrkanos II., dem ältesten Sohn des Alexander Jannaeus, und seinem jüngeren Bruder Aristobulos II. gekommen. Dieser verjagte Hyrkanos II. aus Jerusalem, der Zuflucht beim Nabatäerkönig Aretas III. suchte. Als Hyrkanos 63 v. Chr. mit einer Armee des Aretas zurück nach Jerusalem kam, suchte Aristobulos Hilfe bei den Römern. Mit der enormen Bestechungssumme von 8000kg Silber erreichte er bei Scaurus, daß dieser den mit Hyrkanus verbündeten Aretas III. zum Abzug von Jerusalem zwang. Danach beschuldigte Aristobulos den Scaurus bei Pompeius der Erpressung. Aber Pompeius vertraute seinem Schwager mehr und als sich die Unruhen nicht legten, griff er mit Waffengewalt ein und eroberte Jerusalem in einem Blutbad. Aristobulos wurde eingekerkert und Hyrkanus als Ethnarch eingesetzt. Damit war Judaea den Römern tributpflichtig geworden.
Scaurus bekam den Auftrag, gegen Aretas III. vorzugehen. Er verfolgte ihn bis Petra. Nachdem ihm aber Aretas III. eine weiteres Bestechungsgeld von 6000kg Silber bezahlt hatte, zog er sich zurück. Nach dem Feldzug in Judaea kehrte Scaurus nach Rom zurück und heiratete die von Pompeius geschiedene Mucia Tertia. 58 v. Chr. wurde er kurulischer Ädil. Auf der Münze, die Scaurus damals prägen ließ, ist die Unterwerfung des Aretas III. dargestellt, was auch bei dem Triumphzug des Pompeius gefeiert wurde. Tatsächlich war es ganz anders. Dies war das erste Mal, daß ein Münzmeister ein Ereignis aus seiner eigenen Karriere auf einer Münze prägen ließ.
56 v. Chr. wurde er Prätor. Seine Bewerbung für das Konsulat scheiterte an einer Anklage wegen Ausbeutung seiner proprätorischen Provinz Sardinien, in der er 55 v. Chr. gleich dreimal(!) den Zehnten erhoben hatte. Er wurde zwar erfolgreich von Cicero verteidigt, aber nachdem er im folgenden Jahr wieder wegen Bestechung (ambitus) angeklagt wurde, wurde er trotz Ciceros Verteidigung und trotz der Zuneigung, die ihm das Volk wegen der prächtigen Spiele, die er organisierte, entgegenbrachte, verurteilt und ins Exil verbannt. Von ca. 60 bis zu seinem Tod im Exil war er noch Pontifex.
Plinius der Ältere erwähnt mehrmals seinen enormen Reichtum, der unter anderem aus den Proskriptionen seines Stiefvaters Sulla stammte, und kritisiert seine Verschwendungssucht, dessen deutlichster Ausdruck ein riesiges hölzernes Theater war. Er hatte ein Haus auf dem Palatin, das eines der wenigen Wohnhäuser ist, welches den Brand unter Nero überstanden hat, eine Villa in Tusculum und besaß eine große Sammlung an geschnittenen Steinen (Pauly):
Aretas III. Philhellenos
Münze #2
Reich der Nabatäer, Aretas III. Philhellenos, 84 - 62/61 v. Chr.
AE 20, 6.84g, 19.92mm, 0°
Damaskus, 84-71 v. Chr.
Av.: Kopf des Aretas III., diademiert, n. r.
Rv.: Tyche von Damaskus, mit Mauerkrone, auf Felsen n. l. sitzend, Mantel über den unteren Körperpartien, hält Cornucopiae im li. Arm und streckt die rechte Hand aus; unter ihr der Flußgott Chrysorhoas n. l. schwimmend
im re. Feld in 2 vertikalen Zeilen von oben nach unten:
BAΣIΛEΩΣ / APETOV
im li. Feld, durch den Arm der Tyche geteilt, ΦIΛE - ΛΛHNOΣ im unteren li. Feld AP (für APETAΣ)
Ref.: Meshorer Nabatean 6
S+, dicke Sandauflagerungen
Aretas III. (nabatäisch Harithath), der Sohn des Obodas I., war von 87 bis 62 v.Chr. König der Nabatäer. Nachdem er den Thron bestiegen hatte, eroberte er auf Kosten des Seleukidenkönigs Antiochos XII. den Norden des heutigen Jordaniens und den Süden Syriens. Bei dem Versuch diese Gebiete zurückzugewinnen, kam Antiochos 84 v.Chr. ums Leben. Danach konnte Aretas III. seine Herrschaft bis Damaskus ausdehnen. Im Süden reichte sein Gebiet bis ins heutige Saudi-Arabien. Dadurch kontrollierten die Nabatäer die Karawanenrouten vom Mittelmeer nach Indien. Als Syrien mit Damaskus 66 v. Chr. von den Römern erobert und zum Protektorat gemacht worden war, fiel er immer wieder in Syrien ein und verwüstete es. Zwar wurde er in einer Schlacht von den Römern geschlagen, aber der Konflikt wurde nicht beendet.
Im jüdischen Thronstreit der 60er Jahre unterstützte er den Thronanwärter Hyrkanos II., obwohl dessen Lage bereits sehr schlecht war, weil er sich mit ihm mehr Vorteile für sein Reich ausrechnete. Mit einem Heer von angeblich 50.000 Reitern und zahlreichen Fußsoldaten schlug er 65 v. Chr. dessen Bruder und Konkurrenten Aristobulos II., der sich nach Jerusalem zurückziehen mußte, wo er ihn belagerte.
Trotzdem bestieg Aristobolus mit Hilfe der Römer den Thron und Aretas III. wurde von den Römern aufgefordert, sich zurückzuziehen, und Aretas fügte sich. Aber M. Aemilius Scaurus folgte ihm 62 v. Chr. nach Petra, ein Unternehmen, das Pompeius im Jahr zuvor hatte abbrechen müssen. Mit einem Bestechungsgeld von 6000kg Silber und der Anerkennung der römischen Oberhoheit konnte Aretas ihn zur Umkehr bewegen. Dadurch verloren die Nabatäer aber nicht ihre Unabhängigkeit, auch wenn Scaurus eine Siegesmünze prägen ließ, die dies suggerierte, und Pompeius bei seinem Triumphzug die Unterwerfung des Nabatäerkönigs feierte.
Aretas III. nannte sich selbst Philhellenos, Freund der Griechen, und ließ als erster Nabatäer Münzen nach seleukidischem Vorbild prägen. Unsere Münze ahmt die Tyche von Antiochia nach. Ihre Legenden waren griechisch und sie waren wohl nur für Damaskus bestimmt (Meshorer). Spätere Münzen stammten aus Petra. Aretas errichtete in Bostra eine Wachstation am Weg nach Damaskus, aus der später die Hauptstadt des Nabatäerreiches wurde.
Quellen
(1) Cicero, de Officiis
(2) Plinius, Naturalis historiae
(3) Flavius Josephus, Jüdischer Krieg
Literatur
(1) Ya'akov Meshorer, Nabatean Coins, Quedem 3, 1975
(2) Der Kleine Pauly
Online-Quellen
(1) Wikipedia
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.