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Gewichte / Marktgewichte / Münzgewichte
Verfasst: Di 23.04.24 20:05
von tilos
Von mir kommt jetzt ein kleines Ablenkungsmanöver

: Wir hatten ja bei der Diskussion randlich auch die Frage der Zweit-/Nachverwendung von Sesterzen berührt.
Hier mal ein entsprechendes Bespiel eines solchen Sesterzen, vermutlich Domitian zuzuschreiben.
AE 28,90g / 36,33 mm
Könnte im zweiten Leben als Spielstein gedient haben.
Klaus W.- unser passionierter Metrologe - hatte zudem die Idee, dass das Stück auch als römisches Handelsgewicht "1 Unce" (Standard 27,2g) gedient haben könnte.
Gruß
Tilos
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Di 23.04.24 20:09
von Reinhard Wien
Nein. Es ist ein Spielstein (daher dermaßen abgeschliffen). Ich habe eine kleine Sammlung römischer Falzziegel, bei denen jeweils ein Raster, ähnlich wie beim Mühlespiel, eingraviert ist. Für ein Gewicht fehlt die Möglichkeit, Manipulation zu verhindern.
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Di 23.04.24 20:14
von tilos
Reinhard Wien hat geschrieben: ↑Di 23.04.24 20:09
Nein. Es ist ein Spielstein (daher dermaßen abgeschliffen). Ich habe eine kleine Sammlung römischer Falzziegel, bei denen jeweils ein Raster, ähnlich wie beim Mühlespiel, eingraviert ist.
Für ein Gewicht fehlt die Möglichkeit, Manipulation zu verhindern.
Das ist richtig, trifft aber auf alle römischen Gewichte zu. Zumindest auf die aus Blei und Bronze. Daher ja auch die z.T. extrem hohen Toleranzen.
Ein interessantes Thema, das sich lohnen würde, weiterzuführen.
Gruß
Tilos
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Di 23.04.24 20:24
von Reinhard Wien
tilos hat geschrieben: ↑Di 23.04.24 20:14
Reinhard Wien hat geschrieben: ↑Di 23.04.24 20:09
Nein. Es ist ein Spielstein (daher dermaßen abgeschliffen). Ich habe eine kleine Sammlung römischer Falzziegel, bei denen jeweils ein Raster, ähnlich wie beim Mühlespiel, eingraviert ist.
Für ein Gewicht fehlt die Möglichkeit, Manipulation zu verhindern.
Das ist richtig, trifft aber auf alle römischen Gewichte zu. Zumindest auf die aus Blei und Bronze. Daher ja auch die z.T. extrem hohen Toleranzen.
Ein interessantes Thema, das sich lohnen würde, weiterzuführen.
Gruß
Tilos
Die Bronzegewichte sind meist mit Blei ausgegossen, wie verlässlich die Eichung war ist fraglich. Trotzdem ist die Ummantelung im Normallfall absolut symmetrisch, anders als beim Sesterz, konnte man nichts unbemerkt wegfeilen. Die Bleigewichte sind anfälliger für Betrugsversuche, wird auch oft genug vorgekommen sein.
Übrigens: Hätte eher auf Vespasianus getippt. Aber das Foto ist leider sehr dunkel.
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 09:09
von tilos
Dass die kleinen römischen/byzantinischen Bronzegewichte mit Blei ausgegossen wurden, wusste ich bislang nicht. Ich habe jetzt nicht besonders viele davon in der Sammlung, dort ist das nicht so. Auch nicht bei etlichen Gewichten, die ich schon mal in der Hand hatte und von Abbildungen kenne. Ich vermute hier allerdings ein Missverständnis.
Wegen der Zuordnung: In der Tat ist die Prägung nur noch schwer zu erkennen. Im Schräglicht deutet der Umriss aber eher auf Domitian hin.
Grüße
Tilos
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 09:42
von Reinhard Wien
Du hast natürlich recht, die kleinen byzantinischen und annähernd quadratischen Münzgewichte, die im Normalfall einen Buchstaben tragen (N), sind aus Bronze ohne eingegossenes Blei. Es gibt dann sogar noch andere aus Glas (weiss das Gewicht jetzt nicht, vermute aber für Solidusteilstücke wie Semissis oder Tremissis), meist mit einer plastischen Tierdarstellung.
Off-topic: Herr Shraga Qedar, den ich oft in Jerusalem besuchen durfte hatte eine große Spezialsammlung mit verschiedensten Gewichten, teilweise auch in Zweitverwendung. Keine Ahnung, ob seine Sammlung nach seinem Ableben jemals publiziert wurde.
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 10:02
von Zwerg
Reinhard Wien hat geschrieben: ↑Mi 24.04.24 09:42
Keine Ahnung, ob seine Sammlung nach seinem Ableben jemals publiziert wurde.
So weit ich mich erinnere wurde seine Sammlung bei Albrecht und Hoffmann in Köln verauktioniert.
Ist aber schon ganz lange her!
Grüße
Klaus
Nachtrag: das war 1981!
https://www.ma-shops.de/koelnermuenzkab ... p?id=77097
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 10:08
von kc
Der Mann scheint ja unter den alten Haudegen bekannt zu sein

Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 10:20
von Zwerg
Shraga war eine der netten grauen Eminenzen im israelischen Münzhandel.
Er war u.A. numismatischer Berater eines israelischen Ministerpräsidenten, der eine nicht unerhebliche Sammlung besaß.
Gaaaanz lange her
Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 10:25
von kc
Danke für die Aufklärung, aber wie ist der Kerl hier bekannt geworden ohne Internet und Co.?
Re: Medaillon oder Sesterz ! Bitte um Hilfe ! Jetzt m.Foto !!!!!!
Verfasst: Mi 24.04.24 12:24
von Reinhard Wien
Zwerg hat geschrieben: ↑Mi 24.04.24 10:02
Reinhard Wien hat geschrieben: ↑Mi 24.04.24 09:42
Keine Ahnung, ob seine Sammlung nach seinem Ableben jemals publiziert wurde.
So weit ich mich erinnere wurde seine Sammlung bei Albrecht und Hoffmann in Köln verauktioniert.
Ist aber schon ganz lange her!
Grüße
Klaus
Nachtrag: das war 1981!
https://www.ma-shops.de/koelnermuenzkab ... p?id=77097
Interessant. Um das Jahr 2000 herum hatte er jedenfalls dann eine zweite Sammlung aufgebaut, ich erinnere mich an muschelförmige Bleigewichte, entenförmige aus Hämatit und viele andere, meist vorrömisch und aus Kleinasien und östlich davon stammend. In ganz Jerusalem gab es damals übrigens nur ein einziges Internetcafe, das "Cafe Apfelstrudel". Zur Erläuterung: "Strudel" ist passenderweise das hebräische Wort für @.

Re: Gewichte / Marktgewichte / Münzgewichte
Verfasst: Mi 24.04.24 19:51
von tilos
Den dreibändigen Versteigerungskatalog besitze ich auch.
Nach wie vor hoch interessant ist (nicht nur, weil dort auch wenige Stücke aus meiner Slg. Eingang gefunden haben

):
WEBER, Klaus ( 2013): Spätantike Gewichte. Das zweite Leben antiker und spätantiker Münzen.- Beihefte zur Zeitschrift für Metrologie. Nr. 15
Gruß
Tilos
Re: Gewichte / Marktgewichte / Münzgewichte
Verfasst: Mi 24.04.24 21:23
von Reinhard Wien
tilos hat geschrieben: ↑Mi 24.04.24 19:51
WEBER, Klaus ( 2013): Spätantike Gewichte. Das zweite Leben antiker und spätantiker Münzen.- Beihefte zur Zeitschrift für Metrologie. Nr. 15
Gruß
Tilos
Wie sehen die (mutmaßlich) zu Gewichten umfunktionierten Münzen dort aus? Vorstellbar wäre, dass jemand sowas für sich selbst verwendete, um beispielsweise einen Schnelltest für erhaltene Edelmetallzahlungen durchzuführen. Im Normalfall durfte sich niemand mit einer bestimmten Anzahl von Gold- oder Elektronmünzen zufriedengeben, das Gesamtgewicht war ausschlaggebend. Kein Wunder, dass sich so viele geklippte Solidi und Tremissi erhalten haben, die Verlockung war groß.
Re: Gewichte / Marktgewichte / Münzgewichte
Verfasst: Mi 24.04.24 23:16
von tilos
Es sind dort 182 - zumeist in unterschiedlicher Art befeilte - Stücke abgebildet und eingehend beschrieben. Ein Stück wurde fehlinterpretiert, die Nr. 140. Bei diesem handelt es sich um einen griechischen Serratus auf gegossenem Rohling und nicht um eine durch Befeilung als Gewicht justierte Münze.
Es lohnt sich wirklich, diese interessante Publikation zu erwerben bzw. einzusehen.
Gruß
Tilos
Re: Gewichte / Marktgewichte / Münzgewichte
Verfasst: Mi 24.04.24 23:42
von Reinhard Wien
Inzwischen könnte ich mir doch die Möglichkeit vorstellen, dass auch Stücke, bei denen eine Eichung nicht einwandfrei ersichtlich ist als Gewicht in Frage kamen. Nämlich dann, wenn es sich um das persönliche Kontrollgewicht handelte. Wenn jeder der Geschäftspartner sein eigenes Gewicht besaß auf das er sich verlassen konnte, wurde der Zweck erfüllt, indem beide die Möglichkeit hatten das übergebene Produkt des anderen zu kontrollieren.