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Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Do 02.05.24 17:58
von kiko217
Hallo,
die Bestimmung dieses Denars bereitet mir ein Problem. Sieht aus wie ein Silanus aus dem Jahr 91 v. , Crawford 337/3. Aber dann müsste im Abschnitt eigentlich D SILANVS LF stehen. Das kann ich aber beim besten Willen nicht erkennen. Gibt es da Sonderfälle, die Crawford nicht kennt, oder ist es was ganz anderes?
Schönen Abend noch
Kiko
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Do 02.05.24 18:08
von shanxi
Ich denke 337/3 passt. Ganz schwach gibt es ja noch Strukturen die Buchstaben gewesen sein könnten. Ich bilde mir ein, das S zu erkennen.
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Do 02.05.24 19:08
von Reinhard Wien
kiko217 hat geschrieben: ↑Do 02.05.24 17:58
Hallo,
die Bestimmung dieses Denars bereitet mir ein Problem. Sieht aus wie ein Silanus aus dem Jahr 91 v. , Crawford 337/3. Aber dann müsste im Abschnitt eigentlich D SILANVS LF stehen. Das kann ich aber beim besten Willen nicht erkennen. Gibt es da Sonderfälle, die Crawford nicht kennt, oder ist es was ganz anderes?
Schönen Abend noch
Kiko
D. Junius Silanus, Denar, 91 v. Chr.; Syd. 646 bzw.
Craw. 337/3 könnte stimmen, es gibt aber Varianten, z. B. ohne "F" oder ohne "L . F" (dann Syd. 646a bzw. Craw. 337/3 var.).
Die zweizeilige Schrift war da, ist aber abgeschliffen bzw. das "ROMA" der Dezentrierung zum Opfer gefallen. Man muss sich sowohl Avers als auch Revers um 10-15 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht vorstellen.
Schönen Abend noch.
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 08:30
von kiko217
Vielen Dank für eure Hinweise!
Kiko
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 08:50
von Reinhard Wien
Noch eine Frage in eigener Sache: Wie kam es zum Bruch dieser Münze? Mir ist zwar in der Vergangenheit auch schon einmal ein filigraner Antoninian zerbrochen, dieser hatte aber bereits einen Haarriss und war danach auf den Steinboden gefallen. Bei einem massiven Republikdenar reicht die Vorstellungskraft aber offenbar nicht aus.
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 16:43
von shanxi
Diese bröselige Innenstruktur die man auf den Bildern erkennt ist typisch für "kristallisiertes" Silber (Der Begriff "kristallisiert" ist natürlich Unsinn aber üblich). Auf der Oberfläche bildet sich wie hier oftmals eine durchgehende Silberschicht, die aber nicht dick genug ist die Stabilität aufrecht zu halten. Die Brösel halten nicht mehr viel.
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 17:14
von Reinhard Wien
shanxi hat geschrieben: ↑Fr 03.05.24 16:43
Auf der Oberfläche bildet sich wie hier oftmals eine durchgehende Silberschicht, die aber nicht dick genug ist die Stabilität aufrecht zu halten. Die Brösel halten nicht mehr viel.
OK, die Oberfläche ist eine Sache, ich hatte auch schon norische Tetradrachmen mit schuppiger Oberfläche (im unbehandelten Zustand), die sich stellenweise schieferartig ablösen konnte, wenn man nicht aufpasst. Auch Republikdenare, wo ein Drittel fehlte, um diesen Zustand zu erreichen, war aber von massiver Gewaltanwendung auszugehen (Schwerthieb oder ähnliches).
Allerdings, hier sind ja alle drei(sic!) Teile vorhanden, also handelt es sich um eine Beschädigung, die nach der Auffindung entstanden sein muss.
Für mich nicht mit bröseliger Oberfläche erklärbar.
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 17:26
von shanxi
Nicht die Oberfläche ist "bröselig", sondern das Innere der Münze. Das ist auf dem oberen Bild auch gut zu erkennen. Die Oberfläche ist bei diesem Prozess oftmals eine dünne aber völlig glatte Schicht, die manchmal auch teilweise delaminiert ist, hier aber nicht.
So auch bei meinem Balbinus, der so instabil ist das ich versehentlich ein kleines Stueck abgebrochen habe.
Übrigens offenbar nicht der einzige Balbinus mit diesem Problem:
https://www.acsearch.info/search.html?id=12546761
Re: Bestimmung zersplitterter Denar
Verfasst: Fr 03.05.24 21:57
von Altamura2
Im Englischen läuft das auch unter "embrittlement", also Versprödung. Die tritt als Alterserscheinung auf, wenn die Silberlegierung andere Bestandteile wie Blei enthält oder wenn bei der Verarbeitung Fehler gemacht wurden (wie zu schnelles Abkühlen der Schrötlinge). So hab' ich das zumindest verstanden, ich bin kein Materialwissenschaftler

.
Es gibt dazu eine Untersuchung von F. C. Thompson und A. K. Chatterjee, "The age-embrittlement of silver coins", Studies in Conservation Vol. 1 No. 3, 1954, S. 115-126, über JSTOR auch online verfügbar.
Weiterhin befassen sich zwei Internetseiten mit diesem Thema:
https://www.forumancientcoins.com/numis ... allization
https://www.forumancientcoins.com/moonm ... coins.html
Gruß
Altamura