Lackland hat geschrieben: ↑Mi 13.11.24 15:17
... Mit etwas Erfahrung ist es durchaus möglich, eine Einstufung in ‚häufig‘, ‚selten‘ oder ‚sehr selten‘ vorzunehmen. ...
Ein bisschen mehr geht da oft schon

.
In den letzten Jahren hat sich zumindest bei den Griechen (und nur da weiß ich was

) eine Art "quantitative Numismatik" entwickelt (die auch unter diesem Begriff läuft).
Dabei rechnet man aufgrund von heute vorhandenen Stempeln, heute vorhandenen Exemplaren und ein paar Annahmen mit allerlei statistischem Hokuspokus hoch, wie groß die Produktionsmenge einer Münzserie wohl war.
Das Problem dabei ist, dass die statistischen Aussagen streng genommen nur unter bestimmten Voraussetzungen Gültigkeit haben, die aber in konkreten Fällen so gut wie nie erfüllt sind

. Die Ergebnisse sind dann also auch ein Stück Glaubenssache, sind aber besser als nichts und vermitteln schon einen Eindruck von der Größenordnung.
In vielen Arbeiten werden diese statistischen Verfahren inzwischen aber sehr mechanisch angewandt, von Leuten, die offensichtlich nicht wissen, was sie da tun. Wenn ich sehe, dass da zu Münzvarianten, von denen man nicht mehr als eine Handvoll Exemplare hat, Auflagenhöhen mit einer Wahrscheinlichkeit mit zwei Nachkommastellen angegeben werden, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll

.
Eine Einführung in diese Thematik gibt Warren Esty in seinem Vortrag bei der ANS "Die studies: Inferences about Chronology, Mint Organization, and Die Numbers", den man hier anschauen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=VoBUVOUuvRA
Esty hat auch jede Menge zu diesem Thema veröffentlicht:
https://montana.academia.edu/WarrenEsty
Ob diese Verfahren inzwischen auch bei den Römern Einzug gehalten haben, weiß ich nicht. Grundlage dafür sind nämlich Stempelstudien, und da sind mir aus römischer Zeit noch nicht viele über den Weg gelaufen

(was aber an mir liegen kann

).
shanxi hat geschrieben: ↑Mi 13.11.24 14:09
... Wie lange hat ein Stempel gehalten?
Da liest man Werte von 1000 bis 5000. ...
Das werden schon mehr gewesen sein, ich lese da Zahlen zwischen 10.000 und 30.000. Das hängt auch davon ab, aus welchem Material die Münzen bestehen und wie groß die Schrötlinge sind.
Das wurde auch schon experimentell untersucht, siehe beispielsweise Thomas Faucher et. al, "À la recherche des ateliers monétaires grecs : l’apport de l’expérimentation", Revue Numismatique 165, 2009, S. 43-80:
https://www.persee.fr/doc/numi_0484-894 ... 6_165_2867
Gruß
Altamura