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Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 13:47
von Römersucher
Liebe Freunde der römischen Münzen, kennt sich in diesem Forum jemand bezüglich der Prägeauflagen bei römischen Münzen aus? Ich habe nämlich die ein oder andere Münze bei mir liegen, bei der mich die Auflage doch interessieren würde.
Wie lässt sich so etwas herausfinden?

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 14:09
von shanxi
Das ist nicht so einfach, da gibt es gleich mehrere Unsicherheitsfaktoren:

Wie lange hat ein Stempel gehalten?
Da liest man Werte von 1000 bis 5000. In manchen Perioden wurde auf Qualität geachtet, in anderen wurden auch noch total heruntergekommene Stempel verwendet.

Wie viele Stempel gibt es für einem Münztyp ?
Das geht von 1 bis zu mehreren Duzend.

und das sind nur zwei Faktoren

Einfacher ist zu schauen wie viele Münzen sind heute noch vorhanden und daraus abzuschätzen welche Münze häufig war und welche selten. Die Datenbanken helfen da.

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 14:59
von Römersucher
Ah ok, d.h. eine exakte Zahl zu finden ist fast unmöglich, eine Einstufung in häufig, mittel und selten ist dagegen gut möglich oder?

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 15:17
von Lackland
Mit etwas Erfahrung ist es durchaus möglich, eine Einstufung in ‚häufig‘, ‚selten‘ oder ‚sehr selten‘ vorzunehmen.
Im Zweifel bedarf es halt teilweise auch einiges an Recherche im Internet.

Es sind halt aus der Antike kaum Dokumente erhalten, wieviel Gold, Silber oder Kupfer vermünzt wurde. Und natürlich wurden im Laufe von über 2.000 Jahren viele Münzen zig Mal eingeschmolzen und zu neuen Münzen verarbeitet…

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 15:47
von jschmit
Du kannst ja einige davon hier posten und wir helfen etwas nach ;-)

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 18:21
von Römersucher
Eine Münze bei der es mich interessieren würde wäre diese hier:

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 19:06
von Altamura2
Lackland hat geschrieben:
Mi 13.11.24 15:17
... Mit etwas Erfahrung ist es durchaus möglich, eine Einstufung in ‚häufig‘, ‚selten‘ oder ‚sehr selten‘ vorzunehmen. ...
Ein bisschen mehr geht da oft schon :D .

In den letzten Jahren hat sich zumindest bei den Griechen (und nur da weiß ich was :D ) eine Art "quantitative Numismatik" entwickelt (die auch unter diesem Begriff läuft).
Dabei rechnet man aufgrund von heute vorhandenen Stempeln, heute vorhandenen Exemplaren und ein paar Annahmen mit allerlei statistischem Hokuspokus hoch, wie groß die Produktionsmenge einer Münzserie wohl war.
Das Problem dabei ist, dass die statistischen Aussagen streng genommen nur unter bestimmten Voraussetzungen Gültigkeit haben, die aber in konkreten Fällen so gut wie nie erfüllt sind :? . Die Ergebnisse sind dann also auch ein Stück Glaubenssache, sind aber besser als nichts und vermitteln schon einen Eindruck von der Größenordnung.

In vielen Arbeiten werden diese statistischen Verfahren inzwischen aber sehr mechanisch angewandt, von Leuten, die offensichtlich nicht wissen, was sie da tun. Wenn ich sehe, dass da zu Münzvarianten, von denen man nicht mehr als eine Handvoll Exemplare hat, Auflagenhöhen mit einer Wahrscheinlichkeit mit zwei Nachkommastellen angegeben werden, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll :| .

Eine Einführung in diese Thematik gibt Warren Esty in seinem Vortrag bei der ANS "Die studies: Inferences about Chronology, Mint Organization, and Die Numbers", den man hier anschauen kann: https://www.youtube.com/watch?v=VoBUVOUuvRA
Esty hat auch jede Menge zu diesem Thema veröffentlicht: https://montana.academia.edu/WarrenEsty

Ob diese Verfahren inzwischen auch bei den Römern Einzug gehalten haben, weiß ich nicht. Grundlage dafür sind nämlich Stempelstudien, und da sind mir aus römischer Zeit noch nicht viele über den Weg gelaufen :? (was aber an mir liegen kann :D ).
shanxi hat geschrieben:
Mi 13.11.24 14:09
... Wie lange hat ein Stempel gehalten?
Da liest man Werte von 1000 bis 5000. ...
Das werden schon mehr gewesen sein, ich lese da Zahlen zwischen 10.000 und 30.000. Das hängt auch davon ab, aus welchem Material die Münzen bestehen und wie groß die Schrötlinge sind.
Das wurde auch schon experimentell untersucht, siehe beispielsweise Thomas Faucher et. al, "À la recherche des ateliers monétaires grecs : l’apport de l’expérimentation", Revue Numismatique 165, 2009, S. 43-80: https://www.persee.fr/doc/numi_0484-894 ... 6_165_2867

Gruß

Altamura

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 19:44
von Altamura2
Altamura2 hat geschrieben:
Mi 13.11.24 19:06
... Das wurde auch schon experimentell untersucht, siehe beispielsweise Thomas Faucher et. al ...
Jetzt hab' ich auch den Film dazu wieder gefunden :D :
auf Französich hier: https://www.youtube.com/watch?v=4G6vqUWMELo
die englische Version hier: https://www.youtube.com/watch?v=uGsc2TeeAkg

Gruß

Altamura

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Mi 13.11.24 21:23
von Numis-Student
Altamura2 hat geschrieben:
Mi 13.11.24 19:06

Das werden schon mehr gewesen sein, ich lese da Zahlen zwischen 10.000 und 30.000. Das hängt auch davon ab, aus welchem Material die Münzen bestehen und wie groß die Schrötlinge sind.
Das wurde auch schon experimentell untersucht, siehe beispielsweise Thomas Faucher et. al, "À la recherche des ateliers monétaires grecs : l’apport de l’expérimentation", Revue Numismatique 165, 2009, S. 43-80: https://www.persee.fr/doc/numi_0484-894 ... 6_165_2867

Gruß

Altamura
Da ALLE Zahlen mit Unsicherheiten verbundene Annahmen und Schätzungen sind, rechne ich überschlagsweise immer gern mit etwa 10.000 Stück pro Stempel. Für Probus, Rom in der ersten Emission (eher eine kleinere Emission) habe ich diesen Hokuspokus auch mal gemacht und kam auf Zahlen von etwa 200 Stempeln pro Offizin pro Reverstyp. Also doch gewaltige Mengen, die da jedes Jahr vom Stempel gesprungen sind...

Re: Auflagen bei römischen Münzen

Verfasst: Do 14.11.24 09:37
von richard55-47
Es blieb nichts anderes übrig, als Unmengen von Münzen aus Metall zu prägen, da man Papiergeld nicht kannte. Unser heutiges Papiergeld entspricht den relativ wertlosen Legierungen (mit oder ohne Silbersud) von damals. Der Konsument vertraute damals der Fiktion des eingeprägten Wertes wie wir heute dem aufgedruckten Zahlenwert. Zumindest gab es keine Alternative.