Nachbearbeitung antiker Münzen – insbesondere Restaurationen, Nachritzungen und das Aufbringen künstlicher Patina
Verfasst: Mo 09.06.25 10:58
Vs: CAES[AR DIC TER]. Drapierte Büste der Victoria nach rechts.
Rs: [C CLOVI] PRAEF. Minerva mit Trophäe, Lanze und Schild nach links stehend, im linken Feld eine Schlange.
Durchmesser: 26 mm
Gewicht: 13,55 g
Liebe Sammler, Interessierte und Numismatik-Enthusiasten,
heute möchte ich ein Thema ansprechen, das in der Numismatik regelmäßig auftaucht, aber selten differenziert diskutiert wird: die Nachbearbeitung antiker Münzen – insbesondere Restaurationen, Nachritzungen und das Aufbringen künstlicher Patina.
Mir geht es dabei nicht um die technische Ausführung, sondern um die Frage, wie solche Eingriffe grundsätzlich betrachtet werden:
Wie steht die numismatische Gemeinschaft zu restaurierten Stücken? Sind sie automatisch abzulehnen? Oder gibt es qualitativ hochwertige Bearbeitungen, die durchaus als sammelwürdig gelten können?
Was mir dabei auffällt: Die Ablehnung solcher Modifikationen ist oft pauschal und emotional gefärbt. Gleichzeitig bleibt eine zentrale Frage offen – wer hat restauriert? Warum wird der Name der Person, die teils erhebliche Eingriffe vorgenommen hat, nicht genannt? Gerade bei aufwendigen Arbeiten wäre Transparenz wünschenswert, um Qualität und Verantwortlichkeit besser einschätzen zu können.
Warum bringe ich dieses Thema auf?
Wie einige wissen, befinde ich mich noch in der Lernphase innerhalb der Numismatik – und ich mache kein Geheimnis daraus, dass auch Fehler Teil meines Weges sind. Auf einer Münzbörse, eher beiläufig von Stand zu Stand schlendernd, fiel mir das hier vorgestellte Stück ins Auge. Es hatte für mich einen gewissen Reiz, und ich entschied mich zum Kauf – nicht zuletzt aus reiner Kuriosität.
Das Stück lässt sich online zurückverfolgen und wurde bei Solidus mit dem Hinweis auf Restauration angeboten – fair! Dennoch wurde nicht angegeben, wer die Bearbeitung durchgeführt hat. Warum nicht?
Was bedeutet das nun für das Stück? Ist es wertlos? Ein Fall für die berüchtigte „Schublade der Schande“?
Ich denke nicht. Ich habe in meinem Umfeld nach Meinungen gefragt, und niemand hat das Stück pauschal als Fehlkauf bezeichnet. Dennoch war ich enttäuscht, dass der Verkäufer auf der Börse nicht aktiv auf die Nachbearbeitung hingewiesen hat – ob aus Absicht oder Unwissenheit, sei dahingestellt. Ich werde das aber noch persönlich mit ihm klären, denn ich bin der Meinung: Transparenz ist in solchen Fällen der richtige Weg.
Ich möchte euch das Stück nun vorstellen und bin gespannt auf eure Meinungen. Wer wissen möchte, wie viel ich bezahlt habe, darf mich gern per DM kontaktieren.
Falls dieser Beitrag thematisch besser in einen bestehenden Thread zur Nachbearbeitung passt, darf er gerne dorthin verschoben werden. Für mich stellt das Thema jedoch mehr dar als nur ein Randaspekt – es berührt ein eigenes, ernstzunehmendes Feld innerhalb des Sammelns: die Restauration. Und vielleicht ist es an der Zeit, auch hier offener über die Praktiken und Beteiligten zu sprechen.
Herzliche Grüße,
Tiziana