Numismatikforum

Liebe Freunde der antiken Münzen!

Diese Münze aus Nikopolis wird im Januar von The Coin Cabinet versteigert. Beschreibung:
Diaumenianus, 217-218
AE 29, 11.73g, 0°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Agrippa
Av.: K M OPPEL ANTWNI DIADOVMENIAN-OC
Bloßer Kopf n.r.
Rv.: VP AGRIPPA NI - KOPOLITWN PR / OC ICTR
Zeus in Himation, n.l. thronend, stützt sich mit der erhobenen Linken auf langes
Szepter und hält in der vorgestreckten Rechten Patera
Ref.: a) nicht in AMNG:
Rv. AMNG I/1, 1792
Av. AMNG I/1, 1796
b) Varbanov 3664
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2023):
Rv. No. 8.23.1.3 (für Macrinus)
obv. e.g. No. 8.25.1.10 (stempelgleich)
The Coin Cabinet, Ancients Auction 30, Lot 482, January 2026
Denselben Typ gab es bereits einmal in einer Auktion von Obolos.
Die Münze für Macrinus ist sehr ähnlich, aber nicht stempelgleich. Z.B. sind die Füße des Thrones anders. Aber bei den Münzen für Diadumenianus hat Zeus auf dem Kopf ein Objekt, das wie ein Kalathos aussieht. Dann aber wäre es nicht Zeus, sondern Serapis!

Meine Frage: Ist das ein Kalathos oder ein Stempelbruch? Was meint ihr?

Liebe Grüße
Jochen

Hallo Jochen,

sieht für mich schon wie ein Korb aus und nicht wie ein Stempelbruch. Also ist ein Kalathos naheliegend.

Peter43 hat geschrieben: ↑

Di 23.12.25 12:59

... Ist das ein Kalathos oder ein Stempelbruch? Was meint ihr? ...

Schwer zu sagen .

AMNG I-1 1792 bezieht sich auf Mionnet Sup II, S. 159, 597, das ist vermutlich diese aus der BnF: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8585732f
Hier läuft die Legende auf dem Revers über dem Kopf des Zeus durch, ohne Unterbrechung, wie es in AMNG auch beschrieben wird. Zeus hat auch nichts auf dem Kopf.

Die Münze unter Macrinus ist wohl diese: https://www.acsearch.info/search.html?id=6365598 . Hier sieht man eine Lücke in der Legende über dem Zeuskopf, auf letzterem befindet sich aber klar erkennbar nichts.

Wenn ich im AMNG die Beschreibungen der Münzen von Agrippa anschaue, dann finde ich Reversfiguren, die mal mit und mal ohne Kalathos dargestellt sind. Beispielsweise Concordia bei Nummer 1813 mit Kalathos und 1814 ohne, oder Tyche bei Nummer 1819 mit Kalathos und 1821 ohne.

Wir haben also in Nikopolis auch einen sitzenden Zeus ohne Kopfbedeckung, aber mit Platz darüber, sowie einen lockeren Umgang mit der Verteilung des Kalathos.
Daher kann man wohl nicht klar entscheiden, ob wir auf den zwei gezeigten Münzen einen Zeus mit Kalathos oder einen mit Stempelbruch haben. Was ich da gefunden habe, würde beides zulassen.
Allerdings ist der Kalathos meist kleiner dargestellt, als das Ding auf den zwei gezeigten Münzen. Außerdem scheinen die zwei gezeigten Rückseiten stempelgleich zu sein, nur in der Größe des Dings über dem Kopf unterscheiden sie sich, wie das bei einem fortschreitenden Stempelbruch häufig zu sehen ist. Daher würde ich die Wahrscheinlichkeit eines Stempelbruchs leicht höher einschätzen.

Ob der Zeus mit einem Kalathos hier gleich zu einem Serapis werden würde, weiß ich nicht, die anderen Figuren ändern ihre Identität dadurch ja anscheinend auch nicht .

Gruß

Altamura

Manchmal kommt es anders als man denkt .

Ich hab' nochmal geschaut, ob ich in anderen Sammlungen weitere Exemplare dieser Münze finde. Bei der ANS bin ich dann fündig geworden : https://numismatics.org/collection/1944.100.15351
Zuerst dachte ich, ah, derselbe Stempelbruch, hab' dann aber gesehen, dass die Figur als "Sarapis std." beschrieben wird (was natürlich Unsinn ist) und dass auf AMNG 1795 verwiesen wird.

AMNG 1795 ist nun eine Münze, deren Beschreibung ganz genau zu den zwei hier gezeigten passt. Beim Revers heißt es "Göttin mit Mauerkrone l. sitzend, in der vorg. R. Schale (?), die L. auf das Scepter gestützt".

Also weder Zeus noch Serapis, sondern Hera oder Demeter (AMNG legt sich da nicht fest) .

Gruß

Altamura

Hallo Altamura,

mit dieser "Überraschung" hast Du mir das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht!

Also ist es kein Stempelbruch, aber auch kein Kalathos, sondern eine Mauerkrone.

Das Bild von ANS zeigt die am besten erhaltene Münze, auh wenn sie fälschlicherweise als Serapis bezeichnet ist. Man erkennt jetzt auch deutlich, daß es kein Himation ist, den die Gottheit trägt und wie es für Zeus oder Serapis üblich wäre. Es ist die Kleidung einer weiblichen Gottheit

Es sieht mir auch nicht nach einer Schale (Patera) aus, Das Objekt, das die dGöttin in der re. Hand hält, sieht mir nicht nach einer Schale (Patera) aus, da unten noch "Gestrüpp" herausragt. Das spricht doch eher für Feldfrüchte und damit neigt sich die Waage zu Demeter. Dafür spricht auch die ähnliche Münze von Macrinus, obwohl die unter Longinus geprägt wurde.

Liebe Grüße
Jochen