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Mithras

Verfasst: So 09.01.05 00:09
von Peter43
Hallo!

Hier habe ich eine Frage, die mich eigentlich schon lange beschäftigt. Der Mithraskult war im späten Römischen Reich eine der bedeutendsten Religionen. Besonders verbreitet war sie in der Armee. Mithräen - die Kultstätten des Kultes - finden sich überall in Europa, wo die römischen Soldaten einmal waren. Besichtigen kann man z.B. das Mithraeum vor der Saalburg in der Eifel. Der Mithraskult hatte viel Ähnlichkeit mit dem Christentum: Jungfräuliche Geburt, Erlösung, um nur einiges zu nennen. Überhaupt war der Mithraskult die größte Konkurrenz für das frühe Christentum. So war der Geburtstag des Mithras der 25. Dezember. Dieses Datum ist dann von den Christen einfach okkupiert worden!

Mich wundert nun, daß ich keine Darstellung auf Münzen finden kann. Ich vermute nun, daß der Terminus SOL INVICTVS, der auf den Münzen des späten Reiches so häufig zu finden ist, sich auf Mithras bezieht, der ja mit dem Sonnengott identifiziert wurde. Nur paßt die Darstellung des Sonnengottes nicht zu dem bekannten Mithrasbild, der ja in der Regel jugendlich oder gar als Kind dargestellt wurde, oft einen Stier bezwingend.

Gibt es jemanden, der Informationen zu diesem Problem hat? Würde mich sehr freuen!

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: So 09.01.05 00:36
von Pscipio
Hallo Peter43

Ich kann dir auf deine Frage (leider) keine Antwort geben... Erlaube mir aber trotzdem zwei Bemerkungen:

- Wurde der Geburstag des Mithras nicht am Tag der Wintersonnenwende gefeiert? Das wäre dann der 21. Dezember, oder?
- Die Frage der Indentifizierung von Mithras mit Sol ist eine interessante. Soweit ich weiss verschmolz Mithras im Zuge der Hellenisierung des Ostens (ab Alexander) mit Helios und auch mit Apollon. Somit wäre die Gleichsetzung von Sol und Mithras nicht eine unmittelbare, sondern eine mittelbare, im Kielwasser der griechischen Gottheit Helios verlaufende... Oder verbreitete sich der Mithraskult als bedeutende Religion erst zur römischen Kaiserzeit aus Parthien in den griechisch/römischen Osten?

Gruss, Pscipio

PS: Entschuldige dass ich auf deine Frage keine Antworten, sondern weitere Fragen bringe :oops:

Verfasst: So 09.01.05 00:37
von Zwerg
Hallo Peter43

Meines wissens gibt es keine numismatische Bezüge zum Mithras - Kult.

Und mehr kann ich leider nicht sagen.

Grüße
Zwerg

Verfasst: So 09.01.05 02:37
von Peter43
@pscipio:

Eine kurze Google-Recherche zeigt, daß es mit dem Geburtstag des Mithras etwas durcheinander geht. Es wird sowohl die Wintersonnenwende, der 21.12., als auch der 25.12. genannt.

Dies habe ich von http://www.kath.de/nd/kmf/hirschbg/01_02/53.htm
Das Christentum, vor allem der Katholizismus, entlehnt dem Mithras-Kult viele Grundzüge, wie u.B. die Ideale der Frömmigkeit und der Nächstenliebe; die Taufe, den Ritus der Kommunion, den Gebrauch von Weihwasser, die Anbetung der Hirten bei Mithras Geburt, die Ernennung des Sonntags und des 25. Dezember (Mithras Geburtstag) zu heiligen Tagen sowie den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an das letzte Gericht und die Wiederauferstehung (Encarta 98 Enzyklopädie).

Hier habe eben ich eine Erklärung für diese Verwirrung gefunden:
Zum Ende der zweihunderter Jahre der gegenwärtigen Zeitrechnung feierte Rom das Fest "Sol Invictus" ("die unbesiegte Sonne") am 25ten Dezember. "Sol Invictus" war die Staatsreligion von Rom. Der 25. Dezember war dann das Datum der Winter-Sonnenwende nach dem römischen Kalender.

Ob das richtig ist, kann ich im Augenblick nicht beurteilen!

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: So 09.01.05 12:08
von Pscipio
@Peter43

Danke für die Infos!

Verfasst: So 09.01.05 15:51
von Wurzel
Peter43 hat geschrieben:@pscipio:


Dies habe ich von http://www.kath.de/nd/kmf/hirschbg/01_02/53.htm
Das Christentum, vor allem der Katholizismus, entlehnt dem Mithras-Kult viele Grundzüge, wie u.B. die Ideale der Frömmigkeit und der Nächstenliebe; die Taufe, den Ritus der Kommunion, den Gebrauch von Weihwasser, die Anbetung der Hirten bei Mithras Geburt, die Ernennung des Sonntags und des 25. Dezember (Mithras Geburtstag) zu heiligen Tagen sowie den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an das letzte Gericht und die Wiederauferstehung (Encarta 98 Enzyklopädie).
Eine kleine Bemerkung am Rande die Christliche Religion hat ihre direkten Ursprünge im jüdischen Glauben und dessen Tradtionen, es ist Heute schwer zu sagen welche Religion wann von einer anderen Religion "abgekupfert" hat. So kennt auch die jüdische Glaubensreligion eine Unsterbliche Seele und das jüngste Gericht. Es finden sich auch im Islam viele Elemente die wir aus anderen Religionen kennen.

Gruß Wurzel

Verfasst: So 09.01.05 18:32
von B.A.
Moin Moin,

ich habe hier eine andere Erklärung uber die Herkunft, und zwar aus dem "Lexikon des Geheimwissens" von Horst E. Miers
Mitra, Mithra (lat.: mithras), eine altiranische, schon aus arischer Vorzeit stammende Gottheit des vor u. mit der Sonne am Himmel aufziehenden Lichts. In dem ihm gewidmeten Abschnitt des Avesta (Jasht 10) wird er geschildert als mit 1000 Ohren, 100.000 Augen begabt, stets ein Feind der finsteren Dämonen, die er bekriegt; seinem Namen nach, der "Freund" u. "Vertrag" bedeutet, ist er der Wächter über Vertragstreue u. der Gegner aller Vertragsbrüchigen, die er mit Hab u. Gut vertilgt. In Persien wird der M. kult durch die Inschriften des Artaxerxes Mnomon u. Ochus bezeugt; ins Abendland drang er in ganz veränderter Gestalt, mit Mysterien u. fremdländischen Gebräuchen verbunden: Schon 70vZ verbreitete er sich in der späteren röm. Kaiserzeit im ganzen Reich, wie zahlreiche Denkmäler u. Inschriften bezeugen. Laut Dr. Steinberger ("Esoteriker des Westens") handelt es sich beim M. kult "um eine Art antiken Freimaurertums". ...........
Ich kann leider nicht mehr zu diesem Thema zum besten geben, aber ich hoffe es hilft in irgendeiner Form :D

Mfg
SCheibe

PS: die "Avesta" sind die heiligen Schriften der Zoroastrianer (entstanden ca. 6000 v.Chr., der erste große Gesetzgeber u. Begründer der Relegion des Mazdaismus oder der Feueranbetung)

Verfasst: So 09.01.05 20:01
von secundus
Hi Peter43,

Eine Antwort zur eigentlichen Frage kann ich leider nicht beisteuern, was auch, falls Zwergs Annahme zutrifft, dass keine numismatischen Bezüge zum Mithraskult existieren, nicht verwunderlich ist. Lediglich zur Preisgabe einige archäologischen Belege, betreffend der von Dir angesprochene Beziehung bzw. Gleichsetzung (?) von Sol und Mithras , ließ sich die allmächtige Suchmaschine überreden.

[ externes Bild ]
Altarstein des Mithras mit Strahlenkrone und Peitsche. Die Strahlen der Krone, die als Durchbruch zu einem Hohlraum ausgeführt sind, wurden von einer darin stehenden Öllampe illuminiert.
Inschrift: Deo Invicto Mitrae M(arcus) Sim/plicius Simplex / pr(a)ef(ecus) v(otum) s(oluit) l(ibens) m(erito)
Quelle: http://museums.ncl.ac.uk/archive/mithras/text.htm


Inschriften von Tempelanlagen des Hadrianwalls:

altar; 1822 in W end of Mithraeum; Black Gate; dated AD252:
DEO SOLI • INVICTO MITRAE SAECVLARI PVBL PROCVLINVS

altar; 1604; Rokeby; restored
DEO SOLI INVICTO MITHRAE MARCVS LICINIVS RIPANVS PRAEF V S L M

altar; 1725; lost
DEO SOLI MITR ...VIS ...COR ...

altar broken in two; 1844 with #1395; Black Gate; restored
SOLI APOLLINI ΛNICETO MITHRAE APONIVS ROGΛTIΛNVS

altar; 1822 near Zodiac Sculpture in Mithraeum; Black Gate
DEO • SOLI INVICTO MYTRAE SAECVLARI LITORIVS PACATIANVS B F COS PRO SE ET SVIS V S L M

Quelle: http://www.roman-britain.org/epigraphy/ ... nswall.htm

Julianus´ Stier in Beziehung zum Mithraskult zu setzen, dafür spricht:
http://it.geocities.com/paginedistoria/vanderspoel.html

Verfasst: So 09.01.05 21:18
von klaupo
Eine Übersicht über die Münzprägungen Elagabals mit religionspolitischem Hintergrund von Rainer Pudill endet mit dem Ausblick:
Unter Aurelian (270 - 275) erlebte eine "reformierte" Form des Sonnenkultes und der traditionelle Sonnengott eine neue Blüte. Sol hat als Sol Invictus möglicherweise sogar den Sieg des Christentums erleichtert, wenn nicht gar ermöglicht. MünzenRevue 6/2000, S. 24
Gruß klaupo

Verfasst: So 09.01.05 21:54
von Peter43
Vielen Dank für die interessanten Beiträge!

@secundus:
Mit Deiner Erlaubnis werde ich die von Dir gefundenen Ergebnisse weiterverwenden!

Mit freundlichem Grüßen

Verfasst: Mi 12.01.05 22:31
von Nikolausi
Hallo,
Elemente des Mithraskultes sind verlorengegangen
und werden in der Christlichen Gemeinde nicht praktiziert,
so etwa das Taurobolium, wo sich die Novizen
unter einen Rost stellen, auf dem gerade
ein Stier geschlachtet wird ....

Verfasst: Mi 12.01.05 23:55
von Peter43
Wäre auch etwas unappetitlich!

Verfasst: Do 13.01.05 00:23
von Wurzel
Erinnert mich so ein ganz kleines bisschen an die Sache mit Siegfried und dem Drachen......

aber nur ein bisschen :wink:

Gruß Wurzel

Verfasst: Do 13.01.05 09:26
von Task_Force
@ peter43
Hier ein schönes Fundstück aus meiner näheren Umgebung:

http://kultur.inm.de/amf/exponat_roemerzeit.htm

Gruß
Task_Force

Verfasst: Do 13.01.05 12:52
von chinamul
Falls sich einer von Euch tiefer in diese Materie einarbeiten möchte, kann ich ihm dafür das folgende Buch empfehlen:
Reinhold Merkelbach, Mithras – Ein persisch-römischer Mysterienkult,
2. Auflage, Beltz Athenäum Verlag, Weinheim 1984
ISBN 3-89547-045-7
260 Seiten Text, ca. 130 Seiten Bildteil, Register
Fadenheftung, fester Einband mit Schutzumschlag

Gruß

chinamul