Consecratio und Alexandria - wer ist dargestellt?

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klaupo
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Consecratio und Alexandria - wer ist dargestellt?

Beitrag von klaupo » Sa 23.04.05 19:43

Hallo mal wieder an die Experten,

die beiden Stücke, die ich gern genauer zuordnen würde, stammen aus einem Lot und erscheinen mir von der Erhaltung her bestimmbar.

Die größere (ca. 21 mm) und dickere würde ich des Adlers wegen nach Alexandria geben, die Legende ist für mich unlesbar. Auf dem Revers würde ich rechts hinter dem Adler den Unterstrich eines L vermuten. Kann mir jemand sagen, wer hier auf dem Avers dargestellt ist?

Auf der kleineren (ca. 19 mm) ist die Legende größtenteils lesbar, der Anfang auf dem Avers leider nicht: Behelmter Kopf, Umschrift ?P VICTORIA AUG. Auf dem Revers Adler auf Blitz (?), Umschrift CONSECRATIO, im Exerge möglicherweise zwei unleserliche Buchstaben. Weiß jemand, wer hier unter die Götter erhoben wurde?

Besten Dank vorab!

Gruß klaupo
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Beitrag von Zwerg » Sa 23.04.05 20:47

Hallo klaupo

1 ist sicher Alexandria, stilistisch könnte es Gallienus sein, bin mir aber nicht sicher

2 habe ich noch nie gesehen. Ich glaube nicht an eine reichsrömische Münze, meine Suche bei den Vandalen und Ostrogothen war bisher (nur online) ergebnislos, sie könnte aber in die Zeit der Völkerwanderung gehören. Ich halte allerdings auch eine antike Phantasieprägung für nicht ausgeschlossen - wegen des sterbenden Schwanes.

Auf ein Ergebnis bin ich gespannt

Grüße
Zwerg

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Beitrag von chinamul » Sa 23.04.05 21:31

Hallo klaupo!

Die erste Münze ist tatsächlich ein Alexandriner, nämlich eine Tetradrachme aus dem dritten Jahrhundert. Leider sind die Porträts auf alexandrinischen Münzen nicht immer so charakteristisch wie auf den Reichsprägungen. Das Gleiche gilt für die ausgesprochen häufige Rückseite - wohl auch der Grund, warum sie in einem Lot landete -, die auch keinen Anhaltspunkt liefert, weil wir sie ohne Unterbrechung von den Severern bis zum Ende der autonomen Prägungen Alexandrias finden, also mehr als 70 Jahre hindurch. Wenn es Dir nicht doch gelingt, einzelne der griechischen Buchstaben der Av.-Legende zu entziffern, wird es wohl nicht möglich sein, das Stück präzise zuzuordnen. Ich würde es in die Mitte des dritten Jahrhunderts datieren und mich insofern Zwerg anschließen.
Die zweite Münze ist mir absolut rätselhaft. Trotz emsigsten Suchens habe ich sie nicht finden können, obwohl die Rückseite sich reichsrömisch gibt, wenn man mal von dem schlangenhalsigen Adler absieht.

Gruß

chinamul
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Beitrag von klaupo » Sa 23.04.05 23:04

Hallo chinamul und Zwerg,

zunächst einmal danke für eure Bemühungen und Infos. Ich habe zwar nur einen Katalog zum Nachschlagen:

Adriano Savio, Katalog der alexandrinischen Münzen der Sammlung Dr. Christian Friedrich August Schledehaus im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück, Bd. 3, 1997

Durch den Hinweis auf Gallienus habe ich das Stück dort möglicherweise gefunden für das Jahr 9 (261/262 n. Chr.): Die Legende konnte ich hier nicht in Griechisch einbringen, habe also transkribiert.

Vs. Gepanzertes Brustbild r., Legende AVTKPLIKGALLINOCC:EB; davon sind die hervorgehobenen Lettern auf dem Stück erkennbar (wenn man es weiß!).
Rs. Adler steht l., den Kopf nicht gewendet, hält im Schnabel Kranz, im Hintergrund Palmzweig schräg, im Feld r. L. Legende: ENATOV (sie ist auf der Münze lesbar.)

Die Referenzmünze weist keine Stempeldrehung auf (meine auch nicht) und wiegt 11,97 g. Ich werde mein Stück also wiegen müssen. Der Typ ist im genannten Kat. unter der Nr. 2003 als selten vermerkt, und das wäre natürlich ein erfreulicher Begleiteffekt bei einem Lotkauf.

Nun bin ich gespannt, ob sich für die Consecratio auch noch eine Lösung findet?

Gruß klaupo

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Beitrag von Zwerg » Sa 23.04.05 23:46

Hallo klaupo

BINGO für den Gallienus - überzeugt.

In diesem Zusammhang eine Bemerkung zur Jahreszählung bei den Alexandrinern. Normalerweise benutzte man Buchstaben für Zahlen - wie üblich. Nur bei der "9" gab es Probleme, denn das "Theta" stand für Thanatos - Tod. Also schrieb man es aus, womit deine Münze datierbar wird.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Peter43 » Sa 23.04.05 23:54

Hallo Klaupo!

Ich habe Deine Münze im Ancient Coin Forum vorgestellt (Ich selbst habe keine Ahnung, was es ist!), und hier ist die Antwort von Rupert (Übersetzt von mir):

Kann es ein ältere, aber nicht antike 'Phantasie'-Münze sein von Victoria oder Victorina, der Mutter von Victorinus?
Cohen sagt, daß einige Wissenschaftler von den Aurei des Victorinus mit Victoria auf dem Revers schließen, daß dies die Mutter von Victorinus ist, Victorina. Cohen folgend zitiert Mionnet eine Münze mit genau dieser Beschreibung aus dem Cabinet D'Ennery. (Tete casquee avec la legende IMP VICTORIA AVG, und auf dem Revers ein Adler mit CONSECRATIO). Er weiß allerdings nicht mehr über diese Münze. So kann Deine Münze entweder eine atemberaubende Rarität sein oder eine Erfindung des 18.Jhd. (wie z.B. Junia Donata usw.). Ist sie gegossen? Sieht ein bißchen so für mich aus. Auf jeden Fall sehr interessant!!


Und von Virtusprobi:

Hier sind die betreffenden Seiten von Cohen:
http://www.inumis.com/rome/books/cohen/vol_vi/p85.html
http://www.inumis.com/rome/books/cohen/vol_vi/p86.html
Voyez tome II, page 378
Commodus & "Marcia"
http://www.inumis.com/rome/books/cohen/ ... /p378.html

Hoffe, damit etwas geholfen zu haben!
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von klaupo » So 24.04.05 11:41

Hallo Peter43,

das sind interessante Informationen, die du zusammengetragen hast - vielen Dank!

Einen Guß würde ich nicht ausschließen, an eine Rarität ersten Ranges mag ich nicht glauben. Ich halte das Stück daher eher für eine alte Phantasieprägung, wie sie bereits oben vermutet wurde. Das Teil lag zusammen mit einer desolaten URBS ROMA in einem Fach, wohl weil beide Portraits behelmt waren. Ich hatte bei der Schnellsichtung aufgrund des Helms an Baktrien gedacht. Das Lot war ein Konglomerat von 65 Stücken unterschiedlichster Provenienz - angefangen bei den Kelten (?) bis zu Philipp II. von Spanien -, mehrheitlich ebay-Lot-Qualität, und ich habe nur 10 bestimmbare davon ausgesucht, dafür allerdings einen etwas höheren Stückpreis bezahlt, als wenn ich das gesamte Lot genommen hätte. Wer weiß, was für Raritäten mir nun entgangen sind? :wink:

Gruß klaupo

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Beitrag von chinamul » So 24.04.05 12:18

Hallo klaupo!

Ja, darauf mußte man erst einmal kommen, daß der alte Mionnet diese Münze kannte. Und dann hätte man außerdem noch wissen müssen, daß es diese Victori(n)a überhaupt gab. Hier nun, nur noch der Vollständigkeit halber, was Mionnet selbst über das Stück schreibt und vor allem - jetzt aufgemerkt, klaupo - wie er es bewertet!!! 100 Francs waren zu Zeiten Mionnets (sein Katalog erscheint 1827) eine Wahnsinnssumme. Ohne daß die Authentizität der Münze feststeht, wird sie allein durch das Erscheinen bei Mionnet erheblich aufgewertet und ist damit in meinen Augen numismatisch höchst interessant, weil ich mich auch für die Geschichte der Numismatik interessiere.
Falls Du Dich also eventuell davon trennen könntest, würde ich sie Dir gerne abkaufen.

Gruß

chinamul
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