buchstaben auf spätrömern
Moderator: Homer J. Simpson
- donolli
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buchstaben auf spätrömern
hallo leute!
auf antoninianen des späten 3. jahrhunderts und besonders auf den folles' des frühen 4. jahrhunderts tauchen auf den reversen immer wieder buchstaben auf, lateinische sowie griechische.
habe bisher wenig in erfahrung bringen können, was diese eigentlich bedeuten. das XXI auf antoninianen wird wohl als wertangabe gedeutet, wobei man nicht genau weiß, auf was sich der wert bezieht.
zu den buchstaben in den feldern habe ich jedoch noch gar nichts gefunden. mir ist lediglich aufgefallen, dass die münzen einzelner prägestätten, hier ein diocletianus aus trier, meistens auch die gleichen buchstaben aufweisen, hier S und F.
weiß jemand von euch mehr?
cheers donolli
auf antoninianen des späten 3. jahrhunderts und besonders auf den folles' des frühen 4. jahrhunderts tauchen auf den reversen immer wieder buchstaben auf, lateinische sowie griechische.
habe bisher wenig in erfahrung bringen können, was diese eigentlich bedeuten. das XXI auf antoninianen wird wohl als wertangabe gedeutet, wobei man nicht genau weiß, auf was sich der wert bezieht.
zu den buchstaben in den feldern habe ich jedoch noch gar nichts gefunden. mir ist lediglich aufgefallen, dass die münzen einzelner prägestätten, hier ein diocletianus aus trier, meistens auch die gleichen buchstaben aufweisen, hier S und F.
weiß jemand von euch mehr?
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- Peter43
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@donolli:
Das XXI bei den Antonianen des Aurelius und einigen anderen bedeutet die römische Zahl 21. Manchmal wird sie auch griechisch dargestellt. Dann steht da KA. Was sie wirklich bedeutet weiß man nicht genau. Eine Theorie sagt, die Zahl beziehe sich auf das Verhältnis zwischen Asses und Antoninianus, das Aurelius neu festgelegt habe: 1 Antoninianus = 20 Asses. Eine andere Theorie sagt, die Zahl beziehe sich auf das Verhältnis der Metalle in der Legierung: 1 Teil Silber zu 20 Teilen Kupfer. Zu Beginn besaßen sie nämlich einen Anteil von ca. 4.7% Silber.
Die Symbole auf den Feldern der Rückseite haben in der Regel keine weitere Bedeutung. Sie sind Kennzeichen zur Identifizierung verschiedener Münzserien. Sie spielen eine immer größer werdende Rolle in den Zeiten der galoppierenden Inflation. Da wurden immer neue Serien aufgelegt mit immer schlechteren Metallgehalt. Die alten Münzen wurden eingezogen und eingeschmolzen. Zur Unterscheidung trugen sie diese Buchstaben und Symbole auf den Feldern.
Es gibt aber Ausnahmen. Dazu gehört auch das SF auf Deiner Münze. Man hat lange überlegt, was das bedeuten soll. Die beste Erklärung bis heute ist, daß es die Abkürzung sein soll von Saeculi Felicitas = das Glück des Zeitalters. Aber ob das wirklich stimmt, und warum gerade auf diesen Münzen, ist, ehrlich gesagt, nicht bekannt.
Für solche und ähnliche Fragen kann ich Dir nur dringend empfehlen das Buch von John Melville Jones, A Dictionary of Ancient Roman Coins, Seaby.
Außerdem gibt es eine wunderbare Website von Dough Smith:
http://dougsmith.ancients.info/ die ich garnicht hoch genug loben kann!
Mit freundlichem Gruß
Das XXI bei den Antonianen des Aurelius und einigen anderen bedeutet die römische Zahl 21. Manchmal wird sie auch griechisch dargestellt. Dann steht da KA. Was sie wirklich bedeutet weiß man nicht genau. Eine Theorie sagt, die Zahl beziehe sich auf das Verhältnis zwischen Asses und Antoninianus, das Aurelius neu festgelegt habe: 1 Antoninianus = 20 Asses. Eine andere Theorie sagt, die Zahl beziehe sich auf das Verhältnis der Metalle in der Legierung: 1 Teil Silber zu 20 Teilen Kupfer. Zu Beginn besaßen sie nämlich einen Anteil von ca. 4.7% Silber.
Die Symbole auf den Feldern der Rückseite haben in der Regel keine weitere Bedeutung. Sie sind Kennzeichen zur Identifizierung verschiedener Münzserien. Sie spielen eine immer größer werdende Rolle in den Zeiten der galoppierenden Inflation. Da wurden immer neue Serien aufgelegt mit immer schlechteren Metallgehalt. Die alten Münzen wurden eingezogen und eingeschmolzen. Zur Unterscheidung trugen sie diese Buchstaben und Symbole auf den Feldern.
Es gibt aber Ausnahmen. Dazu gehört auch das SF auf Deiner Münze. Man hat lange überlegt, was das bedeuten soll. Die beste Erklärung bis heute ist, daß es die Abkürzung sein soll von Saeculi Felicitas = das Glück des Zeitalters. Aber ob das wirklich stimmt, und warum gerade auf diesen Münzen, ist, ehrlich gesagt, nicht bekannt.
Für solche und ähnliche Fragen kann ich Dir nur dringend empfehlen das Buch von John Melville Jones, A Dictionary of Ancient Roman Coins, Seaby.
Außerdem gibt es eine wunderbare Website von Dough Smith:
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Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 27.04.05 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
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- donolli
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@ Peter 43:
vielen dank für deine ausführungen und tipps! haben mich in der sache schon mal weitergebracht
cheers donolli
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cheers donolli
Zuletzt geändert von donolli am Mi 27.04.05 19:44, insgesamt 1-mal geändert.
- Peter43
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Es gibt aber noch andere Bedeutungen:
Hier habe ich einen Follis von Licinius II., RIC VII, Alexandria 30. Man erkennt im re Feld ein X über II und einem halben M (sieht aus wie ein Gamma). Das halbe M ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Abkürzung von Semis = 1/2. Die Legende im Feld zusammengelesen heißt dann 12 1/2. Bedeuten soll das, daß dieser Follis abgewertet wurde von einem ursprünglichen Wert von 25 Denarii auf jetzt den halben Wert von nur noch 12 1/2 Denarii.
Mit freundlichem Gruß
Hier habe ich einen Follis von Licinius II., RIC VII, Alexandria 30. Man erkennt im re Feld ein X über II und einem halben M (sieht aus wie ein Gamma). Das halbe M ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Abkürzung von Semis = 1/2. Die Legende im Feld zusammengelesen heißt dann 12 1/2. Bedeuten soll das, daß dieser Follis abgewertet wurde von einem ursprünglichen Wert von 25 Denarii auf jetzt den halben Wert von nur noch 12 1/2 Denarii.
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@Donolli:
Zu dem Typ mit SF habe ich jetzt noch eine Fortsetzung gefunden: TF. Hier habe ich eine Münze von Licinius I., 308-324, aus Trier. Es ist RIC VII, Trier 120; 2.Offizin; 36 n.Chr.
Av.: IMP LICINIVS PF AVG
belorbeerte Büste, geharnischt, n.r.
Rv.: GENIO - POP ROM
Genius mit Mauerkrone(!) steht nach li, bekleidet mit Hymation (also bis
zur Hüfte nackt), hält Patera in der li Hand und Cornucopiae im re Arm.
Über den re Arm fällt eine Falte seiner Draperie
im Feld li T, re F
im Abschnitt: BTR
TF ist eine Kennzeichnung, die nach SF verwendet wurde. Es gibt die Theorie, daß TF eine Abkürzung sein soll für TEMPORVM FELICITAS. Das wäre dann vom Sinn ähnlich wie SF mit SAECVLI FELICITAS.
Übrigens, Himation ist die griechische Bezeichnung für ein Kleidungsstück, das lose von hinten um die Schultern geworfen wurde, sodaß die rechte Schulter und die re Brust frei blieb.
Mit freundlichem Gruß
Zu dem Typ mit SF habe ich jetzt noch eine Fortsetzung gefunden: TF. Hier habe ich eine Münze von Licinius I., 308-324, aus Trier. Es ist RIC VII, Trier 120; 2.Offizin; 36 n.Chr.
Av.: IMP LICINIVS PF AVG
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Genius mit Mauerkrone(!) steht nach li, bekleidet mit Hymation (also bis
zur Hüfte nackt), hält Patera in der li Hand und Cornucopiae im re Arm.
Über den re Arm fällt eine Falte seiner Draperie
im Feld li T, re F
im Abschnitt: BTR
TF ist eine Kennzeichnung, die nach SF verwendet wurde. Es gibt die Theorie, daß TF eine Abkürzung sein soll für TEMPORVM FELICITAS. Das wäre dann vom Sinn ähnlich wie SF mit SAECVLI FELICITAS.
Übrigens, Himation ist die griechische Bezeichnung für ein Kleidungsstück, das lose von hinten um die Schultern geworfen wurde, sodaß die rechte Schulter und die re Brust frei blieb.
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Und noch eine interessante Inschrift auf einem Revers! Es ist eine Münze von Constantius II., 324-361, aus Aquileia, RIC VII 193; LRBC 924. Der Typ ist der berühmte 'Reitersturz' aus der Serie FEL TEMP REPARATIO. Hier der Typ FH3, Reiter wendet sich zum Soldaten und streckt ihm den Arm abwehrend entgegegen.
Was hier aber interessant ist, daß im Feld neben einem S als Serienkennzeichnung am linken Rand ein LXXII zu erkennen ist. LXXII ist die römische Zahl 72. Allgemeine Meinung ist, daß die 72 mit dem Gewicht der Münze zusammenhängt. Ursprünglich sollte nämlich eine Maiorina 4.54g wiegen, und das waren 1/72g eines römischen Pfundes. Meine Münze wiegt 4.48g. Das kommt noch gut an die Norm heran. Danach wurden die Münzen immer leichter und noch vor 355 wurde die Prägung der Maiorina eingestellt.
Mit freundlichem Gruß
Was hier aber interessant ist, daß im Feld neben einem S als Serienkennzeichnung am linken Rand ein LXXII zu erkennen ist. LXXII ist die römische Zahl 72. Allgemeine Meinung ist, daß die 72 mit dem Gewicht der Münze zusammenhängt. Ursprünglich sollte nämlich eine Maiorina 4.54g wiegen, und das waren 1/72g eines römischen Pfundes. Meine Münze wiegt 4.48g. Das kommt noch gut an die Norm heran. Danach wurden die Münzen immer leichter und noch vor 355 wurde die Prägung der Maiorina eingestellt.
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- chinamul
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@Peter43 und Pscipio
Wenn ich ohne Eure Vorinformation die Buchstabenfolge SF und TF zu deuten hätte, würde ich zunächst einmal die Lesungen secunda und tertia mutmaßen, also eine Numerierung der Emissionen. Für das jeweilige F hätte ich dann allerdings keine Erklärung anzubieten.
Gruß
chinamul
Wenn ich ohne Eure Vorinformation die Buchstabenfolge SF und TF zu deuten hätte, würde ich zunächst einmal die Lesungen secunda und tertia mutmaßen, also eine Numerierung der Emissionen. Für das jeweilige F hätte ich dann allerdings keine Erklärung anzubieten.
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chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
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@Chinamul:
Das ist natürlich eine Alternative! Allerdings kann es nicht die Offizinanummer sein, die steht ja im Abschnitt. So müßte es eine Art Seriennummer sein. Nur ist SF nicht die 2.Serie Vorher gabe es bereits folgende Serien:
A/B - Γ 296; hier war A/B noch die Offizinanummer
S - F 301; dies war die erste Serie mit den feststehenden Buchstaben!
S - F 302; 2.Serie!
S - F 305; 3.Serie!
S - F 307; 4.Serie
S - A 307
S - C 307
S - A 307
T - F 313-315
A - S 315-316
T - F 316
T - F 317
F - T 317-318
T - F 320-321
Wie man sieht, geht es etwas durcheinander! Zudem gab es zwischen den oben aufgeführten Serien oft noch andere ohne Zeichen im Reversfeld. Wenn man ehrlich ist, muß man gestehen, daß wir die Bedeutung nicht kennen (Wie leider nur zu oft)! Die Interpretation durch SAECVLI FELICITAS kommt wahrscheinlich daher, daß dieser Ausdruck auf Münzen vorher schon bekannt war.
Mit freundlichem Gruß
Das ist natürlich eine Alternative! Allerdings kann es nicht die Offizinanummer sein, die steht ja im Abschnitt. So müßte es eine Art Seriennummer sein. Nur ist SF nicht die 2.Serie Vorher gabe es bereits folgende Serien:
A/B - Γ 296; hier war A/B noch die Offizinanummer
S - F 301; dies war die erste Serie mit den feststehenden Buchstaben!
S - F 302; 2.Serie!
S - F 305; 3.Serie!
S - F 307; 4.Serie
S - A 307
S - C 307
S - A 307
T - F 313-315
A - S 315-316
T - F 316
T - F 317
F - T 317-318
T - F 320-321
Wie man sieht, geht es etwas durcheinander! Zudem gab es zwischen den oben aufgeführten Serien oft noch andere ohne Zeichen im Reversfeld. Wenn man ehrlich ist, muß man gestehen, daß wir die Bedeutung nicht kennen (Wie leider nur zu oft)! Die Interpretation durch SAECVLI FELICITAS kommt wahrscheinlich daher, daß dieser Ausdruck auf Münzen vorher schon bekannt war.
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