Halfpenny Token "Wellington" Überprägung

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Halfpenny Token "Wellington" Überprägung

Beitrag von Canadian Coins » Mo 27.02.06 15:19

Hallo,

ich habe hier einen Wellington Halfpenny Token, der über einem anderen Halfpenny Stück geprägt wurde.
Es handelt sich um WE-2A2 aus dem Charlton Canadian Colonial Token Katalog.
Auf einigen Seiten, die mir freundlicherweise mal von KAM zur Verfügung gestellt wurden, ist es mit 1497 gelistet. Der Rand ist mittig gerändelt.

Anhand der beigefügten Bilder kann man auf der Portraitseite noch recht deutlich "HALF PENNY TOKEN" entziffern.
Auf der Wertseite meine ich einige parallel verlaufende Linien erkennen zu können - ähnlich der Saiten einer Harfe oder eventuell auch Wanten eines Segelschiffes. Leider schaffe ich es nicht davon deutliche Bilder anzufertigen. Die Ansätze der Linien verlaufen von der von vorne gesehen rechten Schulter hinunter zur Armbeuge des rechten Armes

Ich würde nun gerne herausfinden, welcher Halfpenny Typ überprägt wurde.
In einer Anmerkung steht, dass bei diesen Stücken meist "Bristol Halfpenny Token" überprägt wurden.
Die Abbildungen, die ich zu Bristol Halfpennies gefunden habe, ließen allerdings keine parallel verlaufenden Linien erkennen - gleiches gilt für "Guppy Halfpennies", die an anderer Stelle erwähnt werden.

Kennt möglichweise jemand einen Token, der einerseits "HALF PENNY TOKEN" in der dargestellten Form zeigt und andererseits ein Motiv mit parallelen Linien ?

Schöne Grüße.
CC
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wellington2.jpg
wellington.jpg

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 27.02.06 17:46

Es ist schon der Halfpenny Token der Bristol Patent Sheathing Nail Manufactory, Withers Nr. 513. Die parallelen Linien stammen von der Darstellung der Takelage des abgebildeten Segelschiffs.
Hier zumindest eine Abbildung des Penny Token, vom Typ gleich wie der halbe. http://www.nmm.ac.uk/collections/explor ... ID=MEC1985 Grüße, KAM
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Beitrag von Canadian Coins » Mo 27.02.06 19:48

Hallo KAM,

Danke für den Link - genau diese Abbildung habe ich schon gefunden.
Und ich war im Grunde der Meinung, dass es dieser Typ nicht sein kann.
Möglicherweise haben mir die Augen aber auch einen Streich gespielt - ich erkenne mehr oder weniger 8 parallel verlaufende Linien,
die in den Vertiefungen (siehe Pfeilspitzen) ihren Ursprung haben.
Und dies hat mich zunächst zu der Vermutung veranlasst, dass es sich um die Saiten einer Harfe handeln könnte.

Schöne Grüße.
CC
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linien.jpg
wellington3.jpg

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Beitrag von mumde » Mo 27.02.06 20:23

Hallo CC,
hier ein Bild des entsprechenden Penny, auf dem die Takelage gut zu sehen ist.
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Bristol Token Rv.jpg
Bristol Token Av.jpg
Gruß mumde

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Beitrag von Canadian Coins » Mo 27.02.06 21:28

Hallo mumde.

Vielen Dank. Auf Deinem Bild kommt die Takelage deutlich markanter zum Vorschein, als es beim NMM-Bild der Fall ist.
Da besteht nun kein Zweifel mehr. :D

Schöne Grüße.
CC

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 28.02.06 10:49

Vielleicht interessiert noch das Folgende: Der Herausgeber des ursprünglichen Tokens verdiente viel Geld mit Patent Sheathing Nails, also patentierten Verschalungs-Nägeln. Die Schiffahrt, vor allem in warmen Gewässern hatte enorm mit dem Bohrwurm zu kämpfen, die Schiffe wurden undicht, ein dichter Bewuchs an den Holzplanken kostete Geschwindigkeit. Seit 1761 begann die britische Marine mit der Verschalung der Schiffsrümpfe mit Kupfer, die Schiffe wurden erheblich haltbarer und ca. 25 % schneller. Gegenüber französischen und amerikanischen Schiffen brachte dies einen militärischen Vorteil. Bald zeigte sich die Tücke des Verfahrens, die Stahlbolzen zur Befestigung des Kupfers, reagierten elektrolytisch, die Verschalungen brachen auf und es kam zu Verlusten an Schiffen, so daß das Verfahren 1783 vor dem Aus stand. Die Briten suchten einen Ausweg, herkömmlich behandeltes Kupfer war zu weich für Nägel, Messing reagierte ebenfalls elektrolytisch. Da erfanden William Collins und John Westwood (ich habe nicht herausgefunden, ob es sich um den Graveur der Anglesey Pennies handelt) ein Verfahren, die Nägel doch aus Kupfer herzustellen: Das Kupfer wurde heiß durch eine Stahlform gezogen und dann in kaltem Zustand mit Rundwalzen auf die endgültige Stärke reduziert. Das patentierte Verfahren wurde von mehreren Fabrikanten genutzt, denn der Bedarf war riesig. Zum Nachteil der britischen Navy verkaufte ein Hersteller die Nägel auch nach Frankreich, Niederlande und Spanien. Grüße, KAM
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Beitrag von Canadian Coins » Di 28.02.06 12:49

Hallo KAM,

sehr interessant!
Die Geschichte rund um die Prägungen ist schliesslich das "Salz in der Suppe" - wenn ich es mal so ausdrücken darf.

Besten Dank und schöne Grüße.
CC

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