nulla astris propior sedes

Privat ausgegebene Münzen, Notgeld und Münzersatzmittel

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nulla astris propior sedes

Beitrag von Dietemann » Mi 21.11.07 00:13

Hallo,

nachdem ich nun sowohl das Forum, als auch google und das coinsarchives "umgegraben" habe, kann ich mir doch keinen Reim auf das folgende Stück machen:

Gewicht 4,05 g, Durchmesser 24 mm, Material Kupfer

Baum mit Vogel und der Umschrift Nulla Astris Propior Sedes
(könnte das so etwas heißen wie kein Himmel in der Nähe der Siedlungen?)

zwei Männer mit baroken Perücken, von der Umschrift sind nur einige Zeichen zu erkennen: NVMER??CUM BO ??TRIUM PHOS, wobei ich nicht mal sicher bin, wo die Schrift anfängt.

Als Jahreszahl ist 167? (vielleicht 1672) vermerkt.

Die erste Umschrift kommt auf französischen Jetons aus der Zeit vor.

In Numispedia wird Jeton mit Rechenpfennig übersetzt, wenn ich es richtig verstanden habe, dann handelt es sich bei den französischen aber um Auswurfmünzen, die zu irgendeinem Anlass an das Volk ausgeworfen wurden.

Und was hat das Volk dann damit gemacht? Das Stück sieht eher so aus, als habe es als Münze im normalen Geldumlauf teilgenommen (das erscheint mir für einen königliche Münze eher pietätlos, aber ehrfurchtsvoll gesammelt werden die Leute die Münzen auch nicht haben, oder?)
Dateianhänge
Jeton1673-1.jpg
Jeton1673-2a.jpg

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 21.11.07 09:54

NULLA ASTRIS PROPIOR SEDES = Kein Sitz ist näher bei den Sternen; das paßt auch gut zum Bild. - Das mit dem Jeton ist etwas mißverständlich, weil der Begrif mehrdeutig ist. Einmal gab es solche, die bei festlichen Anlässen unters Volk geworfen wurden, ähnlich wie die Kamelle im Karneval. Das waren meist kleine Silberstücke, die das Volk dann entweder gesammelt oder als Geld verwendet hat. Häufiger sind Jetons im Sinne von Rechenpfennig, die zum Rechnen auf dem Rechenbrett verwandt wurden und darauf "geworfen" wurden. Die sind dann meist aus Unedelmetall. Auf dieser Seite bietet ein Händler ein Stück an, das mit deinem die Rückseite gleich hat. Solche Stempelkopplungen sind durchaus üblich. http://pagesperso-orange.fr/numismatec/louisXIVf.htm - 1672 stimmt also. Die Vorderseite hab ich nicht gefunden, ich vermute, daß Ludwig XIV. und seine Frau dargestellt sind. Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von Dietemann » Mi 21.11.07 12:39

Ja auf der Seite war ich auch schon. Kein bei den Sternen näher gelegener Sitz, ok dass habe ich auch verstanden (Latein ist lange her und dass sich das Nulla auf sedes bezieht ist eigentlich logisch, aber mir war es trotzdem nicht klar, danke also für den Hinweis).

Und um welche jetons handelt es sich hier? Ich hatte angenommen, dass es sich um Auswurfmünzen handelt, das würde zu der baroken Pracht des Königs passen, aber wenn die nur aus Silber waren, dann kann das ja nicht sein. Konnte man damals damit beim Bäcker bezahlen?

gruß, Dietemann

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 21.11.07 22:43

Bezahlen konnte man bei der notorischen Kleingeldknappheit damals mit allem, auch mit römischen Münzen. (Ich muß mein Latein z. Zt. wiederholen, um den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen.) Grüße, KarlAntonMartini
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