Token aus Porzellan usw.

Privat ausgegebene Münzen, Notgeld und Münzersatzmittel

Moderator: KarlAntonMartini

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paeddy6
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Token aus Porzellan usw.

Beitrag von paeddy6 » Di 06.10.09 01:27

Mit diesen Thema möchte ich versuchen nach und nach ein kleines Sammelarchiv für Token aus Keramik– ähnlich MünzGoofys Afrika TdM – aufzubauen (Wobei ich mich in keinster Weise mit MGs tollen Beiträgen vergleichen will...). MMN ist dies eines der schönsten Sammelgebiete im Bereich der Token bzw. Geldersatzmarken, wird aber leider doch recht stiefmütterlich behandelt. Ziel dieses Themas sollte es sein, den einen oder anderen anhand von bebilderten Kurzartikeln für dieses Spezialgebiet zu begeistern oder zumindest einige interessante, unterhaltsame und lehrreiche Beiträge zu diesen Forum beizusteuern.

Über Feedback oder konstruktive Beiträge anderer Sammler dieser Stücke würde ich mich sehr freuen. Fragen zur Bestimmung, Wert usw. sollten allerdings in gesonderten Themen (bzw. ggf. als PN) geschrieben werden.

Um das Sammelgebiet einzugrenzen, hier zunächst ein kurzer Umriss:

Verwendete Materialien

Oft werden diese Token als „Porzellanmünzen“ bezeichnet. Allerdings trifft weder „Münzen“ zu (Es handelt sich in der Regel um Geldersatzmarken, also Token!), noch sind die alle Stücke wirklich aus Porzellan. Passender – wenngleich sprachlich „holperig“ - wäre es von „Wertmarken aus keramischen und ähnlichen Materialien“ zu sprechen. Hergestellt wurden diese Token aus weißen Biskuit-Porzellan, verschiedenen Arten von grünen und braunen Steinzeug, Majolika, Ziegel und Ton. Des weiteren kann man durchaus auch die ungewöhnlicheren Ausgaben aus Glas und Grafit zu diesen Sammelgebiet zählen.

Arten von Token aus keramischen Material
Interessanterweise decken diese nichtmetallischen Token eine ganze Menge der typischen Hartgeld Tokenarten ab. Neben den Kommunalausgaben von Städten, Gemeinden und Kreisen (vergleichbar mit Metall-Notgeld wie es im Funck gelistet ist) gibt es:
  • Staatliche Notmünzen (Sachsen, Japan, geplante Ausgaben für Guatemala und das Deutsche Reich)
  • Private Notgledausgaben (inner- und außerbetrieblich)
  • Rabattmarken (Eckard/Dresden)
  • mit Serienscheinen vergleichbare Ausgaben die „nur am Tag der Ausgabe gültig“ waren (z.B. Quedlinburg)
  • Ausgaben von Transportunternehmen (z.B. Hamburg, Meißen)
  • Wertmarken (Gut für Kaffee, Freier Eintritt, usw)
  • Spendenausgaben (eigentlich Medaillen, aber mit Nennwert)
  • Spieltoken (z.B. Siam, Zoppot, moderne amerikanische Casino-Chips)
Die Siam-Token möchte ich allerdings hier ignorieren. Zu einen gibt es zu den Stücken bereits ein Thema (=> siehe hier), zu anderen würde deren Typenvielfalt an dieser Stelle eindeutig den Rahmen sprengen.
Zuletzt geändert von paeddy6 am Mo 16.11.09 04:28, insgesamt 3-mal geändert.

paeddy6
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Beitrag von paeddy6 » Di 06.10.09 01:29

Die Notmünzserie Sachsen 1920/21
Beginnen möchte ich mit der wohl bekanntesten Serie von Porzellannotgeld. Die Serie gilt als „staatliches Notgeld“ (wobei die Einteilung in städtisches und staatliches Notgeld oft recht willkürlich ist...) und ist dementsprechend auch im Jaeger (N53-N59) und seit mehreren Jahren in Schön's „Kleinen Deutschen Münzkatalog“ gelistet. Der Komplettsatz besteht aus Münzen zu 20 und 50 Pfennig, sowie 1, 2, 5, 10 und 20 Mark. Alle Stücke wurden – wie ein Großteil der deutschen Porzellannotmünzen - von der Staatlichen Porzellan Manufaktur Meissen (PMM) hergestellt und aus braunen Böttger-Steinzeug gefertigt. Die größeren Nominale (5, 10 und 20 Mark) wurden zusätzlich mit einen Goldrand versehen. Eine Erinnerung daran, dass diese Nominale vor den „Großen Krieg“ als Goldmünzen kursierten. Während die 1921er mit Auflagen zwischen 67tausend und 641tausend recht häufig vorkommen, sind die 1920er Ausgaben mit einer Auflage von nur 3900-5000 Stück vergleichsweise selten und dementsprechend teuer.

Die These, dass Porzellanmünzen grundsätzlich Sammleranfertigungen seien und nie wirklich im Umlauf gewesen waren, wird durch diese Serie widerlegt. Kurzzeitig waren diese Stücke tatsächlich im Umlauf. Zunächst wurde die 1920er Serie probeweise in Dresden ausgegeben, um die Akzeptanz und Haltbarkeit zu testen. Als die Stücke gerne angenommen wurde und sich bewährten, begann die Massenproduktion, nun bereits mit den Jahrgang 1921. Bizarrer Weise wurde nun auch das ästhetisch ansprechend gestaltete Ersatzgeld, welches den u.a. durch Horten entstandenen Wechselgeldmangel bekämpfen sollte, durch die Bevölkerung gehortet (siehe Bildanhang), so dass die Stücke trotz der hohen Auflage den Münzgeldmangel nur bedingt entgegenwirken konnten. Kursgültig waren diese Notmünzen bis zum 31.12.1921, anschließend konnte man sie noch bis zum 14.01.1922 bei den Staatskassen einlösen.

Im Laufe der 20er Jahre herrschte ein wahres Notgeldsammelfieber vergleichbar mit den Euro in den letzten Jahren. Während heute bei Euro das Verkaufsargument „Seien Sie von Anfang an dabei“ lautet, setzten die Notgeldhändler damals darauf, dass man für seine Nachfahren die „seltenen Dokumentationen Deutschlands schwerster Zeit als Warnung und Lehrmittel“ zusammentragen solle. In Zuge dessen sind die „Kursmünzsätze im original Etui“ zu verstehen, die hin und wieder bei ebay auftauchen. Interessanterweise gibt es auch Etuis mit den Aufdruck „Mutterformen des Notgeld Sachsen 1920“ welches die Gipsformen (also original Entwurfsproben) enthalten. Dies beweist, dass sich auch die PMM aktiv am Vertrieb ihrer Produkte an Sammler beteiligte.

Eine kleine Renaissance erlebten die sächsischen Porzellanmünzen im übrigen in den 50er Jahren: Als der im Zweiten Weltkrieg zerbombte Zwinger wieder aufgebaut wurde, finanzierte man dies u.a. durch eine „Zwinger-Lotterie“. Man kaufte Lose (was einer Spende für den Wiederaufbau gleichkam) und hatte die Chance auf kleinere aber in der Nachkriegszeit durchaus sinnvolle Gewinne wie Topflappen, Zündhölzer usw. oder eben auch mit viel Glück einen Satz sächsischer Porzellanmünzen. Auch wurden die Münzen in dieser Zeit (50er bis Anfang 60er Jahre) - da ideologisch nicht vorbelastet und recht ansprechend gestaltet – gerne als Preise in Jugend-Ferienlagen sowie bei der FDJ genutzt und gemeinsam mit Urkunden zu diversen Anlässen als Auszeichnung überreicht.

Bilder im Anhang:
Bild 1: zeitgenössische Postkarte, verlegt von A. Eckard, einen Notmünz- und Schreibwarenhändler in Dresden, der im übrigen selbst auch „Rabatttaler“ zu 3 Mark verausgabte.

Bild 2: 10 Mark Sachsen 1920 und 1921 (Jaeger N58)
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Sachsenkarte.jpg

paeddy6
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Beitrag von paeddy6 » Di 27.10.09 20:46

Die Notmünzserie Bad Weixdorf-Lausa 1921 (Scheuch 250-256)
Heute möchte ich euch die Notmünzserie aus Lausa vorstellen. An und für sich recht häufige Stücke, ihr geschichtlicher Hintergrund ist dafür umso interessanter, ähnelt ihre Entstehungsgeschichte doch fast schon einer Wild-West Erzählung! Entgegen Scheuchs Darstellung handelt es sich hierbei nicht um Städtemünzen sondern um eine Privatausgabe.

Da Weixdorf (bzw. Lausa) den meisten hier wohl unbekannt sein sollte, hier zunächst eine kurze Einleitung diesbezüglich:Weixdorf befindet sich nördlich von Dresden, bekannt ist der Ort zu damaliger vor allen für das 1906 eröffnete Prinz-Hermann-Bad, ein Waldbad welches sich bei den Städtern des nahen Dresdens als Naherholungsziel großer Beliebtheit erfreute. Neben den Badbetrieb, gab es einen Gondelverleih, mietbare Bungalows und seit 1921 auch einen Sportplatz. 1914 wurde Weixdorf (gemeinsam mit Gomlitz) in das größere Lausa eingemeindet, die Gemeinde hieß nun offiziell Lausa. 1938 wurde die Gemeinde im Zuge des Nationalsozialismus der slawische Ortsname durch Weixdorf ersetzt. Seit 1999 ist Weixdorf in Dresden eingemeindet und bildet den nördlichsten Stadtteil.

Am 7. Februar 1921 entschied sich der Finanz- und Verfassungsausschuss der Gemeinde Lausa wie viele Kommunen ihr eignes Notgeld auszugeben. Also beauftragte man am 19. Februar die PMM mit der Herstellung von Entwürfen. Gleichzeitig beantragte man beim Sächsischen Finanzministerium die Genehmigung zur Ausgabe vom Notgeld. Dieser Antrag wurde am 2. März allerdings abgelehnt, da das Finanzministerium eine Notwendigkeit der Ausgabe von Notgeld durch die nur etwa 3600 Einwohner zählende Gemeinde nicht anerkannte.

Nun Griff die Gemeinde zu einen Trick: sie beauftragte die PMM zur Produktion von Notmünzen zu 50 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark für das (kommunale) Prinz-Hermann-Bad statt der geplanten Notmünzen für die Gemeinde. Derartige „Privatausgaben“ benötigten keinerlei ministerielle Genehmigung. Man nahm dabei auf vorhergehende Schreiben zwischen Lausa und der PMM bezug. Unterschrieben wurde dieser Auftrag nun nicht mehr mit „Die Gemeinde“ sondern - der neuen Situation angepasst - einfach mit „Die Badverwaltung“. Dass in Wahrheit die Gemeinde dahinter steckt, wird dabei bereits offenbart, wenn man die Unterschrift betrachtet: in beiden Fällen signierte Gemeindevorstand Ernst.

Die PMM ließ daraufhin ihre Entwürfe durch den Porzellan-Medailleur Prof. Paul Börner (der i.ü. die meisten Meissner Porzellanmünzen entworfen hat) an die neuen Gegebenheiten als „Bademünze“ thematisch anpassen:
Das 2 Mark Stück zeigt eine in hüfthohen Wasser badende Frau, die ihre Arme ausbreitet um sich zu sonnen. Die Sonne wird dabei durch schräg nach unten verlaufende Strahlen symbolisiert. Das Motiv soll auf die Erholungsmöglichkeiten beim Baden und Sonnen hinweisen.
Das 1 Mark Stück zeigt einen Äskulapstab mit Schlange und Schale als Symbole der Volksgesundheit.
Das 50 Pfennig Stück eine Eichel, umgeben von zwei Eichenblättern, was auf die Waldlage des Bades hinweisen soll.

Ausgegeben wurden die ersten Münzen zur Einweihung des neuen bad-eigenen Sportplatzes am 10. Juli 1920. Ein daraufhin erschienener Zeitungsartikel über eigene Notmünzen der Gemeinde Lausa-Weixdorf ließ das sächsische Finanzministerium aufhorchen. Man stellte aber alle Ermittlungen ein als die Gemeinde darauf hinwies dass es sich ausschließlich um Bademünzen handele.

Ausgabe und Einlösung
Ausgegeben wurde die Münzen durch die Badverwaltung an den Kassen das Bades. Die Münzen dienten zur Bezahlung von Eintrittsgeldern, für Veranstaltungen, Kabinenleihgebühren und diverse andere Leistungen des Bades. Die Münzen sind daher als „echtes“ Notgeld anzusehen, welches tatsächlich der Bekämpfung des Kleingeldmangels diente. Es gibt auch Berichte wonach die Münzen teilweise in Geschäften außerhalb des Bades akzeptiert wurden, allerdings finden sich hierfür keine Belege. Die Gültigkeit der Münzen erstreckte sich über die Badesaison 1921 und 1922. Man kann annehmen, dass bereits während dieser Zeit eine recht große Abwanderung in Sammlerkreise stattfand. Ab 1923 wurden die nun ungültigen Münzen als Souvenir an der Badkasse verkauft, so dass sich bei einer Bestandsaufnahme am 8. Mai 1945 nur noch kleinere Restposten in der Gemeindekasse befanden.

Scheuch und die Weixdorfer Münzen
Wenngleich Karl Scheuchs Katalog eine Meisterleistung in der Katalogisierung von Porzellanmünzen darstellt und noch heute das Standardwert zu diesen Gebiet ist, so muss man seine Katalogisierung im Falle der Weixdorf-Serie komplett auf den Kopf stellen. Die Münzen sind wenn auch kommunale so doch private und keine Städteausgaben. Des weiteren ist die alphabetische Listung unter W wie Weixdorf falsch. Die Gemeinde hieß zu diesen Zeitpunkt Lausa, wollte man sich auf den Ortsteil Weixdorf beziehen, wäre die Bezeichnung dementsprechend Lausa-Weixdorf und nicht Weixdorf-Lausa gewesen. Insofern ist die Inschrift der Münzen „BAD WEIXDORF-LAUSA“ als „Das Bad Weixdorf in Lausa“ zu interpretieren. Zusätzlich sei noch erwähnt, dass es den Unterlagen zufolge ebenfalls eine Gipsform (=Probe) mit der Aufschrift „Bad Lausa“ (ohne Weixdorf) gegeben haben muss. Dieses Stück fehlt im Scheuch komplett.

Die Ausgaben vom Stahlstempel:
Scheuch#253 50 Pfennig 1921 Auflage: 9500 ex.
Scheuch#255 1 Mark 1921 Auflage: 20000 ex.
Scheuch#256 2 Mark 1921 Auflage: 16000 ex.
Alle Stücke sind aus braunen Böttger-Steinzeug. Zusätzlich gibt es noch diverse seltene Dekorvarianten mit Teilvergoldung. Diese wurden aber nie von der Badverwaltung geordert und scheinen Sammleranfertigungen der PMM zu sein.

Hier noch die Homepage des Weixdorfer Waldbades
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Beitrag von paeddy6 » Sa 31.10.09 01:14

Spendenmünzen und -medaillen
Aus „aktuellen Anlass“ gibt’s heute mal einen vergleichsweise schlecht vorbereiteten Beitrag zum Thema Spendenmünzen und Spendenmedaillen. Spendenmedaillen konnten (und können) gegen einen gewissen Spendenbetrag erworben werden. Aus (Meissner) Porzellan gefertigte Spendenmedaillen waren vor allen in der Periode 1921-1925 in Deutschland sehr verbreitet, wurden aber auch in anderen Zeiten gerne als Spendenanreiz gegen einen gewissen Spendebetrag abgegeben (So zB auch zur Oder- und zur Elbeflut in der jüngsten Vergangenheit.).
Als Spendenmünzen bezeichnet man notmünzähnliche Medaillen mit aufgeprägten Nominalwert. Diese Gepräge wurden zeitgleich mit den Notmünzen bzw. kurz nach Verbot der Notgeldproduktion vorausgabt. In gewisser Weise nutzte die PMM damit die freiwerdenden Produktionskapazitäten effektiv aus. Die ersten Stücke, z.B. des Reichsheimstättenbundes Ostsachsens oder das 5 Mark Stück „Oberschlesien's Dank“, lehnen sich dabei bewusst an die Notgeldserien an, um bei Notgeldsammlern einen Erwerbs- und damit Spendeanreiz zu geben. Spätere Spendemedaillen tragen „Nominale“ in Talern oder verzichten komplett auf einen (Pseudo-)Nennwert.

Ein Token aus den USA
Folgender „Fund-Raiser Token“ (also im weitesten Sinne eine Spenden-“Münze“) stellt das neueste Highlight meiner Sammlung dar:
Vs: 1,00 (Dollar) 1921 D.V.W.W.
Rs: leer
Material: ziegel


D.V.W.W. steht dabei für „Disabled Veterans of World War“ also „Behinderte/Versehrte Veteranen des (Ersten) Weltkriegs".
Wenngleich auf den ersten Blick recht unansehlich so macht die schlichte Form des Stückes durchaus Sinn: Das Material ist bei den Stück Programm, hat der Token doch die Form eines Ziegelsteins. In gewisser Weise trägt also jeder Spender - Stein für Stein - zum Aufbau des sozialen Projekts bei.

Leider fehlt mir zu den Stück jegliche Referenz. Auch ist mir nicht bekannt ob es zu diesen Token noch Stücke in anderen Nominalstufen gibt.
Insofern jemand diesbezüglich weiterhelfen könnte, wäre ich sehr dankbar.
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Medalstrike
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Beitrag von Medalstrike » Sa 31.10.09 11:11

Sammle zwar selbst keine Porzellantoken und kann deshalb nicht weiterhelfen,
finde das Thema aber interessant und hervorragend dokumentiert.

Danke und Gruß, Medalstrike
Die dritte Seite einer Medaille ruht im Auge des Betrachters

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Beitrag von paeddy6 » Mi 04.11.09 04:32

Danke für die Blumen, Medalstrike. In unermüdlichen Missionseifer hier also der nächste Teil!

Deutsche Hersteller während der Notgeldzeit
Der wohl bekannteste Hersteller von „Porzellanmünzen“ der Notgeldzeit ist natürlich die Porzellan Manufaktur Meissen (PMM). Laut Menzel entfallen 83% der keramischen Gepräge auf die PMM. Nun, nachgezählt habe ich aus verständlichen Gründen nicht, aber es wird wohl stimmen. Definitiv sind die Meissner Ausgaben sowohl die technisch Ausgefeiltesten als auch die ästhetisch Anspruchsvollsten. Aber neben der PMM gab es noch eine ganze Reihe anderer Hersteller, teils mit eher fragwürdiger Qualität.
Die bekannten Hersteller sind:
  • Staatliche Porzellan Manufaktur Meissen
  • Porzellanfabrik Ph.Rosenthal & Co. A.G., Selb
  • Bunzlauer Keramische Werkstätten Reinhold & Co., Bunzlau
  • Krister Porzellan Manufaktur A.G., Waldenburg
  • Wächtersbacher Steingutfabrik, Schlierbach
  • Ofen- und Porzellanfabrik C.Teichert, Meissen and Bitterfeld
  • Porzellanfabrik Pfeffer, Gotha
  • Deutsche Ton & Steinzeugwerke A.G., Charlottenburg
  • Porzellanwerk Lengsfeld-Mitte in Stadtlengsfeld
  • Ziegelei III, Elmschenhagen
  • Freiberger Porzellanfabrik, Freiberg
  • Töpferzentrale, Höhr (Westerwald)
  • Porzellanfabrik in Ludwigsburg
  • Majolika-Werke in Gaildorf (Mit Abstrichen, da ausnahmslos alle „Majolikamünzen“ Medaillen sind!)
Mindestens 7 dieser Manufakturen markierten ihre Produkte. Eine Kollage der Marken von Stücken aus meiner Sammlung ist als Bild angehängt.

Die Gothaer Notmünzen von 1920
Auf die eigenartige Idee ihre bei L. Chr. Lauer in Nürnberg aus Eisen bzw. Zink gefertigten städtischen Notmünzen zu 5 und 10 Pfennig durch „regionale Produkte“ aus Porzellan zu ergänzen, kam 1920 die Stadt Gotha. Sei es zur Stärkung der kommunalen Wirtschaft oder warum auch immer, die Gemeinde vergab nun also den Auftrag zur Fertigung von 50 Pfennig Münzen (Es gibt auch 20 Pfennig Stücke, diese sind wahrscheinlich Proben.) an die ortsansässige Porzellanfabrik Pfeffer. Völlig Unerfahren auf den Gebiet machte man sich also ans Werk! Um das bittere Ende vorwegzunehmen: Es war der erste und gleichzeitig letzte Auftrag zur Fertigung von Porzellanmünzen den die Firma Pfeffer jemals erhielt. Die Münzen waren großporig. Die Farbe differierte in fließenden Übergängen zwischen schneeweiß, blaugrau, grau, grafitfarben und annähernd schwarz. Und zu allen Überfluss war die Zusammensetzung aus Feldspat, Quarz und Porzellanerde so unglücklich gewählt, dass die Münzen extrem fragil waren. Einen Transport im Geldbeutel oder wie teilweise üblich gar in der Hosentasche überstanden die Münzen nicht. Kurzum: sie waren von anfang an unbrauchbar! Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften wurden diese Münzen bereits damals nicht als Porzellan- sondern „Quarzmünzen“ bezeichnet. Der einzige Profiteur dieser Ausgabe war (sieht man von Pfeffer ab) wohl die Stadt Gotha. Ein größerer Rücklauf der Münzen in die Gemeindekassen war wohl nicht zu erwarten ;)
Als im Jahr 1921 eine neue Ausgabe aufgelegt wurde, entschied man dann – kommunale Produzenten hin oder her – sich doch lieber vertrauensvoll an die erfahrenere PMM zu wenden.

Bildanhang:
1. Bild: Manufakturmarken auf deutschen Notgeld aus Keramik
2. Bild: Das Gothaer 50 Pfennig-Stück 1920 der Firma Pfeffer (recht gut erhalten, typische Randabplatzer und leichte Risse im Feld)
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simonaushessen
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Re: Token aus Porzellan usw.

Beitrag von simonaushessen » Mo 13.02.12 01:01

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