Wie? Was? Token?

Privat ausgegebene Münzen, Notgeld und Münzersatzmittel

Moderator: KarlAntonMartini

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Bastl
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Wie? Was? Token?

Beitrag von Bastl » Mo 22.03.04 15:15

Hallo!

Immer wieder lese ich den Begriff "Token".
Nur leider kann ich mir darunter nicht all zu viel vorstellen.
Kann mir bitte jemand eine Definition des Begriffs "Token" geben?
Was genau versteht man darunter, bzw. was sind die Kennzeichen und was ist charakteristisch für einen/eine/ein Token?

Besten Dank!

mfr
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Beitrag von mfr » Mo 22.03.04 15:20

Hallo Bastl,
Marke mit Geldwert, von Privatleuten und Firmen ausgegeben, die im Umlauf akzeptiert und von den staatlichen Behörden als Zahlungsmittel geduldet wurde. Es gab sie in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten, eine große Vielfalt ging von England aus, mit Einschränkung auch von Irland und Schottland. Es handelte sich meist um kleine Werte wie Farthings oder Halfpennnies, die aus unedlen Metallen (u.a. Kupfer, Messing) geprägt wurden, aber auch silberne Tokens (Bank Tokens) und (sehr selten) goldene Tokens kommen vor. Tokens wurden meist in Kriegs- und Notzeiten ausgegeben (wie die amerikanischen Hard Time Tokens und Civil War Tokens). Die britischen Tokens sollten vor allem den Kleingeldmangel beheben.
Man kann die englische Tokenprägung in drei Perioden einteilen. Der erste Token im Zeitraum von 1648 bis 1672 sollte vor allem den knapp gewordenen Farthing (Viertelpenny) ersetzen. Ein geringerer Teil wurde von Behörden verschiedener Städte ausgegeben, die meisten stammen von Handwerkern und kleinen Händlern, die den verschiedensten Gewerben nachgingen. Sie sind mit den Firmennamen und der Adresse beschriftet, wo die Tokens eintauschbar waren. Die zweite Periode fällt vom letzten Viertel des 18. bis in das erste Viertel des 19. Jh.s. Die größeren Firmen gaben schon ihre Zweigstellen in anderen Städten an, wo die Tokens nun auch schon eintauschbar waren. Die Ausprägung offiziellen Kupfergelds 1797 setzte den Kupfertokens ein Ende. Die Silberknappheit in England wurde durch die Herausgabe von Bank Tokens abgemildert (bis 1816), die allerdings auch von offizieller Seite geprägt wurden. Die Vernachlässigung der Prägung von staatlichen Kupfermünzen zwischen 1807 und 1821 hatte noch einmal eine Verknappung der Kleinmünzen zur Folge. Seit 1818 prägten Fabriken Kupfertokens, allerdings diesmal in geringerem Umfang als zuvor. Anhand der Münzbilder sind die Entwicklungsmerkmale der industriellen Revolution erkennbar. Die Prägungen sind eher zweckmäßiger und nüchterner, auf den Münzbildern sind Fabrikgebäude und Grubenanlagen zu sehen.
Quelle: www.muenzen-lexikon.de

Bastl
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Beitrag von Bastl » Mo 22.03.04 16:39

Danke für die prompte Bedienung!

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 22.03.04 18:01

Noch ein Zitat:

Token
Token bedeutet eigentlich (Geld)zeichen. Im engeren Sinn versteht man darunter privat herausgegebene Münzen, die im Geldumlauf anstelle nicht oder nur spärlich vorhandener staatlicher Münzen verwendet wurden. In England begann eine Blütezeit der Token im Jahr 1787 mit der Ausgabe der Anglesey-Pennies und später auch Halfpennies. Diese wurden aus dem Kupfer der Parys-Mine in Anglesey hergestellt, die Prägung erfolgte in Birmingham. Die Ausprägung der schweren Kupfermünzen setzte die Einführung moderner Prägetechnik und die Nutzung der Watt'schen Dampfmaschine voraus. Das Publikum nahm die Token gerne an, eine in die tausende gehende Zahl von Ausgaben folgte. Dabei gab es seriöse Herausgeber und solche, die unterwertig münzen ließen. Die Herausgeber schlechter Token versteckten sich oft hinter nicht existierenden Firmennamen oder fälschten das Aussehen gut eingeführter Token. Parallel wurden Nachahmungen staatlicher älterer Halfpennys unter Veränderung der Legende produziert. Diese sogenannten "Evasions" waren sehr untergewichtig und täuschten von der Erscheinung her lang umgelaufene Stücke vor. Schon bald entstand ein lebhafter Sammlermarkt. Die Hersteller reagierten darauf mit großen Serien von Token, die Gebäude oder historische Ereignisse darstellten. Für Sammler wurden Sonderprägungen, vermeintliche Fehlprägungen und Stempelkopplungen produziert. Vermögende Sammler oder andere Privatpersonen kreiierten ihre eigenen Luxusausgaben, die nur zu Geschenkzwecken dienten. Mit der Ausprägung der staatlichen Kupfermünzen 1797, der sogenannten "Cartwheel-Pennies" ebbte die private Tokenprägung ab, einzelne Ausgaben erschienen noch bis 1801. Der Gebrauch privater Token wurde verboten. Die Token dieser Periode werden häufig als "Conders" oder "Conder-Token" bezeichnet. James Conder, ein Händler aus Ipswich und selbst Herausgeber und Sammler von Token, hatte 1798 einen Katalog dieser Token veröffentlicht. Heute ist immer noch maßgebliches Zitierwerk der D&H: The Provincial Token-Coinage of the 18th century illustrated by R. Dalton & S. H. Hamer, erweiterte Ausgabe hg. v. Allan Davison, Cold Spring 1996. Das Werk ist leider schwer zu benutzen, da es nach der Einteilung Großbritanniens in Grafschaften nach dem Stand von ca. 1800 gegliedert ist. Die einzelnen Tokenausgaben werden oft willkürlich bestimmten Orten zugewiesen, die Bedeutung der tokenproduzierenden Industrie wird unzureichend berücksichtigt. Nach der Conders-Periode gab es in England noch drei wichtige Gruppen von Token-Ausgaben: - Kupfertoken 1811-1820, hier gibt es einen ganz hervorragenden Katalog von Paul&Bente Withers, Llanfyllin 1999; - Silbertoken von 1811-1812; sie werden oft noch nach Davis: Nineteenth Century Token Coinage von 1904 zitiert, ein wenig übersichtlicher ist von Dalton: The Silver Token Coinage 1811-1812, 2.Aufl., London 1968 - Farthing-Token 1820-1870; immer noch nach R.C. Bell: Unofficial Farthings 1820-1870, London 1975 aber unbedingt unter Einbeziehung des Supplements von 1994 zu zitieren. Auch früher hatte es in England eine gewisse Token-Tradition gegeben. So gab es im frühen 17. Jahrhundert sehr viele lokale Ausgaben von Farthings und Halfpennys von Wirten und Kaufleuten. Diese dienten aber nur dem örtlichen Kleingeldbedarf. Eine gute Auswahl ist in British Tokens and their Values, 2nd ed., London: Seaby 1984 zusammengestellt.

So, wenn jetzt noch Fragen sind, frag nur, ich habe noch etliche Meter Bücherschrank zum Thema :-))
Tokens forever!

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