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Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Sa 22.01.22 21:41
von Numis-Student
Actienbrauerei statt Aktienbrauerei... Habe ich jetzt nicht extra nachgeschaut, dürfte aber eine der Änderungen der Rechtschreibreform von 1906 sein, wo zB auch aus Thal Tal wurde.

Die Schrifttype vor allem des kleinen g in Gg. Neff entspricht eher einem Schriftbild aus der Zeit um/vor 1900.

Und das Zierelement kenne ich eigentlich auch nur von Marken, die vor dem ersten Weltkrieg datiert werden.


Schöne Grüße
MR

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Sa 22.01.22 22:03
von hegele
Ich mit meinem bescheidenen Wissen würde sagen, die Schrift auf der Marke mit der 46 hat eine ältere Schrift, vor allem beim Name Gg. Neff.
Ups, zu spät gesehen, dass diese Antwort schon gegeben wurde

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Di 01.02.22 15:48
von biermarkensammler01
Von der Bezeichnung "Werkzeugmarke" bei einer Brauerei halte ich jetzt nicht viel. Nummerierte Marken wurden bei vielen Brauereien als Ausgabekontrolle für den Haustrunk an die Mitarbeiter der Brauerei benutzt.

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Mi 02.02.22 08:51
von pingu
Hallo,

ich denke, das es sich um eine Marke zur Ausgabe von Deputatbier handelt. Diese wurden mit dem Lohn ausgegeben (Lohntüte) und wurde durch die Arbeiter anschließend in Bier umgewandelt. So konnte keiner unkontroliert saufen und bekam auch nicht zu viel. Die Ausgabe von Deputatbier und Schnaps in Brauereien und Schnapsbrennereien hat lange Tradition, gibt es wahrscheinlich manchmal heute noch.
In der Ferienarbeit ca. 1985 bei der FA Bramsch in Dresden (Schnapsbrennerei und Abfüllung von Speiseöl (ihr dürft raten wo wir als Schüler arbeiten mussten - in der Ölabfüllung...) erlebte ich einen Lohntag mit. Die Arbeiter bekamen solch ähnliche Marken und tauschten diese später (SOFORT) gegen Schnaps ein. Etwa ein Drittel der Arbeiter am Band waren am Lohntag nach 30 Minuten zwischen Pappkartons für die Verpackung verschwunden und für die Arbeit nicht mehr zu gebrauchen. (der Schnaps war übrigens in besonderen Flaschen verpackt, die sich deutlich von den Verkaufsprodukten unterschieden)
Der Rest musste mit den Schülern die Arbeit weiter machen, viele Angestellte nahmen den Schnaps mit nach Haus um diesen dann mit Früchten zu veredeln oder gegen andere Dinge zu tauschen... Wir Schüler gingen aber nicht leer aus, ich weis es nicht mehr genau, es gab glaub für uns Fruchteis, kann ich aber nicht mehr geanau sagen - ist einfach zu lange her...)

Grüße
pingu

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Mi 02.02.22 12:57
von KaBa
Das Loch in der Bier/Werkzeugs/Deputats/Arbeitermarke scheint mir nachträglich angebracht zu sein.
--
Es gab Kontrollsysteme für den Bierausschank. Jeder Kellner hatte eine Tasche dieser Marken mit der gleichen Nummer ('seiner') revers.
Immer wenn er ein Bier am Ausschank abholen wollte musste er eine Marke in eine Art Kassierkasse werfen.
Am Ende des Tages, oder auch zwischendurch, konnte er diese Marken wieder auslösen indem er das dafür kassierte Geld ablieferte.
Dafür bekam er seine Marken zurück. Das sparte viel Zeit und diente gleichzeitig der Ausschankkontrolle, welcher Kellner holte wieviel Bier ab.

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Mi 02.02.22 13:54
von pingu
Hallo,

ist auf Schankmarken nicht die Gaststätte/der Schankbetrieb vermerkt? Hier aber eindeutig direkt die Brauerei.

Scheinen ja vielseitig verwendet worden zu sein...

Grüße
pingu

Re: Zwei alte Marken der Brauerei Neff - wozu hat man diese gebraucht ?

Verfasst: Do 03.02.22 17:20
von antoninus1
pingu hat geschrieben:
Mi 02.02.22 08:51
... So konnte keiner unkontroliert saufen und bekam auch nicht zu viel. Die Ausgabe von Deputatbier und Schnaps in Brauereien und Schnapsbrennereien hat lange Tradition, gibt es wahrscheinlich manchmal heute noch.
...
Grüße
pingu
Ich denke, die Marken wurden, wenn, dann für´s Deputatbier verwendet, das man wohl einmal die Woche holen konnte. Der 85-jährige Nachbar meines Schwagers hat sich, als er vor über 35 Jahren als Braumeister in Frührente geschickt wurde, das Deputat auf Lebenszeit ausbedungen. Seitdem trinkt er mit Freuden seine 4 Kästen Erdinger Weißbier pro Monat.

Bei Schnaps wurde sicher genau kontrolliert, da muss ja jeder Liter dokumentiert werden, soweit ich weiß..
Bei Bier, Sekt und Wein war unkontrolliert saufen kein Problem. Die Arbeiter nahmen sich einfach die frisch gefüllten Flaschen vom Füllband und gaben die leer getrunkenen Flaschen am Abend in der Flaschenwaschanlage zurück.
Habe ich als Schüler im Ferienjob in einer Wein- und Sektkellerei selbst praktiziert, man muss ja von den Erwachsenen lernen :)