Kupferhammer Ilmenau

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Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von tilos » Mi 06.09.23 20:16

Hier drei Marken aus Ilmenau/Thüringen "Kupferhammer des Georg Höhne" von 1839.
Zu dem 2-Groschen-Stück gibt es noch ein Zitat: Sammlung Merseburger 4372, mit dem ich aber leider nichts anfangen kann.

Folgende Fragen habe ich zu den Marken:

- Was genau war der Kupferhammer, ein Kupfer verarbeitender Betrieb? In Ilmenau gibt/gab es meiner Erinnerumg nach auch ein Gasthaus mit dem Namen Kupferhammer.

- Wozu dienten diese Marken?

Gruß in die Runde
Tilos

6 Pfennige
Messing, 19.22mm / 2.89g
Av.: 6 Pfennige
Rv.: Hammer und Schlägel zwischen G - H, darunter 1839

1 Groschen
Messing, 22.36mm / 4.46g
Av.: 1 Grosch.
Rv.: Hammer und Schlägel zwischen G - H, darunter 1839

2 Groschen
Messing, 24.56mm / 5.92g
Av.: 2 Grosch.
Rv.: Hammer und Schlägel zwischen G - H, darunter 1839
Lit.: Slg. Merseburger 4372


Kupferhammer Ilmenau av 500.jpg
Kupferhammer Ilmenau rv 475.jpg

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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von Numis-Student » Mi 06.09.23 21:02

Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von Numis-Student » Mi 06.09.23 21:06

Ein Kupferhammer ist ein kupferverarbeitender Betrieb, also eine Schmiede.

Aber das gibt es ja öfter, dass Gasthäuser "zur alten Schmiede" oder ähnliche Namen von Handwerks-/Industriebetrieben übernehmen.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von tilos » Mi 06.09.23 22:09

Lieber Malte,

das ist ja ein beeindruckender Katalog - vielen dank für den Link! Leider stehen dort aber keine zusätzlichen Angaben. Die Sache mit der Kupferschmiede werde ich weiter recherchieren, vielleicht ergibt sich auch noch etwas zu dem Gebrauch der Messingmarken.

Beste Grüße
Tilos

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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von Numis-Student » Mi 06.09.23 23:09

tilos hat geschrieben:
Mi 06.09.23 20:16

Rv.: Hammer und Schlägel zwischen G - H, darunter 1839
Schlägel und Eisen bitte ;-)

https://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%A4gel_und_Eisen

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von tilos » Do 07.09.23 00:28

Auf den Marken ist links ein Werkzeug mit typischem Hammerkopf, rechts ein Schlägel (vielleicht sollte ich besser Fäustel sagen) abgebildet. Beides Hämmer/Schmiedewerkzeuge, was hier auch zum Kupferhammer passt. :wink: Wobei es beim Gezähe, also den Bergbau-Werkzeugen, auch verschiedenste Hämmer gibt. Ich kann mal bei Gelegenheit historische Originale aus meiner Sammlung raussuchen und zeigen.
Das Eisen (Bergeisen) ist ein zumeist symmetrisch zulaufender Meißel, oft Spitzmeißel, der aber nicht mit der Hand sondern mittels eines Stiels gehalten wird. Hinten ist dann die Schlagfläche, auf die mit dem Schlägel drauf geschlagen wird. Im Bergbau-Symbol ist üblicherweise links der Schlägel und rechts das Eisen abgebildet. Ich kenne aber auch heraldische Abweichungen, wo es genau umgekehrt ist.
Glück Auf!
Tilos

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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von tilos » Di 12.09.23 19:32

Hier nun Fotos zu einem Schlägel und diversen Eisen (Bergeisen) aus meiner Sammlung. Es sind alles Haldenfunde aus dem Kupferschieferbergbau des Mansfelder Reviers, die ein Bekannter von mir gemacht hat.

Gruß in die Runde
Tilos


Schlägel 19cm
4 Bergeisen 11 – 19 cm
teilweise punziert
FO: Freiesleben-Schacht I bei Mansfeld
Datierung: 19. Jh.
Sclägel Freiesleben Schacht.jpg
Freiesleben Schacht Bergeisen 25.jpg


3 Bergeisen 14,5 – 18 cm
teilweise R31 (= Revier 31) punziert
FO: Glück Hilfs Schacht bei Welfesholz, Mansfelder Revier
Datierung: 19. Jh.
Welfesholz Bergeisen 20.jpg
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Numis-Student (Di 12.09.23 22:10) • Atalaya (Mi 13.09.23 08:36)

Johenson
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Re: Kupferhammer Ilmenau

Beitrag von Johenson » Sa 04.11.23 11:25

Hallo,

Ilmenau hat eine lange zurückliegende Bergbaugeschichte. Ilmenau liegt genau am Rand des Thüringer Waldes so dass dort durch die Schollenhebung bei der Gebirgsbildung die unterste Zechsteinschicht zu Tage trat: Kupferschiefer. Der wurde in zahlreichen Schächten abgebaut und lieferte Kupfer und etwas Silber. Aus dieser Tradition rührt der Kupferhammer her, von dem Du die Marken zeigst.
Allerdings ging der Ilmenauer Bergbau (jedenfalls der auf Kupferschiefer) Anfang des 18. Jh aus verschiedenen Gründen ein: die Kupferschieferflöze waren abgebaut und die sehr umfangreichen Entwässerungsanlagen gingen durch Havarien kaputt (es gab einen Dammbruch des Teichs für die Wasserkraftanlagen und einen Stollenbruch im 7 km langen Entwässerungsstollen) -das Verhältnis von Kosten und Nutzen stimmte nicht mehr.
Ende des 18. JH gab es den Plan noch vorhandene flach liegende Kupferschieferflöze -wenige hundert Meter von den alten Abbauen- mit einem neuen Schacht anzugraben und so den Berbau von Ilmenau wieder zu beleben. Mit der Planung dieses Projektes wurde vom zuständigen Herzog damals der Goethe (also der Dichter) beauftragt. Nach langen Versuchen scheiterte dieses Projekt. Kein Kupferschieferbergbau mehr. Aber der Kupferhammer existierte noch weiter und hat dann eben anderes Kupfer verarbeitet. Aber an diese alte Bergbautradition (und die Hoffnung irgendwie gelingt wieder Kupferschieferbergbau) erinnern die Marken.
Es gibt eine Reihe Ausbeutemünzen von Ilmenau aus der Zeit des gerade noch aktiven Kupferschieferbergbaus, diese Münzen -vom Taler bis zum Heller stammen aus der Zeit ca. 1693 bis kurz nach 1700.
Viele Grüße
Johenson
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züglete (Sa 04.11.23 13:06) • tilos (Fr 10.11.23 00:40)

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