Hallo Virgule,
ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, dass ist es ein Zeichen für Getreideungeld und zwar für Roggen ist.
Warum?
Die Art, wie das Stadtwappen der Pyr dargestellt ist, lässt die Entstehung des Zeichens eher ins 15. Jahrhundert als das 16. Jahrhundert legen. Für diese Zeit gibt es bereits (übrigens online einsehbar:
https://augsburger-baumeisterbuecher.de/) Baumeisterbücher der Stadt Augsburg, in denen die Einnahmen und Ausgaben der Stadt sehr genau erfasst sind und beschrieben wurden. Dort tauchen schon sehr früh (zum erstmal 1403) Eintragungen auf, in der die Stadt einen Goldschmied beauftragt hat Ungeldzeichen für die Mühle in erheblicher Anzahl (mehrere tausend Stück) zu schlagen. Später (ab 1423) wird differenziert in unterschiedliche Zeichen für Kern (Einkorn), Roggen und Fesen (Dinkel).
Wie hat das mit dem Getreideungeld funktioniert?
Jeder, der Getreide in einer der Mühlen in der Stadt mahlen lassen wollte, musste dazu eine entsprechende Ungeldmarke in der Mühle abgeben. Die Ungeldmarken mussten vorab an einer zentralen Ausgabestelle der Stadt (Ungeldamt) erworben werden. Die Stadt hatte gleichzeitig einen Mitarbeiter angestellt (sogar der Name der Mitarbeiter und ihr Verdienst lässt sich in den Baumeisterbüchern nachlesen). Dieser Mitarbeiter lief jeden Tag die Mühlen ab, sammelte die abgegebenen Ungeldzeichen ein und brachte sie ins Ungeldamt zurück. Gleichzeitig kontrollierte er, ob die Ungeldzeichen zu der Menge des hergestellten Mehl in etwa passte ... und der Müller nicht "schwarz" gearbeitet hatte. Durch die indirekte Bezahlung mit Ungeldzeichen stellte die Stadt sicher, dass die Müller nicht in bar bezahlt werden mussten und dann der Versuchung unterlagen, Geld zu unterschlagen.
Warum glaube ich, dass es ein Ungeldzeichen für Roggen ist?
im 15 Jahrhundert konnten die meisten Bürger und wahrscheinlich auch die Müller nicht lesen. Deshalb mussten die Zeichen der jeweiligen Getriedeart auch für die Leute unterscheidbar sein, die nicht lesen konnten. In Augsburg hat man das über die Form des Zeichens gelöst. Kernzeichen waren rund, Roggenzeichen waren viereckig und Fesenzeichen vermutlich dreieckig. Das hat sich bis ins 16. Jahrhundert gehalten (siehe thread über Augsburger Zeichen von 1569) ... im 16. Jahrhundert wurden dann aber auch zusätzlich Buchstaben K, R und H (dann Hafer) auf die Zeichen gesetzt. Die Formen rund, viereckig, dreieckig blieben aber erhalten. Zu deinem Zeichen(Schmid 106) gibt es (wie in diesem thread beschrieben) auch ein sehr ähnliches dreieckiges Zeichen (Schmid 105) ... deshalb meine Vermutung ein Zeichen für Roggen.