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Keltischer Stater der Treverer
Verfasst: Mi 11.04.07 21:28
von CAROLUS REX
Hi
Diesen keltischen Stater der Treverer hab ich am Ostermontag auf einem Acker gefunden.
Der Fund ist bereits per Mail bei den zuständigen Archäologen gemeldet.
Eine persönliche Vorlage erfolgt noch.
Durchmesser ca. 21 mm.
Gewicht: 7,03 g
Wer kann mir mehr Info´s hierzu geben.
Link´s oder verweise auf entsprechende Literatur wären nicht schlecht.
Ich selbst habe im Net nur Viertelstater von dem Typ gefunden.
Ist er selten ??
Wie ist die Erhaltung und ein evtl. Wert einzustufen ???
Ein verkauf ist nicht geplant und wenn haben die Archis den Finger drauf.
Gruß
Carolus Rex
Verfasst: Fr 13.04.07 12:13
von taurisker
Hallo und herzlichen Glückwunsch zu diesem Prachtexemplar!!!!!
Es handelt sich dabei um folgendes Stück:
Treveri Au (ev. Electron) Stater Typ "geflügeltes Männlein"
Av. Apollo(?)kopf mit Lorbeerkranz rechts blickend
Rv. Androkephales Pferd links springend, Reiter hält Zügel die vor dem Pferd kammartig enden, unter dem Pferd eine auf den Knien liegende Nike
Referenzen: Dembski Treveri 322, Weiller 1984/1, Scheers 1977 S. 314/16, Allen 1971 Tafel 16. 1 ff, Castellin 499 ff
Das auf den Fotos gezeigte Stück ist zweifelsfrei ein Original.
Auf welchem "Acker" finden sich denn solche Schätze???
Jedenfalls, diese Ostereier würde ich auch gerne finden!
Respekt!!!
Gruss
taurisker
Verfasst: Fr 13.04.07 12:20
von taurisker
Nachtrag zur Seltenheit bez. Wert des vorliegenden Stückes:
Stater dieser Qualität sind als äußerst selten einzustufen, der Handelswert ist schwierig zu ermitteln, vergleichbare Stücke sind bei großen Auktionen meist nicht unter 6000 Euronen zu bekommen.
Gruß
taurisker
Verfasst: Fr 13.04.07 12:55
von kollboy
also diese münze ist in jeder hinsicht perfekt: praegung, zentriertheit, stempelqualitaet, erhaltung - udn dann noch diese herrliche goldoxydpatina! schlicht und ergreifend ein wahnsinn! da kann man nur mehr schauen, staunen und gratulieren!
aeh - nimmst mich mal mit auf den acker?
Verfasst: Fr 13.04.07 20:31
von CAROLUS REX
Hi
Danke für die ausführliche Bestimmung und Info.
Zu dem Acker zu sagen.
Es handelte sich hier um eine römische Siedlungsstelle.
Bis dato wurden hier noch keine keltischen Funde gemacht.
Behaupten kann ich dies zu 99%, da ich diese Stelle als erster
entdeckt habe.
Es ist eine große flache Erhebung und weit und breit nichts besonderes in der Umgebung.
Die Münze lag an einer Ecke wo die römische Ziegelstreu (Gebäude) endet.
Mit einem solchen Wert hätte ich jetzt nicht gerechnet.
Gruß CR
Verfasst: Fr 13.04.07 22:03
von heiko183
Verfasst: Fr 13.04.07 22:33
von heiko183
ach harald, jetzt haste mir die restliche lust für sonntag versaut, lass uns doch lieber zu deinem acker fahren als durch den wald zu stampfen und rostige sachen auszubuddeln

Verfasst: Fr 13.04.07 22:46
von Gratianus
Hallo Harry,
auch hier nochmals die herzlichsten Glückwünsche zu diesem Jahrhundertfund!
Freue mich sehr für Dich!

Verfasst: Fr 13.04.07 22:55
von zecki
Hallo Carolus!
Ist der absolute Hammer, der Fund deines Lebens!
Ich bin maximal begeistert!
alles gute
zecki
Verfasst: Sa 14.04.07 08:30
von CAROLUS REX
Hi
War gestern noch mal da.
Der große Bruder bleibt aber verschollen.
Mal das Pflügen abwarten.
Gruß CR
Verfasst: Sa 14.04.07 09:54
von taurisker
Nachtrag zur ethnischen Zuordnung:
Die Trever (Sing.: Treveri bzw. Treveris) waren vor ca. 2 bis 3 Tausend Jahren ein keltischer Stamm mit rechtsrheinischen germanischen Kontakten im weiteren Moselraum. Ihr Reich wurde in etwa durch den südlichen Hunsrück, den Rhein, die Linie Köln - Aachen sowie die Maas begrenzt, wobei sich diese Grenzen heute nicht mehr so genau definieren lassen. Die Römer, die dieses Volk besiegten, gründeten als Hauptstadt dieses Gebietes im Jahre 16 v. u. Z. die Stadt Augusta Treverorum, heute als Trier (franz.: Trèves) bekannt.
Caesar erwähnt in seinem Werk De Bello Gallico keinen befestigten Ort (Oppidum) bzw. Hauptort der Treverer. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass Augusta Treverorum ([Stadt] des Augustus [im Land] der Treverer) erst in provinzialrömischer Zeit zur Hauptstadt der Treverer aufstieg.
Die Treverer kannten drei soziale Klassen: Adel, das einfache Volk und die Ambacten. Es gab Geldwirtschaft und arbeitsteiliges Handwerk. Insbesondere die befestigten Städte, die sogenannten Oppida, waren als Handwerks- und Handelszentren der Spätlatènezeit bedeutsam. Überregionaler Handel, auch mit dem Mittelmeerraum, ist durch Funde nachgewiesen.
Die Treverer siedelten in Einzelgehöften bzw. Kleinsiedlungen. Daneben bestanden in der Spät-Latènezeit zahlreiche befestigte Höhensiedlungen - wahrscheinlich Hofgemeinschaften der Oberschicht - und fünf Oppida: der Martberg an der Untermosel, Wallendorf an der Sauer, Otzenhausen im Hunsrück, Kastel an der Saar und der Titelberg in Luxemburg.
Epochale Zuordnung des Staters: ca. 200-50 vor unserer Zeit.
Gruß aus Noricum
taurisker
Verfasst: Sa 14.04.07 14:31
von taurisker
Nachtrag zur Symbolik auf dem Stater:
Die gallischen Kelten begannen im 3. Jhd. v.u.Z. selbst Münzen zu prägen, wählten sich die griechischen Münzen als Vorbild und übernahmen deren Herstellungstechnik, Gewichte, Legierungen und Art der bildlichen Darstellungen. Bald ließen jedoch die Münzbilder erkennen, dass es immer mehr Wunsch der verschiedenen Stammesgemeinschaften war, eigenständige Motive und Prägungen in Umlauf zu setzen, die sich deutlich vom ursprünglichen Stil unterschieden.
Motive auf keltischen Münzen sind symbolisch aufgelöst mit sakralem Hintergrund. Die intuitive Erkenntnis der Kelten von der Relativität der Dinge hatte nichts Vollkommenes, kein unmittelbar brauchbares Konzept anzubieten. Die Kelten verliehen erst einmal ihren elementaren Begriffen Form und drückten dies durch eine Symbolschrift aus, der sie hieroglyphische Strenge verliehen. Die Motive, denen wir begegnen, sind also Hieroglyphen im wahrsten Sinn des Wortes (Bedeutung "heilige Zeichen" von griech. "hieros" heilig und "gluphein" eingravieren).
Nun zu dem Fundstück:
1) Die kammartig vor dem Kopf des Pferdes endende Verlängerung des Zügels des Reiters, ist ein sog. Matrixmotiv, das Symbol für die Seelenwanderung. Der Lehre der Druiden zufolge geht das Leben aus dem Tod hervor, aus dem "Land der Toten" geht ein geregeltes Kommen und Gehen, der Mechanismus dieses Austauschs findet im Matrixmotiv symbolischen Ausdruck.
2) Die runde Bildfläche der Münze, deren Mitte und Hauptteil das Pferd als Symbol des sich bewegenden Lebens einnimmt, wird ringsum in Felder eingeteilt - oben, unten, vorne, hinten - wobei das obere Feld stets dem vorbehalten ist, "der die Richtung kennt", es zeigt die Auferstehung an, der Reiter mit den Adlerflügeln ist die Muttergöttin welche die Schicksalszügel führt. Das ganze vordere Feld, auch die vorderen Teile des Pferdes, ist den Schicksalsmotiven vorbehalten, Motive des Todes (Mond und 2er Motive) und der Auferstehung sind hier zu sehen. Das hintere Feld zeigt stets den Ursprung, die Geburt und man sieht häufig 4er Symbolik, welche die Ausdehnung im Raum andeuten, also die stoffliche Manifestation. Das Feld unter dem Pferd ist den Symbolen des geflügelten Lebensgeistes (die geflügelte Nike zeigt das 5er Symbol im Flügel, es ist das Symbol für die unbegrenzte Existenz) gewidmet, mit dem über ihn springenden Pferd (meist auch mit befruchtendem Samenstrahl dargestellt) als Zeugungsmotiv.
3) Das Kopfbild auf der anderen Seite der Münze ist ebenfalls in "sprechender" Ornamentik verfasst, wobei verschiedene Darstellungen z.B. des Zeus oder des Apoll, übernommen von den griechischen Vorbildern, den obersten Gottheiten oder auch Stammesgottheiten oder auch vielmehr der göttlichen Sonne selbst, Ursprung alles Lebens, als Ausdruck dienten.
Du siehst also, ein Leckerbissen, den Dir die Götter da offensichtlich gegönnt haben
Gruß
taurisker
Verfasst: Sa 14.04.07 16:26
von missmarple
@CAROLUS REX: Respekt!
Ein herrliches Stück, vielen Dank an Dich fürs Herzeigen!!!
@taurisker: grossartige ausführliche Beschreibung, besser hätt ichs auch nicht fertiggebracht
Gruss aus dem Land der Boier
deeply impressed Miss Marple
Verfasst: Sa 14.04.07 20:36
von CAROLUS REX
Hi taurisker
Da kann ich nur sagen Hut ab
Danke für die ausführliche Info.
Gruß CR
Verfasst: So 15.04.07 09:42
von taurisker
@CAROLUS REX: gerne, war mir ein Vergnügen!
Exemplare wie diesen Stater bekommt man nicht alle Tage zu sehen und so war es mir eine besondere Freude, mit der Info über das Stück behilflich zu sein
Gruß aus Noricum
taurisker