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Keltische Münzen

Moderator: Numis-Student

taurisker
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Beitrag von taurisker » Sa 01.03.08 08:08

Morgähn, interessante Info zu früher Stunde.
D.h. es gab Vorbilder bei den Prägungen der frühen Republik bei diesen Stücken? Woran sieht man das genau, Beizeichen? Stil?
Gruß
taurisker

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 01.03.08 08:21

Schönen guten Morgen Herfried!

Durch die Aversdarstellung !
In meinem in Kürze in den MÖNG erscheinendem Ausatz gehe ich näher darauf ein.

Gruß
Harald

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 01.03.08 08:31

@biatec

Wie zu erwarten konnte ich trotz intensiver Suche keine Reverenz finden.
Könntest Du mir vielleicht noch das genaue Gewicht bekanntgeben?
Drachmen gab es von 2,4 bis 4,4 Gramm.
Was verstehst Du unter "klassische" Drachme?

Auffälligkeiten gibt es bei dieser Münze jede Menge.
Primär fällt der excessive Einsatz von Kugelpunzen auf beiden Seiten auf.
Die Aversdarstellung erinnert zwar entfernt an Westktelten, ich würde diese Münze trotzdem eher den Mittelkelten zuordnen.
Fundort liegt wahrscheinlich in Ostösterreich oder Westungarn.
Aus diesem Bereich besitze ich ebenfalls Drachmen mit ähnlicher Reversdarstellung.
Wie gesagt unpubliziert und ein rarissimum.
Trotz unbekanntem Gewicht würde ich eine Grobdatierung auf Grund stilistischer und technischer Kriterien in die zweite Hälfte des 2.Jh.v.Chr.wagen

Grüße
Harald

leonardo
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Beitrag von leonardo » Sa 01.03.08 12:21

@harald
die kroisbacher nehmen wirklich eine art sonderstellung ein
doch orientieren sie sich nominal/gewichtstechnisch mit rund 12.4g eindeutig am ostkeltischenwährungssystem
interessant sind auch die ausgeprägten "kleinmünzen" mit rund 0.9g

als ein vorbild für den "neuen" nach l. blickenden kopf mit dem zipfelmützenreiter auf dem rv. hätte ich den lysimachos typ gesehen dessen pferd ähnlich aufgebaut ist, und der reiter ebenfalls die zipfelmünze trägt.

von den "normalen" kroisbacher gibts es ja auch einen vorläufer
mit Philipsreiter und scheinlegende auf dem rv. (Dembski:1388) die ähnlich der der frühen zickzack gruppe ist.

wie würdet ihr die kroisbacher datieren??

lg leo

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 01.03.08 13:30

@leonardo

Das Gewicht der Kroisbacher findet aber ebenfalls bei den Norikern der ersten Schicht seine Entsprechung.

Die Kleinmünzen dazu wurden ebenfalls in vielen Avers- und Reversvarianten geprägt und deren Gewichtsspanne liegt zwischen 0,75 und
1,47 Gramm(Rauch 79,Los 2036)

Das Vorbild für den neuen Typ "Lockenkopf" liegt meiner Meinung woanders, ich möchte aber meiner Publikation nicht vorgreifen.

Die Kopfbedeckung des Reiters bei diesem neuen Typ wird in der numismatischen Literatur als Helmbusch bezeichnet, es könnte sich aber durchaus um eine Art Mütze handeln.

Der Revers des neuen Typs ist stempelgleich mit Dembski 1396
Den Typ Dembski 1388(= OTA467) würde ich auf Grund seiner Aversdarstellung nicht an den Beginn der Ausprägung setzen.
Meiner Meinung handelt sich dabei um eine Variante.

Datierung der Kroisbacher:
relativchronologisch in die Mitte des 2.Jh.v.Chr., wobeieinige Indizien dafür sprechen, daß der Beginn der frühen Varianten noch etwas früher anzusetzen ist.
Auf die Details möcht ich aber aus nachvollziebaren Gründen noch nicht eingehen.

Gruß
Harald

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biatec
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Beitrag von biatec » So 02.03.08 11:06

Hallo Harald,

mit klassischer Drachme meinte ich eine gutgewichtige Drachme um 4 g

Auffällig ist das aussergewöhnlich guthaltige Silber mit glatter Oberfläche, soweit das von der Oberflächenstruktur abschätzbar ist

das Stück wiegt 4,152 g

LG

biatec

Gast
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Beitrag von Gast » So 02.03.08 13:21

Hallo alter Keltenfürst!

Danke fürs wiegen.

Die wie poliert wirkende, geschlossene Oberfläche ist mir ebenfalls aufgefallen.
Ich nehme an, es handelt sich um ein Fundstück aus Österreich oder einem der daran östlich oder nördlich angrenzenden Länder.

Wie war der Fundzustand?
Ich nehme an, nicht viel anders.
Bei keltischen Münzen kenne ich dieses hochwertige Silber nur von ganz wenigen Fundstücken.
Dieses hohe Gewicht in Verbindung mit dem guten Silber könnte sogar noch für eine etwas frühere Prägung sprechen.
Du wirst aber sicher verstehen, daß eine Datierung mangels Vergleichsbeispielen sehr schwierig und zum Teil leider auch spekulativ ist.

Vielleicht finde ich im Münzkabinett eine Referenz.
Mache mich jedenfalls auf die Suche.

Gruß
Harald

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 03.03.08 17:19

Ein weiterer meiner Lieblinge!

Drachme nach Vorbild des Lysimachos

Datierungsvorschlag: 180-140v.Chr.

Dieses Stück war Teil der Sonderausstellung 1999 im KHM.

Variante zu OTA Tf. 24,282,284(Av.)
Variante zu Pink 537(Av.) und 285(Av.)
Variante zu De la Tour Nr.2956(Av.) und 4460 (Rev.)

Av.: Länglich schmaler Kopf eines Mannes n.l. mit reich ornamentierter, volutenartig geformter Frisur in typisch keltischer Manier wiedergegeben.
Vorbild grichische Lysimachos- Prägungen aus Thrakien.

Rv.: Pferd n.l., darauf Reiter welcher in seiner linken einenovalen Schild und die rechte Hand ausstreckt. Am Kopf trägt er einen spitzen Helm.

Gewicht: 3,96Gramm, D.: 17mm
Dateianhänge
Drachme nach Vorbild Lysimachos Kopie.JPG

taurisker
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Beitrag von taurisker » Mo 03.03.08 17:41

Kann ich verstehen, dass die zu Deinen Lieblingen gehört ;-)
Anhand der Ornamentik sieht man wieder sehr gut die sprechende Symbolik ... die Haarwirbel sind sicherlich nicht zufällig so und in dieser Zahl angeordnet, Rv. auch die gewohnte Symbolik mit Fruchtbarkeitszeichen und in der ausgestreckten Hand des Reiters vermute ich ein Matrixmotiv (Auferstehung, Seelenwanderung).
Sehr sehr nett, das Münzlein!

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 03.03.08 18:08

@Taurisker

Ich bin bei der Deutung keltischer Symbolik aus mehreren Gründen eher vorsichtig.
Da es, wie Du weißt an schriftlicher Überlieferung mangelt, ist deren Deutung immer spekulativ.

Ich besitze ebenfalls einige Bücher über diese Materie und bemerke immer wieder daß bei ein und demdelben Symbol verschiedene Autoren verschiedene Deutungsversuche machen.

Ein abschreckendes Lehrbeispiel zu diesem Thema ist die von allen Numismatikern abgelehnte Arbeit von Marie E. P. König mit dem Titel :

Das Rätsel der keltischen Münzen, Festschrift zur 9. Tagung des Forschungskreises für vor- und Frühgeschichte der Extersteine(?) im Teutoburger Wald, aus dem Jahr 1975

Grüße
Harald

taurisker
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Beitrag von taurisker » Mo 03.03.08 18:13

Harald, ja leider wird auch viel von sog. "Esoterikschwachsinn" über Kelten und Keltenmystik verzapft, ich bin da auch eher vorsichtig ... es gibt jedoch einige Symbole/Zahlen bzw. Kombinationen daraus von denen man halbwegs die Bedeutung herleiten kann.
Salü
Herfried

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Typus Ameise

Beitrag von harald » Sa 15.03.08 19:14

Aus dem Vogeltyp entstand durch Umschnitt der ebenfalls seltene Typus Ameise

Kleinsilber Typ Ameise

Av.: unregelmäßiger Triskeles
Rv.: Ameise von oben

ca.8 Stück bekannt.

Dembski, MÖNG 31, S/, Nr.6
0.94 Gramm, D: 10 mm
Dateianhänge
Typ Ameise .jpg

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Edgar WENDLING
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Beitrag von Edgar WENDLING » Mi 02.04.08 10:08

Siehe unter
http://www.celtic-coin-agora.com/p.modele3.pdf
Oben rechts, eine schöne Abbildung des Kleinsilbers mit Vogel und Triskeles.
Edgar WENDLING (Metzer Land, Lothringen)
Zuletzt geändert von Edgar WENDLING am Mi 02.04.08 10:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von harald » Mi 02.04.08 10:12

Hallo Edgar!

Herzlichen Dank für den link zu dieser interessanten und informativen Seite.

Grüße
Harald

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