Typ Roseldorf II

Keltische Münzen

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Typ Roseldorf II

Beitrag von Gast » Mo 25.02.08 10:30

Das südboische Kleinsilber dürfte wohl den meisten bekannt sein.
Es war in der ersten Hälfte des 2.Jh.v.Chr. über ein geographisch sehr großes Gebiet das Kleingeld zur Goldwährung des Typs Athene Alkis.
In Österreich war dieser Typ vor allem im Weinviertel und dem Marchfeld verbreitet. Durch Stempelnachschnitte und Umschnitte bedingt, gab es eine große Menge an verschiedenen Typenvarianten.
Die Ausprägung dieses Münztyps über fast ein halbes Jahrhundert führte im Zuge einer Inflation zu einer starken Gewichtsverminderung durch legieren des ursprünglich fast reinen Silbers.
Die Bandbreite der Gewichte des Typs Roseldorf II bewegt sich in dem durchaus großem Bereich zwischen 0,40 und 0,92 Gramm.
Die hier vorgestellte Münze dürfte aug Grund der Darstellung, des Silbergehaltes und des hohen Gewichtes aus einem der frühesten Stempel stammen. Die Darstellung auf dem Revers zeigt noch einige Parallelen bei verschiedenen Detail wie den Pferdebeinen und des Pferdekörpers.
Man kann hier deutlich erkennen, daß die Darstellung von einem umgeschnittenem Stempel des Typs Leier/Stern stammt.

Kleinsilber
Typ Roseldorf II
Südboier und benachbarte Stämme
200-180v.Chr.
Gewicht: 0,92 Gramm
Durchmesser: 10 mm
Da es sich bei dieser Münze um einen Neufund handelt, ist diese Münze nicht in meiner 2005 erschienenen Arbeit über das Kleinsilber des Typs Roseldorf angeführt.
Interessant zu diesem Typ finde ich auch die Preisentwicklung.
Erstmalig tauchte Kleinsilber dieses Typs anfang der Neunziger des letzten Jahrhunderts im Handel auf.
Als komplett neuer Typ erreichten sehr schöne Exemplare Auktionsergebnisse von über fünfhundert D- Mark.
Bedingt durch die großen Mengen, welche danach gefunden wurden liegt der Preis heute bei unter einem Zehntel des damaligen.
Trotz des heute günstigen Preises wurden auch gefälschte Exemplare dieses Typs bereits bei ebay angeboten.

Viele Grüße
Harald
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R II Erststempel.JPG

leonardo
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Beitrag von leonardo » Mo 25.02.08 13:04

Hallo liebe Keltengemeinde ich bin seit kurzem im forum aktiv und habe
mich mal bei den römern vorgestellt doch liegt mein sammel und interessensschwerpunkt eher bei den kelten :P
ich habe mit spannung schon eure gurina beiträge gelesen und werde dort meine gedanken/münzen in kürze posten
hier mal meinen leierblume-stern typ drachme/halbdrachme???
dembski 745-747 2.03g
und das obol dembski 752 1.01g dieser typ wird ja dann unmittelbar zu
roselrorf I
anbei habe ich noch zwei fragen:
-zweifelsfrei hat ja die leierblumen tetradrachme die leierblume- stern drachme beeinflusst, doch gibt es bekannte fund der tetradrachme aus
roseldorf, und wie wäre sie grob datierbar ???
- der typ hirsch und der stern/pegasosprotome werden oft roseldorf III
zugeschrieben doch passen sie gewichtstechnisch mit rund 0.4 ja eher zum kleinsilber kann die zuweisung nur durch die funde also stimmen ??? ich hätte beide gepräge auf den umlaufberg gelegt
lg
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leierstern1.JPG
leierstern2.JPG

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 25.02.08 13:47

Hallo Leonardo!

Herzlich willkommen im Keltenforum!

Sehr schön erhaltene Münzen, die Du uns da zeigst.

Deine Hemidrachme ist ein sehr früher Umschnitt des Erststempels von diesem Typ und wird nach neuesten Grabungsergebnissen in Mähren etwa 200 -180v.Chr datiert datiert.
Der Obol des Typs Leier /Stern bildet dazu wie die Tetradrachme eine Währungseinheit.
Diese Tetradrachme wurde in Roseldorf erst einmal gefunden und spielte im Handel in unserem Gebiet nur eine untergeordnete Rolle.
Das Umlaufgebiet dieses Großsilber ist primär auf die West- und Südslowakei und dabei vor Allem auf die Umgebung von Bratislava beschränkt.
In unserem Gebiet war auf Grund der vorherrschenden Goldwährung der Boier in Böhmen, dem Typ Athene Alkis, offenbar dafür kein Bedarf.
Für größere Geschäfte verwendete man den Goldstater mit ca. 8 Gramm und seine Teilstücke.

Wie Du richtig erwähnst wurde die Hemidrachme des Typs Leier/Stern von dieser Tetradrachme beeinflußt.

Dieses Großsilber wird ebenfalls in den Zeitraum um 200v.Chr. datiert.

Der Typ Roseldorf III (die Reversabildung zeigt keinen Hirschen, sondern eindeutig einen Stier!) wird von mir voraussichtlich noch dieses Jahr publiziert.
Seine Verbindungen weisen sowohl zu den Boiern in Böhmen, als auch zu den Vindelikern in Bayern.
Dieser Typ kann so wie der Typ Pentagramm in die zweite Hälfte des 2. Jh.v.Chr. datiert werden.
Der Umlaufberg ist eine von mehreren keltischen Höhensiedlungen, wo dieser Münztyp belegt ist.
Die Münzreihe dieser Höhensiedlungen beginnt etwa mit der Mitte des 2.Jh.v.Chr.

Tetradrachme Typ Apollokopf- Leierblume

Fundort: unbekannt
leicht legiertes Silber (charakteristisch für diesen Typus)

Av.: Bartloser Männerkopf mit kurzen, in drei Wellen angeordneten Haaren n.l.

Rv.: Springendes Pferd n.l. darüber und darunter je eine Leierblume, darunter Schnurlinie.Vor der Pferdeschnauze Beizeichen.

stempelgleich mit OTA396/2
stgl. mit Kostial, Sammlung Lanz Nr. 703
Gewicht: 12,22 Gramm
D: 20mm
Viele Grüße
Harald
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münzen casio 128 Rev..JPG
münzen casio 127 Av..JPG

leonardo
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Beitrag von leonardo » Mo 25.02.08 14:08

danke harald für deine sehr informativen und schnellen antworten
In unserem Gebiet war auf Grund der vorherrschenden Goldwährung der Boier in Böhmen, dem Typ Athene Alkis, offenbar dafür kein Bedarf.
klar das macht sinn
Der Typ Roseldorf III (die Reversabildung zeigt keinen Hirschen, sondern eindeutig einen Stier!) wird von mir voraussichtlich noch dieses Jahr publiziert.
darf man fragen was dich da so sicher macht und wo du publizierst?
danke und lg leo

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 25.02.08 14:26

Publiziert habe ich sowohl über die Österreichische Gesellschaft für Archäologie in Römisches Österreich, als auch in den Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft (neuer Beitrag kommt im März heraus)

Die Darstellung des Rev. bei RIII bezieht sich meiner Meinung aus folgender Überlegung auf einen Stier:
Wenn du die Form des angeblichen "Geweihes" betrachtest, wirst Du mir sicher beipflichten, daß keine Verzweigungen erkennbar sind.
Im Gegenteil, man erkennt die Hörner eines Stieres, an dessen Enden sich kugelförmige Aufsätze befinden.
Diese Aufsätze sind von keltischen Statuetten und Attachen vom ersten und zweiten vorchristlichen Jahrhundert bekannt .

Sie waren zwar eine keltische Tradition, werden aber noch heute bei spanischen Festen den Stieren auf die Hörner appliziert.

Grüße
Harald

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Beitrag von leonardo » Mo 25.02.08 14:49

ich studiere numismatik und mein erstes semester ist gerade rum, da freue ich mich schon und werde mir am institut mal die Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft für märz holen
das mit den zwei kugeln ist richtig und macht jetzt auch sinn für mich
vom körperbau her spricht ja auch nichts gegen einen stier

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Beitrag von taurisker » Mo 25.02.08 20:35

... anbei ein weiterer T2 aus meiner Sammlung, 9,6mm 0,86g.
@Harald lässt sich anhand der Darstellungsunterschiede beim T2 zwischen einzelnen Prägeperioden genauer unterscheiden?
Was die Preise für diese Roseldorfer betrifft: ich habe für dieses Stück vor ein paar Jahren 60 Euronen bezahlt, ich habe das für diese Erhaltung als nicht zu teuer empfunden. Die aktuellen Entwicklungen beobachte ich zuwenig bei diesem Münztyp.
Salü
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Beitrag von Gast » Mo 25.02.08 21:25

Typ RII , in meiner Arbeit über Roseldorfer Kleinsilber unter Typenvariante 12a angeführt.
Es läßt sich sowohl anhand der Darstellung, als auch des Gewichtes und der Silberlegierung eine relative Chronologie erstellen.
Deine Münze stammt mit Sicherheit aus einer relativ frühen Prägeperiode und datiert etwa 200-180v.Chr.
Kosten würde Deine Münze heute etwa 30 Euro.

Viele grüße
Harald

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Beitrag von Gast » Mo 25.02.08 21:42

Den Typ Roseldorf kennen sicher die meisten von Euch mit Buckelavers.

Auf diesem Beleg aus einer sehr frühen Prägephase ist auf der Vorderseite ein Kopf nach rechts erkennbar.

In meinem Aufsatz ist dieser Typ unter Variante 12d angeführt.
KS RII
Gewicht: 0,77Gramm
Prägezeit:200-190v.Chr.
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Ks RII Prototyp Rev.JPG
R II Prototyp Av...JPG

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Beitrag von taurisker » Mo 25.02.08 21:56

... ist ja interessant!
Bedanke mich bei Harald für so viel Info zu den Roseldorfern, dass sich hier eine feine kleine Keltenfraktion etabliert finde ich klasse ... und spannend.
Ein begeisterter taurisker grüßt herzlich!!

Gast
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Beitrag von Gast » Di 26.02.08 09:24

Wie schon erwähnt, sind aus den Prägungen des Typs Leier/Stern die Roseldorfer Typen I und II entstanden.
Als Ergänzung und um die Währungseinheit des Typs Leier/Stern zu komplettieren eine Drachme dieses Typs und ein früher Obol.
Beide Averse zeigen noch starke Verbindungen zu den Griechen.

Bei der Drachme besteht eine Ähnlichkeit der Darstellung des Männerkopfes zu den Goldstateren PhilippsII (Le Rider Taf.57,133) und ebenfalls zum Kleinsilber desselben Herrschers (SNG.Cop.602).

Der frühe Obol zeigt auf seinem Avers große Ähnlichkeit zu den griechischen Heraklesdarstellungen, welche offensichtlich das Vorbild dafür waren.

Drachme, Typ Leier/Stern
Gewicht: 4,07Gramm
Av.: bartloser Jünglingskopf (Apollo) mit Banddiadem rechts.
In meiner Arbeit Katalog Nr.1
Vorkommen im Weinviertel und in Mähren recht häufig
Datierung: um 200v.Chr.

Obol, Typ Leier/Stern Prototyp
Gewicht: 1,03 Gramm
Av. Bartloser Männerkopf mit Löwenskalp und Torques rechts.
In meiner Arbei Kat.Nr.4a
Vorkommen: aus diesem sehr frühen Stempel selten.
Datierung: etwa 200v.Chr.

Grüße
Harald
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drachme typ leier-stern.JPG
Obol Leier-Stern Prototyp.JPG

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Beitrag von pixxer » Di 26.02.08 10:20

Sehr schöne Stücke Harald, wieder einmal hochinteressant! Noch dazu in dieser Erhaltung.

Findest du die Münzen eigentlich immer selber oder kaufst du auch ab und zu ein paar?

Lg Pixxer

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Beitrag von leonardo » Di 26.02.08 10:25

ich kann mich pixxer nur anschliesen auch sehr schöne stücke harald! 8O
lg leo

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Beitrag von Gast » Di 26.02.08 11:49

pixxer, leider bin ich seit dem Jahr 2000 und dem damals erfolgtem Suchverbot in Österreich gezwungen die Lücken in der Sammlung meiner Keltenmünzen zu füllen, indem ich die Stücke kaufe.
Meine Sammlung von annähernd 1000 keltischen Münzen besteht jedoch zu ca. 80 Prozent aus Eigenfunden von den beiden letzten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts.

Viele Grüße
Harald

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Beitrag von taurisker » Di 26.02.08 11:52

1000 8O :!: :?:

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