Mein erster Kelte

Keltische Münzen

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pixxer
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Mein erster Kelte

Beitrag von pixxer » Mo 25.02.08 13:12

So meine lieben Keltenfreunde!
Wie schon angekündigt ist heute mein erster Kelte mit der Post gekommen:
8)

Durotriges, Britannien
Silber Stater
58 - 45 v. Chr.

Vs: stark stilisierter Apollokopf rechts
Rs: Pferd nach links stehend, umgeben von Punktreihen.
Dembski 272

Gewicht 4,33 g, Durchmesser ca. 19 mm

Beim Pferd kann man ja noch leicht nachvollziehen welcher Teil was darstellen soll, aber bei dem stark stilisierten Kopf auf der Vorderseite wirds schon schwerer. Hoffe, dass ich die Münze richtig gedreht habe. Weiß vielleicht jemand, was das Gebilde rechts neben dem Pferd sein soll? Ein Auge?

Lg Pixxer
Dateianhänge
Durotriges_Rs.jpg
Durotriges_Vs.jpg

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dionysus
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Beitrag von dionysus » Mo 25.02.08 14:18

Hallo Pixxer,

für deinen ersten Kelten ist das ein respektables Stück. Gratuliere!

Im Englischen gibt es für die Münzen dieses Typs die Bezeichnung "Cranborne Chase"
Im "Celtic Coin Index" (CCI) findest du eine ganze Auswahl dieser Münzen:
http://www.writer2001.com/cciwriter2001 ... htm#VA1235
Welche van Arsdell Variante du hast, kann ich leider nicht genau beurteilen. Ich tendiere zur 1235-1.

Soweit ich weiss, enthalten die Cranborne Chase Stater einen kleinen Goldanteil. Dein Exemplar liegt mit seinen 4,33 Gramm übrigends eher im unteren Bereich. Andere Stücke wiegen bis zu 6 Gramm. Eventuell eine späte Ausgabe?

Der gute Chris Rudd bezeichnet das Teil hinter dem Pferd übrigends als "Coffee Bean" :)

Als Einführung in die Welt der Inselkelten kann ich dir übrigends das Buch "Celtic Coinage in Britain" von Philip de Jersey empfehlen. (Shire Archaelogy; no. 72, ISBN 0747803250 - 1. Ausg. 1996, reprinted 2001)
Mich hat es vor einigen Jahren 4,99 Pfund gekostet.

Lieben Gruß
Maico
Zuletzt geändert von dionysus am Mo 25.02.08 16:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von taurisker » Mo 25.02.08 16:29

Hallo pixxer, gratuliere zu dem feinen Stater!
Die Darstellung darauf ist wieder die keltische Symbolschrift, das Oval mit dem Punkt (meist in Verbindung mit gewellter Linie oder Schlange) stellt ein Fruchtbarkeitsmotiv dar. Die Raster artige Auflösung des Reiters kann man als Matrixmotiv deuten.
Mein erster Kelte war ebenfalls ein Durotrige, ein Typ Westham aus Billonsilber, siehe Foto.
Salü
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Zuletzt geändert von taurisker am So 26.04.09 08:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von pixxer » Mo 25.02.08 16:57

Danke für die Komplimente! Freu mich tierisch über das Stück. Wenn nur alle Münzen so aussehen würden...

@dionysus: Danke für den interessanten Link, mal schaun ob ich meine Variante finde. Mein Exemplar stammt übrigens aus dem "Isle of Wight Hoard", ich glaube 2004 gefunden.
Haben alle Cranborne Chase Stater einen kleinen Goldanteil (außer denen aus Billon)? Weiß man wie hoch dieser ca. ist?

@Taurisker: ein Fruchtbarkeitsmotiv klingt logisch, habe nämlich auch irgendwo von der "coffee bean" gelesen und das hätte mich schon sehr gewundert wenn die alten Kelten schon Kaffe gesüffelt hätten. :D

Den Apollokopf kann ich aber immer noch nicht so recht deuten. Sollen diese "Halbmonde" die Augen darstellen??

Grüße
Pixxer

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Beitrag von dionysus » Mo 25.02.08 17:24

Hallo Pixxer,

bezüglich des Goldgehaltes mußte ich grad selbst noch mal nachschlagen.
Einen Goldgehalt weisen scheinbar nur die frühen Ausgaben auf. Der Feingehalt dieser Münzen verschlechterte sich im lauf der Zeit. Zuerst verschwand der Goldanteil, anschliessend verringerte sich der Silbergehalt permanent. Es gibt später auch eine ganze Anzahl subaerate Stücke.
Rein vom Augenschein her möcht ich dein Stück den frühen Ausgaben zurechnen, kann mich aber irren.

Da könnt ich glatt auch wieder mit dem Kelten Virus infiziert werden, wenn ich mir eure Stücke so anschau :) Ich hatte vor einigen Jahren schon mal ein Faible für die Inselkelten entwickelt und mir Literatur besorgt, in die Sammlung hab ich leider bisher noch kein Stück integrieren können.

Maico
Zuletzt geändert von dionysus am Mo 25.02.08 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von pixxer » Mo 25.02.08 17:26

Achja, was das Gewicht betrifft hab ich mal die Angaben des Verkäufers übernommen. Vielleicht stimmts gar nicht, müsst mal eine genaue Waage besorgen.

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Mo 25.02.08 17:30

@dionysus:
Danke fürs Nachsehen. Gibt es da Prozentangaben oder war der Anteil nur verschwindend gering? Habe leider noch überhaupt keine Literatur zu den Kelten und bin total aufs www angewiesen.

taurisker
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Beitrag von taurisker » Mo 25.02.08 18:01

@pixxer: für den Anfang empfehle ich Dir den Dembski, Münzen der Kelten, Sammlung KHM Wien, zu kaufen gibts das Teil ebendort im Museumsshop, zumindest hab ich meinen dort gekauft.

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Mo 25.02.08 18:08

@taurisker: danke für den Tipp! Werd mal suchen ob ich den wo finde, aber spätestens bei der Keltenausstellung bin ich dann eh mal im KHM.

leonardo
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Beitrag von leonardo » Di 26.02.08 10:59

auch von mir gratulation zu diesem tollen stück :)
es ist einer der schönsten Durotriges die ich gesehen habe und es gibt
ja doch recht viele
lg leo

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Beitrag von pixxer » Di 26.02.08 12:16

@leo:

Danke danke! Deine Stücke die du uns hier zeigst sind aber auch nicht von schlechten Eltern! Gefallen mir sehr gut!

Lg Pixxer

taurisker
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Beitrag von taurisker » Di 04.03.08 11:40

... noch ein Bi-Stater der Durotriges Westham Type 20,6mm 3,27g
Es handelt sich dabei meist um eine Legierung Anteil ca. 60% Cu mit 40% Ag, bei der Prägung hat man sich offensichtlich wenig um Qualität bemüht, vielleicht weil diese Münzen in großer Eile geschlagen werden mussten

Diese Münzen wurden ca. 50-0 ausgeprägt. Das Gebiet der Durotriges lag in Südbritannien zur Küste hin, Hauptregion Dorchester ... so ungefähr zwischen Bournemouth, Reading und Brighton muss das Gebiet gewesen sein. Ich nehme an, dass zu dieser Zeit die Römer bereits massiv nach Britannien drängten (55 und 54 unternahm Caesar zwei Feldzüge nach Britannien) und so könnte es sich bei diesem Billon Stater vielleicht um Notgeld gehandelt haben?

Bei diesem Exemplar ist auch zu sehen, dass unter dem Pferd im Abschnitt auch noch Beizeichen sind, die bei den meisten Exemplaren durch die Knappheit des Schrötlings oder durch Prägeschwächen am Rand nicht mehr sichtbar sind. Genaueres habe ich dazu aber noch nicht herausfinden können.

Die Keltenstämme in Britannien http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... ritain.jpg

Salü
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Gast
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Beitrag von Gast » Di 04.03.08 12:07

Gratulation, pixxer

Zu diesem Thema gibt es im Netz eine Seite von großem informativen und wissenschaftlichen Wert.

The celtic coin index

Müßte von der Uni Oxford sein.

web.arch.ox.ac.uk/coins/ccindex.htm

Gruß
Harald

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Beitrag von pixxer » Di 04.03.08 15:43

Dankeschön Harald!

Interessante Seite, wieder ein Eintrag mehr in meiner Kelten-Linkliste... 8)

@taurisker:
Schönes Stück. Diese Beizeichen sieht man auf meinem Exemplar aus oben genannten Gründen nicht mehr, gerade ein Teil des Abschnitts ist noch zu erkennen.
Interessant auch, dass die strichförmigen Beizeichen rechts neben dem Pferd (der Schwanz?) immer leicht unterschiedlich ausgeprägt waren. Bei dir sind sie eher parallel während sie bei mir strahlenförmig auseinandergehen.

Grüße Pixxer

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Beitrag von pixxer » Di 04.03.08 17:48

Zu den drei Strichen neben dem Pferd habe ich im Netz eine interessante Theorie gefunden.

Bei Chris Rudd steht, dass der dreiteilige Schwanz bei Pferden für die antiken Briten eine wichtige Bedeutung hatte. Er unterscheidet zwischen "down- (or up-)ward-facing triple tail" wie bei Tauriskers Exemplar und "three diverging lines for tail" wie bei meinem Stück.

Historisch führt er an, dass im alten Rom an jedem 15. Oktober (zum Ende der Erntezeit) dem Gott Mars ein Pferdeopfer dargebracht wurde. Dabei wurde dem Tier der Schwanz abgeschnitten da das Tier für den "corn spirit" stand und dessen fruchtbarkeitsbringende Kraft vor allem im Schwanz konzentriert sei. Die alten Briten konnten einen ähnlichen Glauben gehabt haben, denn die Haare auf Getreideähren wie bei Weizen oder Gerste ähneln laut C. Rudd sehr einem buschigen Pferdeschwanz. Aus diesem Grund könnten auch oft die Mähnen von Pferden wie Getreideähren dargestellt worden sein.

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