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Wenn das kein Kelte ist....
Verfasst: So 01.06.08 18:04
von helcaraxe
... was ist es dann??
Liebe Keltengemeinde, bislang bin ich in dieser Kategorie ja eher stiller Mitleser, nichtsdestoweniger finde ich die keltischen Gepräge sehr spannend.
Es ist ja guter Brauch unter "Kelten-Laien", alles Mögliche, von Indisch bis zum Goldnugget für Keltisch zu halten und ich fürchte, das ist auch hier der Fall.
Aber die Abstraktion auf diesem doch so merkwürdigen Stück (Januskopf?) gibt mir den Mut, doch hier mal nachzufragen!
(dm 13 mm; 2,78 g)
Es stammt übrigens aus einem Lot, das fast ausschließlich makedonische Fundmünzen enthielt, wenn das vielleicht weiterhilft.
Auf jeden Fall schon mal ein herzliches Dankeschön an alle, die sich an dieser harten Nuss versuchen!

Verfasst: Mo 02.06.08 22:19
von taurisker
Hallo helcaraxe,
ich denke dass diese Münze ihren Ursprung in einer griechischen Prägestätte hatte, das ist außerdem kein Janus den ich da sehe, sondern ein Stierkopf frontal.
Schau mal hier, daran erinnert mich Dein Exemplar stark:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 3&Lot=1323
Salü
taurisker
Verfasst: Mo 02.06.08 23:29
von helcaraxe
Dank Dir, taurisker!
Ein Stierkopf, das könnte sein!
Jetzt muss ich ich nur noch die Rückseite auflösen...
Verfasst: Di 03.06.08 12:37
von harald
Auch ich bin der Meinung, daß es sich bei Deiner Münze eher um eine griechische Prägung, als eine keltische handelt.
Grüße
Harald
Verfasst: Di 03.06.08 13:05
von marcus
hey !
ich halte deas stück für eine (keltische) imitation einer Bronze aus thessaloniki / makedonien. vorderseite januskopf, rückseite auseinanderspringende kentauren
hier vorlage und imitation :
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... d+and+kent
Verfasst: Di 03.06.08 13:13
von harald
Ich glaube marcus hat´s gefunden!
Auf Grund der Erhaltung bin ich mir zwar nicht sicher, ob es sich um ein Original oder eine keltische Kopie handelt, wegen des geringen Gewichtes und des Münzbildes ist die Wahrscheinlichkeit einer keltischen Imitation durchaus groß.
Verfasst: Di 03.06.08 13:56
von taurisker
Treffer @Marcus !
Das Münzlein hat schon einiges mitgemacht und dadurch kann auch das Untergewicht erklärt werden, mit beinahe 3g ist das gut möglich. Ich gehe von einer griechischen Münze aus; die Details die man erkennen kann, lassen auch vom Stil der Darstellungen darauf schließen.
Nix für ungut, ein seltenerer Grieche ist doch auch nett

Wobei man den keltischen Beischlag in dem Fall nicht ganz ausschließen kann. Eine emotionale Frage also für helcaraxe

Salü
taurisker
Verfasst: Di 03.06.08 14:32
von marcus
hey,
habe schon einige dieser stücke (original und nachahmungen) in der hand gehabt und bin mir sehr sicher, dass es sich um einen kelten handelt.
Verfasst: Di 03.06.08 20:51
von helcaraxe
Jungs, ihr seid wie immer Spitzenklasse!
Ich denke auch, das Marcus die Lösung gefunden hat.
Ich bin froh, dass ich mit meiner Vermutung wenigstens nicht so weit ab vom Schuss lag.
Nun ist mein Exemplar tatsächlich kleiner und von anderem Stil, so dass ich davon ausgehe, dass es sich hier um einen (keltischen) Beischlag handelt und werde es entsprechend katalogisieren.
Lässt sich eigentlich vermuten, welcher keltische Stamm dafür verantwortlich zeichnen könnte?
Verfasst: Di 03.06.08 21:03
von taurisker
Lässt sich eigentlich vermuten, welcher keltische Stamm dafür verantwortlich zeichnen könnte?
Da kommen die ganzen Nachbarn in Frage: Daker, Skordisker, Galater, aber auch thrakische Stämme denke ich.
edit: anbei eine Karte der keltischen Verbreitungsgebiete
Verfasst: Mo 09.06.08 23:29
von helcaraxe
Herfried,
noch einen verspäteten Dank für die Karte!
Ich sehe schon, es gibt noch viel, was ich lernen muss...

Verfasst: Di 10.06.08 08:43
von taurisker
Herfried,
noch einen verspäteten Dank für die Karte!
Gerne @Mattias ... schau mal hier, das ist eine ganz ordentliche Zusammenstellung der Verbreitung und Zuordnung der keltischen Völker und Volksgemeinschaften:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... t%C3%A4mme
Die "Kelten" waren ein paneuropäisches Phänomen bestehend aus Stämmen und losen Volksgemeinschaften ohne übergeordnete Herrschaft eines Königs oder einer Staatsgewalt. Das Wissen um die tatsächliche Ausbreitung und Vielfalt der Stammesgemeinschaften ist lückenhaft und stützt sich im Wesentlichen auf antike Quellen. Sicher ist, dass keltische Völker zu ihrer Blüte in vorhistorischer Zeit in ganz Europa beheimatet waren, von den Inseln Britanniens bis Galatien in Kleinasien und von Hispania bis zu den Ebenen des Dnepr und des Don.
Verfasst: Di 10.06.08 09:14
von harald
Hallo Mattias, sevus Herfried!
Ich würde diese Liste bei Wikipedia ausschließlich dem interessierten Laien zumuten und Dir für diesen Zweck wirkliche Fachliteratur, zum Beispiel den Dembski empfehlen.
Ich habe mal kurz die Wiki- Liste durchgesehen und dabei, abgesehen von deren Unvollständigkeit, mehrere gravierende Fehler entdeckt.
Die Leuci gehören nicht zu den Ostkelten sondern siedelten im östlichen Mittelgallien.
Der große und durch seine umfangreiche und überregional verbreitete Münzprägung bekannte Stamm der Boier hatte seine Heimat nicht im ostkeltischen Bereich, sondern im mittelkeltischen.
Grüße
Harald
Verfasst: Di 10.06.08 10:47
von taurisker
Ja der Link zu Wiki soll auch nur einen groben Überblick bieten; es ist schon klar, dass Wikipedia nicht den Anspruch auf Richtigkeit bzw. Vollständigkeit bietet, dafür ist es online verfügbar und gratis für all jene die sich entsprechende Fachliteratur nicht leisten wollen oder können.
Salü
Herfried
Verfasst: Di 10.06.08 11:10
von helcaraxe
Vielen Dank Euch beiden!
Irgendwann wird sich bei mir sicher auch der erste (echte) Kelte einstellen und spätestens dann werde ich mir auch den Demski zulegen. In letzter habe ich nur schon recht viel in Fachliteratur investiert, da muss ich im Moment eine Pause machen...