Prägezahl je Stempel
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Prägezahl je Stempel
Hallo,
wieviel Münzen (z.B. Halbbrakteaten) konnte man mit einem Stempel prägen? Gibt es da Literatur?
Schöne Pfingsten!
Grüße Lilienpfennigfuchser
wieviel Münzen (z.B. Halbbrakteaten) konnte man mit einem Stempel prägen? Gibt es da Literatur?
Schöne Pfingsten!
Grüße Lilienpfennigfuchser
- Bertolt
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Hallo Lilienpfennigfuchser, es gibt Literatur, so zum Beispiel ein Aufsatz von Bernd Kluge in " Berliner Numismatische Forschungen " Heft 3, Seite 20 ist zu dieser Frage interessant. Er nennt dort nicht nur Prägezahlen, sondern auch andere Publikationen, in denen dieses Thema berührt wird. MfG Bertolt
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Hallo Lilienpfennigfuchser,
dazu gibt es sogar ziemlich viel Literatur. In den meisten Fällen wird die Frage im Zusammenhang mit der Schätzung der Geldmenge behandelt - das ist natürlich von allgemein wirtschaftsgeschichtlichem Interesse. Einiges dazu hab ich mir als PDF eingescannt; wenn Du mir eine PN schickst, müßte ich es Dir glaube ich gezippt als Attachment senden können. Ansonsten sind hier ein paar Literaturangaben:
- Allen, Martin (2001). The Volume of the English Currency, 1158-1470, Economic History Review 54, 4, 595-611.
- Burnett, Andrew (1991). Coins, London: British Museum Publications.
- Esty, W. (1986). Estimation of the Size of a Coinage: A Survey and Comparison of Methods, Numismatic Chronicle 146, 185-215.
- Metcalf, D.M. (1993). Some Further Reflections on the Volume of the German Coinage in the Salian Period (1024-1125), in: Bernd Kluge (ed.), Fernhandel und Geldwirtschaft: Beiträge zum deutschen Münzwesen in sächsischer und salischer Zeit, Sigmaringen: Thorbecke, 55-72.
- Metcalf, Michael (1981). Some Speculations on the Volume of the German Coinages in the 10th and 11th Centuries, in: Thomas Fischer/Peter Ilisch (eds.), Lagom: Festschrift für Peter Berghaus zum 60. Geburtstag am 20. November 1979, Münster: Numismatischer Verlag, 185-193.
Mein Eindruck ist, daß in den meisten Fällen von ca. 30-40000 Münzen pro Stempel ausgegangen wird, aber gelegentlich werden auch höhere oder niedrigere Zahlen genannt. Das kam auch sicher auf die Art der Münze und die Legierung an: Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß sich Stempel für Hohlpfennige oder relativ weiche Goldmünzen langsamer abgenutzt haben als Stempel für Großsilbergeld. Und sowieso nützten sich Aversstempel langsamer ab als die für das Revers, das dem Hammerschlag direkt ausgesetzt war (darauf beruht die Methode mit den Stempelkoppelungen, mit der man u.U. die Prägereihenfolge ermitteln kann). Burnett erwähnt Experimente mit modernen Stempelrepliken, hat aber keinen Literaturverweis.
Spannendes Thema!
Gruß Pollio
dazu gibt es sogar ziemlich viel Literatur. In den meisten Fällen wird die Frage im Zusammenhang mit der Schätzung der Geldmenge behandelt - das ist natürlich von allgemein wirtschaftsgeschichtlichem Interesse. Einiges dazu hab ich mir als PDF eingescannt; wenn Du mir eine PN schickst, müßte ich es Dir glaube ich gezippt als Attachment senden können. Ansonsten sind hier ein paar Literaturangaben:
- Allen, Martin (2001). The Volume of the English Currency, 1158-1470, Economic History Review 54, 4, 595-611.
- Burnett, Andrew (1991). Coins, London: British Museum Publications.
- Esty, W. (1986). Estimation of the Size of a Coinage: A Survey and Comparison of Methods, Numismatic Chronicle 146, 185-215.
- Metcalf, D.M. (1993). Some Further Reflections on the Volume of the German Coinage in the Salian Period (1024-1125), in: Bernd Kluge (ed.), Fernhandel und Geldwirtschaft: Beiträge zum deutschen Münzwesen in sächsischer und salischer Zeit, Sigmaringen: Thorbecke, 55-72.
- Metcalf, Michael (1981). Some Speculations on the Volume of the German Coinages in the 10th and 11th Centuries, in: Thomas Fischer/Peter Ilisch (eds.), Lagom: Festschrift für Peter Berghaus zum 60. Geburtstag am 20. November 1979, Münster: Numismatischer Verlag, 185-193.
Mein Eindruck ist, daß in den meisten Fällen von ca. 30-40000 Münzen pro Stempel ausgegangen wird, aber gelegentlich werden auch höhere oder niedrigere Zahlen genannt. Das kam auch sicher auf die Art der Münze und die Legierung an: Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß sich Stempel für Hohlpfennige oder relativ weiche Goldmünzen langsamer abgenutzt haben als Stempel für Großsilbergeld. Und sowieso nützten sich Aversstempel langsamer ab als die für das Revers, das dem Hammerschlag direkt ausgesetzt war (darauf beruht die Methode mit den Stempelkoppelungen, mit der man u.U. die Prägereihenfolge ermitteln kann). Burnett erwähnt Experimente mit modernen Stempelrepliken, hat aber keinen Literaturverweis.
Spannendes Thema!
Gruß Pollio
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Hallo Lilienpfennigfuchser,
ja, ich hab Deine PN gelesen und dachte auch, ich haette geantwortet. ich bin aber computertechnisch so unbedarft, dass da wohl etwas schiefgegangen ist.
Deutsche Titel habe ich im Moment nicht parat. Ich bin zur Zeit aber im schoenen Dublin und komme von hier aus nicht an meine Literaturdatei heran. Wenn ich naechste Woche wieder zuhause bin, gucke ich noch einmal nach.
Gruss Pollio
ja, ich hab Deine PN gelesen und dachte auch, ich haette geantwortet. ich bin aber computertechnisch so unbedarft, dass da wohl etwas schiefgegangen ist.
Deutsche Titel habe ich im Moment nicht parat. Ich bin zur Zeit aber im schoenen Dublin und komme von hier aus nicht an meine Literaturdatei heran. Wenn ich naechste Woche wieder zuhause bin, gucke ich noch einmal nach.
Gruss Pollio
- wpmergel
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War es denn quasi ein Gesetz, daß der Unterstempel immer das Münzbild avers trug? Für die Angabe entsprechende Zitierliteratur wäre ich Dir sehr dankbar.Pollio hat geschrieben:... Und sowieso nützten sich Aversstempel langsamer ab als die für das Revers, das dem Hammerschlag direkt ausgesetzt war ...
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Hallo,
also zunächst mal die Literatur:
- Kluge, Bernd (1989). Stempelvergleichende Untersuchungen deutscher Münzserien des 10. und 11. Jahrhunderts: Fragen, Ergebnisse und Perspektiven einer Methode, Frühmittelalterliche Studien 23, S. 344-361.
Ein ausgezeichneter Überblick, finde ich! (Viel weiterführende Literaturangaben)
Zur Frage, welcher Stempel oben und welcher unten eingesetzt wurde: Dieses Problem klärt man, indem man die plausible Annahme trifft, dass sich der dem Hammer direkt ausgesetzte obere Stempel schneller abnutzte als der Unterstempel, der in einen Holzblock eingelassen war. Wenn man dann eine Stichprobe (d.h. z.B. einen Fund) von 100 Münzen hat und und die Kopf- und Gegenseiten (ich vermeide das Wort "Rückseite") untersucht, stellt man z.B. fest, daß es von einer Seite erheblich mehr Varianten gibt als von der anderen. Z.B. findet man 6 Varianten der Kopfseite und 17 der Gegenseite. Unter der oben erwähnten Annahme ist dann klar, daß die Stempel für die Kopfseite die Unterstempel und die für die Gegenseite die Oberstempel waren. Da die Oberstempel öfter ausgetauscht wurden als die Unterstempel, kann man Stempelketten bilden, d.h. man ordnet einem Unterstempel jeweils mehrere Oberstempel zu, aber zwei dieser Oberstempel sind dann auch mit je einem anderen Unterstempel zusammen anzutreffen. So kann man die Chronologie der Prägung ermitteln, jedenfalls (und das ist die große Einschränkung) wenn in der Münzstätte immer mit nur einem Stempelpaar gleichzeitig geprägt wurde.
Gruß Pollio
also zunächst mal die Literatur:
- Kluge, Bernd (1989). Stempelvergleichende Untersuchungen deutscher Münzserien des 10. und 11. Jahrhunderts: Fragen, Ergebnisse und Perspektiven einer Methode, Frühmittelalterliche Studien 23, S. 344-361.
Ein ausgezeichneter Überblick, finde ich! (Viel weiterführende Literaturangaben)
Zur Frage, welcher Stempel oben und welcher unten eingesetzt wurde: Dieses Problem klärt man, indem man die plausible Annahme trifft, dass sich der dem Hammer direkt ausgesetzte obere Stempel schneller abnutzte als der Unterstempel, der in einen Holzblock eingelassen war. Wenn man dann eine Stichprobe (d.h. z.B. einen Fund) von 100 Münzen hat und und die Kopf- und Gegenseiten (ich vermeide das Wort "Rückseite") untersucht, stellt man z.B. fest, daß es von einer Seite erheblich mehr Varianten gibt als von der anderen. Z.B. findet man 6 Varianten der Kopfseite und 17 der Gegenseite. Unter der oben erwähnten Annahme ist dann klar, daß die Stempel für die Kopfseite die Unterstempel und die für die Gegenseite die Oberstempel waren. Da die Oberstempel öfter ausgetauscht wurden als die Unterstempel, kann man Stempelketten bilden, d.h. man ordnet einem Unterstempel jeweils mehrere Oberstempel zu, aber zwei dieser Oberstempel sind dann auch mit je einem anderen Unterstempel zusammen anzutreffen. So kann man die Chronologie der Prägung ermitteln, jedenfalls (und das ist die große Einschränkung) wenn in der Münzstätte immer mit nur einem Stempelpaar gleichzeitig geprägt wurde.
Gruß Pollio
- mumde
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Mir wurde mal gesagt, daß im Normalfall das kompliziertere Bild den Unterstempel bildete. Das leuchtet mir auch ein: Der Stempel, der schwieriger herzustellen war, wurde auf der Seite eingesetzt, auf der er nicht so schnell verbraucht wurde. Und normalerweise war ein Wappenseiten-Stempel mit ein paar Linien und ein paar Punzen einfacher herzustellen als z. B. ein raumfüllendes Brustbild eines Barockfürsten.
Aber das entschieden wohl die Münztechniker von sich aus.
Vorschriften, die besagen, welche Seite der Fürst bevorzugte ("Wo ich bin, ist immer oben" ), sind mir nicht bekannt.
Aber das entschieden wohl die Münztechniker von sich aus.
Vorschriften, die besagen, welche Seite der Fürst bevorzugte ("Wo ich bin, ist immer oben" ), sind mir nicht bekannt.
Gruß mumde
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Hallo,
besten Dank für die Beiträge.
Pollio, nachdem ich den Aufsatz von Bernd Kluge weder in unserer Bibliothek, noch in der Landesbibliothek gefunden haben (manche würden sagen: "Bei deinen PC-Kenntnissen ist das verständlich" - hier haben wir scheinbar etwas gemeinsam), möchte ich Dich bitten, mir den Artikel zuzusenden. Die Auslagen ersetze ich gerne. Meine Adresse werde ich Dir per PN mitteilen.
Grüße Lilienpfennigfuchser
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Pollio, nachdem ich den Aufsatz von Bernd Kluge weder in unserer Bibliothek, noch in der Landesbibliothek gefunden haben (manche würden sagen: "Bei deinen PC-Kenntnissen ist das verständlich" - hier haben wir scheinbar etwas gemeinsam), möchte ich Dich bitten, mir den Artikel zuzusenden. Die Auslagen ersetze ich gerne. Meine Adresse werde ich Dir per PN mitteilen.
Grüße Lilienpfennigfuchser
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Hallo Lilienpfennigfuchser,
zur Frage nach den Verordnungen: Ich kenne eigentlich ziemlich viele mittelalterliche Münzordnungen, v.a. aus dem 14. und 15. Jh. (die edierten aus dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs versuche ich gerade möglichst vollständig zu erfassen - Heidenarbeit!). Vorschriften zur Zuordnung von Ober- und Unterstempeln hab ich darin nie gefunden. Normalerweise werden Dinge wie Schrot und Korn, Schlagschatz, gelegentlich Wechselkurse zu gängigen anderen Münzen usw. geregelt, selten auch einmal das Prägebild, und ganz selten die Menge der auszuprägenden Münzen oder des zu verarbeitenden Metalls.
Den Artikel schicke ich Dir gerne. Wenn Du mir statt Deiner Postadresse Deine Emailadresse schickst, kann ich Ihn Dir auch als Attachment senden, ich hab ihn hier als PDF im Kasten.
Gruß Pollio
zur Frage nach den Verordnungen: Ich kenne eigentlich ziemlich viele mittelalterliche Münzordnungen, v.a. aus dem 14. und 15. Jh. (die edierten aus dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs versuche ich gerade möglichst vollständig zu erfassen - Heidenarbeit!). Vorschriften zur Zuordnung von Ober- und Unterstempeln hab ich darin nie gefunden. Normalerweise werden Dinge wie Schrot und Korn, Schlagschatz, gelegentlich Wechselkurse zu gängigen anderen Münzen usw. geregelt, selten auch einmal das Prägebild, und ganz selten die Menge der auszuprägenden Münzen oder des zu verarbeitenden Metalls.
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