...ein herrlicher Drache !

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leodux
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Beitrag von leodux » So 01.10.06 00:37

Hallo heripo und alle anderen Rätselfreunde,

dieser Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber trotzdem möchte ich den Drachen noch einmal aus seiner Höhle locken.
Das Rätsel ist nämlich gelöst - na ja, jedenfalls teilweise.
Gerade habe ich im Angebot eines Händlers genau diese Drachenmünze gefunden. Die Beschreibung dort:
Nordböhmen-Franken Pfennig 1248/1278
Erhaltung: fast vz
Katalognummer: Fund von Unterhermsgrün Tf. 221/47
Selten! Avers: Drache
Preis 120,- Euro

Dieser Drache bleibt also auch weiterhin ein Rätsel, da anscheinend weder Münzherr (evtl Premysl Ottokar?) noch Prägeort bekannt ist.
Der Fund wurde in Unterhermsgrün gemacht, das ist im Vogtland (Sachsen), aber nicht weit entfernt von der Grenze nach Tschechien. Also dürfte der Drache böhmischen Ursprungs oder zumindest von den böhmischen Pfennigen beeinflußt sein.

Weiß zufällig jemand, wo der Fund von Unterhermsgrün publiziert wurde und hat jemand vielleicht sogar die Fundbeschreibung?

Herzliche Grüße

Peter

P.S.: Da das von heipo gepostete Foto nicht mehr sichtbar ist, hänge ich mal eine Kopie davon an und hoffe, das ist auch im Sinn heripos. :?:
Dateianhänge
drache01.jpeg

heripo
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Beitrag von heripo » So 01.10.06 09:27

Lieber P e t e r ,

herzlichen Dank für diesen Beitrag - ja, das sind die "Rosinen" im Kuchen des Sammelns - es muß bei weitem nicht der goldene Florentiner sein: - dieses kleine Münzlein zeigt - vielleicht gerade die Fragen die sich für uns dahinter verbergen und uns immer wieder beschäftigen - und dann irgendwann das AHA - ....

Ist es denn Zufall - denn auch ich bin ganz aktuell am "Drachenthema".: - Mal wieder war ich gestern a) auf der LIMBURG (bei Weilheim/Teck) und b) in Göppingen zu Fusse des Hohen Staufen um ein paar Fresken zu photografieren.

Die Limburg ( ich beschriebe das schon mal an anderem Orte ) wab bekanntlich die Burg des Berthold I. - dort verst. 1078 - der anstelle Herzog von Schwaben ( was ihm von Kaiser Otto versprochen worden war ) "nur" Herzog v. Kärnten wurde - er gilt als Stammvater des Hauses "Zähringen" ( sein Sohn Berthold II. erbaute die Stammburg Zähringen(.

Da es viele " L i m b u r g e n " im ehem. röm. Reiche gibt, hat fast jede dieser Burgen einen Namensdeuter hervorgebracht. der eine vermutete einen "Limpach" - der andere einen "Lindenbaum" - oder diesen oder jenen ähnlich klinnenden Männernamen:

Prof. Jaenichen hat sich die Mühe gemacht gemeinsam mit Philologen den eigentlichen "Kern" zu erforschen - er kommt dabei zu folgendem Ergebnis.:

Wir kennen alle die Vorliebe der "alten Germanen" zu den " Lindwürmern " ...
- sei's Siegfried, sei's Dietrich von Bern - noch wichtiger aber der Heilige Georg, der doch allüberall als "Drachentöter" dargestellt wird.

Der Drache also, war in der Mythologie der "alten Völker" ein sehr wichtiges
Sinonym für "Macht" - nicht ganz göttlich - aber auch nicht ganz weltlich - immerhin aber " besiegbar" - und mit dem Sieg über ihn konnt man seine
Stärke und Unverwundbarkeit - Unbesiegbarkeit u.ä. erwerben.

Im indogarmanischen Sprachraum war die Ursprungsbezeichnung für diesen Drachen " L i n t " - daher also Lintwurm - Lindwurm .... und die Namensentwicklung der Limburgen geht über Lintpurg - Lindburg - Limburg.

Soviel also - allein zur Symbolfigur des Drachen, der immer wieder auf Münzen auftaucht:

aus vorstehend gesagtem schliesse ich übrigens, daß es k e i n e Krone ist, was das Haupt des Drachen ziert - ein gekrönter Lindwurm kommt in der Mythologie nämlich nicht vielmehr ein stets "Bedrohter" - denn wer den Drachen tätet, der erntet M a c h t !!!

... mir erscheit der Drache auf dem Münzbild wie ein Fliehender - nach links davon rennend, den Kompf drohend nach hinten gewendet um vielleicht noch einen Feuerstrahl auszuspeien ... ? .... wer aber ist der "vertriebene Drache" und wer ist der, der ihn jagt ? .....

Könnte vielleicht in dieser Fragestellung die Antwort gefunden werden, was das Münzlein uns sagen will und w e r war es, ...???

Herzliche Grüße, heripo

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Beitrag von leodux » Sa 07.10.06 22:16

Hallo heripo,

es gibt den gekrönten Drachen auf Vorder- und Rückseite bei mehreren Wiener Pfennigen, unter anderem bei CNA B164 von Ottokar. Also scheint der Drache mit Krone doch ein numismatisches Motiv zu sein. Vielleicht stammt dieses Motiv aus einer Sage/Fabel, die damals allgemein bekannt war und nur uns heute nicht mehr geläufig ist. Oder es gibt ein Vorbild dieses Motivs in der Architektur, z.B. Verzierung einer Kirche. Ist mir aber leider auch nicht bekannt.

Wenn Dich der Link zu dem Angebot des Händlers (mit Foto der Münze) interessiert, kann ich Dir den Link gerne per PN schicken.

Herzliche Grüße

Peter

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