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12./13. Jhd. -> bitte um Bestimmungshilfe!

Verfasst: So 02.07.06 23:07
von Noricus
Mir sind unlängst 3 mittelalterliche Münzen aus dem 12. bis 13. Jahrhundert zugefallen.
Abb. 1 und 2 sagen mir gar nichts.
Abb. 3 könnte ein Wiener Pfennig sein, oder?

Verfasst: Mo 03.07.06 00:24
von mumde
Hallo Noricus, wenn Du Abb. 1 und 2 drehst, siehst Du, daß der Kopf eines Mönchs mit einer Kapuze im Profil nach links dargestellt ist. Der Mönch ist das Wappenbild von München. Die Rückseite zeigt die Buchstaben EW, die stehen für die beiden Brüder Ernst I. und Wilhelm III., Herzöge von Bayern. Wilhelm III. starb 1435, die Pfennige sind also bayerische Pfennige der Münzstätte München aus dem Anfang des 15. Jh. Du scheinst übrigens für beide Fotos dieselbe Mönchsseite genommen zu haben, denn es kann nicht sein, daß eine Münze auf der Vorderseite einen Ausbruch hat und auf der Rückseite nicht. Aber das ist egal, denn es sind ja beides Stücke desselben Typs.
Das dritte Stück ist ein Heller der Münzstätte Rottenburg am Neckar, in der Nähe von Tübingen. Das gehörte damals zu Vorderösterreich, gehörte also den Habsburgern, und deshalb ist da der Bindenschild drauf, der ja heute noch das österreichische Wappen ist. Diese Heller wurden nach 1396 geprägt.

Verfasst: Mo 03.07.06 05:47
von Noricus
ja, stimmt. Hier die richtige Rückseite.
Aber auch hier ist die Sache für mich ein Rohrschach-Test :oops:
Ist da auch ein Mönchlein zu sehen?

PS: Leider hab ich daheim keine Bestimmungshilfen. Was würden die beiden ersten Münzen jeweils wert sein? Wieviel die dritte Münze?
Über Angaben würde ich mich recht freuen.

Verfasst: Mo 03.07.06 07:55
von klaupo
Hallo Noricus,

den Mönch hatte ich auch schon mal bestimmt bekommen:

http://www.numismatikforum.de/ftopic7073.html

Meiner hat 1,50 gekostet - immerhin ein Wertansatz, gell ... :D

Gruß klaupo

Verfasst: Mo 03.07.06 20:40
von Noricus
ohhhh....SCHEIbenhonig :silly:

Verfasst: Mo 03.07.06 20:46
von Chippi
Für 1,50 Euro nehm ich gerne eine! Auch wenn´s nicht mein Sammelgebiet ist!

Gruß Chippi

Verfasst: Do 06.07.06 21:24
von heripo
zur Münze Abb. 3 hätte ich eine Verständnisfrage an mumde.

Ich hielte diesen "Rottenburger" für einen Pfennig - auf der Basis des
von Hall in Schwaben benannten sog. Händlein-H ä l l e r s - ... bekanntlich
gibt es ja zahlreiche derartige Regional-Varianten.

Gab es denn damals schon das Nominal "Heller" ?

Konnte leider mit meiner Literatur diese Frage nicht selbst klären.

herzl. Gruß, heripo

Verfasst: Do 06.07.06 22:41
von mumde
Hallo Heripo, es freut mich, Dir wieder mal zu begegnen.
Ich zitiere aus K. O. Müller, Zur Münzprägung 1396/97 in der Grafschaft Hohenberg, in: Neue Beiträge zur süddeutschen Münzgeschichte, Stuttgart 1953: „Am 29. Nov. 1396 schlossen Herzog Leopold von Österreich, Bischof Burkard von Augsburg, Graf Eberhard III. von Württemberg, die Grafen Ludwig und Friedrich von Öttingen und die Reichsstädte Ulm, Esslingen und Gmünd zu Kirchheim u. Teck eine Münzeinigung zur Verhinderung des bisherigen großen Schadens durch die ‚bösen Münzen’. Herzog Leopold war damals der Landesherr der Grafschaft Hohenberg. In dieser Münzeinigung war bestimmt, daß eine gemeinsame Hallermünze und eine größere Münze, nämlich ein Schilling, geprägt werden solle. Nach der noch erhaltenen Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (...) sollte Herzog Leopold die Haller und Schillinge zu Rottenburg am Neckar, dem Sitz der Verwaltung der Herrschaft Hohenberg, der Bischof von Augsburg zu Dillingen, der Graf von Württemberg zu Stuttgart und Göppingen, die Grafen von Öttingen zu Öttingen schlagen lassen. (...) Danach wog ein Haller (...) 0,463 g bei 0,115 g Feinsilber (...) Die Haller sollen auf der einen Seite ein Kreuz, auf der anderen nur das Wappen des Münzherrn zeigen“.
K. O. Müller teilt dann die Rechnung des Landschreibers der Grafschaft Hohenberg von 1396/97 mit, aus der die Namen der Münzmeister und der Umfang der Prägung ersichtlich ist.

Der Vertrag ist auch bei Hirsch, Des Teutschen Reichs Münz-Archiv, Band 8 S. 7, abgedruckt. Dort wird die Münze meist als „heller“ bezeichnet, z. B.: „umb das so sein wir gar benantlichen nach rath unserer Räth, mit wolbedachtem mutt durch gemeines nutzes willen der vorgenanten landt undt armer undt richer mit den vorgenanten Reichsstetten einer gemeiner hellermüntz, undt einer großen müntz, die Schillingen geheißen seindt, ubereinkumen zu schlahen.“ Manchmal wird sie im selben Text aber auch „haller“ genannt, z. B.: „Es sulln auch die Vögt, Schultheyß, Richter und Räthe der vorgenannten Stette (...), da wir schlahen würden, schwern gelert Aidt zu den heyligen, das ir jeglicher Statt besonder, die Haller unndt schillinger , die bey In geslagen werden, in solcher maß versorgen, das sie bleiben unndt bestanden an korn unndt Uffzahl, als vorgeschriben ist“.

Haller und Heller ist gleich. Der Begriff „Pfennig“ kommt nicht vor.

Der Heller ist selbstverständlich als Pfennig der Münzstätte Hall entstanden. Aber da er immer weniger wert war als die anderen Pfennige, hat sich um diese Zeit, 1396, der Name „Heller“ für ihn schon durchgesetzt.

Verfasst: Mo 10.07.06 10:54
von Noricus
mumde hat geschrieben:Diese Heller wurden nach 1396 geprägt.
Bis wann wurde diese Münze geprägt?
Weiß man da was?
Wäre interessant, das Alter der Münze eingrenzen zu können.

Verfasst: Mo 10.07.06 22:57
von mumde
Der Vertrag, nach dem diese Heller geprägt wurden, wurde am 29. November 1396 geschlossen. Die überlieferten Abrechnungen belegen eine Prägung von Hellern in Rottenburg aber schon vom Juli 1396 an; es wäre denkbar, dass man in Rottenburg nach Vorverhandlungen mit den anderen am Vertrag Interessierten schon mal mit der Prägung anfing, bevor alle Einzelheiten in Vertragsform endgültig festgelegt waren.
Nach Abschluß des Vertrags wurden vom 13. Dezember 1396 bis zum 24. Juni 1397 in Rottenburg Heller geprägt. Vom 25. bis 28. Juni 1397 wurden noch Schillinge, aber keine Heller mehr geprägt. Danach hört man mehrere Jahrzehnte lang nichts mehr von einer Münzenprägung in Rottenburg. Herzog Leopold von Österreich konzentrierte sich offenbar mehr auf seine anderen Münzstätten. 1399 schließt er einen Vertrag mit der Stadt Basel über einen Münzbund ab, aus dem dann der Rappenmünzbund entsteht. Erst 1458 stellt der damalige Landesherr, Erzherzog Albrecht von Österreich, einen Münzmeister für die beiden Münzstätten Freiburg im Breisgau und Rottenburg am Neckar ein.