Kleiner Brakteat bzw. Hohlpfennig aus Mecklenburg?

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leodux
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Kleiner Brakteat bzw. Hohlpfennig aus Mecklenburg?

Beitrag von leodux » Di 10.10.06 22:32

Hallo,

meine Vermutung ist, daß dieser Hohlpfennig aus Mecklenburg stammt, denn ich glaube einen gekrönten Stierkopf im Strahlenrand zu sehen.
Zur genauen Bestimmung fehlt mir aber leider der Oertzen.

Deshalb meine Fragen an euch:
Ist das ein Hohlpfennig aus Mecklenburg?
Und wenn ja, könnte es sich um Oertzen 33 handeln oder ist es doch ein anderer Typ?
Wann wurde dieser Typ ungefähr geprägt?
In welcher Münzstätte wurden diese mecklenburgischen Hohlpfennige eigentlich gepägt?

Vielen Dank schon mal im Voraus!

Herzliche Grüße

Peter
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Mecklenburg?

arnold_hille
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Beitrag von arnold_hille » Mi 11.10.06 17:26

Hallo,
bei der Zuweisung dieses Stückes nach Mecklenburg bin ich etwas Skeptisch. Im Katalog der Auktion Tietjen 96, Nr.8 ist ein ähnliches Stück abgebildet, jedoch unter Lübeck. Prägezeitraum um 1360. Als Bemerkung wird auf die falsche Zuweisung dieser "... als Stierkopf-Gepräge aufgefassten Pfennige..." durch Oertzen hingewiesen.

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leodux
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Beitrag von leodux » Do 12.10.06 00:15

Hallo Arnold,

vielen Dank für den sehr interessanten Hinweis auf die Tietjen-Auktion und den möglichen Prägeort Lübeck.
Ich hatte mir einige Fototafeln dieser Auktion von der Homepage heruntergeladen und kann bestätigen, daß die linke Münze von Los 8 (es sind ja 3 Münzen) so ziemlich meinem Münztyp entspricht. Die Münze weicht aber stilistisch von den anderen mir bekannten lübecker Hohlpfennigen und selbst von den anderen beiden Münzen von Los 8 ab.
Wenn es wirklich den lübecker Königskopf darstellen soll, dann ist diese Darstellung doch sehr abstrakt. Bei einem Vergleich mit lübecker Hohlpfennigen dieser Zeit müßten die beiden Kugeln rechts und links die Locken des Königs darstellen und die anderen drei Kugeln die Krone andeuten. Das ist stilistisch doch recht weit von allen anderen lübecker Hohlpfennigen entfernt, bei denen die Locken wenigstens durch S- oder bogenförmige Linien angedeutet sind.
Wäre da eventuell an einen Beischlag aus einer anderen Münzstätte zu denken?
Die Lübischen Münzen waren ja sozusagen Leitwährung in einem größeren Gebiet, was das Vorhandensein von Nachahmungen wahrscheinlich machen würde.

Mit Oertzen 33 liege ich aber anscheinend auf jeden Fall daneben, da dieser zwar eine ähnliche Darstellung, aber wohl einen glatten Rand hat. Dann vermutlich schon eher Oertzen 153.

Mit freundlichen Grüßen

Peter

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tournois
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Beitrag von tournois » Fr 13.10.06 14:06

Die Zuordnung nach Mecklenburg finde ich persönlich nicht abwegig.

Ich würde allerdings nicht nach Oertzen 33 gucken, sondern nach Oertzen 38 oder 42.

Im Berger sind Exemplare unter den Nr. 287-289 abgebildet.

Beschreibung: Stierkopf mit Lilienkrone und abstehenden Ohren, respektive mit Seitenlocken.

Ob's stimmt.....? ;)
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leodux
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Beitrag von leodux » Fr 13.10.06 22:38

Hallo tournois,
bei Berger hatte ich auch schon nachgesehen und, wie Du auch, eine gewisse Ähnlichkeit mit Nr.288/289 bemerkt.
Aber diese sind nur ähnlich. Die beiden Kugeln rechts und links, die ich als die Ohren des Stiers angesehen habe, sind z.B. bei den Münzen bei Berger so nicht vorhanden. Diese Form der Ohren gibt es dann eher bei Nr.290, wenn ich das auf der Abbildung richtig erkennen kann. Aber dort stimmt dann der Rest nicht überein.

Gibt es eigentlich irgend einen vernünftigen Katalog, der alle norddeutschen Hohlpfennige enthält? Für Brakteaten gibt es ja eine Menge gute Literatur, aber über die späteren Hohlpfennige habe ich noch nichts gefunden.
Klar, bei Katalogen über Hamburg, Lübeck, Mecklenburg, usw. sind auch immer ein paar Hohlpfennige enthalten. Und dann gibt es auch noch ein paar Fundbeschreibungen. Aber eine richtig umfassende Übersicht über Hohlpfennige der Nord- und Ostseeküste und deren Hinterland ist mir nicht bekannt. Gibt's denn so etwas überhaupt?

Herzliche Grüße

Peter

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Beitrag von arnold_hille » Sa 14.10.06 13:15

@leodux

Hallo
meines Wissens gibt es keinen vernünftigen Katalog der alle Hohlpfennige ausführlich mit Abbildung und Gewichtsangabe darstellt. Ich kann nur die Kataloge zu den Tietjen Auktionen 56 (1988), 96 (2005) und 97 (2006) empfehlen. Sie alle beinhalten ein großes Angebot zum „wendischen Münzverein“.

Aus Nr.56 stammen auch die erste Bilder (Nr. 9 bis 12) welche alle den Typ Oertzen 153 darstellen, zusammen mit folgendem Kommentar: „Der Typ ist früher oft als mecklenburgisches Gepräge (>Gekrönter Stierkopf<) angesprochen worden, und zwar allein wegen des großen Mundes, trotz der deutlichen Seitenlocken, und obwohl Hörner und Ohren fehlen. Die Zuweisung an Lübeck ist auch deshalb unumgänglich, weil wir sonst keinen Lübecker Hohlpfennig –Typ aus den 1350er und frühen 1360er Jahren hätten (vgl. schon Jensen 1971, S.112). (...) Übrigens ist der enge stilistische Zusammenhang zwischen Oertzen 153 und dem (...) Königskopftyp unverkennbar.“

Das zweite Foto zeigt nun das Lot Nr. 8, aus der schon angesprochen Auktion 96. Der linke Pfennig entspricht meiner Meinung nach am ehesten deiner Münze. Es sind eindeutig die drei Zacken der Krone und der große Mund zu erkennen. Der einzige Unterschied sind nun die abstehenden Ohren statt der Seitenlocken.
Zum Bild Nr. 12 gibt es jedoch einen Kommentar der eine Erklärung sein könnte: „ Diese Variante lässt besonders deutlich erkennen, dass die Annäherung der Lübecker Hohlpfennige an das Bild eines Stierkopf-Hohlpfennigs (...) keine Zufallssache ist; Lübeck war nicht das Zentrum der Prägung lübischer Hohlpfennige.“
Ich denke das entkräftet auch deine Vermutung, dass es sich um einen Beischlag handeln könnte.
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