Schatzfund auf der schwäbischen Alb

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heripo
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Schatzfund auf der schwäbischen Alb

Beitrag von heripo » So 27.01.08 17:03

Ein paar Jungs stöberten beim Spielen in einer Felsenspalte einen Münzschatz auf - sie förderten ca. 600 - 700 mittelalterl. Silbermünzen zu Tage. Die Jungs teilten den Fund unter sich auf. Wenige Tage später wurden wohl Lehrer und Schultes aufmerksam, sie konnten immerhin noch 239 Münzen einsammeln - diese schickten sie an das königl. Münzkabinett ( Uli Klein lässt grüßen )! Die königl. Inspektoren für münzgeschichtl. Forschung waren allerdings wenig begeistert; sie kauften 6 Stück zu je 18 Kreuzer und schickten den Rest zurück.
Erst 55 Jahre später erinnerte man sich wieder an den Fund. Einer der Jungs von damals (inzw. Rentner) hatte tatsächlich noch ein paar Wenige davon, er wußte aber, dass einige sich bei einem Freiherren in der Nähe (in dessen Sammlung) und andere bei einem (damals) bekannten "Händler" in einem Nachbardorf befanden.
Die Münzen - die die Forscher nun noch auftreiben konnten - waren sämtlich aus 830/1000 Feinsilber. In der Hauptsache handelte es sich hierbei um "Tübinger Pfennige". Die Forscher kamen nun noch nicht einamal auf die Idee, die ein paar Jahre später ein Apotheker "zufällig" hatte. Eigentlich brauchte er nur ein paar schöne Steine für seinen Garten und die grub er - nur ca. 50 m entfernt von der Stelle aus, wo die Jungs einst den Schatz fanden. Unter einem Stein sah er dann was blinken und fand im Humus einen "Silberling". Er grub dann weiter und fand tatsächlich nochmals eine "größere Menge" Silbermünzen.
Daraufhin brach in dem Dorf das Klondike-Fieber aus - alles rannte zum Schatzsuchen! Es gab fast Mord- und Totschlag - aber, da nichts weiter mehr gefunden wurde, ging das Volk dann schliesslich friedlich wieder nach Hause.
Lediglich ein paar Schuljungen liessen nicht locker - und - kaum zu glauben, aber nur 6 Wochen später fanden diese nur wenig entfernt von der letzten Fundstelle unter einem großen Stein weitere 230 Münzen - wiederum überwiegend Tübinger Pfennige aber nun auch durchmischt mit Brakteaten aus Lindau, Konstanz, Ulm. St. Gallen, Ravensburg und Kempten.
Anhand der Brakteaten liess sich nun der Schatzfund ziemlich genau datieren (was allein mit den Tübingern nich so gut möglich war ) - man konnte also den Zeitraum auf ca. 1190 - 1215 eingrenzen. Der Fund lag übrigens ausserhalb der Tübinger Pfalzgrafschaft, was die Experten grübeln lässt, wie und warum diese Menge dahin gelangte - es ist auch keine Burg/Ruine in der Nähe - lediglich war das Gelände (ein Hügel mit Gestrüpp) ziemlich verrufen - dort ging ein böser Geist um (bis heute Volksglaube) - weshalb bei Nacht wohl kaum jemand dahingegangen wäre. Vielleicht hat deshalb diesen Ort ein Reicher jener Zeit als sicheren Tresor betrachtet ?
War er gar der Urheber der Spuk-Geschichte um seinen Schatz zu sichern?
Der Gesamtwert des Schatzfundes dürfte - nach heutigem Geldwert - mit ca. 30.000 € anzusetzen sein.
Erst 2001 konnte mit großzügiger Unterstützung von Banken ein Teil von 146 dieser Münzen zu je 55.--DM erworben und den Museen übergeben werden!

Ich wollte Euch diese wahre Begebenheit (wenn auch ohne die mir bekannte Ortsangaben) schildern um aufzuzeigen, dass "man" leider früher nicht allzusorgfältig mit solchen Funden umging!

Und wer weiß wieviele solcher "Tresore" noch ihrer Entdeckung harren ...
der Traum jeden Sammlers ???

Gruß heripo
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Meiner Fähigkeiten bin ich mir durchaus bewußt - leider überwiegen aber immer noch die Unfähigkeiten !

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derhardy
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Beitrag von derhardy » Mi 30.01.08 19:07

Hallo heripo,

wie kommt es, dass Du diese Begebenheit aktuell ins Forum stellst?

Wenn ich irgendwo Tübinger Pfennig höre oder lese, dann werde ich immer hellhörig! Bin ich doch seit meinen Kindertagen auf der Suche nach diesen Dingern. Besonders ein ganz frühes Stück davon wäre ein Highlight für meine Sammlung.

Hast Du dazu noch mehr Infos?

Gruß
derhardy

heripo
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Beitrag von heripo » Mi 30.01.08 22:54

hallo @ derhardy,
nun - ich denke, dass auch solche Begebenheiten mit zum Hintergrund der Numismatik gehören, daher lass ich gern mal so was einfliessen.
Ich weiß, die frühen (ersteren) Tübinger Pfennige - (nicht die relativ häufigen von Hugo II., die ja recht "verwildert" aussehen) tauchen a) selten auf und sind b) auch schwer zuzuordnen. Es gibt Meinungen, wonach die "auswärts" geprägt worden sein müssten, denn wann die "Pfalzgrafschaft Tübingen" mit dem Münzregal ausgestattet worden wäre, ist offenbar ungewiß. Die Tübinger Pfalzgrafen waren bei den Auseinandersetzungen des/der Königs/Gegenkönigs offenbar recht wankelmütige Gesellen, die wohl mehrfach das Fähnlein in den jeweils anderen Wind hängten. Somit - nicht nur die Tübinger Pfennige - auch die Geschichte ihrer Editoren - sind noch ziemlich nebulös.
Gruß heripo
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