Prägetechnik bei Bodenseebrakteaten

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Lilienpfennigfuchser
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Prägetechnik bei Bodenseebrakteaten

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Mi 19.03.08 20:44

Hallo,

der Beitrag zur Prägetechnik der Dünnpfennige veranlasst mich zu diesem Schrieb über die Bodenseebrakteaten:

Das gezeigte Stück von Lindau (unten), es ist eine Versuchsprägung aus den 60 - 70 Jahren des vorigen Jhds., wurde, und das ist sicher, auf einer Bleiplatte geschlagen. Näheres konnte ich nicht mehr erfahren, denn der "Münzmeister" lebt nicht mehr. Der neue Stempel, und wahrscheinlich ein kräftiger Hammerschlag, zeichneten scharfe Konturen auf der Vorderseite. Bei manchen echten Stücken könnte man meinen, sie wären von der Rückseite aus geschlagen, denn die Konturen der Vorderseite sind gerundet. Oder rührt das von schwachen Schlägen bzw. abgnutzten Stempeln her?

Der Markdorfer hat mindesten zwei Schläge abbekommen. Interessant ist dabei, dass die Erstprägung links oben sichtbar ist, aber unten am Wulstrand keine alten Prägespuren erkennbar sind. Vielleicht können Experten etwas mehr dazu sagen.

Grüße

Lilienpfennigfuchser
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Lindau Rs.jpg
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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Do 20.03.08 12:23

Kann es sein, dass da ein anderes Design ueberpraegt worden ist? Noch innerhalb des Wulstes ist ein Knubbel aus der vorherigen Praegung. Der liegt aber bezogen zu den ueberpraegten Blaettern weder in der Bluetenmitte noch am Muenzrand. Einen weiteren Erstknubbel sieht man rechts oben. Wahrscheinlich hatte die Erstpraegung Perlen auch zwischen den Bluetenblaettern.

Zur Unschaerfe koennen viele Sachen beitragen, ein abgenutzter Stempel, anderes Stempelschneidewerkzeug, Abnutzung der Muenze und eventuell auch ein Gegenstueck aus anderem Material. Wenn ich einen Stempel fuer einen Brakteaten machen wuerde, dann wuerde ich ihn fuer die Vorderseite machen, weil es einfach viel leichter herzustellen ist.

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Beitrag von Batzenfreund » Do 20.03.08 14:51

Liebe Forumsfreunde,

Zur Technik der Brakteatenprägung des Süddeutschen- und Schweizerraums gibt es einen hervorragenden Artikel in den Schweizer Münzblättern, welcher viele offene Fragen beantwortet. Hier die Eckdaten:
Jäggi, Chr. und Schmutz D.: Erkenntnisse zur Herstellung von Brakteaten um 1300; experimenteller Nachvollzug prägetechnischer Merkmale. Schweizer Münzblätter 48, 1998, No. 189, S. 16-21 mit Abbildungen. (Die Schweizer Münzblätter ist eine der beiden Pubklikationsreihen der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft.)

Frohe Ostern
Batzenfreund

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Beitrag von cepasaccus » Do 20.03.08 15:32

Ok, ist beim Germanischen Nationalmuseum bestellt.

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Beitrag von cepasaccus » Do 20.03.08 23:00

Nunmehr bezugslos.

vale
Zuletzt geändert von cepasaccus am Fr 21.03.08 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Bertolt » Fr 21.03.08 05:13

Hallo Lilienpfennigfuchser, hallo cepasaccus, ich nehme meine Frage zurück. Gruß Bertolt
Erst besinnen, dann Beginnen !

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Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Fr 21.03.08 11:24

Hallo,

zunächst möchte ich mich bei Batzenfreund für den Literaturhinweis bedanken und bei cepasaccus für den sachlichen Beitrag. Ich werde mir den Artikel besorgen und dann sieht man weiter.
Was die Bemerkung von Bertolt "Falschbeitrag" soll, verstehe ich nicht. Möglicherweise sitze ich auf der Leitung. Vielleicht war das auch zu schnell geschrieben -- ich hatte im Lesen eine 4. Notfalls gibt es ja auch eine PN.

Freundliche Grüße und schöne Ostern

Lilienpfennigfuchser

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Beitrag von cepasaccus » Fr 21.03.08 12:30

Meding befasst sich in "Die Herstellung von Muenzen" auch mit Brakteaten. Er befasst sich nicht ausdruecklich mit der Praegeseite, aber er hat einen Praegestempel abgebildet. Der Rand ist abgerundet. Wenn also, wie bei deinem ersten Beispiel, der verzierte Vorderseitenrand nach oben gewoelbt ist, dann wurde auch diese Vorderseite gepraegt. Bei denen, die keinen verzierten Rand sondern nur den tiefgezogenen Ring haben, ist das ganze nicht so klar. Da lassen Fotos eines Beispieles eher vermuten, dass die Rueckseite gepraegt wurde.

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Beitrag von cepasaccus » Fr 28.03.08 22:21

Jaeggys und Schmutzs Artikel gefaellt mir. Der groesste Teil befasst sich mit der Herstellung des Rohlings (Langhaemmern eines Barren mit der Finne des Hammers, abschneiden eines Quadrates, rundhaemmern und mit einem "Null"-Stempel platt klopfen). Beim Praegen haben sie mit Blei und Leder schlechte Erfahrungen gemacht, sehr gute dagegen mit feuchtem Werg (Abfall bei Flachs- und Hanfproduktion, also grobe Pflanzenfassern). Auf die Frage ob die Vorder- oder die Rueckseite gepraegt wurde gehen sie aber garnicht ein.

valete
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