Prägezeitraum der Halbbrakteaten bzw. Dünnpfennige ?

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Bertolt
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Beitrag von Bertolt » Mi 11.06.08 23:30

Hallo cepasaccus, falls die Engländer diese Münzgattungen anders benennen, ich weis es leider nicht. Hallo QVINTVS, eine interessante Arbeit, mit der du dich da beschäftigst. Udalschak ist das Beispiel für die unterschiedlich stark geschnittenen Stempel der Avers- und Reversseite. Udalschak ist aber auch, was die Dünnpfennige betrifft, das zeitlich jüngste Beispiel, das mir bekannt ist. Sie sind vermutlich auch zum Ende seiner Regierungszeit entstanden ( Ausgehend von den zahlreich vorhanden Denaren aus dem Silberschatz vom Lechfeld ). Das Ende der Augsburger Dünnpfennige an der Datierung des Barbarossaschatzes festzumachen, ist sicherlich sehr spannend, wenn dir der Nachweis gelingt. Das Thema war jetzt ein wenig aus dem Ruder geraten, ich suche ja informationen über Münzstätten, die Dünnpfennige vor 1100 geprägt haben. Da ist aber außer Merseburg, bisher nichts gekommen.
Gruß Bertolt
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QVINTVS
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Beitrag von QVINTVS » Do 12.06.08 19:31

Eine entscheidender Sachverhalt ist bei Deiner Frage noch zu klären. Bei Steinhilber habe ich einmal nachgesehen und würde die Prägung der Dünnpfennige für Augsburg schon früher ansetzen. Bis Steinhilber 16, Bischof Eberhard I. 1029 - 47 sehen die Denare auch noch wie Denare aus. Aber schon die folgenden Stücke lösen sich reich optisch deutlich vom üblichen Aussehen der Denare. Es erscheint ein Bischofsbrustbild und bei St. 17 noch eine sehr nahe kommende "Denar-Kirche", ab 18 ist aber die Erscheinung schon losgeöst vom "üblichen" Bild.
Leider besitze ich keine echten Stücke davon, dass ich diese mit den nachfolgenden Dünnpfennigen vergleichen kann. Es scheint aber, dass der Denar einfach breiter und dünner wurde. Je nach Defininition wann ein Denar aufhört ein Denar zu sein und ein Dünnpfennig anfängt, läge ja auch der Prägebeginn. Beziehe ich es auf das übliche Erscheinungsbild mit Kirche/Porträt und Kreuz, dann wäre bei Augsburg schon um 1050 mit der Denarprägung schluß und es beginnen die Dünnpfennige.
Viele Grüße

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Beitrag von Toltec » Do 12.06.08 20:06

Hallo QVINTVS,
Prof. Dr. Hubert Emmerig schreibt im "Der Regensburger Pfennig" auf Seite 47 unter 3.4. Augsburg.
Zitat: Ebenso wie Regensburg ging die Augsburger Münze um 1100 zur Prägung von Dünnpfennigen über.... Die 1061 eingeleitete Gewichtsreduzierung gegenüber den Regensburger Pfennigen setzt sich auch im 12. Jahrhundert fort.....
Die Gewichtsreduzierung würde erklären, daß sich, wie Du schreibst, die Stücke optisch deutlich vom üblichen Aussehen der Denare lösen. Irgendwo muß sich ja fehlendes Material bemerkbar machen.
mfg.
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Prägezeitraum der Halbbrakteaten bzw. Dünnpfennige ?

Beitrag von Bertolt » Fr 13.06.08 06:38

Hallo QVINTVS, das ist sehr interessant, was du da schreibst. Wenn nun auch noch die Durchmesser über 20 mm liegen würden, wäre es durchaus eine diskussionswürdige Feststellung. Ich habe leider keinen umfassenden Überblick der Augsburger Prägungen. Die von Dr. Stumpf ( Staatliche Münzsammlung München ) beschriebenen Denare Udalschaks, aus dem Fund vom Lechfeld, sind vom Durchmesser aus, auch alle über 20mm angesiedelt? Im Prinzip, bewegt sich eine solche Durchmesserangabe schon im Dünnpfennigbereich. Davon ausgehend, würde man Augsburg sicherlich früher Einordnen müssen. Ansonsten regierte ja Udalschak bis 1202, das würde wiederum bedeuten, das er noch zu Beginn des 13. Jahrhunderts Dünnpfennige hat prägen lassen. Damit wäre dann Augsburg die nach meinem jetzigen Erkenntnistand, letzte Dünnpfennig prägende Münzstätte in Deutschland. Nun wäre aber immer noch zu Klären, das was Toltec zu Prof. Dr. Hubert Emmerig sagt. Wenn also Augsburg um 1100 schon Dünnpfennige geprägt hat, fehlt eigentlich nur ein entsprechendes Belegstück, für die Beweisführung. Zu Regensburg, bischöfliche Münzstätte, habe ich Dünnpfennigbeispiele von Hartwig I. und Konrad I. (1105- 1132).
Gruß Bertolt
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Beitrag von QVINTVS » Fr 13.06.08 13:32

Grüß dich Bertolt,

die Durchmesser bewegen sich lt. Steinhilber immer noch sog. Denarbereich und liegen bei 20 - 21 mm. Wobei auch die ersten "echten" Dünnpfennige (spätetens ab Steinhilber 40 für den bischöflichen Bereich) bei 22 - 23 mm Durchmesser liegen, Gewicht bei einem Durchschnitt von 87 Stücken bei 0,8 g. Alle Maße habe ich Steinhilber entnommen.
Das von Dir zitierte Stück Udalschalks ist schon am Übergang zum Brakteaten und die zeitliche Einordnung kritisch zu überprüfen.
Viele Grüße auch der Augusta civitas
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Prägezeitraum der Halbbrakteaten bzw. Dünnpfennige ?

Beitrag von Bertolt » Fr 13.06.08 22:53

Hallo QVINTVS, leider habe ich den Steinhilber nicht, das liegt aber schlicht und ergreifend nur daran, das mein Sammelgebiet sich weiter östlich befindet und dort haben sich andere Numismatiker ( Tornau ) mit der Materie befasst. Was du im ersten Teil deines letzten Beitrages bringst, ist genau richtig. Zum letzten Teil sehe ich das wie folgt. Also, Udalschak regierte von 1184 –1202. Die zahlreichen Denartypen, welche für ihn als gesichert anzusehen sind, benötigen, bei normalen Verrufungszeiten als Grundlage, vor allem Zeit. Ich weis zwar nicht, in welchem Zyklus Augsburg verrufen hat, es wird vermutlich jährlich erfolgt sein ? Dann bleiben für seine Dünnpfennige nicht mehr viele Jahre über. Es wäre auch unlogisch davon auszugehen, das er die Dünnpfennige zeitlich vor den Denaren hat Prägen lassen. Somit wären wir wieder am Ende seiner Regierungszeit, also, 13. Jahrhundert. Wenn schon Dünnpfennige für Augsburg vorhanden sind, dann waren sie auch zum Zeitpunkt des Übergangs zur Brakteatenprägung vorhanden.
Gruß Bertolt
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Beitrag von Bertolt » Sa 14.06.08 07:23

Hallo QVINTVS, um diese Zeilen zu Augsburg noch Beizufügen, ist im Band 1 Archiv auf Seite 172 ff. zu Lesen, das diese Halbbrakteaten, die heute Udalschak zu gewiesen werden, aus dem Fund von Huglfing in Oberbayern stammen. Wo sie 1886 ausgegraben wurden. Zunächst nach Kempten gelegt, erschien dann aber Augsburg doch wahrscheinlicher. Ein weiterer Hinweis lässt erkennen, das Udalschak offensichtlich nicht der einzige Bischof von Augsburg war, der Dünnpfennige bzw. Halbbrakteaten ( Halbbracteaten ) hat prägen lassen. Was man an einigen für Conrad von Hirscheck 1150 – 1167 gesicherten Typen erkennen kann. Insgesamt gesehen gehören aber die Augsburger Halbbrakteaten in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Gruß Bertolt.
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Beitrag von QVINTVS » Sa 14.06.08 12:35

Grüß dich Bertolt,

ich meinte mit "kritisch zu überprüfen", ob diese Münze überhaupt Udalschalk zugeordnet werden kann. Die Zuordnung der Augsburger Münzen steht für das Mittelalter auf sehr tönernen Füßen. Die Denare sind zuordenbar, auch einige Dünnpfennige, die mit CVONRADVS und etlichen Verderbungen Bischof Konrad, 1157 - 1160, zugeordnet werden. Dann wird es aber schon schwierig ... Eben hier versuche ich anzusetzen. Von einem Bekannten habe ich den Hinweis bekommen, dass auch er feststellen konnte, dass die Chronologie nach Steinhilber in einigen Punkten überarbeitungsbedürftig ist. So ist Dein zitierter Steinhilber 51 ein Dünnpfennig, Steinh. 52 aber schon ein ausgeprägter Brakteat der um einiges später anzusetzen ist und dann auch nicht mehr Udalschalk zugeordnet werden kann. Während Steinhilber 61 und 62 früher anzusetzen sind, weil sie den Übergang präsentieren. Die Reliefs sind sehr flach und ähneln den Dünnpfennigen. Ob also Steinhilber 51 wirklich richtig in der Chronologie steht ist für mich fraglich. Der 52er hat zwar das gleiche Brustbild aber das ist vielleicht auch anders zu erklären.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
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Beitrag von Bertolt » Sa 14.06.08 23:22

Hallo QVINTVS, ja jetzt verstehe ich es. Nun, dann kann ich dir für deine Arbeit ja nur alles gute Wünschen und ein gutes Wochenende. Auch bei mir ist ein neuer Hinweis zu den Dünnpfennigen eingegangen. Er besagt, das dass Erscheinen der Dünnpfennige in irgendeiner Form mit dem Zeitalter der Kreuzzüge in Verbindung zu bringen ist. Da die Wallfahrten der Christen nach dem heiligen Grabe gestört wurden, seitdem die Fatimiden und Seldschucken über Palästina herrschten. Es erfolgte der „ Erster Kreuzzug „ ( 1096 – 1099 ) in das Königreich Jerusalem. Die Führer des ersten Kreuzzuges führten 2 – 300 000 Krieger. Das was sie dort sahen, unter anderem auch völlig andere Münzen, soll direkten Einfluss darauf gehabt haben, das es in Deutschland zu Veränderungen in der Gestalt kam, das in einigen Münzstätten von den Denaren zu den Dünnpfennigen übergegangen wurde. Hat von dieser Geschichte schon mal jemand etwas gehört ? Wohl bemerkt, es ist eine Geschichte, trotzdem würde es zeitlich mit dem Merseburger Hinweis übereinstimmen.
Gruß Bertolt
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