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Goldschilde

Verfasst: Do 09.07.09 17:04
von Appelmus
Hallo!
In einer Urkunde von 1361 wird eine Grafschaft für 4000 Goldschilde verpfändet. Kann mir jemand eine Auskunft geben, was es mit den Goldschilden auf sich hat?
M.f.G.

Verfasst: Do 09.07.09 18:03
von Salier
Hallo Appelmus,
mit den goldenen Schilden sind Goldgulden gemeint. Der Begriff stammt von den französischen Goldmünzen, den Chaise d´or ( Goldener Schild) und leitet sich von der Darstellung der Vorderseite ab.
http://www.coinarchives.com/w/results.p ... esults=100

schöne Grüße
Salier

Verfasst: Do 09.07.09 18:39
von Appelmus
Hallo Salier, recht herzlichen Dank für die schnelle und kompetente Antwort!
Weißt Du welche Kaufkraft ein solcher Goldschild hatte, welche Güter konnte man solch einer Münze kaufen?
Viele Grüße!

Verfasst: Do 09.07.09 20:21
von Salier
Das lässt sich schwer sagen. Dazu benötigt man den Kurswert des Goldes zum Silber und der war von Region zu Region unterschiedlich. In Oldenburg z.b. gingen auf einen Goldgulden = 8 Schillinge = 240 Pfennige. In Basel kostete um 1362 ein Pferd 6 Pfund Silber zu je 240 Pfennigen das Pfund. Das Pfund diente im Mittelalter nur als Rechnungseinheit. Zum Vergleich, um 1350 verdiente ein Dachdecker oder Maurermeister in Rothenburg o.d.T. 10 Pfennig täglich im Sommer und 7 Pfennig im Winter. Und wie gesagt das war im HRR überall unterschiedlich. Aus diesem Grunde lassen sich Fragen bezüglich der Kaufkraft sehr scher beantworten.

schöne Grüße
Salier

Verfasst: Do 09.07.09 20:54
von Appelmus
Vielen Dank! Die Auskünfte geben doch eine gewisse Orientierung.
Ein letzte Frage noch: Weiß man heute noch wie die Stückelung eines solchen Goldschildes war? Ist Goldgulden und Goldschild identisch? War ein Pfund ein Gewichtsmaß - mußte man für ein Pferd in Basel drei Kilogramm Silber "auf den Tisch legen"?
In der Urkunde, die mir vorliegt, muß der Herzog von Jülich Pfänder - das waren große Teile des Rheinlandes- für 4000 Goldschilde, immerhin 18kg Gold, bereitstellen. (Heute wäre das eine recht kleine Summe von ca.550.000 USD)

Verfasst: Do 09.07.09 21:03
von cepasaccus
Pfund war sowohl als auch. Im Zusammenhang mit Muenzen wird es ueblicherweise nicht als Gewichtsmass verwendet.

Umrechnungen alten Geldes in Euro hinken immer, meiner Meinung nach am meisten die auf den Edelmetallkurs basierenden.

vale

Verfasst: Do 09.07.09 21:37
von Appelmus
Cepasaccus, vielen Dank! Und die Trauer um Katzen verstehe ich gut!

Verfasst: Sa 11.07.09 16:37
von Appelmus
Ich komme nochmals auf die Goldschilde zurück.
In der besagten Urkunde steht fplgende Passage:
"Henrich van Barmen, ritter, doe zer zyt amptman zu Monyoie, as mit seysdusint zwenhundert ind veyrtzich alder guldenre schilde"
Hat jemand eine Ahnung was das "alder" bedeutet?

Verfasst: Sa 11.07.09 18:31
von cepasaccus
"alter"? In Urkunden wird schon mal auf alte und neue Muenz verwiesen.

vale

Verfasst: Sa 11.07.09 18:51
von Denar
alder = alt

Henrich von Barmen, Ritter, derzeit Amtmann zu Monyoie hat sechstausend zweihundert und vierzig alte goldene Schilde.

Verfasst: Sa 11.07.09 18:55
von Denar
Oh, da war cepasaccus schneller !!!

Verfasst: Sa 11.07.09 19:08
von Appelmus
Euch beiden Dank!

Verfasst: Sa 11.07.09 20:11
von cepasaccus
Viel schneller! :)

Verfasst: So 26.07.09 19:23
von Schniedelwutz
Mit den alten Schilden sind die " vieux ecu dor ",die schweren alten Ecu d´or a la chaise von PhilippeVI gemeint mit um 4,4g Gold schwerer als der Florentiner Gulden. Von 1337an reduzierte sich ihr Gewicht
im Laufe eines knappen Jahrhunderts auf bis unter 3,4 g. Die unter" Philippe Le Bon,Duc de Bourgogne " geprägten haben schon das Guldengewicht.Als Philippe Le Bon Flandern dazu kauft erwirb er gleich das Münzrecht mit.
Er prägt zum Beispiel in Namur den Ecu dor a la chaise mit der Randlegende"Duc de Bourg" für Bourgogne anstatt wie bei den frühen häufigeren Ecu´s mit der Legende Francorum rex,König der Franken auf denen Philipp VI von Frankreich.
Der Ecu dor a la Chaise heißt deshalb so,weil auf diesen großen Goldmünzen Loius VI auf einem gotischen Thron sitzend abgebildet ist.
Und zwar wie folgt: in der rechten Hand sein Schwert geschultert, in der Linken das Wappen (Ecu) UND WEIL ER DER ERSTE VALOIS war trägt das Wappen die FLEUR DU LYS.Bei Plilipp LeBon ,das Schild Burgunds.
Ich hoffe ich hab keinen gelangweilt.

Verfasst: So 26.07.09 19:44
von Appelmus
Vielen Dank für die detaillierte Darstellung.