Ein schwieriger Fall!

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Lilienpfennigfuchser
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Ein schwieriger Fall!

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Fr 05.02.10 18:47

Hallo,

hat jemand eine Idee, wo diese einseitig geprägte Münze hingehören könnte? Sie stammt aus dem südwestdeuschen Raum. Gewicht 0.41 g, 19 mm.
Kann man die noch reinigen oder fällt sie dann ganz auseinander?

Für Hinweise wäre ich sehr dankbar.

Grüße

Lilienpfennigfuchser
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Salier
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Beitrag von Salier » Sa 06.02.10 17:37

Hallo Ludwig,
das ist nicht einfach, denn bei der Darstellung des Löwen nach rechts kommen einige Münzstätte in Frage. Kann es sein das der Schweif durch die Hinterbeine des Löwen geht?
Wenn das Stück keine weiteren Beschädigungen aufweist wäre eine schonende Renigung sinnvoll.

schöne Grüße
Salier
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Beitrag von QVINTVS » So 07.02.10 19:16

Mit einer gewissen Zurückhaltung - mangels Sicht des Kopfes - lege ich diesen Brakteaten nach Überlingen. Siehe Beiträge zur Süddeutschen Münzgeschichte 2001, Stuttgart, 2001, S. 134 f, Beitrag Concordantiae Constantienses (CC), Tabellarischer Katalog der Bodensee-Brakteaten, Klein/Ulmer.

Viele Grüße
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Beitrag von Lilienpfennigfuchser » So 07.02.10 21:01

Hallo,

besten Dank für Eure Beiträge.
An einen Bodenseebrakteat - Überlingen, Biberach - habe ich zunächst auch gedacht. Das Stück hat jedoch keinen Wulstring, ein typisches Merkmal der Bodenseebrakteaten, sondern "nur" den Perlrand.
Bevor ich - mit meinen Kenntnissen - einen Reinigungsversuch unternehme, werde ich mich um eine Foto eines besser erhaltenen Stückes bemühen, auf dem hoffentlich der Kopf zu erkennen ist.
Die Münze dürfte vor 1250 entstanden sein. Der Schweif geht, soweit man das erkennen kann, durch die Hinterbeine des Löwen.

Grüße

Lilienpfennigfuchser

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Beitrag von Salier » So 07.02.10 22:13

Hallo Ludwig, Hallo QVINTVS,
durch die rosettenförmige Anordnung der Perlen die das Fell andeuten sollen habe ich auch erst an Überlingen gedacht, vorallem weil der Kopf des Löwen sich nach vorn wendet. Möglich wären auch Biberach oder Sindelfingen. Eventuell handelt es sich auch um eine welfische Prägung, da könnte möglicherweise @ Welfenprinz weiterhelfen. Stutzig machte mich der Schweif (deshalb meine Frage) der völlig von den üblichen Darstellungen abweicht sowie die Pfoten die eindeutig die Krallen zeigen. Leider taucht dieses Stück nicht in der Slg. Ulmer auf. Das hat nicht unbedingt etwas zu sagen, kann aber auch bedeuten das es sich hierbei um ein unediertes Stück handelt oder aber es stammt aus einem anderen Prägegebiet als den Bodenseeraum. Bei der Auktion Meister & Sonntag 8. kam unter der Nr.734 ein unedierter Brakteat zur Versteigerung der von der Löwendarstellung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hier vorliegenden Exemplar hat. Laut Prof Dr. Wolfgang Hahn handelt es sich bei diesem Brakteaten wohl um einen Angehörigen der rätselhaften Fischgrätgruppe. Geprägt wurde dieser Brakteat in Mähren und die Prägezeit dürfte das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts sein. Dieser Brakteat mit dem spannenden und interessanten Münzbild war selbst Prof. Dr. Hahn unbekannt. Eventuell bieten sich dadurch neue Möglichkeiten bei der Zuweisung des hier vorliegenden Stückes.

schöne Grüße
Salier
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Beitrag von QVINTVS » Mo 08.02.10 10:11

Grüß Dich Salier, grüß Dich Lilienpfennigfuchser,

das mit dem Wulst ist richtig! Den von Salier genannten Brakteaten habe ich mir angesehen. Diese "Punkte" scheinen quasi Doppelpunkte zu sein, die einen Wulst bilden. Der von Lilienpfennigfuchser eingestellte Brakteat hat aber nur einen Punktrand. Somit würde ich ihn auch nicht in Richtung Böhmen legen.

Es gibt vereinzelt Stücke (frühe!), die noch keinen Rand haben, allerdings sind das Stücke auch Freiburg (vierzipfelige Pfennige), Thann und die frühen St. Gallener und Lindauer Stücke. Letztere haben aber einen Reif/Kreis und dann den Punktrand.

Viele Grüße
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Beitrag von QVINTVS » Mo 08.02.10 10:13

Noch eine Nachbemerkung:

Die Bilder stimmen natürlich nicht mit Deinem Stück überein. Ich habe mir nur auf die Randbestaltung bezogen.

Rottweil hat z. B. auch nur einen Punktrand.
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Beitrag von QVINTVS » Do 11.02.10 03:17

Komisch, aber manche Sachen gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.

Ich hätte eine Theorie, die zu beweisen aber auch nicht einfach ist!

1. Der Stempelschneider hat schlichtweg einen Fehler gemacht --> dann müssten noch andere Exemplare vorhanden sein, wenn er den Stempel so lange benutzt hat, bis er ihn eh nacharbeiten musste.

2. Gab es zwischen einer Stadt des Konstanzer/Bodenseeer Währungsgebietes und einer Stadt des schweizer Währungsgebietes einmal kriegerische Auseinandersetzungen? Wäre es möglich, dass die schweizer Stadt eingenommen wurde und ein Stempel benutzt wurde, der schon vorgearbeitet war. Sprich, er war schon mit "Kugeln" versehen und die "Bodenseeer" haben dann noch ihr "Wappen" eingraviert und geprägt - natürlich dann auf einem runden Schrötlich...

Schöne Theorien - schöne Märchen - weder das Eine noch das andere wird sich wahrscheinlich je nachweisen lassen.

Viele Grüße aus dem Nachtdienst.
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Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Fr 26.02.10 18:42

Hallo,
zwischenzeitlich habe ich mit dem Besitzer eines weiteren, besseren Stückes dieses Münztyps gesprochen. Er meinte, dass der Löwe, wie Salier schon gesagt hat, schon eine große Ähnlichchkeit mit dem Stück aus dem Meister & Sonntag-Katalog hat. Während bei dem zu bestimmenden Pfennig die Prägezeit vor 1230 (nicht 1250) liegen dürfte (auf Grund seiner "Umgebung"), wird der mährische Brakteat nach 1250 gelegt.
Soll der zu bestimmende Brakteat die Vorgängerprägung des mährischen Brakteaten sein?
Bisher habe ich die Münze nicht gereinigt. Wenn man, zumindest den Löwenkopf, vorsichtig reinigen könnte, ohne dass das Tier nachher kopflos ist, könnte mir das schon gefallen. - Wie, ist die Frage?

Ein schönes Wochenende!

Lilienpfennigfuchser

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Beitrag von QVINTVS » Sa 27.02.10 11:09

Das ist schwierig Lilienpfennigfuchser,

ist die Auflage nur leicht, würde ich vorsichtig versuchen sie mit einem weichen Material, das aber seine spitze trotzdem eine zeitlang behält, ablösen. Z. B. ein Holzstäbchen, weicher angespitzter Metalldraht aus Silber oder Messing, usw. Diese Tips aber nur unter vorbehalt!! Es gibt auch chemische Möglichkeiten - wie ich gehört habe - bei Silber, die aber nur bei einem Gold-/Silberschmied Anwendung finden. Die Lösung ist hochtoxisch und nicht im freien Handel erhältlich - Zyankali.

Beim "Ab-Punktieren" der Auflagen ist es wichtig, sie nur an der Oberfläche "anzupieksen" sonst leidet die Münze!

Viele Grüße
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Beitrag von QVINTVS » Sa 27.02.10 11:10

Ergänzung:

Bei der Zuweisung nach Böhmen bin ich nach wie vor ein wenig skeptisch.
Viele Grüße

QVINTVS

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