Brakteat

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Dude_199
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Brakteat

Beitrag von Dude_199 » Mo 11.10.10 21:10

Hallo,

habe diesen Brakteat auf Ebay entdeckt und wollte euch mal fragen ob ohr ihn für echt haltet?
http://cgi.ebay.de/22-Brakteat-Augsburg ... 45f5f5caad
Mir gefällt die Färbung und die rauhe Oberfläche nicht so recht.

Für Antworten wäre ich dankbar.

Gruß Dude

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leodux
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Re: Brakteat

Beitrag von leodux » Mo 11.10.10 23:40

Hallo Dude,
auf dem Foto sehe ich jedenfalls nichts Verdächtiges, das mich die Münze als Fälschung ansehen lässt.
Es gibt von diesem Brakteatentyp diverse Stempelvarianten, so dass nicht jedes Stück genau identisch aussehen muss.
Hier zwei Beispiele:
http://www.mcsearch.info/record.html?id=38484
http://www.mcsearch.info/record.html?id=8845

Was die körnige Oberfläche und die Färbung betrifft, so hat der Verkäufer die Erklärung ja schon dazu geschrieben: "wahrscheinlich im Feuer gelegen"
Ich habe selbst einen Denar, dem es vermutlich ebenfalls mal zu heiß geworden ist:
[ externes Bild ]
Wenn man die Oberflächen vergleicht, so gibt es durchaus Ähnlichkeiten mit dem Brakteaten bei Ebay.

Ein Restrisiko bleibt aber bei Ebay immer, vor allem, da es sich in diesem Fall um einen "Privatverkauf, ohne Rückgabe und Gewährleistung" handelt.
Ich glaube allerdings nicht, dass die Münze in dem Zustand teuer wird, so dass sich das Risiko in Grenzen hält - wenn man denn so eine Brandmünze überhaupt haben möchte.
So richtig sammelwürdig sind Brandstücke für die meisten Sammler eigentlich nur, wenn sie besonders selten sind. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Viele Grüße
Peter

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QVINTVS
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Re: Brakteat

Beitrag von QVINTVS » Di 12.10.10 12:24

Ich denke, bei dem bei Ebay angebotenen Stück ist auch noch der ganze "Dreck" dran. Aber es ist schwer einzuschätzen, wie gut oder wie schlecht sie tatsächlich erhalten ist. Ganz schlecht jedenfalls nicht, für jemanden der nur tatsächlich vorzügliche Stücke sammelt aber zu schlecht. Es sind keine Halbmonde mehr zu erkennen, die für einen Augsburger Brakteaten charakteristisch sind.

Viele Grüße
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QVINTVS

Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen,
und wer sie aufzuheben versteht,
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Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)

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Re: Brakteat

Beitrag von Dude_199 » Di 12.10.10 19:56

Hallo leodux und QVINTVS,

danke euch für eure aufschlussreichen Antworten. Hatte nur noch nie zuvor eine solche rauhe Oberfläche gesehen, deshalb war ich etwas irritiert. Denke das ich mal mitbieten werde falls sie nicht zu teuer wird.

Gruß Dude

PS: Kennt sich einer von euch zufällig mit der Villinger Münzprägung des Mittelalters aus?

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leodux
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Re: Brakteat

Beitrag von leodux » Di 12.10.10 22:23

Hi,
Dude_199 hat geschrieben:PS: Kennt sich einer von euch zufällig mit der Villinger Münzprägung des Mittelalters aus?
Nicht so richtig. Ich weiß über die Villinger Münzprägung nur, was Wielandt in seinem Buch "Der Breisgauer Pfennig und seine Münzstätten" schreibt.
Demnach haben die Zähringer schon 999 das Markt- und Münzrecht in Villingen eingerichtet. Zumindest von Berthold (1021-1078) habe ich schon Villinger Münzen gesehen, leider anscheinend selten und deshalb recht teuer. Ob vor ihm das Münzrecht auch genutzt wurde, weiß ich nicht. In Villingen haben im Mittelalter jedenfalls zunächst die Zähringer, dann die Fürstenberger und schließlich, nach 1326 bis ins 15. Jahrhundert, die Herzöge von Österreich Münzen geprägt. Ich bin mir nicht sicher, ob es in Villingen auch städtische Prägungen im Mittelalter gab, aber ich meine, das irgendwo mal gelesen zu haben.
In dem o.g. Buch werden zwei vierzipflige Pfennige mit Pferd Villingen zugeschrieben (2. Hälfte 12. Jahrhundert), dazu noch einer mit dem Kopf des Heiligen Barnabas (um 1300) und zwei etwas spätere runde habsburger Pfennige.
Außerdem kommt bei einigen vierzipfligen Pfennigen mit Adler laut Wielandt neben Freiburg evtl. auch Villingen als Prägestätte in Frage. Das scheint aber nicht so ganz geklärt zu sein.

Viele Grüße
Peter

P.S.: Es gibt zur Villinger Münzprägung auch noch einen längeren Artikel von U. Klein, den ich selbst allerdings nicht kenne:
Klein, Ulrich: Die Villinger Münzprägung, in: Villingen und Schwenningen. Geschichte und Kultur (Veröffentlichungen des Stadtarchivs und der Städtischen Museen [Villingen-Schwenningen] 15), Villingen-Schwenningen 1998, S. 26-59.

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Re: Brakteat

Beitrag von Dude_199 » Di 12.10.10 23:09

Hallo leodux,

habe den Artikel von Ulrich Klein über die Villinger Münzprägung zuhause.
Ich habe diese Diskussion im Forum endeckt

http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... =villingen

Daraufhin habe ich den Artikel von Ulrich Klein noch einmal durchgeschaut, jedoch finde ich darin keine Münze mit einem Lockenkopf oder eine die dieser ähnlich sieht, deshalb habe ich mich gefragt ob Ulrich Klein diese Münze nicht vorlag oder ob diese mittlerweile nicht mehr nach Villingen gelegt wird?
Oder hat sie nur Berger nach Villingen gelegt?

Vielleicht hast du ja zufällig mal etwas darüber gelesen.

Gruß Dude

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Re: Brakteat

Beitrag von leodux » Mi 13.10.10 00:38

Hallo Dude,

na, wenn du den Artikel von Ulrich Klein kennst, dann weißt du ja mehr über die Münzgeschichte Villingens als ich.

Die Zuweisung von Berger 2359 zu Villingen ist (jedenfalls soweit es mir bekannt ist) nicht gesichert. Dieser Brakteat könnte auch eine Variante zu Huszar 192 und deshalb aus Ungarn sein. Es gibt von Huszar 192 verschiedene Varianten, z.B. mit und ohne Ohrring (oder was auch immer der Ringel darstellen soll), und bei Huszar 194 blickt der Kopf sogar nach rechts.
Das Gewicht von 0,29g und der doppelte Perlkreis würde auch zu Huszar 192 passen.
Bei Berger gibt es leider zur Nr.2359 keinerlei Angaben, in welchen Funden er vorkommt und auch Sammlungsvorkommen und sonstige Literaturzitate fehlen.

Viele Grüße
Peter

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Re: Brakteat

Beitrag von Dude_199 » Mi 13.10.10 20:07

Hallo leodux,

deine Antwort hilft mir auf jeden Fall weiter. Ich werde mal weiter suchen ob die Mohrenkopfpfennige von Berger noch irgendwo anders als im Huszar und Berger beschrieben sind. Vielleicht kommt man dann einer Lösung näher.

Gruß Dude

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