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Kann jemand helfen?
Verfasst: Sa 18.12.10 06:21
von nikodemus7777
Bei einigen Unbekannten komme ich mal wieder nicht recht weiter. So einen leisen Verdacht hätte ich zwar, aber nichts Genaues weiß man bekanntlich nicht...
Vielleicht mag wieder jemand so nett sein und helfen?
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: Sa 18.12.10 09:47
von Dude_199
Hallo nikodemus7777,
bei der ersten Münze handelt es sich um einen Pfennig aus Augsburg.
Jedoch brächte man noch die Rückseite um genau zu erkenn was dort für ein Buchstabe oder Zeichen drauf steht.
Geprägt wurde der Pfennig unter Peter von Schaumburg.
In folgendem Link sind einige dieser Varianten unter den Nr. 640-642 abgebildet
http://www.medievalcoinage.com/saurma/s ... /d197d.htm
Es gibt meines Wissens noch mehr verschiedene Rückseitendarstellungen.
Bei den anderen Münzen handelt es sich meiner Meinung nach um Pfennige aus Wien.
Gruß Dude
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: Sa 18.12.10 12:06
von QVINTVS
Grüßt Euch,
der erste Pfennig ist ein Augsburger Pfennig, bei dem es diverse Rückseiten gibt, die eher umständlich zu beschreiben sind. Am häufigsten kommt das B vor.
Viele Grüße
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: Sa 18.12.10 12:44
von leodux
Hallo,
bei der vorletzten (runden) Münze handelt es sich um
Albrecht II. von Habsburg (1330-1358)
Pfennig
Vier Blätter oder Lilien ins Kreuz gestellt
Münzstätte Wien
CNA B248
Da die Münze so rund ist, ist es jedoch auch möglich, dass es sich um eine Nachahmung dieses Pfennigs aus einer ungarischen Münzstätte handelt.
Die ungarischen Imitate waren runder und meist auch etwas kleiner und leichter als ihre Wiener Vorbilder.
Viele Grüße
Peter
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 00:49
von nikodemus7777
Hier mal noch zwei Scan´s:
Oben der erste Pfennig (Augsburger); zu erkennen ist da nichts. Sieht aus als ob er einseitig wäre.
Dass es sich bei den anderen um Wiener Pfennige handelt war auch mein Gedanke. Auf dem unteren Scan mal im direkten Vergleich.
Ist da eine erhebliche Ähnlichkeit da oder bilde ich mir das ein? Auffallend natürlich der Größenunterschied - diese Unbekannten sind alle sehr klein und dünn (leider habe ich keine Feinwaage und nicht mal ein Lineal zur Hand)
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 00:58
von nikodemus7777
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 01:15
von leodux
Hallo nikodemus7777,
ja genau, das ist so ein Wiener Pfennig.
Man sieht deutlich, dass er eckiger als deine Münze ist, was mich vermuten lässt, dass es sich bei deinem Pfennig um einen als Wiener getarnten Ungarn handeln könnte.
Zu den anderen Wienern: Es gibt von diesen Pfennigen mit Bindenschild und drei Buchstaben auch Hälblinge, die auf deutlich kleineren Schrötlingen geprägt wurden und auch nur ganz leicht (ca. 0,2g) sind. Es dürfte sich bei den kleinen Münzen um solche Hälblinge handeln:
http://www.mcsearch.info/record.html?id=122251
Viele Grüße
Peter
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 01:23
von nikodemus7777
Danke, wieder ein Unbekannter weniger!
Dumme Frage, worin lag der Sinn die als Wiener zu tarnen? Eine Art "staatliche Fälschung"?
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 01:53
von leodux
Ja, man könnte es eine staatliche Fälschung nennen.
Es war im Mittelalter gar nicht so selten, dass Münzen nachgeahmt wurden, die allgemein bekannt und als Währung bei der Bevölkerung beliebt waren.
Die Mehrheit aller mittelalterlichen Pfennige, die eine überregionale Bedeutung hatten, wurde nachgeahmt. Manchmal nur so weit, dass nur noch eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden war und bei anderen wurde das Münzbild nahezu 1:1 übernommen.
So konnte man seine eigenen Münzen leichter in Umlauf bringen und zwar nicht nur im eigenen Hoheitsgebiet, sondern vor allem auch im eigentlichen Umlaufgebiet des imitierten Pfennigs. Und wenn man die Nachahmungen dann auch noch etwas leichter als die Originale machte, was nicht immer aber sehr häufig der Fall war, dann konnte man damit auch noch einen ordentlichen Gewinn erwirtschaften.
Im Fall der ungarischen Wiener ist allerdings soweit mir bekannt ist noch nicht geklärt, ob diese wirklich in einer offiziellen Münzstätte im Auftrag des Königs hergestellt wurden, oder ob da nicht Provinzfürsten im ungarisch-österreichichen Grenzgebiet auf eigene Rechnung die Falschmünzerei betrieben haben.
Viele Grüße
Peter
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 02:08
von Numis-Student
leodux hat geschrieben:Hallo nikodemus7777,
ja genau, das ist so ein Wiener Pfennig.
Man sieht deutlich, dass er eckiger als deine Münze ist, was mich vermuten lässt, dass es sich bei deinem Pfennig um einen als Wiener getarnten Ungarn handeln könnte.
Zu den anderen Wienern: Es gibt von diesen Pfennigen mit Bindenschild und drei Buchstaben auch Hälblinge, die auf deutlich kleineren Schrötlingen geprägt wurden und auch nur ganz leicht (ca. 0,2g) sind. Es dürfte sich bei den kleinen Münzen um solche Hälblinge handeln:
http://www.mcsearch.info/record.html?id=122251
Viele Grüße
Peter
Hallo,
noch kurz zum Albertus-Pfennig: Die ganzen Pfennige wurden auf Vierschlag-Schrötlingen geprägt, die Hälblinge auf kleineren, dünneren und viereckigen Schrötlingen. Daher würde ich das Stück für einen offiziellen Hälbling halten.
Schöne Grüße,
MR
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 02:32
von nikodemus7777
Albertus-Pfennig? Du meinst den Albrecht mit der Lilie?
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 02:32
von leodux
Hallo MR,
nur damit es keine Missverständnisse gibt: Falls du mit "offiziellen Hälblingen" die Münzen mit Bindenschild meinst, dann sind wir uns da einig. Mit dem "ungarischen Wiener" meinte ich nur die vorletzte Münze mit den ins Kreuz gestellten Blättern oder Lilien, die für einen richtigen Wiener etwas zu rund ist.
Viele Grüße
Peter
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 12:55
von QVINTVS
Der Augsburger Pfennig hat kein B auf der Rückseite. In der Mitte sehe ich einen kleinen Winkel und etwas gemutmasst könnte es der Typ "H" mit "Pfeil" sein. Oder auch der Typ mit einem waagrechten "Balken und an den Enden jeweils ein Kreuz nach oben". Aber das ist alles ein wenig spekulativ. Vielleicht ließe sich bei extremem Schräglicht noch etwas "herauskitzeln".
Lit.: Steinhilber 160 (Balken, 2 Kreuze) oder z. B. 170 (H mit Pfeil)
Viele Grüße
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 13:04
von Salier
Moin Freunde,
es ist zwar schon älter und von den Erkenntnissen nicht so aktuell wie der CNA,B.1, aber für einen groben und schnellen Überblick und eventuelle Zuweisung dennoch ganz gut geeignet.
Luschin von Ebengreuth, Arnold -Die Wiener Pfennige-
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Lusch ... index.html
schöne Grüße
Salier
Re: Kann jemand helfen?
Verfasst: So 19.12.10 13:36
von leodux
Hallo Salier,
was mich bei dem Link irritiert, ist, dass weder die Nummern der Abbildungen, noch die Nummern der Beschreibungen mit den Luschin-Nummern übereinstimmen, die in Auktionskatalogen und bei Angeboten von Händlern genannt werden.
Kann es sein, dass üblicherweise nach einem anderen Werk Luschins zitiert wird?
Er hat ja noch weitere Schriften verfasst, z.B. "Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte des Mittelalters und der neueren Zeit".
Viele Grüße
Peter