Numismatikforum

Streng genommen ist diese Münze nicht dem Europäischen Mittelalter zuzuordnen aber sie stammt aus einem interessanten frühmittlealterlichen Zusammenhang. Sie kommt aus Lettland und wurde in der Nähe der Wikingersiedlung Grobina gefunden. Ich habe sie direkt vom Finder.

Zur Einordnung:

Islamic. Abbasid Caliphate. Al-Mahdi. AD 775 to 785. Silver Dirhem. Denomination : Silver Dirhem. Mint : Madinat al-Salam (modern Baghdad)
Reference : Album 215.1. Mitchiner Islamic 159 variety.

Münzen wie diese wurden zu zigtausenden in Skandinavien und dem Baltikum gefunden. Sie wurden von Wikingern mitgebracht, die sie wegen dem hohem Silbergehalt als Zahlungsmittel schätzten. Die Fundverteilung dieser "kufischen" Münzen zeigt, dass sie wohl über das Kaspische Meer und die Wolga nach Skandinavien gebracht wurden. (Vgl. Karte) Eine besondere Fundhäufig islamischer Münzen gibt es auf Gotland, wohl mit der Lage auf den zentralen Seehandelsrouten zu erklären. Die Datierung meines Stückes 775 - 785 passt sehr gut zur Datierung von Grobina, dass wohl bereits um 850 an Bedeutung verlor.
Was die Münze wohl alles erzählen könnte ?

Gruß
Quinctilius

Hallo Quinctilius,

ich kann gut verstehen, dass eine Münze mit so einer Geschichte ganz besonders interessant ist.
Es ist schon erstaunlich, welch weite Reisen die Wikinger auf sich genommen haben, um Handel mit der arabischen Welt treiben zu können.
Aber es muss sich wohl gelohnt haben. Alleine die registrierten Münzfunde im Ostseeraum aus dem 8. bis 12. Jahrhunder beinhalten insgesamt mehr als 200.000 islamische Münzen.
Obwohl auch der Handel mit Byzanz relativ umfangreich gewesen sein muss, findet man dagegen nur ganz wenige byzantinische Münzen in Wikingerschätzen. Vielleicht wurden byzantinische Bronze und Gold eingeschmolzen, um daraus Alltagsgegenstände und Schmuck herzustellen. Aufbewahrt wurden jedenfalls fast nur Silbermünzen und Silberschmuck.

Viele Grüße
Peter

Hallo Peter,

ja die relativ geringe Präsenz der byzantinischen Münzen ist auffällig. Gerade weil ja nachweislich die Wikinger dort sehr aktiv waren, zum Beispiel dokumentiert durch den Eingang Byzanz in die Sagas als Miklagard und die Warägergarde. Ich habe neulich einen uralten Aufsatz von 1930 gelesen, in dem die Wolga als Hauptverbreitungslinie der islamischen Münzen identifiziert wurde. Die Nachfrage der Araber nach Pelzen und Sklaven und andererseits der Wikinger nach Silber muss gigantisch gewesen sein. Die Prägestätten der Silbermünzen waren in dieser frühen Zeit hauptsächlich Bagdad und Damaskus. Islamische Münzen bildeten im Norden durch das gesamte späte 8. bis zum 10. Jhd. die Hauptwährung. Erst danach kamen langsam Münzen aus Deutschland auf und verdrängten sie.

Gruß
Quinctilius

Hallo,

passend zum Thema ein Artikel von Hendrik Maekeler:
http://www.hendrik.maekeler.eu/wikinger ... eeraum.pdf

Viele Grüße
Peter

....den kannte ich noch gar nicht, werd ich gleich mal lesen. Danke !

Gruß
Quinctilius

Hallo,
ich hänge mal einen Umayyaden aus Wasit an, der wohl auch auch aus dem Fernhandel stammt. Ich habe zwar keinen Fundort, gehe aber davon aus, dass er im ukrainisch-russischen Grenzgebiet gefunden wurde.

Warum ich kein Foto von der anderen Seite habe ? Ich weiss es selber nicht...

Schöne Grüße,
MR

...interessantes Stück und sehr früh, da er ja wohl noch ins frühe 8. Jhd. gehört.

Gruss
Quinctilius

Es ist ein Dirham des Kalifen al-Walid I. 705-715 AD (86-96 AH), Münzstätte Wasit, Prägejahr 96 (wenn ich das richtig entziffert habe).
Die Rückseite sieht so aus: Gruß ischbierra

ich glaube mich zu erinnern, dass Jahr 96 stimmt
Danke dennoch für deine Bestimmung. Dann steht sie auch nicht so trostlos im Forum
MR

http://www.freidok.uni-freiburg.de/voll ... rnraum.pdf
http://www.freidok.uni-freiburg.de/voll ... rechts.pdf

Dieses passt zu meiner Anfrage über die Gewichte der Wikinger, die sich dem Gewicht des Dirham angenähert haben. Dabei wurden die Münzen als Hacksilber benutzt.