Bodenseebrakteaten

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Comthur
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Comthur » Di 23.07.13 19:36

Herzlichen Dank für die ausführlichen Schilderungen !
Nur in einem Punkt habe ich schon Anfang der 90er Jahre aus eigener Erfahrung umdenken müssen : Es ist nichts (-im Original!) zu häufig, nichts zu "geringwertig" was nicht trotzdem gefälscht würde.

Zu den Verhältnissen des Deutschen (Ritter-)Ordens im Preussen des 13. und 14. Jahrhunderts : In der allerersten Zeit (um 1230 ff.) erfolgte die Grundsicherung der Bedürfnisse auf Basis der Schenkungsurkunden Conrad von Masowiens. Also aus dem Grundbesitz heraus. Aus sehr vielen Dokumenten der Zeit bis in das 14. Jahrhundert hinein ist zu entnehmen, daß der Kölner Denar, damals so eine Art "D-Mark" des Mittelalters, eine gängige Münze war und in großen Mengen vorhanden sein musste. Da der Orden in Europa sehr weit verbreitet war und durchaus nicht geringe Einkünfte hatte, dürfte eine regionale Münzprägung kein Problem dargestellt haben. Insbesondere die mitgebrachten Münzen / ggf. Barren der Kreuzfahrer / Händler dürften genügend Material für die Münzprägung ergeben haben.

Auch die Tätigkeit der Deutschen Hanse - verbunden mit den Privilegien des nahezu abgabenfreien(!) Ordens - darf hier nicht unterschätzt werden. Die sehr intelligente Organisation des Ordensstaates unter sehr guten Lebensbedingungen aller seiner Bewohner ergaben einem Naturgesetz gleich, besonders auch nach der Pestepidemie in der Mitte des 14.Jh., die Grundlage für den allseits gerühmten wirtschaftlichen wie politischen Aufschwung. Es wurde trotz der sehr sozialen Einstellung des Ordens unter vielerlei Hilfszahlungen an in Not geratene Einwohner sehr gut gewirtschaftet, und daraus resultierten die Gewinne ... .
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Princes Polonie
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Di 23.07.13 20:07

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Di 23.07.13 20:22

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Di 23.07.13 20:31

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ischbierra
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von ischbierra » Di 23.07.13 20:59

Die Diskussion über echte und falsche und echtfalsche Brakteaten aus Polen oder dem Ordensstaat ist ja ganz nett, aber haben mit Bodenseebrakteaten eigentlich nichts zu tun. Kann ein Moderator mal einen eigenen Faden draus machen?
Gruß ischbierra

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Di 23.07.13 21:42

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Comthur » Mi 24.07.13 07:48

@ischbierra
Bin zwar kein Moderator aber ich habe im Mittelalter ein neues Thema zum Deutschen Orden (Münzprägung des Deutschen Ordens / Deutschen Ritterordens in Preussen) aufgemacht. Dahin sollten zukünftig die Konzentration aller Beiträge zu den regulären Prägungen aber auch zu zur Diskussion gestellte Stücke erfolgen.
Der Moderator könnte die den Deutschen Orden betreffenden Beiträge einschl. der Bilder in mein neues Thema verschieben ?

Vielen Dank !
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Mi 24.07.13 07:55

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » Mi 24.07.13 09:05

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Dude_199 » Do 22.08.13 19:29

Hallo,

heute möchte ich mal wieder zwei Bodenseebrakteaten der Münzstätte Ulm vorstellen
CC 151.JPG
Königliche Münzstätte Ulm
Münzstätte: Ulm
Friedrich II. von Hohenstaufen, 1215-1250
Bodenseebrakteat um 1235
Av: Gekröntes Brustbild. Links reich verzierter Flügel. Der rechte Arm ist am Körper vorbeigeführt und die Hand zum Schwur erhoben. Wulstring und Kreuz-Viereck-Rand. Wulstring und Kreuz-Viereck-Rand.
Gewicht: 0,37 g
Durchmesser: 20 mm
Literatur: Klein/Ulmer 151, Slg. Ulmer 106, Cahn 226, Berger 2602/2603, Slg. Bonhoff 1866/67, Slg. A 402/03.

Elisbeth Nau beschreibt in dem Aufsatz "Der geflügelte Kaiser" einen Deutungsversuch zur Bildsprache dieses oben vorgestellten Brakteaten.
Ich habe versucht den Artikel von Frau Nau knapp zusammen zu fassen. Wer den ganzen Artikel lesen will kann ihn unter diesem Link als pdf-Datei herunterladen http://dx.doi.org/10.5169/seals-171357 .
"Zu Anfang widerlegt sie die These von Herr Saar der den Typ versucht in das letzte Jahrzehnt des 12. Jh. zu legen. Herr Saar vermutet das der Pfennig unter Heinrich VI. zu m Andenken und Ehren an seinen, am 10.Juni 1190 im Saleph ertrunkenen Vater Friedrich I. "Barbarossa" hergestellt wurde.
Danach schreibt Frau Nau das es sich bei dem geflügelten Kaiser um eine Vorstellung handelt welche eher, im mystischen, von eschatologischen Erwartungen erfüllten 13. Jahrhunderts zu suchen ist. Friedrich II. soll von Zeitgenossen und dem Past Gregor IX. "Cherub", "angelus Dei" genannt worden sein und sie verglichen Friedrich II. mit dem Erzengel Michael. Sie führt an das in den Augen der Christenheit Friedrich II. der messianische Erfüllungskaiser sei der nach einer prophetischen Verheißung die Heilige Stadt Jerusalem ohne Blutvergießen befreit hat. Danach schreibt sie das der Engelskaiser im Bewusstsein der deutschen nur mit Friedrich II. verknüpft ist und deshalb nicht zu Friedrich I. oder Heinrich VI. passt.
Zu guter Letzt erläutert sie das die Formsprache und der Inhalt den Brakteaten einwandfrei in die Zeit Friedrichs II. ab 1229 verweisen."
CC 150.JPG
Königliche Münzstätte Ulm
Münzstätte: Ulm
Anonym, um 1235 (Friedrich II. von Hohenstaufen, 1215-1250)
Bodenseebrakteat um 1235
Av: Gekröntes geflügeltes Brustbild mit einem kleinen Kreuz auf der Brust. Beide Flügel sind fein gezeichnet und verziert. Wulstring und Kreuz-Viereck-Rand.
Gewicht: 0,48 g
Durchmesser: 20 mm
Literatur: Klein/Ulmer 150, Slg. Ulmer 105, Klein (KP) 83, Cahn 227, Berger 2596/2597.
Erhaltung: feine Patina, vorzüglich
Ex. der Slg. Dr. Robert Friedinger-Pranter


Ulrich Klein schreibt in seinen Aufsatz "Der Konstanzer Pfennig in der Stauferzeit"
Die Darstellungen der hier gezeigten Ulmer Brakteaten würden sich durch einen besondere, historisierende, archäologisierende Tendenz zusammen mit byzantinisch-orientalischer Phantastik auszeichnen. Er sieht in den geflügelten Kaiser als Sendboten und Stellvertreter Christi auf Erden (aus Klein, Der Konstanzer Pfennig in der Stauferzeit in Konstanz zur Zeit der Staufer, Seekreisverlag Konstanz, S. 52.). "

Gruß Dude

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Sammlerin » Fr 23.08.13 11:32

Hallo Dude,
sehr schöne Ulmer. Vielen Dank für die hochinteressante Darstellung der bisherigen Deutungen zum "geflügelten Kaiser", diese waren mir so noch nicht bekannt.

Liebe Grüße
Sammlerin
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Comthur » So 25.08.13 10:58

@Dude
Wirklich tolle und interessante Stücke !
Auch hier zeigt sich wieder sehr schön, wie in ein Stück altes Silberblech durch die Hintergrundgeschichten und mitunter konträren Gedankengänge von Forschern Leben eingehaucht wird.

P.S.: Könnte man die obigen Deutschordensbeiträge nicht in mein extra zum Deutschen Orden (Münzprägung des Deutschen Ordens) eröffneten Thema verschieben ? Dort kann man ggf. gezielt Antworten geben ... die hier wiederum sehr störend wären ??
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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von ischbierra » Mo 02.12.13 22:37

Liebe Brakteatenfreunde,
Rottweiler Stücke wurden schon von Sammlerin (1160/80) und Dude (1250/70- 2 verschiedene und 1270/80) gezeigt. Bei mir ist jetzt ein weiteres Stück eingetroffen, welches vormals in die Zeit Friedrich II., nun aber offenbar in die Zeit 1300/1330 datiert wird. Kennt jemand von Euch die Gründe?
Das Stück wiegt 0,45 gr und zeigt den Adler nach rechts blickend. Klein (RW) 122; CC 304; KM 2567; Bonh -
Gruß ischbierra
Dateianhänge
1300-1330 königl. Brakteat, KM2567.JPG

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Dude_199 » Mo 02.12.13 22:50

Hallo ischbierra,

ich gratuliere dir zu diesem schönen Rottweiler Brakteaten.
Dieser Brakteat wurde meines Wissens durch Ulrich Klein aufgrund der Funde in welchen dieser Typ enthalten war, in die Zeit um 1300-1330 datiert. In der Abhandlung über den Rottweiler Pfennig schreibt er dazu das es sich hierbei um den spätesten Rottweiler Pfennigtyp handelt und dieser vergleichbar mit den "ewigen Pfennigen" des Konstanzer Währungsraumes ist. Ich hoffe ich konnte dir damit etwas weiter helfen.

Gruß Dude

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Re: Bodenseebrakteaten

Beitrag von Princes Polonie » So 29.12.13 15:58

Hallo @@
Darf ich um Kommentar bitten. mf G, Sergiusz

0,415 g, 21 mm
Dateianhänge
33a.jpg

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