Wert eines Brakteaten

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antisto
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Wert eines Brakteaten

Beitrag von antisto » Do 26.01.12 17:37

Ich habe mir nun meinen ersten Brakteaten zugelegt. Im Fachhandel erworben (Künker München über Ebay), denn man weiß ja nie :wink: , hübsch ausgeprägt :) , und nicht ganz billig :| . Dennoch: Wenn man so ein Teil in der Hand hat, erinnert es zuerst an ein Blechplättchen aus dem Kaugummiautomaten. Mit gut 0,5 g sind die Dinger nun auch nicht wirklich schwer.
Weiß jemand, was diese Teile damals (also um 1200) wert waren? Wie lange musste ein "normaler" Arbeiter im Schnitt für so eine Münze arbeiten und was konnte er sich davon kaufen?
Schon mal danke für jede Info!
AS
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hast70
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Re: Wert eines Brakteaten

Beitrag von hast70 » Mi 01.02.12 18:11

Hallo Antisto,

wie Du sicherlich bemerkt hast, ist Deine Frage nicht so leicht zu beantworten.
Es gibt keine (oder nur wenige) Aufzeichnungen/Überlieferungen aus dieser Zeit. Der Pfennig war die einzige Münze (Währungsgröße) auf einen regional begrenzten Gebiet. Kleiner Einheiten (Wechselgeld) wurden durch Halbierung und stellenweise auch durch Viertelung des Brakteaten vorgenommen. Größere Geldgeschäfte wurden in Barrensilber abgewickelt. Was ein Pfennig nun wirklich wert war und wie zur damaligen Zeit der Verdienst war, bin ich überfragt. Fakt ist, das es hauptsächlich noch Tausch war. Ware gegen Ware, Dienstleistung gegen Ware und umgekehrt. Vielleicht weiß noch jemand mehr dazu ...

Gruß Steffen

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nordhausen
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Re: Wert eines Brakteaten

Beitrag von nordhausen » Sa 04.02.12 11:01

Hallo Antisto

Brakteaten sammeln ist ein schönes und interessantes Gebiet der Numismatik.
Der wichtigste Bereich der Hobbys ist die Literatur zum Nachschlagen. Werke wie Bohhoff, Berger Hannover ,Posern - Klett, Seega , Mertens Nordhausen,
Erfurter Brakteatenschatz.(da sind auch die beiden Seiten her im Anhang)
sollten in deinem Schrank nicht fehlen.
Da Brakteaten viel Regional gebunden sind sind auch andere Bücher noch wichtig Schulten Honstein, Fundauflistungen, Künker 130/2007,
Selbst sammle ich Brakteaten von Nordhausen und der Grafschaft Honstein, mein erster war bei Borek Bohn. 1199 viel zu teuer!
Immer noch auch Heute finde ich Brakteaten die nicht oder falsch bestimmt worden sind.
Alle Publikationen sind nur Einzellsammlungen, es gibt auch noch nach ca. 800 Jahren immer wieder Neuendeckungen im Handel.

Viel Spaß beim sammel und ich hoffe es war eine kleine Hilfe.
MfG Nordhausen

PS: man kann die Münzen auch in die Hand nehmen :lol:
Dateianhänge
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Re: Wert eines Brakteaten

Beitrag von antisto » So 05.02.12 15:35

Ich danke euch für eure Beiträge zu einem der wohl schönsten Gebiete der Numismatik!
AS
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Re: Wert eines Brakteaten

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Mo 06.02.12 15:33

Hallo,

zu diesem Thema habe ich noch etwas gefunden:

J. Cahn beschreibt in seinem Buch "Konstanz und das Bodenseegebiet im Mittelalter" die Aussagen des "Liber decimationis", einer Steuerliste von 1275 für die Finanzierung eines geplanten Kreuzzuges.
"Von der Steuer befreit waren......... die geistlichen Personen, deren Gesamteinkommen an Geld und Naturalien den Wert von 6 Mark Silbers nicht überstieg; diese galten als arm und nicht imstande, den Zehnten als Steuer zu leisten. Wir haben also hier die höchst wichtige Feststellung, daß 6 Mark Silbers Konstanzer Gewichts, rund 1410 g Silbers im Jahr 1275 gerade ausreichten, um die notwendigen Lebensbedürfnisse eines Geistlichen in der Konstanzer Diözese zu bestreiten,...".
1410 g : 365 Tage = 3,86 g je Tag : (ca.) 0,45 g (je Brakteat) = 8,6 Pfennige/Tag. Bei einem geringerem Einkommen als 8,6 Pfennige (Brakteaten) brauchte ein Geistlichen in der Diözese Konstanz um 1275 keine Kreuzzugsteuer entrichten.

Freundliche Grüße
Lilienpfennigfuchser

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