Schatzfund von Lebus : ca. 2100 (!) Hochrandpfennige

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Locnar
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Re: Schatzfund von Lebus : ca. 2100 (!) Hochrandpfennige

Beitrag von Locnar » So 24.07.16 22:25

Dannenberg
https://archive.org/details/diedeutschenmnz00friegoog
Kannst auch ne Kopie von mir haben, lade ich hoch.

Bahrfeldt bin ich dran
Gruß
Locnar

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Comthur
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Re: Schatzfund von Lebus : ca. 2100 (!) Hochrandpfennige

Beitrag von Comthur » Mo 25.07.16 14:31

@Locnar
Vielen Dank für den Link ! Habe die 4 Bände auch als PDF-Datei. Dann fehlt uns erst einmal nur noch der Bahrfeldt und wir haben unser X-tausend-Teile Puzzle an Bildern und (grundlegenden) Informationen vorliegen.

@ischbierra
Dann versuchen wir mal, den Faden der nach Meissen gelegten Prägungen weiter zu spinnen. Ich denke, die Bedeutung der Grenzstadt Meissen, insbesondere auch als Bischofssitz, sollte für die damalige Zeit nicht unterschätzt werden. Ich vermute auch, daß wir Kilgers Zuordnung unter 5.1.5 B (Saal E3-4) angesichts der Stempel(-Schnitte) im Vergleich zu Kilger 5.2.1.B. (MOL A 5 [Meissen]) vielleicht sogar nach Meissen verlegen können. Mal sehen, was wir an Indizien zusammen bekommen :

Die Frage nach dem Av.- resp. Rv.-Stempel würde ich anhand eines kölner Ottonen-Denars beantworten. Auf der "Vorderseite" stehen Name und Titel + ODDO + IMPAUG um ein Balkenkreuz mit 4 Kugeln als Beizeichen in den Kreuzwinkeln, die Rückseite ziert das Colonia-Monogramm.
Da wir von einigen Sachsenpfennigen auf einer Seite ebenfalls ähnliche / nahezu identische Kreuzdarstellungen wie beim oben genannten, zeitgleichen (?), Denar kennen (z.B. Kilger 5.1.4.B. (SAL D4:2/2 = bischöflich !),wäre mein Vorschlag sicher annehmbar.

Die von mir abgebildeten Exemplare gehören dem Av.-Stempel nach zu Meissen.

Die ersten beiden Münzen sind anhand ihrer Beizeichen sicher bischöfliche Prägungen. Leider sind die recht gut erkennbaren Krummstäbe auf dem Rv. der 2.Münze durch den Scan nicht so gut zu erkennen.

Anhand des Schnittes der Kreuze auf dem Rv. - vergleiche besonders Sachsenpfennig Nr. 2 und 3 im Rv. ! aber auch Nr. 1 im Av. - stammen die bei Kilger zwischen Kaiserl. / Königl. und Bischöflicher Prägung unterteilten Stücke aus einer Stempelschneider-Hand . Nebenbei bemerkt die Stempelkopplung von Kilger MOL A 5:1/1 resp. 1/2 (Avers) und Kilger MOL A 5:2 (Revers- bischöflich) ...

Auf dem Rv. der ersten Münze meine ich ein "H" zu erkennen, neben 2 Krummstäben und einem Kreuz als Beizeichen. Ließe sich durch ein weiteres Exemplar bestätigen.
Dateianhänge
Sachsenpfennig Meissen 0,87g, 13,5mm.jpg
Sachsenpfennig Meissen 0,87g, 13,8mm rv.jpg
Sachsenpfennig Meissen 0,87g, 13,8mm av.jpg
Sachsenpfennig Meissen 0,80g, 13mm rv.jpg
Sachsenpfennig Meissen 0,80g, 13mm av .jpg
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Re: Schatzfund von Lebus : ca. 2100 (!) Hochrandpfennige

Beitrag von Locnar » Di 26.07.16 15:47

@ Comthur

Was suchst du genau, nur Bahrfeldt ist etwas wage.

Anbieten kann ich gerade
Das-Münzwesen-der-Mark-Brandenburg alle 3 Teile
Zur-Münzkunde-der-Niederlausitz-im-XIII-Jahrhundert

PS, brauch sich keine aufzuregen, sind offizielle Teile von Google!
Gruß
Locnar

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Re: Schatzfund von Lebus : ca. 2100 (!) Hochrandpfennige

Beitrag von Comthur » Do 28.07.16 18:40

Ich hatte vor, erst einmal die 4 gängigsten Zitierwerke mit Bezug zu den Sachsenpfennigen als Grundlage und vor allem visuelle Basis für weitere Überlegungen in Erinnerung zu rufen :

- Kilger, Christoph (Stockholm 2000) :
Pfennigmärkte und Währungslandschaften. Monetarisierungen im sächsisch-slawischen Grenzland
ca. 965-1120.


Eine große Schwäche hat dieses ansonsten sehr informative Werk im Fehlen einer Fundauswertung
der polnischen / osteuropäischen Funde. Kilger äußert sich zum Grund nicht aber ich könnte mir
vorstellen, daß seine durchaus nicht unbegründeten Ansichten in Polen nicht gern gesehen waren und deswegen an Unterstützung
kaum zu denken war [?]. Neben einer schon sehr hilfreichen Fundaufstellung wäre besonders eine
exakte (soll heißen neuerliche) Auswertung des Fundes von Słuszkowa [polnisch : Skarb ze Słuszkowa], welcher 1935 entdeckt wurde, mit seinen 12`829 (!) Sachsenpfennigen (unter im Ganzen 13`061 Prägungen) doch von
unschätzbarem Wert für die Numismatik. Zumindest eine Zuordnung zu den Kilger-Varianten.
Wie aus dem unten zitierten Link zu erlesen ist, wurden bis etwa 2005 ca. 48`000 Sachsenpfennige auf - heute ! - polnischem Boden gefunden.
1/4 also allein im Fund von Słuszkowa.

- Gumowski, Marian (Krakau 1939) :
Corpus Nummorum Poloniae (CNP)

Dieses vor allem durch seine vielen Abbildungen auch heut noch geschätzte Werk sollte aufgrund einer
Reihe von damals schon bestehenden sowie neueren Erkenntnissen, was Zuschreibungen und
Datierungen angeht, kritisch betrachtet werden. Ein Zitat nach „CNP“ verleitet sicher auch zur
(bequemen) Übernahme der fraglichen Zuschreibungen Gumowskis.

Seine Unterteilung, die Sachsenpfennige werden bei ihm generell unter "bischöflich" gelistet, ist folgende :

(bischöflich) Typ 1 (a) : CNP-Nrn. 292-343
(344-353 ?)
1 (b) : Nrn. 354-363
1 (c) : Nrn. 364-389 einseitig (?)

Typ 2 : Nrn. 390-467
(468-478 ?)

(Typ 3 ??)

Typ 4 (a) : Nrn. 479-511
(512-514 ?)
4 (b) : Nrn. 515-536

Typ 5 (a) : Nrn. 537-554
5 (b) : Nrn. 555-606
5 (c) : Nrn. 607-684
(685 ?)

Typ 6 (a) : Nrn. 686-747
6 (b) : Nrn. 748-833
6 (c) : Nrn. 834-869
(870-927 ?)

Typ 7 (a) : Nrn. 928-960
(961-963 ?)
7 (b) : Nrn. 964-998

Typ 8 : Nrn. 999-1013 (Hand oder Kopf[darstellung]) !

Abgesehen davon, daß in der Auflistung eine Reihe von Nummern "verschwinden", auch nicht alles abgebildet wurde, habe ich so meine Schwierigkeiten mit der in meinen Augen gelegentlich eher willkürlichen Zuordnung von Prägungen zu bestimmten "Typen", ohne daß da auch wirklich "nur" ein Typ zu identifizieren wäre ... . Im Gegenteil unterscheiden sich die Prägungen innerhalb "eines Typs" mitunter sehr erheblich. Auch die Gewichtsangaben sollten heute differenzierter, besonders unter Zuhilfenahme der Werke von Mehl (Magdeburg) und Kilger, betrachtet werden.
Auf die Wiedergabe der näheren Umschreibung habe ich bis auf 2 Beispiele verzichtet. Allein der wirklich seltene "Typ 8" sollte genügen --- um die eigene Ratlosigkeit angesichts derlei "Zuordnungen" durch heutige Numismatiker etc., siehe Beispiel unten, zu verdeutlichen. : Im Riesen-Fund von Słuszkowa waren z.B. ganze 12 Exemplare des CNP-Typs 8 vorhanden --- aha - und welche Prägung ?? (!) Genau dies sind die Momente, die einen Numismatiker verzweifeln lassen ... .


- Dannenberg, Hermann (Berlin 1876-1905) :
Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit


- Bahrfeldt, Emil (1895) :
Beiträge zu den deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit


Die Abbildungen sind besonders wichtig, da sie das Einzige sind, was im Laufe der Zeit unverändert bleibt und wie ein Puzzle erweitert werden kann, während Um-, Be- oder auch Zuschreibungen schon mal „korrigiert“ werden und man u.U. bei näherer Beschäftigung mit diesem Thema auf ein Wirrwar von sich teils widersprechenden Informationen trifft. Von daher wird zwar nicht jedes Mal das Rad neu erfunden aber man sollte schon zur Sicherheit nicht blind den neuesten Werken folgen sondern auch die Argumente der alten Numismatiker in die Überlegungen mit einbeziehen.

Weitere Links zum Thema - hier ein Beispiel für eine schleichende "Polonisierung" der Sachsenpfennige. In der Auflistung und letztendlichen, alles offen lassenden[?!], Darstellung unter völliger Außerachtlassung der (nichtpolnischen) Forschungsergebnisse ... gedruckt 2005 und bzgl. den Typen nach Gumowskis Veröffentlichung (1939!) folgend (!) :

http://www.archeologica.byethost3.com/j ... kattempt=1

Zur Information eine allgemeine Aufgliederung des o.g. Schatzfundes von Słuszkowa. Zitiert aus Denary krzyzowe z przedstawieniem glowy ze skarbu ze Sluszkowa. Uwagi na temat pochodzenia [Cross Pennies with a head type from the Sluszków hoard. Some remarks on their provenance] , Kedzierski, Adam. (2002)

Im o.g. Fund von Słuszkowa [1935] wurden unter 13`061 aufgefundenen Prägungen 12`829 Sachsenpfennige folgend auf die Gumowski-Typen (1939!) bestimmt :
Typ I - 3 Ex.; Typ II - 10 Ex.; Typ III - 0 Ex.; Typ IV - 6 Ex.; Typ V - 1904 Ex.; Typ VI - 5469 Ex.; Typ VII - 5373 Ex.; Typ VIII - 12 Ex.

Ein weiterer Literaturhinweis aus PASZKIEWICZ B. " MONETA MEDIAEVALIS " ab S. 399ff :

Adam Kędzierski, Denary krzyżowe z przedstawieniem głowy ze skarbu ze Słuszkowa. Uwagi na temat pochodzenia [Cross Pennies with a head type from the Słuszków hoard : Some remarks on their provenance] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
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