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Beschriftung auf Münzen

Verfasst: Do 30.09.04 10:59
von woseko
Hallo liebe Sammler,

demnächst wird eine größere Sammlung Münzen des Deutschen Ordens verauktioniert. Hier fällt auf, das der ehemalige Besitzer/Sammler auf ALLEN !! Stücken mit Tusche eine Katalogisierung vorgenommen hat.

Hier ein Beispiel:
http://www.peus-muenzen.de/aukimages/A0 ... 604p00.jpg

Diese Art der Katalogisierung ist sicher heutzutage unüblich, es handelt sich daher wohl um eine alte Sammlung ?!

Dazu 2 Fragen:
a) in wie weit ist diese Tuschebeschriftung wertmindernd ? 10% 50 % ???
b) läßt sie sich durch eine schonende Behandlung überhaupt entfernen ??

Freundliche Grüße, Wolfgang

Verfasst: Do 30.09.04 11:32
von Locnar
Hallo, es kommt sicher auf die Betrachtungsweise des Käufers an, aber fur mich ist sie nicht unbedingt wertmindernd.

Verfasst: Do 30.09.04 15:05
von KarlAntonMartini
ich habe auch etliche Stücke aus Sammlungen vermutlich der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die mit weißer Tusche (weil Kupfermünzen) numeriert wurden. Ich denke, das gehört mit zur Geschichte des Stücks. Entfernungsversuche halte ich für riskant, denn selbst wenn die rückstandsfreie Entfernung des Tuschebelags gelingen sollte, ist ja die darunter befindliche Fläche vermutlich geringer oxidiert, als die Umgebung, es bleibt also eine Spur zurück. Am Ende sähe das Stück schlechter aus als vorher. Ähnliches gilt nach meiner Meinung für gehenkelte Münzen, auch hier ist eine Münze mit altem Henkel dran besser als eine mit der Spur eines entfernten Henkels.
Grüße, KAM

Verfasst: Do 30.09.04 20:53
von Obelix
Es kommt auch sehr auf die Münze an.
Ist sie sehr selten werden einige Sammler einen hohen Preis zu zahlen bereit sein, ist sie sehr häufig fällt der Preis dementsprechen mehr in den Keller.

Verfasst: Do 30.09.04 21:12
von Wolle
@Alle,

ich versteh´ zwar nicht allzuviel von "alten" Münzen, allerdings würde ich mir dermaßen gekennzeichnete Münzen nicht zulegen. Das hat für mich auch nichts mit der Münzgeschichte an sich zu tun. Das ist für mich genauso Münz/Wertschädigend wie die zaponierten Teile der Neuzeit.

Verfasst: Do 30.09.04 21:33
von Obelix
Wolle hat geschrieben:@Alle,

ich versteh´ zwar nicht allzuviel von "alten" Münzen, allerdings würde ich mir dermaßen gekennzeichnete Münzen nicht zulegen. Das hat für mich auch nichts mit der Münzgeschichte an sich zu tun. Das ist für mich genauso Münz/Wertschädigend wie die zaponierten Teile der Neuzeit.
Wolle

Wenn es eine Münze nur 4-10 mal gibt, wird sie auch in solchem Zustand einen Käufer finden der richtig Taler dafür gibt.
Wenn es allerdings ein Stück mit Milionen Auflage ist, wird der Preis im Keller sein!

Verfasst: Do 30.09.04 21:45
von Wolle
Obelix hat geschrieben:
Wolle hat geschrieben:@Alle,

ich versteh´ zwar nicht allzuviel von "alten" Münzen, allerdings würde ich mir dermaßen gekennzeichnete Münzen nicht zulegen. Das hat für mich auch nichts mit der Münzgeschichte an sich zu tun. Das ist für mich genauso Münz/Wertschädigend wie die zaponierten Teile der Neuzeit.
Wolle

Wenn es eine Münze nur 4-10 mal gibt, wird sie auch in solchem Zustand einen Käufer finden der richtig Taler dafür gibt.
Wenn es allerdings ein Stück mit Milionen Auflage ist, wird der Preis im Keller sein!
@Obelix,

geb´ ich Dir bedingt Recht. Bei einer so geringen Auflage kommt es sicher dann nicht mehr darauf an. Mich würde mal interessieren, wohin der Preis z.B. für ein Germanisches Museum, dass ansonsten stgl. ist, mit so einer "Verzierung" hingehen würde. Ich denke, da würden einige auch noch 400 und mehr Euronen für berappen.

Verfasst: Do 30.09.04 21:53
von Zwerg
@Wolle

Darf ich dir wiedersprechen?
Bei modernen Münzen (ab ca. 1800, eventuell früher) gebe ich dir vollkommen recht, da eine möglichst unbeschädigte Münze mit prachtvoller Erhaltung den besten Preis erzielt. Tuscheschrift auf einem "Thun-Taler" oder einem "Germanischen Museum" ist unakzeptabel und zerstört praktisch die Münze.

Die Tuscheschrift auf Münzen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit stört indes das Bild der Münze nie - selbst wenn diese in bestem Zustand ist. Wenn durch die Tuscheschrift die Münze einer bestimmten Sammlung zugeordnet werden kann, ist dies sogar wertsteigernd sein. Wir haben dann (neudeutsch) ein "Pedigree", einen Stammbaum. Die Münze gewinnt an Charakter.

Im Römerforum hatten wir einen Thread mit antiken Münzen, die im 15. Jhd. durch die Familie d´Este gegengestempelt wurden - heute gesuchte Raritäten.

Im Endeffekt soll jeder selber entscheiden, ob solch eine Münze in seine Sammlung paßt.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 30.09.04 22:28
von Obelix
Zwerg hat geschrieben:Im Endeffekt soll jeder selber entscheiden, ob solch eine Münze in seine Sammlung paßt.
Eine Münze ist immer so viel Wert wie zwei Sammler dafür bezahlen würden!

Verfasst: Do 30.09.04 22:46
von Zwerg
@obelix

das stimmt nicht!

ich erzähle in diesem Zusammenhang immer gerne eine Geschichte aus den XXer Jahren.
Auktion: Eine häufige Medaille aus den 20er Jahren: Eine Dame schaut in einen Spiegel mit Inschrift VANITAS

Im Saal sitzen zwei Sammler.
Einer sammelt Spiegel, einer sammelt alles, was auch nur entfert mit Pharmazie zu tun hat.
Beide können sich nicht leiden.
Die Medaille erzielte 1.200 DM, normal waren ca. 80 DM
Auch heute hat sich der Preis kaum geändert

Noch Fragen?

Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 30.09.04 22:56
von Wolle
Zwerg hat geschrieben:@Wolle

Darf ich dir wiedersprechen?

Grüße
Zwerg
@Zwerg,

gerne :wink:

Ich lerne immer gerne dazu, wenn es um Gebiete geht, die mit meinem an sich nichts zu tun haben.

Von daher sind Deine Ausführungen für mich auch plausibel und nachvollziehbar, ist halt doch wieder ein ganz eigenes Sammelgebiet mit eigenen Gesetzen.

Verfasst: Do 30.09.04 22:59
von Obelix
Zwerg hat geschrieben:@obelix

das stimmt nicht!
Damit bestätigst Du mich doch!
Warum jemand so viel Geld für etwas geben möchte ist doch egal, nur wenn jemand dagegen bietet wird es teuer!

Verfasst: Do 30.09.04 23:11
von Zwerg
@obelix
Und jetz setz ich meinen ersten smilie
JO :D

Verfasst: Do 30.09.04 23:28
von Lutz12
Ich schließe mich der Meinung von Locnar und KAM an. Für mich wäre ein häufiges Stück mit derartiger Kennzeichnung interessanter als das gleiche ohne Beschriftung. Wenn man die Quelle der Beschriftung kennt umso besser, das Stück hat so seine ganz eigene Geschichte, die über den Münzwert deutlich hinausgeht.
Eine Entfernung würde ich nicht versuchen, selbst wenn es ohne Schaden möglich wäre, gibt es keinen Grund vorschnell zu handeln. Nach so vielen Jahren kann eine weitere Schädigung ausgeschlossen werden, eine Entfernung in 10 oder 20 Jahren ist bei Bedarf mit gleichem Ergebniss allemale noch möglich.
Übrigens neben dieser Kennzeichnung gab es auch sogenannte Sammlerzeichen, die in Stücke eingepunzt wurden. Auch hier kann man trefflich streiten ob wertmindernd oder nicht. Bei Auktionen erzielen diese Stücke regelmäßig schlechtere Preise.
Gruß Lutz12

Verfasst: Fr 01.10.04 10:14
von woseko
Hallo,
erstmal vielen Dank für die vielen Informationen und zum Teil unterschiedlichen Ansichten.
Als Fazit für mich persönlich kann man vielleicht festhalten, das eine solche Tuschebeschriftung bei *modernen* Münzen (Taler, Gedenkmünzen) sicher nur bei großen Seltenheiten akzeptiert werden kann.
Bei mittelalterlichen Münzen aus einer alten Sammlung jedoch könnte sie sogar eine interessante Bereicherung darstellen.
Vo einer Entfernung der Tusche sollte in jedem Fall abgesehen werden, da die Münze hinterher noch 'seltsamer' aussieht.
Zur Peus-Auktion speziell: dem Sammler ging es anscheinend nicht um die Erhaltung, sondern um größtmögliche Vollständigkeit aller Katalognummern mit allen Varianten. Daher war ihm das Aussehen (auch mit Tuschebeschriftung) sicher ziemlich gleichgültig, hauptsache die Münze war noch bestimmbar.
Ich bin auf den Peus-Katalog gespannt, ob dort Näheres zum Sammler und seiner Sammlung der Deutordensmünzen gesagt wird.

freundliche Grüße und schönes Wochenende, woseko