Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

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Mistelbach
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Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von Mistelbach » Fr 21.07.17 22:26

Hallo,

ich suche jemanden der sich mit Nürnberg auskennt.
Ich habe diesen Dünnpfennig erworben:
08125 klin.JPG
Im Katalog Erlanger Nr.9, soweit klar.
Wenn man den Text dazu liest dann ist die Zuordnung aber nicht mehr als eine Ahnung. Aus der Farbe eines Exemplars wird geschlossen dass sie wohl mit einer anderen Nürnberger (Erl.5) in einem Fund zusammen lag. Das ist alles was für Nürnberg sprach.
Dreizackige Krone und Lilenzepter (oder Lanze) in der rechten, Reichsapfel iin der Linken zeigen eindeutig einen König. Aber eine Kirche auf einer Nürnberger Reichsmünze? Kommt sonst nirgends vor. Der sehr grob geschnittene Stempel passt absolut nicht zu den feingeschnittenen gleichzeitigen Erlanger 5,6,7.
Nun habe ich mal Bilder zusammengesucht (meist 2008 in Auktionen, Fund?) und versucht die Randschrift zu lesen. Da finden sich aber nur H,V,C,T,N in verschiedenen Reihenfolgen und Verdrehungen, nichts sinnvolles. Erlanger 5-7 haben lesbare Umschriften. Die gleichen Trugbuchstaben kenne ich von den Pfennigen Ottos I. aus Bamberg, auch die wurden 2008 in einiger Stückzahl versteigert, ev. zusammen gefunden?
Wenn dieser Dünnpfennig im Katalog noch nicht zu finden wäre dann würde ich ihn für eine königliche Prägung aus Bamberg halten.
Ist inzwischen dazu irgenwas neues bekannt geworden?

Was meint ihr?

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von QVINTVS » Sa 22.07.17 00:38

Grüß Dich Mistelbach,

vor einiger Zeit bin ich auch schon auf diesen Pfennig aufmerksam geworden. Nach Nürnberg gehört er meiner Meinung nach nicht. Die Rückseite, mit der Kirchenansicht, spricht für eine Bischofsstadt.

Wieviel wiegt Dein Stück?
Viele Grüße

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von Mistelbach » Sa 22.07.17 01:24

Hallo QVINTUS,

das Durchschnittsgewicht von allen Angaben die ich habe liegt bei 78,77 Gramm.
93,1 % Ag, 5,9 % Cu, 0,7 % Au, entspricht den Otto-Pfennigen, etwas höher als die regensburger dieser Zeit (um 1130). Ich habe aber nur je eines testen lassen.

Hier mal mein Ex. Erlanger 6 zum Vergleich, gilt als für Nürnberg gesichert durch Umschrift:
Erlanger 6 klein.JPG
Ist meiner Meinung nach ein völlig anderer Stil, viel feineres Bild.
Kann natürlich mit Abstand von einigen Jahrzehnten schon sein dass sich der Stil so verändert, unterstützt aber nicht gerade die Zuweisung von Erl.9 nach Nürnberg.

In Würzburg gab es unter Erlung 1105-1121 grob geschnittene Halbbrakteaten mit Bruno-Monogramm, unter Embricho Halbbrakteaten mit korrekter Umschrift und zumindest laut Ehwald keine königlichen Pfennige.

Die Regensburger sind allesamt viel feiner geschnitten.

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von QVINTVS » Sa 22.07.17 10:49

Grüß Dich Mistelbach,

es gibt einen Verkäufer bei E..., der den Typ Erlanger 9 anbietet. Mein Stück habe ich bei ihm erworben. Auch wenn es zunächst "überraschend" klingt, auch für Augsburg würde dieser Denar passen! Die Rückseite ist dem Typ Steinhilber 42 nicht unähnlich. Erlanger 9 wäre jedoch älter und passt in die Gruppe der verwilderten Denare Hahn 166 ff - jedoch wieder jünger wie diese. Also möglicherweise zwischen Hahn 166 ff und Steinhilber 42. Vielleicht bringt der Fd. von Obing dazu einen Beitrag. Mal abwarten.

Regensburg scheidet für mich auch aus. Würzburg hat ein höheres Gewicht; Bamberg passt vom Gewicht her auch sehr gut. Wichtig wären die Fundorte dieses Typs. Als königliche/kaiserliche Prägung ist es sowohl in Bamberg als auch in Augsburg denkbar.
Viele Grüße

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von Mistelbach » Sa 22.07.17 15:52

Hat der Verkäufer etwas über die Herkunft sagen können?

Bei dem Augsburger sind die Buchstaben kliner und kompakter, sonst passt der Stil. Anscheinend hat die Stempelschneidekunst damals ihren Tiefpunkt erreicht. Antike vorher und Brakteaten danach waren ja Kunstwerke, hier war selbst für Königspfennige wohl kein schreibkundiger Stempelschneider aufzutreiben.

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von QVINTVS » Sa 22.07.17 22:42

Hab nicht nach der Herkunft gefragt.

Ja, die Qualität spielte hier keine Rolle mehr. Der Münzgewinn und das Recht waren wohl wichtiger.
Viele Grüße

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von Mistelbach » Di 09.07.19 15:38

Halllo QVINTVS,

ich habe jetzt aus sicherer Quelle gehört dass einige dieser Stücke zusammen mit Regensburgern ("um 1130") und Bambergern (Otto I.) in der fränkischen Schweiz gefunden wurden. Ich lege es daher mal nach Bamberg.
Müsste dann während eines Königsbesuch gespägt worden sein: Konrad III: Hoftage in Bamberg Pfingsten 1138 (Bischof Otto I.) und 1140 (Bischof Egilbert), könnte vllt der Grund sein warum es von Egilbert sonst keine Pfennige gibt.

beste Grüße, Mistelbach

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Re: Dünnpfennig Nürnberg, Erlanger 9

Beitrag von QVINTVS » Di 09.07.19 18:30

Grüß Dich Mistelbach,

herzlichen Dank für diese wichtige Information. Dann dürfte Augsburg weitestgehend vom Tisch sein.
Viele Grüße

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