Numismatikforum

Grüßt Euch,

bedingt durch meine Arbeit mit den mittelalterlichen Münzen des Augsburger Währungskreises fällt mir auf, dass die im CC publizierte Chronologie einige Fragen offen läßt. Deshalb meine Frage an die Spezialsammler und wissenschaftlich interessierten Sammler, Händler, usw.:

Gibt es von Eurer Seite Kritik an der Chronologie?
Ist es nachvollziehbar warum nach Prägungen mit Kugelrand und einer gleichförmigen Gestaltung (z. B. CC 136 bis 143.2) ein Einschub kommt, der eine ganz andere Gestaltung aufweist (CC 145-151), um danach wieder die "alte" Form für zwei Prägungen(ab CC 152) weiter zu führen? Nachfolgend ist das Erscheinungsbild auch nicht sehr homogen. CC 143.3 bis 144.1 habe ich wegen der anderen Randgestaltung heraus gelassen.
Passt der Übergang von CC 131 zu CC 132?

CC 137: https://www.acsearch.info/search.html?id=1773175
CC 151: https://www.acsearch.info/search.html?id=1142055
CC 160: https://www.acsearch.info/search.html?id=515263
CC 171: https://www.acsearch.info/search.html?id=1773177

Hallo QVINTVS,

Ich denke es gab, da sich das genaue Prägedatum (zumindest bislang) leider nicht bestimmen lässt, hier keine erkennbare Absicht strikt chronologisch vorzugehen.
(Bzw. macht es wenig Sinn)

CC 137-149: 1220-1250 (Einordnung unter Friedrich II.)
CC 150-151: um 1235 (Hier schienen sie sich einig gewesen zu sein, dass die Prägungen eher in die spätere Regierungszeit Friedrichs II. einzuordnen sind.)
CC 152-158: um 1235/1240 (CC 152 weist meines Erachtens durchaus stilistische Unterschiede zu CC 137 auf, hier schien es den Autoren wieder wahrscheinlicher
dass es sich um spätere Stücke handelt.)
...

Diesen Beschreibungen zufolge kann CC 137 auch nach 158 geprägt worden sein, oder aber auch früher.

Im Übrigen ist natürlich auch der Fundzusammenhang nicht zu unterschätzen, womit sich die Einordnung eines CC 171 gut erklären liese.
Schließlich wurden lange, in vielen Regionen des Konstanzer Währungskreises, die Münzen jährlich widerrufen.
Die alten, oft besseren Münzen wurden damit als ungültig erklärt und mussten zu einem sehr schlechten Wechselkurs umgetauscht werden. Nicht umsonst war das
Münzrecht unter den Herrschern sehr begehrt, welche die anfallenden Gewinne einsammeln durften.
Es war also damals wie heute keine gute Idee das Geld lange liegen zu lassen - ein Grund warum in den meisten Funden 1-2 Typen häufig vorkommen, während der Rest nur einen kleinen Bruchteil ausmacht.

Ulrich Klein und Rainer Ulmer, die Autoren, hatten vorallem die Absicht eine möglicht vollständige Übersicht zu erstellen. Cahn ist weiterhin für die Erklärung der
geschichtlichen Hintergründe zu empfehlen. Er kam nebenbei auch auf etwas andere Ergebnisse als Klein/Ulmer. Nicht nur die zeitliche Einordnung,
auch die Zuordnung der Stücke ist noch immer ein Streitthema. Ich habe in älteren Sammlungen öfters Beschreibungen von Cahn, Häberle o. a. vorgefunden.

Wirklich schwierig fällt mir die Einordnung der neu aufgetauchten "Ulmer" (sowie CC 286 u. 287 im CC lange Zeit als "ub. dynastische Mzst." beschrieben).
Sie passen stilistisch weder zu CC 129, 130 oder gar 131, obwohl zumindest Ähnlichkeiten im Motiv auffallen:

CC - : https://www.acsearch.info/search.html?id=1304660
CC 130: https://www.acsearch.info/search.html?id=396266

Mich würde sehr interessieren wie Ihr es hier mit der zeitlichen Einordnung haltet!

Grüß Dich Staufer,

herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Du hast mir zugleich eine offene Frage beantwortet: Wo finde ich Erklärungen und geschichtliche Hintergründe --> beim Cahn. Danke!

Ja, diese "neuen" Typen wie Du sie oben beschreibst finde ich auch interessant. Leider hat sich von den Fachleuten dieses Gebiets noch niemand mittels eines Beitrages in einer Zeitschrift dazu geäußert.

Schreibt Cahn etwas zu den jährlichen Münzverrufungen und kann er es auch belegen?

Hallo QVINTVS,

Cahn äußert sich u. a. auch zum Münzwiderruf im 3. Abschnitt unter "Die Konstanzer Münzpolitik zu Beginn des 13. Jahrhunderts". Hier schreibt er:
"(...) Dies läßt jedoch auf eine sehr gute Verwaltung der Konstanzer Münze schließen [Cahn bezieht sich auf die Stempelähnlichkeiten von CC 7 - 7.6 und schließt daraus, dass in Konstanz weniger widerrufen wurde als in anderen Städten]. In den meisten anderen Städten herrschte die Unsitte, daß der Münzherr jährlich, wenn nicht noch öfter, den umlaufenden Pfennig verrief (...) Das hatte zur Folge, daß man zur neuen Emission jedesmal einen veränderten Stempel verwenden mußte, damit das Publikum die neuen von den alten Pfennigen unterscheiden konnte, auch beeinträchtigte diese fiskalische Maßnahme bald Gewicht und Feingehält der Münze."

Er belegt das Bestreben der Konstanzer für längere Zeiträume ein möglichst gleichmäßiges Geld herzustellen u. a. mit dem Münzvertrag von 1240, welcher Gewicht und Feingehalt der Pfennige bestimmen sollte. Ansonsten stützt er sich öfters auf alte Handelsaufzeichnungen, Steuerbelege etc.

Wen ich mich recht erinnere ist Cahn auch auf den Münzwiderruf der einzelnen Städte eingegangen. Leider finde ich diese Textpassagen gerade nicht.
Auch die Münzverschlechterung in einigen Städten wird mit Proben einiger Münztypen belegt - Meines Erachtens auch eine Möglichkeit eine zeitliche Einordnung der Typen vorzunehmen. Allerdings mit dem Nachteil des Materialverlustes.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Wenngleich vergriffen, taucht es ab und zu auf Auktionen, oder sogar bei manch einem Münzhändler auf. Das Geld wäre gut investiert.

Grüßt Euch,

gibt es das Werk von Julius Cahn, Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des Bodenseegebiets im Mittelalter auch als PDF? Das Buch scheint echt selten zu sein! Im Netz habe ich leider nichts gefunden (was nichts heißen muß!).

Hallo QVINTVS,

ich konnte den Cahn bisher nirgendwo als pdf Datei finden. Besitze selbst auch nur das Original welches ich durch Zufall zu einem annehmbaren Preis bekam.

Viele Grüße
Dude