Boultons Medallic Scale in Blei

Medaillen und Plaketten

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antoninus1
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Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von antoninus1 » Mi 27.11.19 11:40

Mein Hauptsammelgebiet sind ja die antiken Münzen, aber daneben schaue ich doch immer mal nach anderen Gebieten. Da haben es mir irgendwie die Münzen Englands, speziell die von George III., einem Hannoveraner, angetan.
In seine Regierungszeit (1760 - 1820) fällt der Beginn der Industriellen Revolution, was sich auch in der Münzprägung bemerkbar macht. Bekannt sind da die Cartwheel-Pennies (1 und 2-Pence-Münzen), so genannt wegen ihres erhabenen Randes, der sie wie Wagenräder aussehen lässt.
Geprägt wurden die in der Soho-Mint in Birmingham von Matthew Boulton, der einen gewissen James Watt als Partner hatte. Sie nutzten als erste die Dampfmaschine als Antrieb für Prägemaschinen und konnten so einen riesigen Ausstoß von Münzen und Medaillen in bester Qualität erzielen.

Eine Medaille, die ich bisher nicht kannte, fiel mir vor Kurzem auf und ich ersteigerte sie. Sie hat sogar einen eigenen Namen, nämlich "Boulton´s Medallic Scale".
Sie zeigt auf der Vorderseite Boulton und gibt seine Mitgliedschaften in verschiedenen Gesellschaften an. Die Rückseite ist in französischer Sprache. Auf ihr wird angegeben, wie viele Münzen (angegeben durch die Zahlen) in einer bestimmten Größe (angegeben durch die Kreise) in einer Stunde geprägt werden können. Es soll eine Werbe-Medaille sein, da Boulton Prägeaufträge aus Frankreich bekommen wollte.

Die Rückseiteninschrift ist recht interessant und gibt uns durch eine lapidare Information einen Einblick in die Arbeitswelt der Zeit:

"Mr. Boulton errichtete 1788 in England eine Dampfmaschine, um Münzen zu prägen. 1798 errichtete er eine wohl überlegenere mit 8 neuen Hebeln. Diese Kreise und Ziffern geben den Durchmesser und die Anzahl der Stücke an, die pro Stunde von 8 Kindern ohne Ermüdung in großem oder kleinen Modul, oder in 8 verschiedenen gleichzeitig, geprägt werden können. Die Wirkung kann auf die benötigten Grade erhöht werden."

Wie schön für die arbeitenden Kinder, dass die Arbeit wenigstens nicht anstrengend ist :)

Die Medaille scheint sehr selten zu sein. Auf acsearch konnte ich nur eine weitere finden, die 2013 bei Baldwin´s versteigert wurde. Die war, wie erwartet, aus Kupfer (wie die Pennies).
Meine Medaille ist dagegen aus Blei aber scheint schon geprägt zu sein! Muss ich da eine Fälschung befürchten oder sind Bleiprägungen durchaus üblich? Im Internet konnte ich, obwohl doch einiges an Literatur zu Boulton existiert, nichts dazu finden.
Aus der Soho-Mint sind ja aus dieser Zeit viele sogenannte "Probeprägungen" oder "Essais" der Umlaufmünzen bekannt. Die haben anscheinend schon geschäftstüchtig für zeitgenössische Sammler produziert.

Durchmesser: 41mm, Dicke: 4mm
Gewicht: 45,77 g
Dateianhänge
Boulton.jpg
Zuletzt geändert von antoninus1 am Mi 27.11.19 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß,
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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von Zwerg » Mi 27.11.19 12:29

Coinarchives "spuckt" noch drei weitere Ergebnisse aus.
https://www.coinarchives.com/w/openlink ... f565d377ce
https://www.coinarchives.com/w/openlink ... b0a15b4a56
https://www.coinarchives.com/w/openlink ... 44084ffea8

Alle drei in Bronze bzw. "AE"
Leider habe ich keinen Zugriff auf die entsprechend Literatur (Brown bzw. Eimer)
Hast Du diese 353 Seiten über Boulton auch gelesen? :D
https://tinyurl.com/tqg9yhk

Auf Seite 486 wird die Medaille zitiert
1803 (dated 1798) Boulton’s Medallic Scale Medal (Pollard 27; BHM 462; Eimer 901a/b) 42/41mm Dumarest/ Küchler
Mittlerweile habe ich den Verdacht, daß diese Bleimedaille nicht von Boulton geprägt wurde.
Aber da habe ich nicht genug Wissen.

Grüße
Zwerg
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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von shanxi » Mi 27.11.19 13:32

antoninus1 hat geschrieben:
Mi 27.11.19 11:40
Meine Medaille ist dagegen aus Blei aber scheint schon geprägt zu sein! Muss ich da eine Fälschung befürchten oder sind Bleiprägungen durchaus üblich?
Es schein zumindest Blei Prägungen von Boulton zu geben, das BM hat eine (wenn auch nicht dein Typ):

https://research.britishmuseum.org/rese ... 4&partId=1

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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 27.11.19 21:09

Eimer hat als Nr. 901A eine Medaille mit 43 mm und eine ganz ähnliche mit 41 mm als 901B. Beide gibt es in Bronze und in White Metal, einer Zinn/Blei-Legierung. Als Stempelschneider gibt Eimer R. Dumarest an, mit Fragezeichen. Aus den angegebenen Preisen läßt sich schließen, daß die WM-Medaillen dreimal häufiger sind als die aus Bronze.
Rambert Dumarest (1760-1806) wurde schon als junger Mann von Boulton entdeckt und nach Birmingham geholt, wo er für die Soho Mint arbeitete. Nach der Revolution ging er nach Frankreich zurück. Diese Medaille dürfte kurz nach dem Frieden von Amiens (1801) für den französischen markt produziert worden zu sein, um Boultons technische Fertigkeiten zu propagieren und -wie ich denke - Dumarest als Boultons Agenten in Frankreich zu etablieren. Ich denke schon, daß die Medaille in der Soho Mint geprägt wurde, denn so viele Alternativen, die in gleicher Qualität hätten prägen können, gab es damals nicht und warum hätte Boulton seine Reklame anderswo fertigen lassen sollen?

Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von antoninus1 » Mi 27.11.19 23:19

Vielen Dank euch drei für eure Kommentare und Informationen. Dass Eimer Weißmetall erwähnt, beruhigt mich sehr, ebenso, dass im BM eine Bleimedaille liegt. Dann gehe ich mal davon aus, dass es eine offizielle Prägung der Soho-Mint ist.

@Zwerg: die Doktorarbeit habe ich nicht gelesen. Vielleicht mal, wenn es ganz regnerische Sonntage gibt :)
Aber im Ernst, ich denke, die ist schon interessant für mich.

@KAM: welche Werte werden denn im Eimer angegeben? Von den 5 Stücken, die ich jetzt kenne, sind ja 4 aus Kupfer/AE. Vielleicht werden die mehr gehandelt als die Weißmetallmedaillen?

Ich habe mir mal 901A und B genauer angesehen. Auf der Rückseite sieht man, dass bei A zwischen Rand und äußerster Randinschrift ca. 1mm mehr Platz ist.

Auf der Vorderseite unterscheidet sich die Inschrift. Ich habe sie so aufgelöst:

A: MATT . BOULTON ESQr . F.R.S.L. L . M (?) ED. F.R.I M (?) S.A.
Matthew Boulton Esquire Fellow of the Royal Society London & Edinburgh Fellow of the Royal Institution and Society of Arts
Die "M", die "and" bedeuten sollen, sind mir nicht klar.

B: MATT . BOULTON ESQ . F.R.S.L. & ED. F.R.I & A.S.
Matthew Boulton Esquire Fellow of the Royal Society London & Edinburgh Fellow of the Royal Institution and A. (?) Society
Gruß,
antoninus1

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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 27.11.19 23:57

Eimer hat für beide Medaillen in ss 15 bzw 45 Pfund. Aber das war 1987. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Boultons Medallic Scale in Blei

Beitrag von antoninus1 » Do 28.11.19 08:47

Danke!
Gruß,
antoninus1

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