Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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klausklage
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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von klausklage » Mi 28.12.11 15:54

Vielleicht ist das einfach nur eine unschöne Zeiterscheinung. So war es in der Renaissance bereits durchaus üblich, römische Marmorkunstwerke zu restaurieren, sprich die abgebrochenen Nasen, Köpfe, Beine etc. zu ergänzen. Bekanntes Beispiel ist Michelangelos (falsche) Rekonstruktion des verlorenen Arms der Laokoon-Gruppe. Geht man heute in den Museen durch die Sammlungen jener Zeit, so weist die Mehrzahl der Exponate solche Ergänzungen auf.
Bei den Münzen dürfte der Trend zum Bearbeiten mit der Funktion als Geldanlage zusammenhängen. Wer sich halt nicht für die Geschichte der Münze interessiert, dem ist es auch egal, ob sie unberührt ist. Mir tun die Opfer dieser Verstümmelungen leid, womit ich die Münzen meine, nicht deren Käufer. Für letztere gilt: Besser die kaufen so etwas und lassen mir dafür eine Chance bei den echten Schmuckstückchen!

Olaf
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beachcomber
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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von beachcomber » Mi 28.12.11 16:00

quisquam hat geschrieben:Aber warum sollte man anderen vorschreiben, was sie zu boykottieren haben?

Solche Stücke kann jeder anders beurteilen, und die vorwiegende Beurteilung ist wohl auch von Land zu Land unterschiedlich. Ursula Kampmann schreibt in ihrem Katalog zum Stichwort "bearbeitet":

"Damit wird euphemistisch die Tatsache vermerkt, daß Schrift oder Darstellung einer Bronze nachgeschnitten wurde. Stark wertmindernd (v. a. in Deutschland und den USA, in Italien wird interessanterweise eine Nachbearbeitung kaum in die Preisgestaltung einbezogen.)"

Grüße, Stefan
sehe ich genauso. es ist eine sache sammler zu sensibilisieren so einen mist nicht zu kaufen,( wie wir das hier immer tun), aber eine andere jemandem vorschreiben zu wollen was geht, und was nicht!
so traurig es ist, aber es gibt einen markt für dieses zeug, und so lange in der beschreibung klar ausgedrückt worum es sich handelt, finde ich das in ordnung!
grüsse
frank

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von chinamul » Mi 28.12.11 16:36

So wie Herr von und zu Guttenberg in seiner kurzen Zeit als Verteidigungsminister die Kampfhandlungen in Afghanistan als erster Regierungsangehöriger einen Krieg nannte und so ein bis dahin ängstlich vermiedenes Tabuwort in den Mund nahm, hat Lanz neuerdings den fatalen Begriff "geschnitzt" in seine Beschreibungen aufgenommen. Damit hat er für die unsäglichen Manipulationen bei Teilen seines Angebots endlich den passenden, vernichtenden Ausdruck gewählt.
Vielleicht sollten wir als Forum noch unverblümter als bisher solche Machwerke als das bezeichnen, was sie sind, nämlich wertloser Schund.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von Iulia » Mi 28.12.11 16:43

Ganz so harmlos wie manche Vorredner finde ich das nicht, schließlich handelt es sich dabei durchaus um Vernichtung von Kulturgut. Wer weiß, ob nicht gerade dieser Stempel einmalig und bei einer zukünftigen Stempeluntersuchung fehlen wird. Und mit den Ergänzungen der Renaissancezeit kann man die Schnitzereien auch nicht vergleichen, denn im Unterschied zu diesen sind sie IRREPARABEL.
Bei der „Vernichtung von Kulturgut“ sollte man ansetzen, aber das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von curtislclay » Mi 28.12.11 16:52

Der Sesterz der "Manlia Scantilla" bei Lanz (Link oben von hjk) ist eigentlich Julia Domna mit komplett umgeschnitzter Legende!

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quisquam
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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von quisquam » Mi 28.12.11 17:09

Ich habe soeben Lanz mit Link auf diesen Thread darauf aufmerksam gemacht.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von n.......s » Mi 28.12.11 17:16

Iulia hat geschrieben:Ganz so harmlos wie manche Vorredner finde ich das nicht, schließlich handelt es sich dabei durchaus um Vernichtung von Kulturgut. Wer weiß, ob nicht gerade dieser Stempel einmalig und bei einer zukünftigen Stempeluntersuchung fehlen wird. Und mit den Ergänzungen der Renaissancezeit kann man die Schnitzereien auch nicht vergleichen, denn im Unterschied zu diesen sind sie IRREPARABEL.
Bei der „Vernichtung von Kulturgut“ sollte man ansetzen, aber das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert.
genau so sehe ich das auch!
Gerade Lanz sollte sich schämen für solche Aktionen! Die sog. Erklärung , die er bei jeder passenden Gelegenheit zitiert und in jeder Auktion abdruckt ist nichts wert, wenn vorhandenes Kulturgut eben nicht erhalten, sondern verstümmelt und entwertet wird!

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von Mehler » Mi 28.12.11 17:26

Wenn ich diese "Werke" sehe wird mir echt schlecht!!! :cry:
MfG
Heiko

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von beachcomber » Mi 28.12.11 18:36

nephrurus hat geschrieben:
Iulia hat geschrieben:Ganz so harmlos wie manche Vorredner finde ich das nicht, schließlich handelt es sich dabei durchaus um Vernichtung von Kulturgut. Wer weiß, ob nicht gerade dieser Stempel einmalig und bei einer zukünftigen Stempeluntersuchung fehlen wird. Und mit den Ergänzungen der Renaissancezeit kann man die Schnitzereien auch nicht vergleichen, denn im Unterschied zu diesen sind sie IRREPARABEL.
Bei der „Vernichtung von Kulturgut“ sollte man ansetzen, aber das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert.
genau so sehe ich das auch!
Gerade Lanz sollte sich schämen für solche Aktionen! Die sog. Erklärung , die er bei jeder passenden Gelegenheit zitiert und in jeder Auktion abdruckt ist nichts wert, wenn vorhandenes Kulturgut eben nicht erhalten, sondern verstümmelt und entwertet wird!
wir sollten doch mal die kirche im dorf lassen! 'vernichtung von kulturgut' ist doch wirklich wasser auf die mühlen derjenigen spinner, denen private sammler sowieso ein dorn im auge sind!
nicht alles was 2000 jahre alt ist, ist automatisch erhaltenswertes kulturgut! (und iulias befürchtung dass ausgerechnet bei den schnitzobjekten ein einmaliger stempel zersemmelt wird, ist zwar nicht auszuschliessen, aber hochgradig unwahrscheinlich. :) )
grüsse
frank

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von Erro » Mi 28.12.11 18:38

quisquam hat geschrieben:Ich habe soeben Lanz mit Link auf diesen Thread darauf aufmerksam gemacht.

Grüße, Stefan
Das ist gut. Da ist es mir ganz besonders ein inneres Anliegen zu schreiben, dass Lanz mittlerweile aufgrund seiner angebotenen Schnitzwerke von mir mit absoluter Missachtung belohnt wird. Bei den Bronzen sind die verpfuschten Werke zur Zeit schon fast der "Normalfall". Wenn die wieder zur Besinnung kommen kaufe ich dort gerne wieder. Aber da müssen die schon verdammt viel verbessern um bei mir vorerst auch nur einen €uro einzusacken. :mrgreen:
"Töte mir den letzten Nerv. Mit ihm alleine will ich auch nicht mehr leben." (Walter Moers)
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Die Welt ist ein unerschöpfliches Deppenlager.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von n.......s » Mi 28.12.11 18:54

@ Frank: Verharmlosung macht die Sache weder angenehmer noch brauchbarer.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von quisquam » Mi 28.12.11 19:00

Verteufelung macht es aber auch nicht besser.
Erro hat geschrieben:Da ist es mir ganz besonders ein inneres Anliegen zu schreiben, dass Lanz mittlerweile aufgrund seiner angebotenen Schnitzwerke von mir mit absoluter Missachtung belohnt wird.
Mit Missachtung reagiere ich nicht. Aber auch den Lanz-Münzen, die nicht bearbeitet sind begegene ich inzwischen mit Skepsis, ob da nicht doch irgendwas manipuliert wurde. Einen "Lanz-Bonus" rechne ich nicht mehr in das Gebot ein, eher das Gegenteil.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von beachcomber » Mi 28.12.11 19:55

nephrurus hat geschrieben:@ Frank: Verharmlosung macht die Sache weder angenehmer noch brauchbarer.
ich denke nicht das ich hier irgendetwas verharmlose. mir sind diese schnitzwerke ebenso ein greuel wie dir, und immer wieder darauf aufmerksam zu machen halte ich ebenso für notwendig wie du.
aber es ist nicht an uns, irgendwelche moralischen massstäbe anzulegen und diejenigen zu verdammen die sich so ein zeug in die sammlung legen oder damit handeln!
grüsse
frank

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von Iulia » Mi 28.12.11 19:59

beachcomber hat geschrieben: 'vernichtung von kulturgut' ist doch wirklich wasser auf die mühlen derjenigen spinner, denen private sammler sowieso ein dorn im auge sind!
Richtig, Frank! Und genau deshalb sollten verantwortungsvolle Händler diesen "Spinnern" keine Angriffsfläche bieten.

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Re: Sachen zum Weinen: "Gemeuchelte Münzen"

Beitrag von areich » Mi 28.12.11 20:01

beachcomber hat geschrieben:
nephrurus hat geschrieben:@ Frank: Verharmlosung macht die Sache weder angenehmer noch brauchbarer.
ich denke nicht das ich hier irgendetwas verharmlose. mir sind diese schnitzwerke ebenso ein greuel wie dir, und immer wieder darauf aufmerksam zu machen halte ich ebenso für notwendig wie du.
aber es ist nicht an uns, irgendwelche moralischen massstäbe anzulegen und diejenigen zu verdammen die sich so ein zeug in die sammlung legen oder damit handeln!
grüsse
frank
Warum nicht? Es werden echte Münzen unwiederbringlich zerstört und durch den regelmäßigen Verkauf von solchen Stücken wird für Nachschub gesorgt.
Die Sammler, die sowas kaufen sind mir egal, wer hunderte von Euro für diesen Müll ausgibt ist selbst schuld und wahrscheinlich werden sie sowieso nie merken, das diese Münzen wertlos sind, außer für andere Deppen wie sie. Aber ein seriöser Händler wird mit sowas nicht handeln. Die Beschreibung ist schon fast ehrlich, das stimmt aber wir reden im Augenblick von einem Mitarbeiter, da würde ich nicht so viel verallgemeinern. Bei den Griechenbronzen in der letzten 'richtigen' Auktion stand nichts dabei.

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