Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

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Laurentius
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Mi 21.12.22 10:33

@ Richard

Bei Durchsicht meiner Römer nach doppelt vorhandenen Exemplaren habe ich in der Rubrik TETRICUS II/SPES AUGG vorgeblich Doppelexemplare vorhanden, sehe aber in der Beinstellung der SPES kleine Unterschiede in der Darstellung.
Bei dem Antoninian mit der internen Nr. 7 steht SPES m. E. auf dem linken Standbein, das rechte Knie ist nach rechts geschwungen, obwohl SPES nach links gerichtet ist.
PS. Habe das gerade gesehen. Das könnte auch einfach nur prägebedingt etwas täuschen. Grundsätzlich sehe ich
hier keine bedenken, dieses Exemplar(Nr. 7), als RIC 270 var zu bestimmen.
Folgendes Exemplar hatte ich auch als RIC 270 var bestimmt und da ist das Standbein auch, wie bei Deinen
anderen Exemplaren. Ist auch schon eine Zeit lang her. Vielleicht liegt der Unterschied zu RIC 270 auch woanders.

Das könnte man aber bestimmt noch einmal verifizieren.
tetricus II ric 270 var.jpg
vg Laurentius
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Mi 21.12.22 10:54

Glaube Du hast doch recht. Das "var" muss ich bei meinem entfernen und bei Deinem "Nr 7 "ist
es tatsächlich so. Hier bei wildwinds sieht man es besser.

https://www.wildwinds.com/coins/ric/tet ... _2647.jpg

Wobei die sich dort auch auf die Büstenvariante beziehen. :?

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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von richard55-47 » Mi 21.12.22 11:19

Danke für deine Bemühungen. Die von dir gezeigte, bei wildwinds als Cunetio 2647 ausgewiesene SPES entspricht meinem Exemplar Ordnungs-Nr. 7. Auf die Büstendarstellung (bust type") wurde offensichtlich hingewiesen, weil die als RIC 270 vorgestellt Büste anders aussieht, wahrscheinlich der Standardtyp ist. Bei der Büste Cunetio 2647 sehe ich keinen Unterschied zu der auf meinem Antoninian, also kann nur auf den Unterschied zur als RIC 270 vorgestellten Büste hingewiesen worden sein.

Offensichtlich ist aber der Beinstellung der SPES keine Bedeutung zugemessen worden. Ich bin fast versucht, meine Nr. 7 als RIC 270var-var zu katalogisieren. :lol:
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Mi 21.12.22 11:24

Ich danke Dir Richard für die Klarstellung!
Ich bin fast versucht, meine Nr. 7 als RIC 270var-var zu katalogisieren.
Sehr gut.... :lol:

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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Di 27.12.22 13:35

@ Lucius Aelius
Obwohl das numismatische Feld des Gallischen Sonderreiches bereits gut durchpflügt wurde (Elmer, König, Drinkwater, Mairat, Schulte, Gricourt, Hollard u.s.w.) sind noch viele Fragen nicht erschöpfend beantwortet.
Das von Dir angeschnittene Thema hat mir keine Ruhe gelassen. Bei der Recherche bin ich auf
zwei sehr interessante Aufsätze gestossen, die dieses Thema nach wissenschaftlichen Erkenntnissen
sehr akribisch beschreiben.

Zum einen ist es die Arbeit von:

Wilfried Knickrehm: zu finden im Sonderdruck des Trierer Petermännchen 2008/2009

Die Münzstätte der letzten gallischen Kaiser in Trier

und zum anderen die Arbeit von:

Heinz-Jürgen Jost(Justus): zu finden im Sonderdruck des Trierer Petermännchen 2018/2019

Die Münzprägung des Aurelian in der Münzstätte Trier und wieso wurde diese geschlossen
und nach Lyon verlegt?

Aber das kann uns Justus sicherlich selber am besten erläutern!

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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Do 29.12.22 19:47

Auch folgende Revers-Typen können nach der Entdeckung von Wilfried Knickrehm zweifelsohne
Trier zugeordnet werden. Diese wie andere Typen kamen in den Trümmern der Prägestätte
gehäuft vor. Als Beispiel 2 Exemplare aus meiner Sammlung.

RIC 148, des Tetricus I.
AV: IMP C TETRICVS PF AVG
RV: VIRTVS AVGG
∅ 19mm, 2,82g
tetricus 1 ric 148.jpg
RIC 272, des Tetricus II.
AV: C PIV ESV TETRICVS CAES
RV: SPES PVBLICA
∅ 18mm, 1,70g
tetricus 2 ric 272.jpg
Noch etwas komplizierter scheint es sich mit den Prägungen des Victorinus zu verhalten.
Es ist davon auszugehen, das seine Münzen in Köln und Trier geprägt wurden. Münzen des
Postumus z.B. kamen in diesem Fundkomplex so gut wie gar nicht vor.

@ Justus

Ich hoffe es ist ok, wenn ich mich hier aus gegebenem Anlass, hin und wieder
auf die Arbeit von W. Knickrehm beziehe? Mein letzter Kontakt zu ihm ist schon ca.
18 Jahre her.

vg Laurentius
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Sa 31.12.22 10:44

Wie man weiß, ist nicht immer einfach, die Kaiser des gallischen Sonderreiches einer
Offizin zuzuteilen. Kurze Rede langer Sinn. Wie würdet Ihr folgende Exemplare zuordnen?

Victorinus RIC 67
victorinus ric 67.jpg
und Victorinus RIC 57 v.
victorinus ric 57 v.jpg
victorinus portrait.jpg
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Zwerg » Sa 31.12.22 11:12

Victorinus "RIC 67" ist nach Mairat, der Beachy Head und Cunetio folgt, Münzstätte Trier, Ausgabe 5, officina B, Anfang bis Mitte 271

"RIC 57" ist Münzstätte Köln, Ausgabe 5, Offizine gibt es keine, Mitte bis Ende 270.

Das ist bei Mairat recht einfach nachzulesen und den RIC sollte man tunlichst vergessen.
Mairat berücksichtigt natürlich alle archäologischen Kontexte von Trier, die Diss stammt von 2014

Grüße
Klaus
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Laurentius » Sa 31.12.22 11:32

Super, vielen Dank Klaus. so logge ich das ein! 8)

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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von harald » Mo 09.01.23 11:38

Kürzlich gelangte der folgende Sesterz des Postumus in meine Sammlung..
Er ist zwar nur mäßig erhalten, dürfte aber ziemlich selten sein.
G: 18,8g
D: 27mm

Die Beschreibung erfolgte durch Justus.

AE-Sesterz
Nach Mairat vermutlich Köln im Frühjahr 261 (während des 2. Konsulats)
nach Bastien 1. Emission, Serie 2, Mitte 260)
Obv. IMP C M CASS LAT P - OSTVMVS P F AVG, (Büstentypus D1) Drapierte, belorbeerte Panzerbüste mit Paludamentum (von vorne gesehen) nach rechts.
Rev. SAL - VS - A - V - G, (Salus Typus 2) Salus nach rechts stehend, hält Schlange in der rechten Hand und füttert sie aus Opferschale in der linken Hand.
Ref. Mairat Nr. 50, RIC 162, Elmer -.
Drei Exemplare bekannt:
1. London (1978-6-38-1)
2. Paris (AF 4443; F 1045, don Oppermann) = Bastien 2, pl. 1
3. Grün 59, 15/V/2012, 444

Grüße
Harald
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 09.01.23 15:30

harald hat geschrieben:
Mo 09.01.23 11:38


Die Beschreibung erfolgte durch Justus.

AE-Sesterz
Nach Mairat vermutlich Köln im Frühjahr 261 (während des 2. Konsulats)
nach Bastien 1. Emission, Serie 2, Mitte 260)
Obv. IMP C M CASS LAT P - OSTVMVS P F AVG, (Büstentypus D1) Drapierte, belorbeerte Panzerbüste mit Paludamentum (von vorne gesehen) nach rechts.
Rev. SAL - VS - A - V - G, (Salus Typus 2) Salus nach rechts stehend, hält Schlange in der rechten Hand und füttert sie aus Opferschale in der linken Hand.
Ref. Mairat Nr. 50, RIC 162, Elmer -.

Grüße
Harald
Die Averslegende lautet bei deiner Bronze allerdings nur IMP C POSTVMVS P F AVG
vgl. Mairat Tafel 18, Nr. 53/1 (nicht 50 mit der langen Legende)
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Gruss
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Zwerg » Mo 09.01.23 15:42

Ich habe zur besseren Sichtbarkeit ein wenig herumgedoktert

Grüße
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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von harald » Mo 09.01.23 16:46

Vielen Dank für die Korrektur.

Grüße
Harald

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Re: Gallisches Sonderreich - Münzen und anderes

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 19.04.23 07:09

Ein Antoninian des Gegenkaisers Marius ist leider kein Antoninian des Laelianus, aber nichtsdestotrotz auch interessant (etwa die Frage seiner Münzstätte - siehe unten) und keine Massenware wie bspw. die Tetrici
Geprägt wurde diese Münze wohl im April 269 n.Chr.
Prägestätte: Trier, 2. Emission, Köln (lt. Elmer)
RIC 6, C 8, Elmer 633, Zschucke 190, Gendre 171, Cunetio hoard 2503


a.jpg
b.jpg




Von Marius sind keine Inschriften bekannt. Über die Dauer seiner Regierungszeit gibt es kein Material außer der relativ „großen“ Menge seiner ausgegebenen Münzen. Victor Aurelius und Eutropius scheinen, trotz ihrer knappen Ausführung, die wichtigsten und zuverlässigsten Quellen zu sein, obwohl sie wahrscheinlich die gleiche Quelle (die ver-schollene „Kaisergeschichte“) benutzten. Die Historia Augusta ist zwar bei der Geschichte des Gallischen Sonderreiches sehr detailreich, enthält aber zuviele Fehler. Nach dieser Quelle soll Postumusʼ Herrschaft nur sieben Jahre gedauert haben (Tyranni triginta V, 4). König, gefolgt von Drinkwater, hatten angedeutet, dass Mariusʼ Regierungszeit etwa 4 Monate andauerte. Weiser setzte die in den Hortfunden vorkommenden Marius-Münzen ins Verhältnis zu den Münzen der anderen gallischen Kaiser (deren ungefähre Regierungszeiten bekannt sind) und kam so auf eine Herrschaft von etwa 70 Tagen. Lange Zeit wurde angenommen, Marius habe nur zwei Tage regiert hätte (von den Numismatikern angesichts der Münzmenge aber abgelehnt). Grund hierfür war die falsche Deutung des Satzes „Hoc iugulato post biduum Victorinus deligitur …“ bei Aurelius Victor (Liber de Caesaribus 33, 12) – statt „Als [Marius] nach zwei Tagen ermordet wurde, wurde Victorinus gewählt …“ muss es tatsächlich heißen „Als [Marius] ermordet wurde, wurde nach zwei Tagen Victorinus gewählt …“.

Vermutlich war Marius Kommandant der Mainzer legio XXII, als Laelianus zum Ende der Herrschaft des Postumus hingerichtet wurde. Mariusʼ Reverse waren neu und sein Porträt auf der Vorderseite unverwechselbar, was darauf hindeutet, dass die Graveure sofort über das Aussehen des neuen Kaisers Bescheid wussten. Das Münzmotiv des Handschlags ist typisch für Kaiser, die keine uneingeschränkte Legitimität besaßen bzw. die in verschiedene Lager gespaltenen Truppenteile (Marius-, Postumus- und Laelianus-Anhänger) versöhnen wollte.

Dass Marius in Köln und Trier Münzen prägen ließ beweist die Weiterbenutzung der noch von seinem Vorgänger Laelianus stammenden Kölner Reversstempel der n.r. schreiten-den Viktoria (Bild unten). Gilljam konnte 24 gemeinsam genutzte Stempel nachweisen. Laelianus hatte nur die Kölner Münzstätte kontrolliert, die Münzprägung von Marius in Trier folgt unmittelbar auf die letzte Ausgabe von Postumus in dieser Münzstätte (Quelle: Mairat, The coinage of the Gallic Empire, 2014). „Um die Mitte 268 wird der Silbergehalt des Geldes drastisch vermindert. Das Nominal, der Antoninian (Doppeldenar), der in Gallien immer noch eine leidlich gute Billonmünze war, wurde zum fast blossen Kupferstück, dem man mittels eines chemischen Verfahrens ein silbernes Aussehen verlieh. Solche Stücke fehlen in den zu Beginn 268 vergrabenen nordgallischen Schätzen; im späteren Bachofenschen Münztopf sind sie schon in einigen Exemplaren vorhanden. Die starke de facto Abwertung der Münze kann eigentlich nur durch ebenso drastisch erhöhte Militärausgaben verursacht worden sein. In diesem Zusammenhang muss auch die gleichzeitige Verlegung eines – des grösseren (!) – Teils des Kölner Münzamtes, wahrscheinlich nach Trier, gesehen werden. Das kleinere Trier war strategisch günstiger gelegen, bestens befestigt und seine Distanz zur Barbarengrenze erlaubte die Aufstellung eines zurückgestaffelten Verteidigungsdispositives. Anders als in Köln bestand deshalb keine Gefahr, durch einen massiven Einbruch der Germanen vom Hinterland abgeschnitten zu werden. … Die Existenz zweier Münzstätten von «Issue VI » [Emission 6] an ist die wichtigste Entdeckung von Besly und Bland (The Cunetio Treasure, London 1983, S. 56 f.) die Münzprägung des Postumus betreffend. Der tragische Fehler, der den englischen Kollegen … aber unterläuft, ist, dass sie die neuentstandene Münzstätte … mit Köln identifizieren … Die konsequente Interpretation der numismatischen Quellen muss vielmehr sein, dass Köln durch die Verlegung zweier Offizinen deutlich an Bedeutung und – angesichts des militärischen Hintergrundes – an Moral verlor ... Ihr Irrtum führt Besly und Bland zum Schluss, dass Postumus' (und vor ihm Gallienus') Münzstätte bis anhin Trier gewesen sein muss … Völlig richtig und beachtenswert hingegen ist ihre Feststellung, dass die Prägungen des Laelian an die letzten von Köln (!) anschliessen und folglich die Münzstättenzuweisung Elmers (Die Münzprägung der gallischen Kai-ser in Köln, Trier und Mailand, Bonner Jahrbücher 146, 1941) – zumindest für die unmittelbaren Nachfolger, Marius und Victorinus – zu vertauschen sind (Elmer: ,Köln‘ = Trier, ,Trier‘ = Köln)“ (Weder, Der Bachofensche Münzschatz, in: Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst, Heft 11, 1990, S. 58 und Anm. 18).
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Gruss
Lucius Aelius

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Beitrag von Pinneberg » Mi 19.04.23 12:43

Danke für Deine ausführliche Vorstellung (wie von Dir gewöhnt) dieses schönen Stückes, das auch aus relativ gutem Metall zu bestehen scheint. Gefällt mir!
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