Follis des Kaisers Maximianus (Herculius)
298 - 299 n.Chr.
Prägestätte: Karthago, 2. officina
RIC 31b, C 510
Gewicht: 9,34 g
Avers: Büste des Maximianus mit Lorbeerkranz n.r.
IMPERATOR MAXIMIANVS PIVS FELIX AVGVSTVS
Revers: Tanit (?), die punische Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzherrin Karthagos (die Römer setzten sie mit der Göttin Ops gleich) im langen peplos steht frontal mit n.l. gewendeten Kopf, in der Rechten hält sie Kornähren, in der Linken einen Olivenzweig (?)
SALVIS AVG[G]VSTIS ET CAES[S]ARIBVS FELIX KARTHAGO
Das Wohlergehen der [beiden] Augusti und der [beiden] Caesaren (verspricht) ein glückliches Karthago
B (im Abschnitt) = griechischer Zahlenbuchstabe „2“
„Seit 293 war einer jeden officina in einer westlichen Münzstätte die Prägung von Münzen eines bestimmten Kaisers zugewiesen, und zwar in Übereinstimmung mit der offiziellen Rangfolge, d.h. officina A prägte stets für Diocletian. … [In Alexandria]
signieren seit 291/92 die Offizinen A und Δ für Diocletian, B und Γ für Maximian; letzterer wird also von den Offizinen Diocletians eingerahmt und zugleich für den ,ersten Platz‘ Diocletians mit Platz zwei und drei gewissermaßen entschädigt. Nach der Ernennung der Caesares prägte Constantius [sic! – richtiger wäre Galerius]
mit Diocletian in den Offizinen A und Δ, Galerius [sic! – richtiger wäre Constantius]
mit Maximian in B und Γ. … Sie unterstreicht die Harmonie der vier Tetrarchen … Es gibt kein Indiz dafür, daß sie von Maximian in Frage gestellt wurde“ (Kolb, Diocletian und die Erste Tetrarchie, S. 79f.).
In der Umschrift spiegelt sich die Vorstellung wider, dass das Heil der regierenden Tetrarchen die Voraussetzung für das Wohlergehen des gesamten Erdkreises (Bronzemedaillon des Maximianus, SALVIS AVGG ET CAESS FEL ORBIS TERR [Gnecchi, Imedaglioni Romani II, S. 130 Nr. 25]), der Bürger oder einer Stadt gewährleistet. Während der allgemeinen Krise im 3. Jahrhundert spielte dieser Kausalzusammenhang zwischen Herrscher und Untertanen eine nicht unbedeutende Rolle im Bewusstsein der Menschen, weil deren Sicherheit durch Barbareneinfälle in das Reichsgebiet oder Bürgerkriege im Innern ständig gefährdet war und deshalb ein gesteigertes Schutzbedürfnis bestand, dass es so im 1. und 2. Jahrhundert noch nicht gegeben hatte.
289 n.Chr. erhoben sich die Berberstämme der Quinquegentiani gegen Mauretania Caesariensis sowie die sich ihnen anschliessenden Bayern und Fraxinenser gegen Mauretania Stifensis. Im Jahre 297 n.Chr. begann Maximianus seine Offensive und drängte die Rebellen zunächst in das Atlas- und Kabylei-Gebirge zurück. Zu Beginn des Jahres 298 n.Chr. führten die Römer einen regelrechten Vernichtungsfeldzug gegen die Quinquegentianer und trieben sie bis in die Sahara; seither sind sie aus den römischen Aufzeichnungen verschwunden (Quellen: Raven, Rome in Africa, 1993 / The Cambridge History of Africa, 1979, S. 206). Die Eröffnung der
Prägestätte Karthago diente zur Bereitstellung von ausreichendem Münzgeld für die Militäraktionen in Nordafrika. „Gesichert ist seine Präsenz in Karthago für den 10. März 298. Der Augustus scheint sich längere Zeit in Nordafrika aufgehalten zu haben. Im Jahr 299 zog Maximian feierlich in Rom ein und scheint einige Zeit in Rom zugebracht zu haben“ (Kritzinger, Kaiserresidenzen in tetrarchischer Zeit, S. 4). Inschriften aus Karthago belegen die Dankbarkeit des Bewohner gegenüber Maximian und begrüßen ihn, wie es schon beim Einzug des Caesars Constantius in London gewesen war, als Redditor lucis aeternae (Wiederhersteller des ewigen Lichts).